Die Jugend

Als Vater habe ich meine Kinder durch alle Altersstufen erlebt. Immer ging es zu schnell vorbei... Auf Arbeit erlebe ich sie seit Jahren immer im gleichen Alter: im interessantesten. Ich darf mit den 12- bis 14-jährigen arbeiten. Alle zwei Jahre neu haben wir eine Gruppe von 25 bis 50 jungen Leuten in diesem Alter, die wir als kleines Team knapp 2 Jahre lang in monatlichen Treffen und gelegentlichen Projekten begleiten.

Ja, manchmal denke ich, wenn ich sie erlebe: Geht's noch? Aber es überwiegt die Freude, diese Menschen zu erleben, langsam eine Beziehung entstehen zu lassen, ihre Unterschiedlichkeit zu genießen, zu erspüren, was sie brauchen. Manche sind rebellisch, andere still. Angepasst. Nachdenklich. Aufgedreht. Verträumt. Wie auch immer. 0ft spüre ich ihre Unsicherheit, die große Bedürftigkeit, ihre Sehnsucht nach Angenommensein! Manchmal auch die Sicherheit und Festigkeit, mit der sie im Leben stehen.

Wir haben Jungs und Mädchen erlebt, die vor allem über die Stränge geschlagen haben. Die grüßen mich noch nach Jahren freudig auf der Straße. Bei uns haben sie gespürt: Wir dürfen nicht alles machen, aber was wir auch machen – wir bleiben akzeptiert. Wir haben Menschen gehabt, die gefragt haben, wie es kommt, dass sie in der Schule immer aus Rand stehen und bei uns erleben, was eine akzeptierende Gruppe ist. Ich schätze es, wenn sie widersprechen, sich ausprobieren, neue Schritte gehen. Ich liebe es, wenn sie ihre Kreativität sprühen lassen. Ich bin auch beeindruckt, wenn sie mit ihrer Unlust offen und bewusst umgehen.

Natürlich gelingt nicht alles, aber: Diese Arbeit liebe ich auch mit über 60 noch.

#Arbeit