04 Kiesel
⫸ Kiesel
Unter einem flimmernden Himmel, aus dem gelegentlich Turnschuhe regneten, stand Plinkar auf einem Marktplatz aus schwebendem Kunststoff. Händler priesen geglättete Persönlichkeiten im Glas, parfümierte Gedanken und faltenfreie Meinungen zum Sofortgebrauch an. Plinkar nahm nichts davon, setzte sich mitten auf den Boden und kaute auf einem gewöhnlichen Kiesel. Ein Schwarm sprechender Laternen forderte, es solle doch endlich ein Prüfprotokoll für ordnungsgemäss gefaltete innere Stimmen vorweisen. Plinkar hielt den Kiesel hoch, drehte ihn langsam zwischen den Fingern und legte ihn sich dann auf die Zunge. Die Laternen flackerten beleidigt. Statt aufzustehen, wickelte sich Plinkar in ein heruntergefallenes Werbeplakat und legte sich schlafen. Passanten staunten, einige kicherten, andere drehten sich pikiert ab. Der Marktplatz summte weiter.
Bei Tagesanbruch umschloss eine Glasvitrine das schlafende Plinkar. «Echte Genügsamkeit – nur heute», leuchtete ein Preisschild.
