Himmelblau

Auch so kann ich mein Erleben beschreiben.

Es gibt Momente, da frage ich mich, was das für eine Farbe ist, dieses Himmel­blau. Denn – ihr wißt es ja bereits – für mich ist der Himmel häufig „nur” grau, ganz gleich, ob da Wolken sind oder nicht. Das passiert immer wieder, ohne daß ich mich wirksam dagegen wehren kann. Das ist, als gerate ich auf einen glitschigen Abhang und kann das Hinabrutschen nicht komplett verhindern. Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, das Rutschen abzubremsen, zu verlangsamen, und ich kann zumeist verhindern, daß ich am unteren Ende des Abhangs über eine Kante ins Boden­lose stürze. Dann liege ich bäuchlings am Boden, rutsche nur noch lang­sam. Dann liege ich still, eine ganz Weile, regungslos, kraftlos, ängstlich. Bis ich mir sicher bin, daß das Rutschen aufgehört hat. Langsam nur und angsterfüllt krieche ich nach oben. Bis ich mich mühsam auf alle Viere erhebe. Weiter­krabbeln und dabei nicht ruckartig bewegen, um auf keinen Fall wieder ins Rutschen zu kommen. Manch­mal brauche ich ein paar Stunden, manch­mal brauche ich ein paar Tage, ab und zu braucht es Wochen, ehe ich mich wieder aufgerichtet habe. Und noch später erst habe ich die Kraft, den Kopf zu heben und nach vorn und nach oben zu schauen, um es zu entdecken, was ich so oft nicht sehen kann. Da ist es, das Blau des Himmels, das Himmel­blau. Das in einer depressiven Episode für mich wirklich nicht sichtbar ist.

Wenn ich so darüber schreiben kann, geht es mir (wieder) recht gut.