Grevet Bayern #2 – Über Umwege auf den heiligen Berg

Wer das gesamte Grevet Quartett erfolgreich absolviert kommt in den Olymp. Olymp, der heilige Berg der antiken Griechen, das macht natürlich was her. Aber einen heiligen Berg, den haben wir Bayern auch zu bieten! Wie passend also ist es, dass man auf dem Weg zum Grevet Olymp dieses Jahr beim zweiten Grevet erstmal den heiligen Berg der Bayern erklimmen muss. Herrsching Bahnhof – Kloster Andechs, klar die Strecke kenne ich, bin doch mein ganzes Leben schon hier in der Ecke und habe die ein oder andere Sauftour, äh, wollte sagen Wallfahrt, schon mitgemacht. Aber die Strecke, die eine gute Woche nachdem ich Grevet #1 absolviert hatte, veröffentlicht wurde, die hat mit ihren 160km mit der “normalen” Strecke dann doch nichts gemein.

Aber sie sorgt für Vorfreude und nachdem sich im Laufe der Woche die Gewitterprognosen immer weiter vom Nachmittag Richtung Abend verlagert haben, steht am Samstag der Entschluss, dass ich am ersten Sonntag des möglichen Zeitraums diese Strecke in Angriff nehmen werde.

So ganz vertraue ich dem Wetterbericht nicht, also wieder früh los um wirklich vor dem Gewitter im Ziel zu sein. Also selbes Spiel wie beim letzten mal, um 6 Uhr das Haus verlassen, mit dem Auto zum P+R Parkplatz (der in Herrsching das zehnfache von dem in München kostet) und um 7 Uhr rolle ich über den Bahnhofsvorplatz und das Grevet beginnt. Erstmal ein Stück entlang dem “klassichen” Weg Richtung Kiental, aber dann einmal scharf links abgebogen und rein in den ersten Anstieg. Das Navi meldet “Climb 1 of 24” es wird also defintiv hügeliger als bei Grevet #1, aber gut, das war ja vorher klar. Oben gibt es dann den ersten Blick auf das Kloster zu erhaschen, aber die Fahrt geht dann erstmal weiter in die entgegengesetzte Richtung.

Blick über eine Wiese, im Hintergrund kann man das Kloster Andechs auf dem nächsten Hügel erkennen

Jetzt geht es erstmal auf einfachen Trails durch Felder und Wälder, bevor dann bei km 11 unverhofft das erste Highlight auftaucht. Das letzte Stückchen vor Schloss Seefeld führt der Track direkt an einem Bach entlang und das hatte mit der noch tiefstehenden Sonne die auf dem Wasser glitzert, den fleißig zwitschernden Vögeln und keiner Menschenseele weit und breit richtiges Waldbadefeeling.

Ein Bach schlängelt sich durch den Wald

Danach geht es dann ein Stück entlang der Straße, durch Hechendorf durch und weiter über Feldwege bis zu Checkpoint 1. Zeit das vorhin noch schnell gekaufte Schokocroissant zusammen mit dem wunderbaren Blick über den Ammersee zu genießen. Dann geht es weiter mit der Abfahrt Richtung Inning, am nördlichen Ende des Sees vorbei und dann quasi direkt am Westufer entlang bis kurz vor Schondorf. Dann einen kleinen (aber durchaus schlammigen) Abstecher durch den Wald und ab Richtung Ammersee Höhenweg. Hier heißt es erstmal Abschied nehmen vom See und auf schnellen Feldwegen ab Richtung Westen. Von dem Abschnitt bis Landsberg ist dann auch nicht so viel hängen geblieben, ausser dass das hier Oberbayern wie aus dem Buche ist: weite Felder zwischen kleinen Dörfern enden an weiten Neubaugebieten voller Einfamilienhäuser.

Rapsfeld mit einem freistehenden Baum in der Mitte

Naja und auf einmal sieht man dann eine größere Stadt vor sich und steht kurz darauf vor CP2, hat also bereits gute 50km geschafft. Weiter geht es dann mit einer kurzen Kopfsteinpflasterabfahrt Richtung Lech und dann weiter am Fluß entlang wieder raus aus der Stadt. Auf dem Weg direkt am Fluss entlang ist dann auch gut was los, vor allem bei Familien mit kleinen Kindern scheint das hier ein beliebtes Ausflugsziel zu sein.

Schäumendes Wasser am Lechwehr mit Landsberger Altstadt im Hintergrund

Von daher bin ich froh, als sich der Track vom Uferweg verabschiedet und mich auf das Hochufer führt. Da geht es dann auch ein gutes Stück weiter, erst auf Forstwegen, dann zwischen drin mal über freies Feld und dann über Singletrails, wo dann auch die angekündigte Schiebe-/Tragepassage samt dem dafür entschädigenden Ausblick kommt.

Fahrrad an einen Baum vor einer Abbruchkante gelhent, dahinter bzw. darunter sieht man einen Fluß

Dann heißt es Abschied nehmen von Lech und Trails und erstmal wieder über kleine Straßen, Feld- und Waldwege ab zum nächsten Checkpoint, der dann nach ca. 95km erreicht wird.

Ein Feldweg führt durch mit Löwenzahn bewachsene Wiesen

Weiter geht’s bei schönstem Frühsommerwetter über feinsten Schotter Richtung Windachspeicher. Diese Kombination aus Wetter und Wegen führt dann auch dazu, dass ich den Gedanken auf eine Einkehr in der Windachalm ganz schnell wieder beiseite schiebe, als ich die Maße an davor abgestellten (E-)Bikes sehe. Dann lieber noch einen Riegel und das gute Friedhofswasser aus den vorhin neu gefüllten Flaschen bei der Fahrt genießen.Die geht auf dem nächsten Stück dann größtenteils auf Forstautobahnen durch die Wälder. Dann einen kleinen Trail hinab und plötzlich ist da mit der Schatzberg Alm schon die nächste Möglichkeit zur Einkehr. Ein kurzes Abwägen zwischen den sich langsam vor den Bergen auftürmenden Wolken und der Aussicht mal kurz die Beine auszuruhen gewinnen die Beine. Da hier aber auch einiges los ist, heißt es erstmal 15 Minuten in der Schlange stehen (naja, immerhin mal raus aus dem Sattel). Dann gönne ich mir das (nach meiner sporternährungswissenschaftlichen Analyse) perfekte Menü um meinen Körper für die letzten 30km nochmal zu motivieren: Espresso (Koffein), Kuchen (Kohlenhydrate) und ein alkoholfreies Weißbier (isotonisch). So gestärkt kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Antenne der Erdfunkanlage in Raisting

Also weiter geht’s nach Raisting, durch den Ort durch und raus zu den großen Satellitenschüsseln, hinter denen sich die dunklen Wolkenmaßen langsam immer näher schieben. Also nicht lange verweilen, sondern gleich weiter. Irgendwo kurz hinter Fischen sind dann die 150km voll, das interessiert eigentlich aber nicht so wirklich, denn im Vordergrund steht jetzt der letzte Anstieg, denn hier heißt es nochmal ~130hm bis zum Kloster Andechs zu überwinden. Nach über acht Stunden unterwegs lautet hier die Devise nur noch: Kette links und weiterkurbeln. Und so bin ich dann irgendwann oben am heiligen Berg, dem letzten Checkpoint des Tages. Schnell das Beweisfoto gemacht und dann geht es wieder runter Richtung Herrsching. Im Kiental ist der eigentlich recht breite Weg dann doch von etlichen Fußgängern bevölkert, so dass es statt einem Schlusssprint einen gemütlichen Slalom nach unten gibt. Dann ist auch der Bahnhof wieder erreicht und mein zweites Grevet erfolgreich absolviert. Unterwegs war ich dafür 9:02, habe 161,3km zurückgelegt und habe 1866hm mitgenommen (so meldet es zumindest das Navi an Schluss). Vor allem aber hatte ich einen wirklich tollen Tag bei bestem Wetter (auf der Heimfahrt habe ich dann den Track nochmal gekreuzt, ca. 1 Stunde nachdem ich da mit dem Rad durch bin und da hat es gerade richtig zu schütten begonnen) auf einem wirklich wieder sehr schön gescoutetem Track und Rad und Körper haben das ganze ohne Murren mitgemacht. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Grevet!


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