AC Bellinzona – FC Wil (20.07.2024, Meisterschaft)
Es gibt verschiedene Arten von Niederlagen:
- Eine Niederlage, die sich aufgrund des grossen Klassenunterschieds gar nicht als Niederlage, sondern als Achtungserfolg anfühlt;
- Die Niederlage, die sich wegen der guten Stimmung auf den Rängen gut ertragen lässt;
- Die Niederlage, die sich brutaler anfühlt, weil man eigentlich besser war und trotzdem verloren hat;
- Die Niederlage in einer langen Reihe von Niederlagen, die das Fass zum Überlaufen bringt.
Die gestrige Niederlage passt in keine dieser Kategorien. Die Wiler hätten das Spiel gegen Bellinzona, einer der – ohne jetzt den Tessinern zu nahe treten zu wollen – eher schwächeren Vereine in der Challenge League, eigentlich gewinnen sollen. Haben sie nicht. Die 2:1-Niederlage war grundsätzlich leistungsgerecht, die Stimmung auf den Rängen relativ schlecht. Es waren Ferien, es war über dreissig Grad, sehr sonnig und weit weg im Tessin.
Nach der guten Vorbereitung mit einer besonders starken Offensive, habe ich eine gute Reaktion auf das 1:1 zur Pause erwartet. In der vorletzten Saison war das Team oftmals in einer ähnlichen Situation, sodass ich mich damals gar nicht gross über Gegentreffer geärgert habe.
Das ist allerdings nicht passiert. Von der sonst starken Offensive unter – nota bene in seiner Aktivzeit Defensivspieler – Marco Hämmerli war in der zweiten Hälfte nichts zu sehen.
So ist aus einem unübersichtlichen Gewusel ein Tor für Bellinzona gefallen. Die Verteidigung muss sich hier ein paar kritische Überlegungen machen, sonst wird das gegen stärkere Gegner noch schlimmere Folgen haben. Torhüter Laidani kann man hier glaube ich keinen Vorwurf machen.
Noch ein Wort zu den Zuschauern aus Bellinzona insbesondere auf der Haupttribüne. Selten habe ich derart ausfällige Zuschauer gegenüber dem Schiedsrichterquartett gesehen. Pfiffe, “Merda”-Rufe und soweiter, bei ziemlich klaren Entscheiden und das schon sehr früh, das habe ich nicht erlebt. Die Stimmung teilte auch die Bank der “Granata”, hier wurden fleissig Karten gesammelt. Gegen Bellinzona insgesamt vier auf dem Spielfeld.
Kurz noch zu den Fans: Die Bellinzona Boys ebenfalls etwas dezimiert, vermutlich wegen den Ferien. Intro mit einer Blockfahne, dazu weissen und weinroten Rauch. Die kleine Gruppe stand sehr kompakt an ihrer üblichen Stelle auf der Höhe der Mittellinie der Gegentribüne. In die zweite Hälfte wurde mit einem Spruchband gestartet, dessen Text ich hier nicht weitergeben kann.
Auf der Wiler Seite stark reduziert, dafür mit mehreren Familien die offenbar Ferien im Tessin gemacht haben. Ein Sohn fragte seinen Vater, wo denn “der Lukembila” sei. Der Vater schaute neugierig zur Bank. Ganz ehrlich, ich hätte Josias Lukembila auch nicht erkannt, wenn er dort gesessen hätte. Konjunktiv deswegen, weil Lukembila seit fast einem Jahr bei Paris FC spielt.