Bourbaki-Soldaten in Wil
Im Rahmen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 kam im Frühjahr 1871 eine französische Armee in die Schweiz und wurde nachfolgend interniert. Nach deren General wurde die Armee auch Bourbaki-Armee genannt. Ein Pflichttermin für Geschichtsinteressierte in Luzern ist das Bourbaki-Panorama von Edouard Castres, das die Ankunft der französischen Truppen in der Schweiz, die Abgabe ihrer Waffen und der folgenden Internierung zeigt.
Das Ereignis dieser Internierung wird gerne als Beispiel für die “humanitäre Tradition” der Schweiz gesehen. Dass diese “Tradition” oft Augenwischerei war und ist, soll jetzt hier nicht weiter diskutiert werden. Tatsächlich war die Aktion für die damals nicht so grosse Schweizer Bevölkerung eine Herausforderung. Das Stadtlexikon WilNet berichtet von 199 französischen Soldaten, die in Wil interniert wurden. Für ein kleines Städtchen eine anspruchsvolle Aufgabe. In Wil wurden diese im Armenhaus untergebracht, dem ehemaligen fürstäbtlichen Kornhaus an der Bergtalstrasse. Die Schlussrechnung des Wiler Lokalkomitees berichtet von 860.40 Franken, die damals aufgewendet wurden, der grösste Teil gedeckt aus freiwilligen Spenden. Das ist doch recht beeindruckend.
Offenbar starben zwei französische Soldaten in Wil. Einmal der Korporal Henri André Lecler am 13. Februar 1871 und der Soldat Pierre Auguste Grosse am 16. Februar 1871. Für Sie wurde an der Kirche St. Peter ein Denkmal errichtet. 1940 wurde offenbar eine kleine Platte mit der Aufschrift “Les Français à leur morts” ergänzt. Auslandsfranzösinnen und -franzosen in Wil war es offenbar im Verlauf des Zweiten Weltkriegs ihren Toten zu gedenken, bescheiden aber trotzdem.