Star Wars Outlaws: Eine Galaxis voller Diebe, Hoffnungen und Schatten

Canto Bight. Der Arbeiterviertel dieser schillernden Stadt erinnert an ein überfülltes Casino, in dem die Einsätze hoch sind und die Gewinner selten. Hier beginnt die Geschichte von Kay Vess, einer Diebin, die mehr vom Leben will, als nur in dunklen Gassen um den nächsten Kredit zu feilschen. Doch in der Welt von Star Wars Outlaws ist der Traum von Freiheit ein Spiel mit tödlichen Einsätzen – und die Regeln werden von den Syndikaten gemacht, nicht vom Imperium.

Ein humorvoller Moment, in dem Kay Vess und Nix versuchen, sich als einfache Reisende auszugeben, während sie von einem neugierigen Ewok beobachtet werden.

Ein neues Kapitel in der Star Wars-Saga

Ubisoft wagt sich mit Outlaws auf unbekanntes Terrain. Anders als in Assassin’s Creed oder Far Cry gibt es keine klassische Fortschrittsmechanik, keine Skillbäume, die du fleißig auflevelst. Stattdessen ist die Reise Kays eigene Entwicklung. Es ist eine mutige Entscheidung, die das Spiel angenehm anders wirken lässt, auch wenn sie nicht immer elegant umgesetzt ist.

Das Leben als Gesetzlose: Schattenseiten und Lichtblicke

Kay Vess ist keine Jedi. Sie hat keinen Zugang zur Macht, keine Lichtschwertkünste und keinen Mentor, der sie durch die Dunkelheit führt. Was sie hat, ist Überlebenswille und ihr tierischer Partner Nix, der ihre Abenteuer nicht nur emotional bereichert, sondern auch spielerisch klug ergänzt. Nix kann durch enge Schächte kriechen, Sicherheitsdrohnen ablenken und entscheidende Objekte heranschaffen. Es ist eine simple Mechanik, aber sie gibt der Beziehung zwischen Kay und Nix eine authentische, fast greifbare Qualität.

Doch wo Star Wars Outlaws glänzt, zeigt es auch seine Schwächen. Die Schleichmechaniken sind rudimentär und leicht durchschaubar. Gegner bewegen sich vorhersehbar, und das Risiko, entdeckt zu werden, verliert schnell an Schrecken. Die Kämpfe dagegen schwanken zwischen befriedigend und monoton. Sicher, es macht Spaß, in einem Kugelhagel aus einem Syndikatsversteck zu fliehen, aber wenn du das zum zehnten Mal machst, stellt sich ein Gefühl der Wiederholung ein.

Ein ruhiger Moment, in dem Kay Vess und Nix auf einem abgelegenen Planeten campen, unter einem Sternenhimmel voller Wunder.

Eine Galaxis, die lebt und atmet

Wo das Spiel jedoch wirklich beeindruckt, ist in seiner Welt. Die Planeten, die du erkunden kannst, fühlen sich organisch an, voller kleiner Details, die Geschichten erzählen. Ein verlassener Außenposten, dessen Wände von Laserbeschüssen gezeichnet sind, eine Cantina, in der ein Droiden-DJ alte Klassiker spielt – diese Momente schaffen Atmosphäre, die dich tiefer in die Welt zieht. Besonders bemerkenswert ist, wie das Spiel die typische “Rebellen gegen Imperium”-Erzählung bricht. Zwar bleibt das Imperium ein bedrohlicher Hintergrund, doch das wahre Gewicht der Geschichte liegt auf den Schultern der kriminellen Syndikate. Sie sind die unsichtbare Macht, die die Galaxis kontrolliert. Es ist erfrischend, ein Star Wars-Spiel zu erleben, das sich nicht auf Jedi oder Sith konzentriert, sondern auf die kleinen Leute – jene, die in den Schatten leben und dennoch nach Licht suchen.

Vergleich mit Black Myth: Wukong

Wenn man Star Wars Outlaws mit Black Myth: Wukong vergleicht, offenbaren sich zwei Spiele, die sich auf faszinierende Weise ergänzen und unterscheiden. Während Black Myth sich auf mythologische Wurzeln und intensive, fast meditative Kämpfe stützt, ist Outlaws eine schnelllebige Heist-Erzählung, die mehr Wert auf Abenteuer als auf Tiefe legt. Beide Spiele teilen jedoch einen entscheidenden Punkt: Sie ziehen dich in ihre Welten, indem sie dir nicht alles auf dem Silbertablett servieren. In Wukong erlebst du die Verzweiflung eines Einzelnen in einer feindseligen Welt, während Outlaws dir zeigt, wie Gemeinschaft – so zerrüttet sie auch sein mag – Hoffnung schenken kann.

Ein dramatischer Moment, in dem Kay Vess und Nix einen gefährlichen Sprung durch ein Wurmloch wagen, um einer imperialen Verfolgung zu entkommen.

Die stille Revolution: Ein RPG ohne Skills

Eine der interessantesten Entscheidungen von Star Wars Outlaws ist das Fehlen eines klassischen RPG-Fortschrittssystems. Keine Punkte zum Verteilen, keine Fähigkeitenbäume zum Freischalten. Stattdessen lernst du durch das Spiel selbst. Es ist fast so, als ob Ubisoft sagen möchte: „Du bist, was du tust.“ Diese Abkehr von typischen RPG-Mechaniken ist mutig, aber sie wird nicht jeden Spieler überzeugen. Es fehlt manchmal das Gefühl, wirklich stärker oder besser zu werden – besonders in einem Genre, das normalerweise von Wachstum und Verbesserung lebt.

Technische Hindernisse auf einer glorreichen Reise

Wie so oft bei großen Open-World-Spielen ist auch Outlaws nicht vor technischen Problemen gefeit. Glitches, unsichtbare Wände und eine KI, die manchmal vergisst, dass sie dich eigentlich jagen soll, können frustrierend sein. Doch trotz dieser Stolpersteine bleibt das Spiel ein beeindruckendes Abenteuer. Die nahtlosen Übergänge zwischen Planeten, der Nervenkitzel, durch ein Minenfeld aus Meteoriten zu navigieren, und die Freiheit, die Galaxis zu erkunden – all das macht Outlaws zu einem Spiel, das dich trotz seiner Fehler fesselt.

Ein emotionaler Moment, in dem Kay Vess sich mit einem alten Freund wiedervereint, der ihr in schwierigen Zeiten zur Seite steht.

Fazit: Ein gewagtes, ungeschliffenes Juwel

Star Wars Outlaws ist kein perfektes Spiel. Es ist roh, chaotisch und manchmal frustrierend. Aber genau das macht seinen Charme aus. In einer Welt, die oft von polierten, aber seelenlosen Blockbustern dominiert wird, bietet Star Wars Outlaws eine Erfahrung, die Herz und Mut zeigt. Es ist ein Spiel, das wagt, anders zu sein – und dabei genau das erreicht, was seine Protagonistin Kay Vess verkörpert: Trotz aller Hindernisse niemals aufzugeben.