UFC 5: Wenn der Schmerz pixelgenau trifft
Die Härte der Oktagon-Realität
Es gibt Spiele, bei denen man den Controller fest umklammert, nicht aus Angst zu verlieren, sondern weil man spürt, wie die Simulation unter die Haut geht. EA Sports UFC 5 ist so ein Spiel. Nicht, weil es grundlegend anders wäre als sein Vorgänger, sondern weil es einen Schritt weitergeht in der Darstellung von Erschöpfung, Schmerz und dem psychologischen Gewicht jedes Treffers. Wer das Spiel nur wegen der Grafik oder den Lizenzen spielen möchte, wird das wahre Drama des Oktagons verpassen: die Balance aus Kontrolle, Chaos und der ständigen Angst, zu Boden zu gehen.
Mikrotransaktionen mit Maß: Nur fürs Aussehen, nicht für den Sieg
EA bleibt EA. UFC Points gibt es auch hier wieder. Ab 2,49 Dollar bis knapp 100 Dollar kann man sich durch kosmetische Spielereien scrollen. Aber, und das ist der entscheidende Unterschied zu vielen anderen AAA-Spielen: Es geht nicht um Pay-to-Win. Die Punkte lassen sich nur für optische Anpassungen verwenden – Handschuhe, Shorts, Emotes, Banner. Der Kampfstil bleibt unberührt vom Geldbeutel. Wer auf kosmetische Sammelwut verzichten kann, bekommt durch Herausforderungen in Online- und Offline-Modi alles auch ohne zu zahlen.
Das ist nicht nur fair, es ist motivierend. Denn wenn man sich eine neue Geste oder ein seltenes Outfit verdient, dann erinnert das an Zeiten, in denen Freischalten noch etwas bedeutete. Und trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack. Warum überhaupt Echtgeld in einem Spiel, das so sehr auf handwerkliches Training setzt?
Bodenkampf: Die stille Kunst des Schmerzes
Was UFC 5 vom Arcade-Klopperei-Klischee trennt, ist die Geduld, die man auf dem Boden lernen muss. Es ist keine elegante Angelegenheit. Das Ringen um die Oberhand, dieser ständige Kampf um Zentimeter und Position, verlagert sich auf den rechten Stick. Es ist ein zähes, technisches Taktieren. Kein Spektakel, sondern ein psychologisches Kräftemessen.
Hier liegt die wahre Tiefe: Nicht der KO, sondern der Weg dorthin. Wenn man etwa einem Gegner kontinuierlich den rechten Arm bearbeitet, bis dieser kaum noch blocken kann. Wenn ein gut getimter Kimura nicht nur den Kampf beendet, sondern sich an der Grenze zum Sadismus abspielt. Es ist kein Button-Mashing mehr. Es ist strategisches Zerstören.
Standkampf: Wut, Wucht und Wanken
Wer weniger Geduld hat, bekommt natürlich auch seine Belohnung: Der Standkampf ist schnell, brutal und voller Knockouts. Doch er ist nicht nur Spektakel. Jeder Treffer fühlt sich gewichtig an, vor allem durch das neue Verletzungssystem. Ein gut platzierter Ellbogen kann eine Platzwunde öffnen, die nicht nur optisch weh tut. Sie beeinflusst den Kampf. Blut tropft ins Auge. Sicht wird getrübt. Taktiken müssen angepasst werden.
Was in vielen Spielen rein kosmetisch bleibt, wird hier zur Spielmechanik. Es ist diese Konsequenz, die einen emotional packt. Ich erinnere mich an einen Fight gegen einen Conor-McGregor-Avatar. Ich hatte ihn mehrmals am Boden, war drauf und dran, ihn zu finishen. Doch eine explosive Rechte traf meine Schläfe – Bildschirm rot, alles verschwamm, ich taumelte. Ich verlor nicht nur die Runde, sondern auch das Vertrauen in meine Kontrolle. Genau hier zeigt EA Sports UFC 5 seine wahre Macht: Man gewinnt oder verliert nicht nur einen Kampf, sondern sich selbst.
Karrieremodus: Zwischen Mühsal und Mythos
Wer sich in den Karrieremodus wagt, sollte keine Instant-Belohnungen erwarten. Es ist eine Reise. Und sie ist ermüdend. Nicht, weil das Spiel schlecht designed wäre, sondern weil es realistisch ist. Nach jedem Kampf muss man sich neu aufbauen. Fitness verschleißt. Alte Verletzungen schleppen sich mit. Die Trainingssteuerung erlaubt zwar Flexibilität – von einer Woche bis zu sechs Wochen Vorbereitung – aber wer nicht sorgfältig plant, riskiert, mit halber Energie in den nächsten Kampf zu gehen.
Der Clou ist jedoch nicht die Planung, sondern die Konsequenz. Ich habe einmal ein Sparring ignoriert, weil ich “Zeit sparen” wollte. Das Ergebnis: Ein junger, explosiver Gegner, den ich kaum studiert hatte, beendete meinen Run mit einem Roundhouse-Kick in der zweiten Runde. Ich habe die Konsole ausgemacht und war ehrlich niedergeschlagen. Es war nicht unfair. Es war verdient. Und das ist eine Emotion, die kaum ein anderes Sportspiel hervorzurufen vermag.
Simulation vs. Arcade: Zwei Welten, ein Spiel
UFC 5 erlaubt unterschiedliche Zugänge. Die Simulation ist fordernd, manchmal frustrierend, aber tief befriedigend. Der Arcade-Modus hingegen – mit schnelleren KOs und weniger Feinjustierung – ist perfekt für Abende mit Freunden oder ein schnelles Match zwischendurch. Doch auch hier zeigt sich: Wer nicht lernt, verliert. Selbst im lockeren Modus bestraft das Spiel planloses Button-Gedrücke mit einem schnellen Knockout. Der Reiz liegt also im Wechselspiel. Zwischen Geduld und Aggression. Zwischen Taktik und Instinkt. UFC 5 versteht, dass Kampfsport nicht nur Kraft ist, sondern Psychologie. Dass ein Fighter nicht dann stark ist, wenn er trifft, sondern wenn er weiß, wann er nicht trifft.
Fazit: Ein Spiel, das nicht spielt
EA Sports UFC 5 ist kein Zeitvertreib. Es ist ein psychologisches Kräftefeld. Es macht nicht immer Spaß im klassischen Sinne, aber es befriedigt. Es belohnt Hingabe, bestraft Leichtsinn und bringt Spieler an emotionale Grenzen. Die Mikrotransaktionen bleiben überflüssig, der Karriere-Modus erfordert Geduld, doch genau darin liegt der Reiz. Wenn du das Oktagon betreten willst, sei bereit, mehr zu verlieren als nur einen Kampf. Es geht um Stolz, um Kontrolle, um das innere Feuer. UFC 5 zwingt dich, nicht nur den Gegner, sondern auch dich selbst zu bezwingen. Und das ist, was es aus der Masse hebt: Es spielt sich nicht wie ein Spiel. Es fühlt sich an wie ein Kampf, mit allem, was dazugehört.