Die Infantilisierung des Nachrichten-Journalismus

“Schauspielerin Fritzi Haberlandt isst am liebsten Leberwurststullen” war dem Spiegel kürzlich eine Online-Meldung in der Rubrik Personalkarussell wert.

Auch bei anderen “Nachrichten-Magazinen” scheint Qualitätsjournalismus mittlerweile ein Schimpfwort zu sein. Immer mehr Artikel und Interviews über und mit Personen, die nichts gesellschaftlich Relevantes bei zu tragen haben, erscheinen zwischen Meldungen zur Politik und aktuellen Weltlage.

Gleichzeitig nimmt die Qualität von Recherchen zu einem Thema ab, ob wird nur abgeschrieben, was irgendwo anders bereits publiziert wurde, nicht selten ohne Faktenchecks oder tiefer gehende Beschäftigung mit dem Thema.

Vielmehr werden Marktschreierei und Panikmache betrieben und der Voyeurismus des Publikums bedient, statt ausgewogen, kritisch und vor allem mit Blick auf die gesellschaftliche Relevanz zu berichten.

Dabei wird zugunsten der schnellen Klicks oft auch noch die Sorgfalt hinsichtlich Orthografie und Grammatik fallen gelassen. Nicht selten begegnen dem Leser unvollendete Sätze oder unnötige Wiederholungen, die einem aufmerksamen Korrekturleser sofort aufgefallen wären. Die sprachliche Eleganz wird unweigerlich der Suchmaschinenoptimierung geopfert, indem Sätze auf wenige Worte gekürzt werden, zwischen jeden Absatz Zwischenüberschriften eingefügt werden oder jegliche Varianz dem Subjekt-Prädikat-Objekt-Schema weicht, so dass man gelegentlich das Gefühl hat, einen Artikel für Drittklässler zu lesen.

Ich verstehe, dass ökonomischer Druck dahinter steht und der Zwang, die immer kürzer werden Aufmerksamkeitsspanne maximal auszunutzen, aber so zerstört man eben auch unweigerlich die Glaubwürdigkeit, die man sich früher wie einen Orden an die Brust heftete. Und ob es langfristig eine gute Strategie ist, die Kernklientel zu vergraulen, ist sicher auch fraglich.

#journalismus #meinung