Leben ohne Smartphone (LoS) – Die Vorbereitungen

Da mein Leben nach über einer Dekade mit Smartphone mit diesem sowohl organisatorisch als auch technisch ziemlich verwoben war, bedarf die Trennung eine gewisse Vorbereitung.

Zunächst habe ich mir eine Liste angelegt, um die Bereiche zu sammeln, die davon betroffen sein könnten. Diese sieht ungefähr so aus:

Schon jetzt eine lange Liste und vielleicht nicht mal komplett. Das wird sich dann im Laufe der Zeit zeigen.

Als nächstes habe ich mir bei jedem einzelnen Bereich Gedanken gemacht, welche Alternativen es ohne Smartphone gibt und welche Schwierigkeiten sich dadurch eventuell ergeben würden. Daraus habe ich dann eine Bewertung abgegeben, wie machbar der Umstieg für diesen Bereich wäre.

Ich gebe mal ein paar Beispiele aus Bereichen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgeraden:

Kommunikation

Kein Smartphone heißt auch: Kein Signal, Threema, WhatsApp, ... Das ist aus meiner Sicht zunächst mal einer der Beweggründe überhaupt das Smartphone aus meinem Leben zu verbannen. Auf der anderen Seite heißt das nunmal auch, dass meine bisher gewohnte Kommunikationsweise mit vielen Bekannten und Familie wegbricht.

Wir leben leider in keiner perfekten Welt, daher findet nunmal viel Austausch in Vereinen, Familie, Kita, etc. über WhatsApp-Gruppen statt. So traurig und bedenklich das auch ist. Davon habe ich mich jetzt über eine letzte Rundnachricht an Alle verabschiedet mit der Info, wie man mich künftig erreichen kann (Anruf, SMS, wahlweise Brieftaube). Die Zeit wird zeigen, wie gut das klappt. Ich denke mir: Wenn ich dem Kontakt wichtig genug bin, wird er oder sie mich auch auf diese Wege versuchen zu erreichen. Und wenn nicht, dann wird's wohl auch nicht so wichtig sein.

Ich würde sagen, dass das ein großer Bereich ist, dessen Einschränkung auf jeden Fall befreiend, aber auch mit einigen Komplikationen verbunden ist.

Social Media

Das ist auf jeden Fall ein Bereich, der hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass ich mich von meinem Smartphone gelöst habe. Auch wenn ich mich selbst nicht als Social-Media-Junkie bezeichnen würde, bin ich doch viel zu oft in letzter Zeit immer wieder auf diese Aufmerksamkeitsfalle getappt, die einem die großen Unternehmen aufstellen. Sei es Doomscrolling oder unrealistische Abbildungen der Wirklichkeit, die in einem so schlechte Gefühle wie Neid, Unvollkommenheit und Leere auslösen.

Die einzige Form von Social Media, an der ich nun noch teilnehme, ist das Fediverse, vorrangig Mastodon. Und das auch nur über meinen Laptop. So kann ich dort eben nicht so bequem wie auf dem Smartphone abtauchen, sondern habe nur ein paar Mal am Tag (wenn überhaupt) Zeit und Muße mich dort ran zu setzen.

Das ist auf jeden Fall ein Bereich, bei dem ich sehr froh bin, ihn nicht mehr ständig mit mir rumschleppen zu müssen.

ÖPNV / Banking / 2FA

Diese drei Bereiche nehme ich mal zusammen, als Beispiele für Dinge, für die ich mein Smartphone abseits von Kommunikation genutzt habe, bzw. nutzen musste.

Online-Banking funktioniert nur noch über bestimmte TAN-Verfahren. In meinem Fall bisher über eine eigene App meiner Bank dafür. Es ist ja grundsätzlich auch hilfreich und wünschenswert, die Sicherheit des Online-Bankings durch einen zweiten Faktor zu vergrößern. Blöd nur, dass ich ohne diese App erstmal keine Online-Überweisungen durchführen kann. Die Alternative ist aber relativ simpel: Meine Bank bietet das Verfahren auch über einen TAN-Generator an. Diesen habe ich mir besorgt und schaue mal, wie gut das in Zukunft klappt.

Dazu passend habe ich mittlerweile natürlich für alle möglichen Logins einen zweiten Faktor eingerichtet. Eigentlich überall dort, wo es auch möglich ist. Dieser zweite Faktor war aber bisher bei mir zu 99% eine 2FA App, die OTPs generiert. Dafür brauche ich nun also ebenfalls eine Alternative. Nun benötigt es hier allerdings etwas mehr Aufwand, da die Dienstanbieter, bei denen ich überall ein Benutzerkonto habe, das Thema 2FA alle unterschiedlich handhaben.

Manche bieten 2FA über SMS an, manche über einen Hardware-Token (z.B. YubiKey) oder über einen Passkey. Überall dort, wo das ging, habe ich es auch entsprechend umgestellt. Manche Dienste bieten allerdings keine Alternative zu einer Zwei-Faktor-Authentisierung über eine App an und so musste ich dort mit einem weinenden Auge, diese deaktivieren. In den Fällen lohnt es sich eventuell, den Betreiber über diesen Umstand zu informieren und ihn so vielleicht dazu bewegen, weitere Möglichkeiten der 2FA in Zukunft zu implementieren.

Der Endgegner ist allerdings bisher der ÖPNV.

Aktuelle Fahrpläne und deren Änderungen nicht mehr in der App einsehen zu können, ist die eine Sache. Ja, das ist erstmal unkomfortabel und bedarf hier und da etwas mehr Vorbereitung, aber damit kann ich leben.

Wo ich aktuell vor eine Wand laufe, ist mein Monatsticket. Ich bin in der glücklichen Lage das Deutschlandticket kostenlos über meinen Arbeitgeber zu erhalten. Bisher allerdings nur über die App des ÖPNV-Betreibers in meiner Region. Im Zuge meiner Vorbereitung das Smartphone abzulegen, habe ich auch erfahren, dass eben jener Betreiber auch eine physische Chipkarte für das Deutschlandticket bereitstellt. Wunderbar, dachte ich, beantrage ich gleich mal. Stellte sich leider heraus, dass es diese Chipkarte für sogenannte Jobtickets (noch) nicht gibt. Das heißt mir bleibt nichts anderes übrig, entweder ohne Ticket zu fahren, oder nur für diesen Zweck mein Smartphone mitzunehmen. Das bringt mich etwas auf die Palme und eine Mail an den Betreiber ist schon raus. Aber es ändert erst einmal nichts an der Situation.

Vermutlich werde ich es so handhaben müssen, das Smartphone (ohne SIM-Karte) soweit es geht von Apps zu bereinigen und eben nur die ÖPNV-App drauf zu lassen und es tief und ausgeschaltet im Rucksack zu packen, wenn ich mal mit den Öffis unterwegs bin.

Diese Beispiele zeigen, dass es einige Hürden bei der Umstellung gibt. Manche kleiner, manche größer, manche wirken erst einmal unüberwindbar. Aber das hält mich nicht von meinem Weg ab.

Anschaffungen

Darüber hinaus habe ich mir im Zuge der Vorbereitungen auch ein paar Dinge angeschafft bzw. anschaffen müssen:

Das waren alles überschaubare Kosten für den Umstieg und vieles davon hat man ohnehin schon irgendwie rumfliegen.

Was mir noch fehlt ist eine kleine kompakte Kamera für unterwegs. Denn tatsächlich habe ich die Kamera meines Smartphones sehr geschätzt und ständig meine fette Spiegelreflex mit den kiloschweren Objektiven mitzuschleppen, ist mir einfach zu umständlich. Aber aus Kostengründen kommt eine kleine Kamera erst einmal auf meine Wunschliste.

Damit war ich erst einmal bereit für den tatsächlichen Um- bzw. Ausstieg und werde in Kürze von meinen ersten Tagen ohne Smartphone berichten!

Wo man mich im Fediverse finden kann:

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