Das analoge Leben und seine Kinder

(Tschuldigung für diese bescheuerte Überschrift. Ich hatte gerade einen Cheech und Chong-Moment...)

Wow. Bald drei Monate bin ich schon von Mastodon weg! Nach etwa 17 Jahren in sozialen Netzwerken. Also Twitter und dem Fediversum. Ich möchte euch kurz mitteilen, was das mit mir gemacht hat:

Als ich relativ spontan mein Ende in den sozialen Netzwerken beschloss, wusste ich absolut nicht, was darauf hin passieren wird. Ich dachte, ich würde richtig viel bloggen. Nun, ich lag ganz großartig daneben. Statt zu bloggen, entdeckte ich das Lesen wieder und habe in fast drei Monaten mehr Bücher gelesen als in den vergangenen 17 Jahren zusammen. Ich liebe und genieße das Lesen. Und zwar sehr. Und mir wird klar, wie diese sozialen Netzwerke meine eh schon zerkratze Fokus-Fähigkeit gebunden haben.

Ich mülle mich nicht mehr mit Informationen zu. Soziale Netzwerke sind ein prima Medium, um sich den ganzen Dreck dieser Welt ungewollt um die Ohren schlagen zu lassen. Sowas macht etwas mit der Psyche. Seit ich mich bei Mastodon verabschiedet habe, bin ich wesentlich ausgeglichener, in mir ruhender, spüre mich mehr und habe insgesamt mehr Energie. Klar, damit ist der Dreck in dieser Welt zwar nicht weg, aber das wäre er auch nicht, wenn ich meinen Geist weiterhin damit weiterhin vollmüllen lassen würde.

Mein Klapprechner, der fast ununterbrochen lief, setzt Staub an. Ich starte das Ding nur noch, wenn ich wirklich was damit machen muss, etwas, was ich nicht am Handy erledigen kann. Und mein Handy ist momentan nur noch ein internetfähiger Musikplayer, auf dem ich Podcasts höre, hin und wieder ein paar abonnierte YouTube-Inhalte anschaue und kurz Dinge nachschlage oder mit dem ich meine Mails checke. Was das Strom spart! ;–)

Achso, ich habe aufgehört, in Tröts zu denken. Ehrlich, das habe ich gemacht, wenn ich etwas gesehen oder erlebt habe, von dem mir klar war, dass ich es meiner Bubble mitteilen will. Ich habe das Erlebte sofort in 500 Zeichen verpackt. Und natürlich ein Foto gemacht. Es fühlte sich etwas sehr strange an, als mir klar wurde, wie sehr dieses Mastodon zu meiner zweiten Natur und der Erdrandbewohner zu meiner Identität geworden war...

Was ich aber wirklich vermisse, ist der Austausch mit meiner wunderbar klugen neurodivergenten Timeline. Hierfür gibt es keinen Ersatz. Das Fehlen dieser virtuellen Verbundenheit mit meinen “Neurogeschwistern” hinterlässt ein Loch, das mich tatsächlich schmerzt.

Wie gehts weiter? Ich habe mir ja offengelassen, ob ich ins Fediversum zurückkehre oder auch nicht. Ich glaube, ich habe da eine Idee, die ich so umsetzen werde: Ich werde projektbezogen tröten. Meine Liebste und ich fahren bald für ein paar Tage nach Paris. Ich werde euch mitnehmen und von dieser Februar-Reise berichten. Darauf freue ich mich. Und im Mai folgt eine Reise nach London. Auch dahin nehme ich euch mit!

Abgesehen davon versuche ich ein wenig mehr zu bloggen. Vielleicht über Bücher? Wer weiß...

Bis bald!

Hier noch mein derzeitiges Lieblingslied, eine besondere Perle aus den Tiefen einer spinnwebenverhangenen Gruft. https://bleibmodern.bandcamp.com/track/winter-mood