TBT: Wissen und seine Aggregatzustände

Water drop 001 Die Verfügbarkeit von Informationen und vor allem der Informationsfluss sind oftmals entscheidend in einem Unternehmen. Um diesen Informationsfluss in einer Organisation besser zu verstehen, kann das Modell der Aggregatzustände von Wissen helfen. Ähnlich wie Wasser kann Wissen nämlich fest, flüssig oder gasförmig vorkommen und entsprechend fliessen.

Throwback Thursday
Dieser Beitrag erschien ursprünglich vor Jahren in einem meiner mittlerweile offline genommenen Blogs. In loser Folge grabe ich tief in meinen archivierten SQL-Datenbanken und stosse manchmal auf sowas wie Gold. Enjoy! #TBT

Die Aggregatzustände

Dokumentiertes, jederzeit abrufbares Wissen ist 'fest'. Es kann in Dokumenten, aber auch auf anderen Datenträgern oder in Programmen vorliegen. Dieses feste Wissen kann nicht einfach versickern (verschwinden), aber es fliesst auch nur sehr zäh. Man muss sich das verfügbare Wissen aneignen, sich aktiv darum bemühen.

Das Wissen in unseren Köpfen hingegen ist 'flüssig'. Es fliesst durch Gespräche leicht von einer Person zur anderen. Anders als Informationen im festen Zustand ist es jedoch nur schwer greifbar und kann nur ungenau reproduziert werden. Flüssiges Wissen versickert zudem im Laufe der Zeit – wir vergessen.

'Gasförmig' ist Wissen schliesslich, das über mehrere Personen verteilt ist und das sich kaum lokalisieren lässt. Darunter fallen insbesondere Gerüchte, Überzeugungen oder Wertvorstellungen. Es wird oftmals nicht gezielt verteilt, sondern entsteht zum Beispiel im Laufe einer Informationsbeschaffung (vgl. dazu auch die Diffusionstheorie nach Rogers über die Verbreitung von Innovationen).

Analyse des Informationsflusses

Betrachtet man den Informationsfluss innerhalb einer Organisation nun unter dem Gesichtspunkt der verschiedenen Aggregatzustände, kann man problematische Stellen darin identifizieren. Gibt es irgendwo Friktionen? Wird zum Beispiel ein Dokument – also festes Wissen – erstellt, das niemand abruft? Besonders krtitisch sind jene Punkte, an denen Aggregatübergänge stattfinden. Flüssiges Wissen kann verfestigt werden, indem man es zum Beispiel aufschreibt. Im #Wissensmanagement nennt man diesen Vorgang “Externalisierung”. Der umgekehrte Weg, also das Aufnehmen (und Verstehen) von Wissen, nennt man “Internalisierung” (vgl. das SECI-Modell von Nonaka & Takeuchi).

Aggregatübergänge erzeugen Aufwand, also müssen sie sich lohnen. Untersucht man Szenarien als Flussmodell mit Aggregatzuständen, kann man Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen, die ohne diese Betrachtungsweise vielleicht (zu) lange unentdeckt bleiben.

Dieser Post beruht auf dem Paper Aggregatzustände von Anforderungen erkennen und nutzen von Kurt Schneider.

(Erstveröffentlichung: 2009-05-28 15:44:21)


Bildquelle 1. José Manuel Suárez, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

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