Erinnerungen Teil 1
Als ich in einer Behinderteneinrichtung am 1.4. 1965 anfing, war gleich meine 1. Arbeit, Stiefmütterchen von den Gräbern zu entfernen. Mein Chef kreuzte die Gräber an, die neu bepflanzt werden sollten. Nebenher hatte ich volle Verpflegung, damit ich nicht zu hungern brauchte. Als Feierabend war, ging ich zu meiner Vermieterin, zu meinen Zimmer. Es war eine kleine Dachwohnung, unweit von einer Bushaltestelle. Mein Vater wollte, das ich selbständig werden sollte. Zudem war ich aber erst 22 Jahre alt, aber unser Chef erzog mich zu einen vernünftigen Menschen. In dieser Gärtnerei, waren auch Menschen mit einer Behinderung, es fiel mir schwer, mich mit ihnen anzufreunden, sie wollten ihre Ruhe haben. In dem Betrieb hatten wir einen Einachsschlepper, dahinter kam ein Anhänger, mit ihm konnten einige Artikel transportieren und das Gemüse in den Häusern liefern. In dem Schlepper war ich vernarrt. Mein älterer Kollege meldete mich im Dorf zur Fahrschule an. Als ich nach 6 Wochen im Betrieb war, musste mein älterer Kollege etwas Erde abliefern. Er sagte zu mir, zeig mir mal was du gelernt hast und gab mir den Lenker in die Hand. Als wir uns kurz vor einer Einfahrt in einer anderen Gärtnerei waren, schlug der Lenker um, weil dort ein Schlagloch war und fegte mich vom Sitz. Ich flog auf den Asphalt und der Hänger überrollte mein rechtes Knie. Zuerst merkte ich nicht viel davon und setzte mich in den Anhänger, wir fuhren nach Hause. Als ich beim Essen war, merkte ich auf einmal die Schmerzen. Es war aber kurz nach 7 Uhr abends, humpelte ich zur Klinik hin. Dort erzählte ich dem Arzt, was passiert war. Er gab mir ein Bett. Am nächsten Tag wunderten sich meine Kollegen, das ich nicht zur Arbeit kam. Der Arzt verständigte meinen Chef, das der Knochen am Kniegelenk etwas gespalten war. Nun musste ich 3 Wochen im Bett bleiben, bis die Schwellung zurück ging, danach bekam ich einen Gehgips mit einem Gummi am Fuß. Was hatte mein Vater zu Hause geschimpft und ich hatte Glück, dass mich mein Chef nach der Gesundung behalten wollte. So war ich vom 14. Mai 1965 bis zum 2. August 1965 arbeitsunfähig. Am 3.August hatte mein Chef wieder Gemüse an die einzelnen Häuser zu liefern, ich musste mich an dem Eisen festhalten, um nicht wieder auf die Straße zu fallen, aber es ging alles gut. Er setzte mich auf dem Friedhof ab, um die Gräber säubern zu können. In meiner Freizeit machte ich noch Fragebogen in der Fahrschule fertig und bereitete mich auf die theoretische Prüfung vor. An einem Samstagmorgen, 9.9. 1965 war es dann soweit. Die Fragen waren kinderleicht zu beantworten und nicht so kompliziert wie heute und bestand die Prüfung. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis das ich den Führerschein der Klasse 4 vom Straßenverkehrsamt zugeschickt bekam. Voller Stolz zeigte ich dem Chef den Führerschein. Endlich durfte ich auch den Einachsschlepper fahren und musste bei der 1. Tour das Gemüse abliefern. Während der Fahrt hatte man noch ein Auge auf mich geworfen, ob ich es auch alles richtig mache. Die Bodenfräse, so hieß die Maschine, musste man beim Anlassen mit einer Kurbel anwerfen. So gingen die Jahre vorüber und ich hatte so einige Liebschaften gehabt mit Küssen usw. 1978 im Sommer kam dann die Wende, die mein Leben veränderte. Damals war ich 35 Jahre alt, in einer Mitarbeiterwohnung und fuhr mit meinen Kleinkraftrad zur Cafeteria. Dort machte ich 2x in der Woche Discomusik. Eines Abends, die Betriebsferien waren zu Ende, ging ich auf eine Internatsgruppe, in einen Freizeitraum und setzte mich neben einer jungen Dame, sie war neu im Ausbildungszentrum, ob sie Zeit hätte mit mir spazieren zu gehen und sagte ja. Wir gingen die Straße bergab und nahm sie mit in meine Wohnung. Ich zeigte ihr die Bilder und dann ging ich mit ihr ins Dorf um Fritten zu essen. Auf diesem Weg erfasste sie meine Hand und so gingen wir wieder zurück in das Ausbildungszentrum. Damals sprang dann der Funke über, sie hieß Margret und und ich Hans. So verliebten wir uns auf den ersten Blick. Das erfuhren die Internatsschüler und Gruppenmitarbeiter einige Tage später, dass wir beide bis in die Ohren verliebt waren. Dann kam das erste Wochenende im August 1978. Ihre Eltern kamen und wollten Margret nach Hause holen. Ich stand damals im Pausenraum mit Margret, sie stellte mich ihnen vor. Ihre Mutter besah mich etwas zurückhaltend an. Wir entschlossen uns in das nächste Restaurant zu gehen. Ihre Mutter erkundigte sich, was ich für Arbeit mache und wie alt ich bin, damals war ich 35 und Margret 18 Jahre alt, was ihr eigentlich weniger gefiel. Schließlich fuhren sie mit Margret nach Hause. Als das Wochenende vorbei war, kam Margret in dem Pausenraum, rannte auf mich zu und umarmte mich. Meine Mutter buchte zu Hause eine Tagesfahrt zum Vogelpark nach Walsrode, auch Gaby fuhr damals mit. Ich musste am nächsten Tag wieder arbeiten. Kaum, das mich sah, nahm sie meine Hand und liefen in ihr Zimmer und kuschelten uns ein. Den Tag danach fuhr Margret mit ihren Bewohnern zum Neurologen. Er setzte die Tabletten, die Margret brauchte, ab, was sein größter Fehler seines Lebens war. Angeblich war Margret anfallsfrei, dachte er. Leider kamen die Anfälle wieder, denn ihr Körper nahm die alten Tabletten nicht mehr an. So setzte sich bei Margret der Leidensweg fort. Es wurden bei ihr viele Tabletten ausprobiert, aber sie erbrachten bei ihr keine Erleichterung. Wir sind trotzdem in den Urlaub gefahren, Margret liebte die Ostsee am Timmendorfer Strand. Sie ging auch mal in Wasser, denn sie war eine gute Schwimmerin, auch ihre Anfälle blieben aus. Wir fuhren jedes Jahr woanders hin. Wir waren im Harz, oder in Zell am Ziller, Zell am See, zum Milstätter See, zum Traunsee und schließlich unser letzter Urlaub nach Bayrischzell. Margret konnte damals so gut laufen, da sind wir von Mittenwald nach Scharnitz gelaufen, das sich schon in Österreich befand. In den letzten Jahren wurde ich Rentner und hatte nicht mehr soviel Geld, auch die Musikaufträge wurden weniger. Zumal ich 2x Hämatome und einen Herzschrittmacher bekam. Ich hatte Gallensteine und einen grauen Star, die alten Linsen kamen raus und wurden ersetzt. Als ich mich im Krankenhaus befand, war mein Wille so groß, dass ich gesund wurde und wieder für mein Körper Gutes tun konnte. Es war doch mit Margret ein schönes Leben gewesen. Als ich heute morgen wach wurde, schien die Sonne durch die Rolladenritzen. Sie schien auch auf dem Hertener Friedhof, aber ihr Strahlen konnten das Urnengrab von Margret nicht durchdringen. Zufällig sah ich beim Urnengefäß einen Spruch, darauf stand: Begrenzt ist das Leben, unendlich die Erinnerung.