Neo-Faschismus und Klimakrisen-Leugnung: Verdrängung, Projektion und Rationalisierung im Patriarchat

In den siebziger Jahren bin ich in dem Spannungsfeld aufgewachsen, dass das Wort meiner schlesischen Großmutter für meinen Vater Gesetz war, während eine von seiner Meinung abweichende explizite Position meiner Mutter eine kränkende Infragestellung seiner Autorität darstellte. Das hat mich früh dazu gebracht, mir systemische Gedanken zu machen über Geschlechterverhältnisse und ihre alle Lebensbereiche umfassenden Folgen. Kurzfristig übertüncht Liebe Machtstrukturen, doch langfristig übertünchen Machtstrukturen die Liebe...

Mich interessierte bald die wirklich alte, nämlich vor-antike Geschichte, was einerseits in einem Studium der Altorientalistik gipfelte und andererseits in einer ebenso spannenden wie erleuchtenden Beschäftigung mit Feministischer Wissenschaftskritik. Verschiedenste Studien zeig(t)en philosophisch, ethnologisch oder (früh –)geschichtlich, dass die begrifflich-methodische “Objektivität” oft nur ein Deckmäntelchen für unhinterfragte patriarchale Herangehensweisen und Deutungsmuster waren bzw. teils noch immer sind (kleiner Nachtrag vom 30. Juni: Bezeichnenderweise wird auch erst jetzt die bislang gültige kulturwissenschaftliche These von SammlerINNEN und rein männlichen Jägern komplett in Frage gestellt, die realen historischen Funde wurden einfach nicht wirklich ernst genommen...).

Durch meine feministische Grundausrichtung und mein besonderes Interesse an Matriarchatsstudien lernte ich nebenbei auch vieles über die herr-schaftlichen Basismechanismen im wissenschaftsakademischen wie übergeordneten gesellschaftlichen Umgang mit Argumentationen und Positionen, die das Mainstream-System potentiell in Frage stellen sprich bedrohen. Es sind bis heute die gleichen: Erst ignorieren, ausklammern und totschweigen, dann belustigtes ach-wie-weltfremd Lächerlichmachen und wenn auch das nicht mehr hilft, Verzerrung durch gezielte inhaltliche Fehlinterpretationen von Positionen inklusive oberflächliche Wegwisch-Argumente, die an der Substanz vorbeigehen.

Vieles erinnert dabei an Sigmund Freuds psychoanalytisch erkannte Abwehrmechanismen: Verdrängung, Projektion und Rationalisierung sind systemimmanente Strategien im Patriarchat und lassen sich heute sowohl im Hinblick auf die bizarre Klimakrisen-Diskussion (bzw. deren Fehlen) als auch die neofaschistische Verschwörungs-Politik beobachten. Die jetzige krude Faschismusideologie in den USA, die insbesondere dank FOX bzw. Rupert Murdoch über Jahrzehnte geschürt wurde und nun wie eine feinstoffliche Pest an der Grenze des Wahnhaften quer durchs Land wütet, zeigt dies lehrbuchhaft deutlich. Wenn etwa Donald Trump seine primitiven, immergleichen Holzhammer-Tiraden schwingt, so kann man sich quasi sicher sein, dass er eigentlich von sich selbst und seinen Ängsten spricht, die er nicht zu konfrontieren wagt. Wer die abgespaltene Angst, selbst ein bedeutungsloser kleiner Loser zu sein, auf andere projiziert, um sich selbst dadurch im eigenen Selbstwertgefühl sekundär zu erhöhen, dem geht es ganz sicher nicht um Politik im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um die Inszenierung des eigenen Psychodramas auf dem “Spielfeld” der Politik.

Wir nehmen Politiker*innen zu oft auf die falsche Art ernst. Hirnrissigen inhaltlichen Positionen noch mehr Gewicht zu geben, indem man angestrengt versucht, rational darüber zu diskutieren, ist oft kontraproduktiv. Sinnvoller wäre es meines Erachtens, in Politik-Talkshows und Kommentaren verstärkt auf die massenpsychotischen Züge dieses als rationale Meinungen und Positionen verkauften Weil-ICH-es-sage-stimmt-es einzugehen. Denn das kratzt dann wirklich am kultisch abgehobenen Selbstbild der ranzigen Crème de la Crème, die auf faschistoiden und/oder die Klimakrise leugnenden Pfaden unterwegs ist.

In meiner Jugend habe ich mich wiederholt gefragt, wie Menschen auf die hyper-dümmliche faschistische NAZI-Propaganda hereinfallen konnten. Mit dem erneuten Aufleben massenpsychotischer Züge jetzt weiß ich es. Es geht nicht mehr darum, was wahr ist, sondern nur noch darum, das zu glauben, was man ohnehin glauben will. Wo keine gefestigte Bildung und kein Interesse an geschichtlichem Wissen vorhanden sind, fällt die wiederholte faschistoide Propaganda auf einen sehr keimfreundlichen Nährboden. Wer sich in Richtung Wahn bewegt, lebt derart in der Angst und damit einher gehend in einer existenziellen Verteidigungshaltung, dass die Entmenschlichung Anderer überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. Auch nicht mehr die Lächerlichkeit einer solchen Realitätsverweigerung.

Den zunehmend aggressiven Wahn-Sinn kann man eher bekämpfen, indem man selbst wie ein Fels in der Brandung ruhig bleibt und sich mit Gleichgesinnten verbindet, um so Netzwerke des Lichts, der Humanität und der positiven Veränderung zu schaffen. Das eigene Bewusstseinsniveau hoch zu halten, ist enorm wichtig, um im Angesicht des Wahnhaften in der Balance zu bleiben. Der patriarchale Systemniedergang ist da, das damit verbundene Chaos auch, umso entscheidender ist es, sich nun mit all denen, die wirklich am Gemeinwohl interessiert sind, primär auf den kollektiven Ausweg zu konzentrieren.

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