Matthäus Kapitel 22 – Das königliche Hochzeitsmahl

Vorbemerkungen zu den Gleichnissen vom Himmelreich

Jesus beginnt ja sein öffentliches Wirken mit der Verkündigung dieser Botschaft: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.

Umkehren, also ein ,Neues Denken' zu praktizieren, ist nicht immer einfach. Jesus möchte die Menschen, die ihm zuhören, dabei unterstützen und erzählt immer wieder Gleichnisse vom Himmelreich. Sie beginnen, Mit dem Himmelreich ist es wie … Und dann gibt es etwas, was er über diesen Bereich vermitteln möchte, weil es anders ist, als das übliche Denken, was sich oft bis heute nicht wirklich verändert hat.

Das Himmelreich als Perspektive begegnet allen, die das Vater unser, als Gebet, das sie von Jesus gelernt haben, als Christen beten. Wer seinem Arbeitskollegen oder einem Jugendlichen aus der Nachbarschaft beschreiben müsste, was ihm am Himmelreich wichtig ist, welche Seiten eines neuen Denkens kämen dann zur Sprache? Was zeichnet das Himmelreich aus?

Mit über 10 Gleichnisse schließt das Matthäusevangelium Seiten dieser Wirklichkeit auf. Die Gleichnisse sind oft aus dem Umfeld der Arbeitswelt.

Manche sind daher bis heute gut zu verstehen, wie die aus dem Umfeld der Landwirtschaft, in denen es ums Wachsen und Reifen und auch ums Ernten geht. Sowie die Geduld, die es dafür braucht. Oder wie das Gleichnis vom Sauerteig, das auch das Wachsen thematisiert.

Andere, wie das von der Perle oder dem Schatz im Acker beschreiben die Bedeutung einer Entscheidung für das, was oft überraschend Menschen begegnet.

Im Gleichnis vom Fischernetz wie auch in der Erzählung vom Unkraut unter dem Weizen kommt in den Blick, es ist nicht alles gleich, es gibt eine Unterscheidung von Gut und Böse. Und weil in erfahrbaren Wirklichkeit manches noch nicht Teil dieses Reiches ist, beten Christen für das Kommen des Reiches Gottes. Gut und Böse sind dabei nicht gleiche Qualitäten. Böse ist eher ein Mangelbegriff, da fehlt es an Gutem. Die Bibel ermutigt dazu, das Böse zu meiden – also sich bewusst dagegen zu entscheiden. Dieses NEIN klärt Grenzen. Gleichzeitig ist eine Ausrichtung nötig. Es gilt, das Gute zu tun, wie es im Psalm heißt, ganzheitlich als Glaubende JA zu sagen. Und dieses JA zu finden, ist im eigenen Leben immer neu möglich. Das bestärkt ein Gleichnis, über die Bereitschaft zur Vergebung, zum Neuanfang. Diese Bereitschaft, den Ruf zur Umkehr, der Jesu Verkündigung ja bestimmt, immer wieder zu hören und zu befolgen, ist wesentlicher Teil der Antwort auf Jesu Botschaft.

Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg wird deutlich, Konkurrenz und Vergleichen passt nicht zum Himmelreich. Alle, die im Weinberg gearbeitet haben, bekommen einen auskömmlichen Lohn – den Denar, den Tageslohn für einen Tagelöhner, der zum Leben für ihn und seine Familie reicht. Ein wichtiger Impuls für das neue Denken!

Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl

Im Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl nutzt Jesus ein Bild, welches in eine Demokratie nicht ganz so vertraut ist. Manches in diesem Gleichnis ist sicher vom der Situation bestimmt, in der Jesus es erzählt. Er war mit den Jüngern nach Jerusalem eingezogen, die Volksmenge hatte ihn als Friedensfürst, der auf einem Esel kommt, bejubelt.

Als erste öffentliche Aktion grenzte er sich mit der Tempelreinigung klar von dem frommen Betrieb dort ab. Jesus erzählte 2 Gleichnisse, die unterschiedliche Seiten eines Widerstandes gegenüber seiner Botschaft beschreiben. Direkt vor dem Evangeliumsabschnitt heute steht das Gleichnis von den Winzern, die den Sohn des Gutsbesitzers erschlagen, als dieser die Pacht holen will. Dieser Kontext erklärt dann auch mehr die harsche Reaktion, die der König auf die Gewalt gegen seine Diener folgen lässt.

Zwischen den Zeilen dieses Gleichnisses schwingt dann mit: Wenn ein König zur Hochzeit seines Sohnes und zumeist künftigen Nachfolgers einlädt, dient solch eine Feier zugleich der Huldigung des neuen Königs.

Das Himmelreich hat etwas mit der Huldigung an einen König zu tun. Das ist für Menschen, die in einer Demokratie leben, ein ungewohntes und vielleicht auch unzugängliches Bild. Der König ist mächtiger ist als die Geladenen. Er möchte zu den Geladenen eine Beziehung, sie an seiner Freude teilnehmen lassen. Er erwartet, dass sie sich darauf einlassen, insbesonders auch auf die Beziehung zu seinem Sohn. Es werden alle eingeladen – Böse und Gute. Die Einladung ist also keine Belohnung oder Auszeichnung. So klingt in diesem Gleichnis wieder etwas an von den Gleichnissen mit dem Fischernetz oder dem Unkraut im Weizen.

Die Einladung zum Hochzeitsmahl erlaubt eine Brücke zum fehlenden Hochzeitsgewand. Wer dieses Gleichnis hört, denkt vielleicht an die Praxis der Liturgie, ein Taufkleid, eine Albe, zu nutzen, um deutlich werden zu lassen, die Mitfeiernden haben Christus angezogen. Und der Gast ohne dieses Gewand zeigt, auch wenn man dabei ist, ist noch nicht klar, ob die Beziehung, um die es in der Feier geht, eingegangen wird. Das bleibt eine persönliche Entscheidung. Glaubende spüren es ja in eigenen Alltag – Gott zwingt niemanden in eine Beziehung, oft wird die Einladung als Ringen mit eigenen Prioritäten und der Wirklichkeit, wie sie sich zeigt, erlebt. Manchmal meldet sich dann eine innere Aggressivität, wie bei denen, die die Knechte misshandeln.

Das Annehmen der Einladung, also das Dazugehören zu dieser Gemeinschaft der Glaubenden, derer, die, in der Bildsprache des Evangeliums das Hochzeitsfest feiern können, entspricht dem Christsein, dem Annehmen des neuen Bundes. Wer das Hochzeitsgewand anlegt hat, achtet den Bund, den Gott mit uns Menschen in Jesus Christus schließt. Und das passiert nicht von selbst. Hier ist eine innere Bewegung / Ausrichtung gefragt. Man greift die Einladung auf und lässt sich auf das Neue / Andere ein, tritt in Resonanz könnte man sagen.

Ein Beitrag auf katholisch.de hat da z.B. die Bewahrung der Schöpfung stärker in den Blick gerückt. Wem diese Priorität ein Anliegen ist, der wird sich in seiner Lebensweise stärker von dem unterscheiden wollen, was in der reichen, westlichen Gesellschaft als normal gilt.

Was könnte helfen, sich dafür zu öffnen?

Statt stumm zu bleiben – gilt es die eigene Resonanz, den persönlichen Klang – zu finden. Der Pastoraltheologe Paul Zulehner beobachtet, wie das Christsein stärker von der Person gestützt werden muss, weniger vom Umfeld, der Kultur gestützt wird, wie noch in der Generation vor uns.

Persönliche Verantwortung, im Bild des heutigen Evangeliums, das Hochzeitsgewand, wird aufgenommen oder eben nicht. Dieser Hinweis, diese Mahnung kommt noch einmal beim Matthäusevangelium in einem weiteren Gleichnisses zum Himmelreich, dem der 10 Jungfrauen. Dort ist es die Herausforderung, Öl mitzunehmen.

Das Hochzeitsgewand und das Öl für die Lampe, 2 Bilder für eine Lebensweise, die sich dem Anruf Gottes stellt, sich darauf innerlich einlässt, und erlebt, wie so ein neuer Lebensweg entsteht, der miteinander als Volk Gottes, als Volk des Bundes, gegangen wird. Ein Weg, der froh machen kann, als Fest, bereitet für alle, die sich diesem Neuen Denken öffnen.