Back to Linux – Kubuntu auf dem Lenovo V17

Seit ca. einer Woche läuft mein Lenovo V17 auf (Kubuntu) Linux, hier ein kurzer Erfahrungsbericht

Screenshot Kubuntu 23.10 Installer

Vorbereitung Windows PC

Als allererstes erstellt ihr aus dem runtergeladenen ISO File ein Installationsmedium auf einem USB Stick (mind. 4GB), das geht ganz einfach z.B. mit Rufus.

Die Zeiten wo man einfach den USB Stick einschieben und damit problemlos ein Dual Boot Linux Setup einrichten konnte sind leider vorbei. Mit Sicherheitsfeatures wie UEFI SecureBoot und Bitlocker Encryption werden der zukünftigen Linux UserIn erstmal eine Reihe von Steinen in den Weg gelegt, die sich zwar überwinden lassen, aber auch für erfahrene Anwender durchaus abschreckend wirken können ...

Die beste Anleitung zum Deaktivieren von SecureBoot kommt von Microsoft, Shift drücken bei der Auswahl von “Neustart” aus dem Ausschalt- Menü, dann bootet der Rechner im “Recovery” Mode (blauer Bildschirm mit großen Kästchen) und von dort über “Troubleshoot” ins BIOS, das sollte theoretisch auch mit F-Key oder so gehen aber das hab ich bei meinem V17 nicht hinbekommen. Jedenfalls könnt ihr im BIOS dann irgendwo “Secure Boot” disablen und “Boot from USB” enablen.

Jetzt den USB Stick rein und ... das System bootet nicht etwa vom Stick, sondern verlangt statt dessen nach dem “Bitlocker Recovery Key”, der in eurem Microsoft Account gespeichert ist (Anleitung hier).

Für ein Dual Boot Setup müsstet ihr jetzt noch Bitlocker deaktivieren, weil mein V17 nur eine 256GB SSD hat hab ich mir das aber gespart und “direkt” bzw. wieder über Shift- Reboot / Recovery Mode den USB Stick gestartet (Option “USB Device” oder so ähnlich).

Installation

Damit habt ihr das schlimmste überstanden, die Installation selbst ist unkompliziert, Sprache etc. auswählen, proprietäre Treiber zulassen (v.a. wenn ihr eine separate Grafikkarte habt), und in meinem Fall “komplette Festplatte” auswählen, aber ACHTUNG, damit wird ALLES auf der Platte gelöscht und durch eine jungfräuliche Kubuntu Installation ersetzt.

Hinweis am Rande, “Tap to Click” ist standardmäßig deaktiviert, d.h. ihr müsst wirklich den “mechanischen” Klick auslösen auf dem Touchpad, später lässt sich das aber ganz einfach in den Touchpad Einstellungen anpassen (genau wie 2-Finger Scrolling statt Touchpad Rand oder die “Umgekehrte” Scrollrichtung, falls ihr euch an diese kranke Voreinstellung von neueren Windows Versionen und Apple Geräten gewöhnt habt ...)

Erfahrungen

Als Windows 10/11 User wird euch die KDE Umgebung sofort vertraut vorkommen, im Prinzip funktioniert alles genau wie vorher, einschließlich der gängigen Keyboard Shortcuts bis hin zum Emoji Picker (einziger Unterschied, der fügt nicht direkt ein sondern kopiert in die Zwischenablage).

Updates werden automatisch vorgeschlagen aber nicht installiert (lässt sich aber konfigurieren), Standardbrowser ist Firefox. Das vorgeschlagene “Snap” Backend für “Discover” solltet ihr installieren, dann habt ihr auch die volle Auswahl an gängigen Open Source Programmen und Spielen ... Falls Ihr anstatt “Chromium” Google Chrome nutzen wollt, müsst ihr den einmalig von der Website installieren aber dann aktualisiert er sich automatisch über Google's eigenes .deb Repository.

Die Hardwareunterstützung hat für mich sehr gut funktioniert, Bluetooth Kopfhörer ließen sich ohne Probleme koppeln, mein (WLAN) Drucker wurde automatisch erkannt und auch mit dem Sound gab es bisher keine Probleme. Mein MSI Gaming Controller (mit eigenem Funk USB Dongle) wurde ebenfalls sofort erkannt (als Xbox360 kompatibel), für Xbox Cloud Gaming funktioniert er aber nur in Chrome und leider nicht in Firefox.

Die KDE Konfiguration wirkt sehr ausgereift und daran ändert sich auch erstmal nichts, da auch die bevorstehende Kubuntu 24.04 LTS Version weiterhin Plasma 5 verwendet, der brandneue Plasma 6 / Wayland Desktop wird frühestens bei Kubuntu 24.10 zum Einsatz kommen.

Fazit

Leider sind die Einstiegshürden vor der Installation sehr hoch, bekommt man das USB Boot Medium aber erst einmal zum Laufen, sind die Installation selbst und der Betrieb von Kubuntu Linux aber dann doch relativ problemlos.

Für mein Nutzungsverhalten (Internet, Netflix etc.) kann ich jedenfalls keine Nachteile gegenüber Windows 10 / 11 feststellen.

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