Über “common sense”
Jede Partei, die vorgeben kann, nur dem common sense zu folgen, hat einen mehrfachen Vorteil gegenüber allen anderen Ansätzen von Politik. Denn
common sense klingt nach Vernünftigkeit ggü. #Intellektualismus
common sense braucht keine Vermittlungsarbeit 3. cs kann mit “#Demokratie schlechthin” identifiziert werden
common sense adelt die absichtliche und unabsichtliche #Ignoranz des Publikums
common sense rechtfertigt die moralischen Schieflagen absichtlicher Ignoranz
common sense kann immer “das Offensichtliche” für sich reklamieren
Damit lassen sich sehr leicht alle wissenschaftlichen Ergebnisse, aber auch die Belange von marginalisierten Gruppen als “verkopft” oder “#woke” abtun.
Ob Forschung zur #Klimakrise oder soziologische Ergebnisse, dass ein “bestrafender #Sozialstaat” gegenteilige Effekte hat – wer ein simples common sense-Modell vertritt, kann leicht behaupten, dass Bürgergeldempfänger:innen zur Arbeit gezwungen werden müssen, dass die Schulen strenger benoten und früher leistungsschwache Schüler:inne aussorteieren sollen. Oder dass die Klimaforschung ja nur eine Reihe von Meinungen abgehobener Wissenschaftler:innen sind.
Minimalmodell “leistungsfähiger common sense”
Was stattdessen nötig wäre: ein mehrheitsfähiges anspruchsvolles Verständnis von Wissensproduktion und -dissemination, das auf (A) testimoniale Partizipation und #Gerechtigkeit, (B) sachliche #Empirie und (C) selbstkritisch auf erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Fragilitäten (Machtverhältnisse, Geschichtlichkeit, Positionalität, #Dekonstruktion) ausgelegt ist.
Ein solches Verständnis sollte “common sense” redefinieren als leistungsfähige Orientierung an genau diesen drei Größen, und im Umkehrschluss die konservativ-populistische Fassung von common sense als das benennen, was es ist:
Ein erkenntnistheoretisches race to the bottom, das sich nur für postpolitische Kulturkämpfe, die den status quo zementieren sollen, eignet.
#commonsense #epistemologie #zeugnis #politik #kulturkampf #Wohlfahrtssystem #Partizipation #Teilhabe