Kommune II
Langsam aber sicher, tröpfelte meine Begeisterung für die 60er Jahre dann doch noch nach außen. Der Hebel, den ich gegenüber meinen Freunden nutze, um ihnen meine Begeisterung für eine politische Rebellion längst vergangener Tage doch noch irgendwie schmackhaft zu machen, ist schnell gefunden: Drogenkonsum.
Ich weiß nicht mehr, wie wir es mit 14 oder 15 schafften, an Haschisch und Gras zu kommen – aber auf jeden Fall schafften wir es. Für den Konsum nutzten wir zu Beginn nicht etwa Joints, sondern gleich eine Bong – denn zunächst kann keiner von uns drehen.
Mein Sehnsuchtsort hat einen Namen: die Kommune I in Berlin. Ich baue sie mit zwei Freunden im Keller von Christoph nach, auf der Kyffhäuserstraße in Düsseldorf-Oberkassel. Christoph ist ein lässiger Typ, immer in weiten Jeans, immer Cappi, schlaksig. Er kommt merklich besser bei Mädchen an als ich.
Im Keller seiner Eltern entrollen wir eine Che-Guevara-Flagge, lesen marxistische Literatur und aus irgendeinem Grund die Verfassung der untergegangenen DDR. Die Eltern, sowohl von Philipp als auch von Christoph, sind zumindest Alt-68er-angehaucht und haben daher so etwas wie die Mao-Bibel einfach herumliegen. Die Begeisterung für politische Texte will sich bei meinen Freunden nicht so recht einstellen – die Begeisterung für Cannabis dagegen schon. Kiffen ist jetzt ein Hobby.
Einmal kommt der Vater von Christoph in den Keller hinunter und fragt, was wir dort treiben. „Das ist die Kommune II”, verkündete ich in einem Anflug von jugendlichem aufgesetzten Selbstbewusstsein. „Wenn das die Kommune II sein soll“, sagt er amüsiert, „dann frage ich mich: Wo sind die Frauen?”
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