Von mir selbst war ich heute überrascht. Gut, auch die letzten Tage geschahen schon für mich merkwürdige Dinge, habe ich es doch geschafft, in einer Woche mehr Bücher als bisher im ganzen Jahr bis Ende September auszusortieren und sie dann auch noch wegzugeben.
Oh, ich mag die #PublicLibrary Öffentlichen Bücherschränke in der Stadt! Aber sonst holte ich mir dort Bücher; noch nie war ich wie zur Zeit so mit dem Füllen dieser Regale beschäftigt.
Heute ging es mit den Merkwürdigkeiten weiter. Geplant war, zwei Füller wieder in Gang zu bringen. Das klappte, und auch ein dritter schreibt jetzt wieder. Und einen konnte ich aussortieren, sogar in den Müll werfen, weil er irreparabel kaputt ist. Ganz nebenbei entstanden heute beim Ausprobieren dieser Schreibgeräte mehr beschriebene Seiten als geplant. Ja, ich gestehe, für heute war keine Seite geplant. Deshalb bin ich mit den elf Seiten voller Text zufrieden. Elf engbeschriebene Seiten, die alle zu einem einzigen Projekt gehören – wann gelang mir das zuletzt?
Der Anfang ist oft schnell gemacht. Der mühevolle Teil des Weitermachens, die meiste Anstrengung, die Hauptarbeit aber liegt noch vor mir. Deshalb: Nicht schon den Anfang als abgeschlossene Aufgabe betrachten! Der erste Schritt auf einem Weg ist wichtig, aber mit ihm habe ich das Ziel noch lange nicht erreicht.
Mir hilft es nicht, mich auszupowern, um wieder mehr vom Leben genießen zu können. Auch einfach unter Menschen gehen ist nicht hilfreich, genausowenig wie geh mal in die Sonne. Allerdings ist auch ein totaler Rückzug kein probates Mittel, dann fehlen mir die wenigen notwendigen sozialen Interaktionen. Nein, ich brauche einfach viel, sehr viel Zeit, in der ich mich zu nichts wirklich gezwungen fühle.
Nur so schaffe ich es, mich nach dem und vom Ausgelaugtsein wieder zu erholen.
Manchmal arbeite ich viel, vielleicht gar zu viel. In anderen Zeiten sitze ich nur da und starre in die Leere, bis vielleicht doch jemand anruft und mich bei dem überaus wichtigen Starren stört, mich vielleicht sogar aus dem herauslockt, in dessen Bequemlichkeit ich mich habe sinken lassen. Aber so ist das eben: Wenn selbst die Erinnerung nichts hergibt, keinen Köder auslegt oder mich nicht auf eine Spur schickt, dann starre ich Löcher in die Luft.
Das ist einer der Orte, die ich gerne besuchen würde. Unter anderem wegen der vielen österreichischen Lieder, die ich kenne (“Es lebe der Zentralfriedhof”, Wolfgang Ambros 1975 z. B.). Ich habe irgendwo in meinem Gedächtnis vergraben, welche berühmten Menschen dort begraben wurden. Aber der Willy wird wohl unauffindbar bleiben (“Willy”, Konstantin Wecker 1978). Und auch den Sandlerkönig (“Sandlerkönig Eberhard”, EAV 1987) würde ich wohl nicht finden bzw. sein Grab.
Wien. Eine Stadt, die Zeit meines Lebens weit außerhalb dessen lag und liegt, was ich je erreichen könnte. Die Stadt, über die ich Dank einer Bloggerin einiges gelernt habe in den letzten Jahren. Die Stadt, in der noch heute die Fiaker und die Pompfüneberer unterwegs sind, sein sollen. Und: Immer wieder wird der Zentralfriedhof hochgelobt für seinen morbiden Charme. Einmal nachmittags dort sitzen und “an Einspänner mit Schlagobers” genießen hinterher.
hätte ich die Welt so gemacht, daß alle vernünftigen, herzbegabten Menschen in ihr in Zufriedenheit leben könnten.
Ich bin kein Gott, bin fehlbar, unwürdig und zutiefst menschlich. Deshalb wünsche ich mir, daß alle vernünftigen, herzbegabten Menschen zufrieden leben können in dieser Welt.
Wer sind die, die genau das nicht zulassen wollen?
Was, wenn die Welt und ihre “Ordnung” sprachliche Konstrukte sind, damit wir “das alles” verstehen können ‒ und ist der Stift in meiner Hand nicht auch eine Form von Sprache? Was konstruiere ich damit?
Ich ging gestern auf der Ziegelwiese spazieren und versuchte, den größten Teil der Strecke im Schatten zurückzulegen. Das war nicht immer möglich und so stolperte ich bei 32 °C über gelbes Gras zur nächsten Baumgruppe. Ich setzte mich neben eine ältere Person auf eine Bank. “Was für eine Hitze” sagte ich und trank vom Wasser, das ich zuhause in meinen Rucksack gepackt hatte. “Dabei haben Sie es noch gut und eine Erfrischung dabei” war die Antwort. Ich griff ein zweites Mal in meinen Rucksack, holte eine zweite Flasche Wasser heraus. “Auch Sie dürfen etwas trinken.” Ich wurde erst ungläubig, dann skeptisch angesehen. “Nehmen Sie ruhig; extra für solche Begegnungen hab ich immer eine zweite Flasche dabei.” Dann prosteten wir uns zu, tranken und schwiegen eine Weile. “Vielen Dank, das tut gut. Was kostet das denn?” “Es ist gut, wenn es ihnen hilft oder guttut.” Dann waren wir wieder eine Weile still. Und als ich ging, wünschte ich einen guten Heimweg und dankte für die Minuten der Gemeinsamkeit ...