Der Emil

Notizblock

Ein ständiger Begleiter

Der Mond. Ich weiß ja, daß er immer da ist. Der Mond verschwindet nicht vom Himmel, nicht au seiner Umlaufbahn. Zwar ist er nicht immer gleich gut beleuchtet auf der Seite, die zur Erde zeigt, und damit nicht immer gleich gut sichtbar. Aber: Wer weiß, wohin er schauen muß und sich ein wenig auskennt, kann am Nachthimmel sogar den Neumomd finden.

Ich danke dafür, daß ich seit Jahren Mond sein darf, mehr oder weniger sichtbarer Begleiter, wenigstens in Gedanken immer nah. Wem bist du Mond, wer ist deiner?

(Zuerst am 14. August 2020 in einem meiner anderen Blogs veröffentlicht.)

Hey, Du da, was bist Du? Bist Du Vater oder Mutter? Bist Du Tochter oder Sohn? Sekretärin oder Bergmann? Bist Du der Wirt oder ein Gast?

Hey, Du da, was bist Du? Bist Du Tante oder Neffe? Bist Du Nichte oder Onkel? Fußgänger oder Autofahrer? Bist Du ein Baum oder ein Blatt?

Hey, Du da, was bist Du? Bist Du echt oder Betrug? Bist Du Du oder ein Avatar? Also stellst Du Dich nur dar?

So sprach zu mir mein Spiegelbild. Und beim Kämmen überleg‘ ich: Was werd‘ ich heute für mich sein?

Erstveröffentlichung 2012: [Verschiedene Fragen]

(https://deremil.blogda.ch/2012/10/14/verschiedene-fragen-288/)

Es wunderte sich niemand darüber, daß die Katze aus dem angekippten Fenster gegenüber sah, still, gelangweilt und mit großen Augen. Erst, als nach ein paar Tagen Vögel an ihr herumpickten, wurde ihr Tod bemerkt und der Tod ihres Menschen ...

Ich möchte eine Person an ein Versprechen erinnern, das ich von ihr bekam. Allerdings weiß ich, daß eine solche Erinnerung diese Person “einschnappen” läßt und daß sich dadurch die Einlösung mindestens noch weiter hinauszögert. Ja, es ist nicht möglich, auf Fehler, Unterlassungen oder ähnliches hinzuweisen, denn nichts davon tritt bei dieser Person auf: Sie ist immer nur falsch oder nicht verstanden worden.

Also verzichte ich wohl auf das Versprochene ...

Ein Gedicht von Heinz Kahlau.

Begriffsbestimmung

Sag nicht: Ich liebe dich – weil du mich willst.

Sag nicht: Ich liebe dich – weil du mich hast.

Sag erst: Ich liebe dich – wenn du mich kennst.

Ja, auch ich glaube, daß Liebe Kennen voraussetzt.

»Man muß zusehen, daß man nur tut, was einem selbst und der Stunde angemessen ist.« (H. D. Thoreau)

Aber ob das einem heutigen Menschen in einem Staat wie dem, in dem ich lebe, überhaupt möglich ist? Sind da nicht viel zuviele Zwänge, Pflichten, Gesetze, Regeln (auch ungeschriebene) usw. usf.?

Es ist eine für mich sehr, sehr ungewohnte Sache, denn: Meine Texte schreibe ich üblicherweise am Stück herunter. Deshalb sind es nur selten mehr als 1000 Worte, meist sind und bleiben es Miniaturen, kleine Blitzlichter, Momente oder wie auch immer ich das nennen mag.

Vor drei Wochen begann ich mit einem Ding, an dem ich mehrere Tage nacheinander schreiben konnte, mich täglich wieder in das Geschriebene hineinfinden konnte, den Faden wiederaufnehmen und weiterführen konnte. Schon das war ungewöhnlich. Nun fand ich für etwa anderthalb Wochen keine Gelegenheit, mich mit diesem Text zu befassen. Ich war abgelenkt, fand anderes wichtiger, schrieb wieder Stücklein am Stück.

Heute setzte ich mich hin und nahm das Ding zur Hand. Ich las die letzten drei, vier geschriebenen Seiten – und die Textmaschine im Kopf sprang wieder an. Ich schrieb, nein, ich schreibe weiter, schreibe weiter nach vielen Tagen Unterbrechung. Dabei kann ich das doch überhaupt nicht …

Einmal das angebotene Glas ablehnen, stehenlassen, nicht austrinken. Das ist so schwer wie nicht über das Stöckchen zu springen. Wobei die Folgen identisch bis völlig diametral, die Reaktionen von Schweigen im Walde bis zu aufgeregten Fragerunden sein können. Bei beidem.

Was versuche ich wohl als erstes?

Das ist es, was mir neuerdings häufig fehlt: die Traute. Also der Mut (wobei: das Wort klingt mir dafür zu heroisch). Sie fehlt mir beim Schreiben und sie fehlt mir im realen Leben. Selbst in den virtuellen Räumen hab' ich keine Traute mehr.

Und ich weiß echt nicht, wann und wo sie mir verlorenging. Oder wie ich sie mir wieder erlauben kann.

Immer wieder treffe ich Menschen (auch mir völlig unbekannte Menschen), die meine nächsten drei, vier Schritte im Voraus zu wissen glauben. Weil sie von der “Normalität” einer unbestimmten Allgemeinheit (oder von ihrem eigenen Verhalten) auf meine “erwartbaren” Aktionen schließen. Dem Menschen, der das letzthin mit mir tat und der noch dazu versuchte, mich dahingehend zu drängen, dem schlug ich ein Schnippchen:

Ich wendete mich ganz einfach und wortlos einer ganz anderen Sache zu.