Ich liebe Christa Wolf, ihre Texte und Bücher. Begonnen hat diese Liebe mit dem Buch, das mir eine meiner Deutschlehrerinnen zum Geburtstag schenkte, 1979 oder wahrscheinlicher 1980: Kein Ort. Nirgends.
Eines ihrer Bücher habe ich noch nie gelesen, noch nie in einer Bibliothek gesehen, sogar noch nie vermißt. Aber ich fand es im Oktober 2023 in einem Öffentlichen Bücherschrank, legte es zuhause auf die Stapel und Haufen ungelesener Bücher und vergaß es. Heute habe ich angefangen, genau dieses Buch zu lesen. Das Sommerstück. (Nein, den verlinkten Wikipedia-Artikel las ich nicht. ich möchte das Buch genießen.)
Da ist sie wieder: Die Faszination ihrer Worte. Ihre bildhafte, hineinziehende Sprache. Ich weiß nach knapp 20 Seiten schon, daß ich das „Sommerstück” ebenso lieben werde wie „Kein Ort. Nirgends” – und ich Buchfrevler habe, seit ich dessen Erstausgabe (1. Auflage 1979, Aufbau Verlag) besitze, wild darin hin und her unterstrichen. Das werde ich mit dem Sommerstück (ebenso Erstausgabe, 1. Auflage 1989 im Aufbau Verlag) nicht machen, garantiert nicht. Auch, wenn dieses Buch mit Sicherheit irgendwann einen deutlich erkennbaren Wasser-/Feuchtigkeitsschaden erlitt.
Morgen starte ich die Schnelleserunde neu. Und wenn ich das Buch durchgelesen habe, dann lege ich es mir auf meinen Schreibplatz und werde es genüßlich langsam und gründlich nocheinmal lesen. Und später ganz gewiß wieder und wieder und wieder. So wie das andere, das ich mindestens in jedem zweiten Jahr einmal las in den vergangenen 44 Jahren. Ich freu mich auf jede neue Seite, jeden weiteren gelesenen Satz.
Es mag stimmen, daß ich nicht schuld bin. Es mag stimmen, daß manches Zufall und/oder Schicksal ist. Es mag sein, daß das so sein muß. Aber dann, dann lade ich die »zweite Schuld« auf mich: Vieles verdrängen aus irgendwelchen Gründen, das ist die zweite – meine – Schuld.
Ein mittlerweile fast überall zu beobachtendes Phänomen, dieses Mißtrauen. Selbst gesicherte Erkenntnisse werden angezweifelt, auch Gesetzestexte werden mißtrauisch gelesen. Denn: „Das kann ja nicht so sein, das kann ja niemand nachgeprüft haben, da steckt doch eine unlautere Absicht dahinter.” Und natürlich ist der mißtrauische Mensch der, zu dessen Nachteil die Erkenntnisse und Gesetze gereichen. Das alles geht gegen ihn ganz persönlich, hilfsweise gegen die Gruppe, der er angehört, dieser Mensch, oder auch ganz einfach gegen das (eventuell spezifizierte) Volk.
Und dann wird im Internet nach allem gesucht, was gegen die Erkenntnisse oder gegen die Gesetze spricht, sprechen kann, sprechen könnte – und nachher wird immer mehr davon gefunden, nur noch das gefunden, wonach gesucht wurde. Und wer anderer Meinung ist, ist ein systemhöriges Schlafschaf der woken Gutmenschen-Sorte, der dem Mißtauischen schaden will.
Und wehe! Wehe, irgendjemand mißtraut diesem mißtrauischen Menschen und hält dessen Meinung für genau das, was sie ist …
Ohne all das unherzeigbare, das sich auf vielen Zetteln und in meinen Kladden ansammelte, wäre bei mir nichts Herzeigbares entstanden, keine Miniatur, kein Tanka, kein Märchen, kein unvollendeter Anfang, kein Doreacht – nichts und gar nichts hätte ich vozuweisen.
Der Mond. Ich weiß ja, daß er immer da ist. Der Mond verschwindet nicht vom Himmel, nicht au seiner Umlaufbahn. Zwar ist er nicht immer gleich gut beleuchtet auf der Seite, die zur Erde zeigt, und damit nicht immer gleich gut sichtbar. Aber: Wer weiß, wohin er schauen muß und sich ein wenig auskennt, kann am Nachthimmel sogar den Neumomd finden.
Ich danke dafür, daß ich seit Jahren Mond sein darf, mehr oder weniger sichtbarer Begleiter, wenigstens in Gedanken immer nah. Wem bist du Mond, wer ist deiner?
(Zuerst am 14. August 2020 in einem meiner anderen Blogs veröffentlicht.)
Es wunderte sich niemand darüber, daß die Katze aus dem angekippten Fenster gegenüber sah, still, gelangweilt und mit großen Augen. Erst, als nach ein paar Tagen Vögel an ihr herumpickten, wurde ihr Tod bemerkt und der Tod ihres Menschen ...
Ich möchte eine Person an ein Versprechen erinnern, das ich von ihr bekam. Allerdings weiß ich, daß eine solche Erinnerung diese Person “einschnappen” läßt und daß sich dadurch die Einlösung mindestens noch weiter hinauszögert. Ja, es ist nicht möglich, auf Fehler, Unterlassungen oder ähnliches hinzuweisen, denn nichts davon tritt bei dieser Person auf: Sie ist immer nur falsch oder nicht verstanden worden.
»Man muß zusehen, daß man nur tut, was einem selbst und der Stunde angemessen ist.« (H. D. Thoreau)
Aber ob das einem heutigen Menschen in einem Staat wie dem, in dem ich lebe, überhaupt möglich ist? Sind da nicht viel zuviele Zwänge, Pflichten, Gesetze, Regeln (auch ungeschriebene) usw. usf.?