Auslaufmodell Mensch? Ein kurzer Einwurf zur aktuellen KI-Debatte
Christian Nitsche, Chefredaktor des Bayerischen Rundfunks (BR) wirft abschliessend in einem Kommentar zum Thema Künstliche Intelligenz eine vermeintlich existenzielle Frage auf: Verlieren wir durch die rasante Entwicklung der #KI unsere Selbstbestimmung? Entmenschlichen wir uns gar? Ich bin da anderer Meinung, unter Vorbehalt.
„All dies führt zu der Frage, ob wir uns über KI graduell entmenschlichen? Lassen wir zu, dass wir weniger selbstbestimmt sind? […] Die Intelligenz des Menschen hat sich langsam, über Jahrtausende entwickelt. Jetzt explodiert unsere Wissensfülle in lernenden Maschinen. Der Mensch überholt sich selbst.“
Ich glaube, diese Frage ist relativ einfach zu beantworten:
Nein, wir entmenschlichen uns nicht und verlieren auch nicht unsere Selbstbestimmung. Vorausgesetzt, wir begehen nicht den Fehler, die KI zu vermenschlichen (Anthropomorphismus; übrigens ein generelles Problem des Umgangs mit Technik, seit jeher). Damit das nicht passiert, braucht es Aufklärung und Bildung. #ChatGPT z.B. ist weder intelligent noch kreativ, sondern ein „stochastischer Papagei“, der Buchstaben und Wörter nur nach statistischer Wahrscheinlichkeit aneinanderreiht. Es gibt also keine „Wissensfülle in lernenden Maschinen“, denn Maschinen wissen nichts. [1]
Der Vorstellung, dass wir durch Technik angeblich unsere Selbstbestimmung und Handlungsautonomie verlieren, hielt Eduard Kaeser bereits 2016 im Journal21 Folgendes entgegen
„Aber technischer Fortschritt ist kein Nullsummenspiel: Was wir durch Erfindungen gewinnen, büssen wir nicht zwangsläufig an naturwüchsigen Fähigkeiten ein. Die Schnelligkeit des Autos macht unsere langsame Gangart nicht überflüssig. Die Telekommunikation verdrängt nicht die Bedeutung des Gesprächs von Angesicht zu Angesicht. Gerade weil uns Technik so viel ermöglicht, was unsere Physis übersteigt, ermöglicht sie uns auch, immer wieder neu zu entdecken, was wir eigentlich an dieser Physis haben. Wer sagt uns denn, dass sie schon vollständig entdeckt sei?“
Kritisch hinterfragen, skeptisch bleiben, aber auch Chancen und Möglichkeiten ausloten und nutzen. Courant normal also.
Fussnoten [1] Dazu eine Leseempfehlung aus dem Jahr 2019, erschienen im Magazin „Impact“ der zhaw: Trotz Künstlicher Intelligenz – im Zentrum steht der Mensch.
Disclaimer Teile dieses Texts entstanden mithilfe des KI-Tools Deepl Write (Korrektorat und Lektorat).
Bildquellen 1. photographymontreal, Public Domain Mark 1.0, via Flickr
Topic #Kommerz