Sind Eulen die schlaueren Köpfe? Neue Erkenntnisse zu Chronotypen und kognitiver Leistung
Hast du dich jemals gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen deiner bevorzugten Tageszeit und deiner geistigen Leistungsfähigkeit gibt? Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass „Eulen“, also Menschen, die nachts aktiv sind und spät schlafen gehen, in kognitiven Tests tendenziell besser abschneiden als „Lerchen“, die früh aufstehen und morgens am produktivsten sind. Diese Erkenntnisse stammen aus einer umfangreichen Studie des Imperial College London, bei der Daten von über 26'000 Personen analysiert wurden.[1] Die Resultate zeigen, dass Eulen in verschiedenen kognitiven Bereichen, wie Gedächtnis, logisches Denken und Informationsverarbeitung, bessere Leistungen erbringen als Lerchen.
Diese Studienergebnisse bieten einen spannenden Anlass, um das Konzept der Chronotypen näher zu beleuchten. Chronotypen sind individuelle Präferenzen für bestimmte Schlaf- und Wachzeiten, die einen erheblichen Einfluss auf unsere Schlafgewohnheiten, unsere Leistungsfähigkeit und unser allgemeines Wohlbefinden haben können. In der traditionellen Einteilung unterscheiden wir hauptsächlich zwischen zwei Chronotypen: den frühaktiven Lerchen und den nachtaktiven Eulen. Doch die moderne Schlafforschung hat diese Klassifikation erweitert und differenziert mittlerweile zwischen vier Chronotypen: Löwen, Bären, Wölfen und Delfinen.
In den folgenden Abschnitten werde ich die Merkmale dieser Chronotypen vorstellen und untersuchen, ob die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Chronotyp tatsächlich mit der kognitiven Leistungsfähigkeit zusammenhängt. Wir werden uns auch die Frage stellen, ob Eulen wirklich die schlaueren Köpfe sind oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen.
Die klassischen Chronotypen – Lerchen und Eulen
Um das Konzept der Chronotypen besser zu verstehen, ist es hilfreich, mit den klassischen Chronotypen zu beginnen: den Lerchen und den Eulen. Diese beiden Typen repräsentieren die extremen Ausprägungen unseres natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus, auch zirkadianer Rhythmus genannt.
Lerchen sind Menschen, deren innere Uhr so getaktet ist, dass sie früh aufstehen und morgens am produktivsten sind. Bereits in den frühen Morgenstunden erreichen sie ihre körperliche und geistige Höchstleistung. Lerchen fühlen sich nach dem Aufstehen sofort fit und ausgeruht. Ihr Schlaf-Wach-Rhythmus ist nach vorne verlagert, was bedeutet, dass sie oft schon gegen 19 Uhr zu Bett gehen und am frühen Morgen, etwa um 4 Uhr, wieder aufwachen. Im Laufe des Tages nimmt ihre Leistungsfähigkeit ab, und am Abend werden sie deutlich früher müde als der Durchschnitt.
Im Gegensatz dazu haben Eulen einen nach hinten verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus. Diese Menschen sind abends und nachts am produktivsten und haben morgens Schwierigkeiten, in die Gänge zu kommen. Eulen gehen oft erst sehr spät ins Bett, manchmal sogar erst um 4 Uhr morgens, und schlafen bis in die späten Vormittagsstunden. Ihr Leistungshöhepunkt liegt spät am Abend, und sie können morgens kaum grosse Leistungen erbringen, egal welcher Art.
Interessanterweise lassen sich die meisten Menschen nicht eindeutig einer der beiden Gruppen zuordnen. Viele liegen irgendwo dazwischen und zeigen Merkmale beider Typen. Diese intermediären Schläfer haben sowohl Elemente des Frühaufstehens als auch des Spätaufbleibens in ihrem Tagesrhythmus. Neuere Studien haben gezeigt, dass nur etwa 40 Prozent der Menschen klar als Lerche oder Eule klassifiziert werden können. Die restlichen 60 Prozent sind Mischtypen und passen in keine der beiden Kategorien eindeutig hinein.
Der Einfluss des Chronotyps auf das tägliche Leben kann erheblich sein. Lerchen und Eulen haben oft Schwierigkeiten, sich an die gesellschaftlichen Normen und Zeitpläne anzupassen. Lerchen fühlen sich am frühen Abend müde, während Eulen morgens zu kämpfen haben, um produktiv zu sein. Dies kann Auswirkungen auf ihre berufliche Leistung, ihre sozialen Beziehungen und ihr allgemeines Wohlbefinden haben.
Diese Unterschiede im Schlaf-Wach-Rhythmus sind nicht nur interessant, sondern auch von praktischer Bedeutung. Sie können helfen, das eigene Verhalten besser zu verstehen und den Alltag entsprechend anzupassen. Im nächsten Abschnitt werde ich die neuen Chronotypen und ihre spezifischen Merkmale vorstellen, die eine noch detailliertere Einteilung ermöglichen.
Neue Chronotypen
Die moderne Schlafforschung hat die klassischen Chronotypen erweitert und unterscheidet mittlerweile zwischen vier Chronotypen: Löwen, Bären, Wölfen und Delfinen. Diese Einteilung wurde von der australischen Schlafexpertin Olivia Arezzolo geprägt und berücksichtigt zusätzliche Faktoren wie Schlafqualität, Energieabfälle im Laufe des Tages und Persönlichkeitseigenschaften.
Löwen sind die Frühaufsteher, die morgens aufstehen und bis zum Mittag hochproduktiv arbeiten. Nachmittags lässt ihre Leistungsfähigkeit nach, und sie gehen früh zu Bett. Bären machen etwa die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie stehen mit der Sonne auf und gehen bei Sonnenuntergang ins Bett. Ihre Energie nimmt nach dem Mittagessen merklich ab, was sie für ein Nickerchen anfällig macht.
Wölfe sind die Nachtaktiven, die morgens nur schwer aus dem Bett kommen, aber abends und nachts ihre produktivste Phase erleben. Sie bleiben gerne bis spät wach und schlafen dementsprechend länger in den Vormittag hinein. Delfine hingegen haben keinen typischen Schlafrhythmus. Sie sind oft schlechte Schläfer und tagsüber leicht reizbar, was sie von den anderen Chronotypen unterscheidet.
Diese detailliertere Einteilung ermöglicht es, Schlafgewohnheiten und tägliche Aktivitäten besser auf den individuellen Chronotyp abzustimmen. Die Erkenntnisse über diese neuen Chronotypen bieten wertvolle Einsichten für die Anpassung des Alltags an den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und tragen zur Optimierung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit bei.
Fazit und Ausblick
Die Betrachtung der Chronotypen zeigt interessante Unterschiede in den Schlafgewohnheiten und der Leistungsfähigkeit von Menschen. Während die traditionellen Chronotypen Lerche und Eule klare Muster im Schlaf-Wach-Rhythmus aufzeigen, ermöglicht die erweiterte Einteilung in Löwen, Bären, Wölfen und Delfinen eine noch differenziertere Betrachtung.
Die Studienergebnisse des Imperial College London deuten darauf hin, dass Eulen in kognitiven Tests tendenziell besser abschneiden als Lerchen. Diese Resultate werfen die Frage auf, ob Eulen wirklich die schlaueren Köpfe sind oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Unterschiede nicht zwingend für alle Individuen gelten, sondern allgemeine Trends darstellen.
Die Aussagekraft dieser Studien sollte kritisch betrachtet werden. Korrelation bedeutet nicht zwangsläufig Kausalität. Lebensstil, Schlafqualität, #Stress und andere Umweltfaktoren können die kognitive Leistung ebenfalls beeinflussen. Genetische Prädispositionen spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Chronotyps, und unberücksichtigte Variablen könnten den Zusammenhang zwischen Chronotyp und kognitiver Leistung beeinflussen.
Das Verständnis des eigenen Chronotyps kann dazu beitragen, den Alltag besser zu gestalten und die eigene Leistungsfähigkeit zu optimieren. Menschen können ihre Arbeitszeiten, Freizeitaktivitäten und Schlafgewohnheiten an ihren natürlichen Rhythmus anpassen, um produktiver und zufriedener zu sein. Allerdings können extreme Chronotypen Herausforderungen im Alltag mit sich bringen, da sie oft nicht mit den gesellschaftlichen Normen übereinstimmen.
Abschliessend lässt sich sagen, dass das Wissen über Chronotypen wertvolle Einblicke in unsere Schlafgewohnheiten und deren Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit bietet. Unabhängig vom Chronotyp sollten individuelle Bedürfnisse und Grenzen respektiert werden, um das eigene Wohlbefinden zu maximieren.
Zusammenfassung
- Eulen schneiden in kognitiven Tests tendenziell besser ab als Lerchen, was auf unterschiedliche Schlaf-Wach-Rhythmen zurückzuführen ist.
- Die erweiterte Einteilung in vier Chronotypen bietet eine differenzierte Betrachtung und kann helfen, den Alltag besser zu gestalten.
- Individuelle Anpassungen an den eigenen Chronotyp können die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden verbessern.
Fussnoten [1] https://doi.org/10.1136/bmjph-2024-001000
Bildquelle Franz Marc (1880–1916): Kater auf gelbem Kissen, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet.
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