Weniger ist mehr: „Slow Productivity“ und der Weg aus der Produktivitätsfalle

Caspar David Firedrich: Mondaufgang am Meer

Geplagt von ständiger Hektik und dem unermüdlichen Streben nach Effizienz? Cal Newports Konzept der „Langsamen Produktivität“ und Oliver Burkemans Buch 4000 Wochen sind ein wirksames Mittel dagegen. Newports „Slow Productivity“ darf jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss als Teil einer umfassenderen Kritik an der modernen Produktivitätskultur verstanden werden. Ebenso wirft Burkeman einen kritischen Blick auf das Zeitmanagement und das ständige Streben nach Optimierung. Beide Autoren bieten wertvolle Einsichten, wie wir ein erfüllteres und stressfreieres Leben führen können.

Pseudo-Produktivität und die Produktivitätsfalle

Ein zentraler Aspekt in Newports Ansatz ist die Kritik an der sogenannten „Pseudo-Produktivität“. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten, die zwar den Anschein von Produktivität erwecken, jedoch wenig zur tatsächlichen Wertschöpfung beitragen. Newport beschreibt dies treffend als den Einsatz sichtbarer Aktivität als Ersatz für echte produktive Anstrengungen. Oberflächliche Aufgaben wie das Beantworten von E-Mails oder das Abhalten von Besprechungen erwecken den Eindruck von Geschäftigkeit, ohne bedeutende Ergebnisse zu liefern.

Oliver Burkeman greift dieses Thema in seinem Buch ebenfalls auf und beschreibt die „Produktivitätsfalle“. Diese Falle entsteht, wenn Menschen ständig versuchen, ihre Effizienz und Produktivität zu maximieren, in der Hoffnung, dadurch mehr Kontrolle über ihr Leben zu gewinnen. Burkeman vergleicht dies mit dem Hinzufügen von Fahrspuren auf einer Autobahn: Anstatt den Verkehr zu reduzieren, zieht es nur mehr Autos an. Dies führt zu einem Teufelskreis aus Stress und dem Gefühl, niemals genug zu leisten. Beide Autoren identifizieren die Fixierung auf oberflächliche Aufgaben und das Streben nach ständiger Effizienzsteigerung als Hauptursachen für Stress und Unzufriedenheit.

Die Prinzipien der Slow Productivity

Cal Newports „Slow Productivity“ bietet eine Lösung, um aus dieser Pseudo-Produktivität auszubrechen. Sie basiert auf drei zentralen Prinzipien:

1. Tun Sie weniger Dinge

Newport empfiehlt, die Anzahl der Verpflichtungen zu reduzieren, um die wenigen wichtigen Projekte besser voranzubringen. Dies erhöht die Anzahl der Stunden, die für sinnvolle Aktivitäten zur Verfügung stehen, und verbessert die Qualität dieser Stunden. „Indem Sie weniger Dinge tun, erhöhen Sie die Anzahl der Stunden, die für nützliche Aktivitäten aufgewendet werden, und Sie erhöhen die Qualität dieser Stunden“ (S. 48). Ein praktisches Beispiel hierfür ist, sich auf ein oder zwei Hauptprojekte zu konzentrieren und andere weniger wichtige Aufgaben zu delegieren oder abzulehnen.

2. Arbeiten Sie in einem natürlichen Tempo

Newport rät, die wichtigste Arbeit nicht zu überstürzen und sie in einem nachhaltigen Tempo zu erledigen. Er betont, dass das Arbeiten mit unaufhörlicher Intensität künstlich und nicht nachhaltig ist (S. 58). Dies bedeutet, der Arbeit den notwendigen Respekt zu zollen und sie in den Lebensrhythmus zu integrieren, anstatt sie als Hindernis zu betrachten. Beispielsweise könnte man regelmässige Pausen einlegen und darauf achten, dass man sich nicht ständig unter Druck setzt, schneller zu arbeiten.

3. Fokussieren Sie sich auf Qualität

Newport legt grossen Wert auf die Qualität der produzierten Arbeit. Selbst wenn dies bedeutet, kurzfristige Gelegenheiten zu verpassen, soll man den Wert der Ergebnisse nutzen, um langfristig mehr Freiheit in den Bemühungen zu gewinnen. „Grosse Leistungen werden durch die stetige Ansammlung bescheidener Ergebnisse über die Zeit hinweg aufgebaut“ (S. 145). Ein Beispiel für diesen Ansatz ist, sich mehr Zeit für tiefgehende, kreative Arbeit zu nehmen, anstatt ständig auf kurzfristige Erfolge zu zielen.

Begrenzung von Zielen & Projekten

Sowohl Newport als auch Burkeman betonen die Wichtigkeit einer bewussten Beschränkung der Projekte und Ziele. Newport empfiehlt, die Anzahl der gleichzeitig verfolgten Projekte zu reduzieren, um die Qualität der Arbeit zu steigern. Er argumentiert, dass grosse Leistungen durch die stetige Ansammlung bescheidener Ergebnisse über die Zeit hinweg aufgebaut werden. Burkeman unterstützt diese Sichtweise und schlägt vor, sich auf wenige, wirklich wichtige Ziele zu konzentrieren und die eigene Endlichkeit zu akzeptieren. Diese Akzeptanz kann tatsächlich befreiend wirken und zu mehr innerer Ruhe führen.

Newports Konzept der „Missionen“ – kontinuierliche Ziele oder Dienste, die das berufliche Leben bestimmen – findet ein Echo in Burkemans Ansatz. Newport rät, die Anzahl der Missionen auf unter fünf zu begrenzen, um Überlastung und Pseudo-Produktivität zu vermeiden. Burkeman ergänzt diese Sichtweise, indem er betont, dass echte Freiheit darin besteht, zu bestimmten Dingen Nein zu sagen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Doch die unausweichliche Realität eines endlichen menschlichen Lebens ist, dass man sich entscheiden muss“, so Burkeman (S. 53).

Die Auswirkungen der Produktivitätsfalle

Die Auswirkungen der Produktivitätsfalle sind vielfältig und tiefgreifend. Menschen, die sich in diesem Zustand befinden, erleben häufig erhöhten Stress, das Gefühl der Unzulänglichkeit und eine verminderte Lebenszufriedenheit. Trotz aller Bemühungen, produktiv zu sein, fühlen sich viele Menschen unzulänglich und frustriert, weil sie ihre endlosen To-do-Listen nie vollständig abarbeiten können. Dies führt zu einem Mangel an echter Lebensfreude und Zufriedenheit. Zum Beispiel berichten viele Betroffene von Schlafstörungen und chronischer Erschöpfung, weil sie ständig das Gefühl haben, nicht genug zu leisten. Der ständige Druck, mehr zu erreichen, führt zu chronischem Stress und kann langfristig die psychische und körperliche Gesundheit beeinträchtigen.

Wege aus der Produktivitätsfalle

Um der Produktivitätsfalle zu entkommen, schlagen sowohl Newport als auch Burkeman mehrere Strategien vor. Newport empfiehlt die Reduktion der Projekte und die Fokussierung auf eine kleinere Anzahl von Projekten, um tiefere und qualitativ hochwertigere Arbeit zu leisten. Er betont: „Indem Sie weniger Dinge tun, erhöhen Sie die Anzahl der Stunden, die für nützliche Aktivitäten aufgewendet werden, und Sie erhöhen die Qualität dieser Stunden“ (S. 54). Burkeman rät zur Akzeptanz der eigenen Grenzen und zur Konzentration auf das Wesentliche, um ein erfüllteres Leben zu führen: „Je mehr man versucht, seine Zeit gezielt zu managen, um ein Gefühl der totalen Kontrolle und der Freiheit von den unvermeidlichen Zwängen des Menschseins zu erreichen, desto stressiger, leerer und frustrierender wird das Leben“ (S. 32).

Diese Strategien sind eng mit den Prinzipien der „Slow Productivity“ verknüpft. Durch die Reduktion der Projekte und das Arbeiten in einem natürlichen Tempo können wir die Qualität unserer Arbeit verbessern und Stress abbauen. Indem wir uns auf wenige, aber bedeutende Ziele konzentrieren, entkommen wir der Falle, ständig mehr erreichen zu wollen, und gewinnen mehr Zufriedenheit und innere Ruhe.

Schlussfolgerung

Ein achtsamer Umgang mit Zeit und Arbeit ist essenziell. Beide Autoren plädieren für eine Arbeitsweise, die über reine Effizienzmaximierung hinausgeht. Newports „Slow Productivity“ und Burkemans Akzeptanz der eigenen Begrenztheit bieten wertvolle Strategien, um ein erfülltes und weniger stressiges Leben zu führen. Indem wir unsere Prioritäten überdenken und uns auf das Wesentliche konzentrieren, können wir den Kreislauf der Überforderung durchbrechen und zu einer nachhaltigen Produktivität finden. Diese Ansätze ermöglichen es uns, nicht nur produktiver, sondern auch zufriedener und ausgeglichener zu leben.

Konkrete Handlungsanweisungen


Literatur

Bildquelle Caspar David Friedrich (1774–1840): Mondaufgang am Meer, Alte Nationalgalerie Berlin, Public Domain.

Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet.

Topic #Erwachsenenbildung


Folge mir auf Mastodon | Pixelfed | Bookwyrm