Michael Gisiger

Erwachsenenbildung

Edelfelt: Dam som skriver brev

Anfang des Jahres machten alarmierende Schlagzeilen die Runde: Die „Generation Z“ verliere angeblich die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben – ein Verlust einer 5'500 Jahre alten Kulturtechnik, verursacht durch die Digitalisierung. „40 Prozent der Schüler haben die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben eingebüsst“, hiess es etwa in Berichten von 20 Minuten oder MSN. Die Berichte zeichneten das Bild einer verlorenen Generation, die ohne Stift und Papier in eine düstere Zukunft blicke.

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Geoffroy: En classe, le travail des petits

Wer sich intensiv mit evidenzbasierten Lernmethoden beschäftigt, wird früher oder später auf das Konzept der Spaced Repetition stossen. Ich habe bereits über diese Technik geschrieben und darüber, wie sie die langfristige Speicherung von Wissen unterstützt. Doch immer wieder werde ich gefragt: „Wie kann ich das konkret umsetzen?“ Eine einfache, aber effektive Antwort darauf liefert die 2-7-30-Regel. Diese Methode strukturiert das Wiederholen von Lernstoff in genau festgelegten Intervallen und hilft Dir so, neu erworbenes Wissen langfristig zu behalten. Durch die Wiederholung in optimalen Abständen wird das Vergessen aktiv verhindert, da das Gehirn das Wissen bei jedem Abruf als relevanter einstuft und es dadurch nachhaltiger speichert.[1]

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Ferdinand Hodler: Der Lesende

Vor gut einem Jahr habe ich in einem Blogbeitrag vier wissenschaftlich fundierte Lernstrategien vorgestellt, die sich als besonders effektiv und nachhaltig erwiesen haben. Der Artikel hat viele Leserinnen und Leser dazu inspiriert, sich intensiver mit Methoden wie Spaced Practice oder Retrieval Practice auseinanderzusetzen, um ihr #Lernen gezielt zu verbessern.

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Domenico Fetti: Archimedes Pensativo

Erinnerst Du Dich daran, wie oft Du in der Schule oder im Studium Dinge gelernt hast, die erst Jahre später an Bedeutung gewannen? Vielleicht war es ein Roman, den Du damals nicht ganz verstanden hast, oder ein Konzept, das Dir unnötig erschien – bis das Leben Dich plötzlich daran erinnerte. Diese Fähigkeit, Wissen aufzunehmen und es irgendwann flexibel anzuwenden, beschreibt Leslie Valiant in seinem neuen Buch The Importance of Being Educable: A New Theory of Human Uniqueness als „Bildungsfähigkeit“ (educability).

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Claude Lefèbvre: Un précepteur et son élève

Aktuelle Studien zeigen ein alarmierendes Bild: Laut dem Gallup 2023 Report zur globalen Arbeitsplatzsituation fühlen sich nur 23 % der Mitarbeitenden weltweit wirklich engagiert bei ihrer Arbeit. Die Mehrheit hingegen ist innerlich längst abgesprungen oder sogar aktiv dabei, ihrer Firma zu schaden. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist die Art und Weise, wie Feedback gegeben wird. Statt Mitarbeitende zu motivieren, führt Feedback häufig zu Frustration und Resignation.

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Albert Anker: Die Dorfschule von 1848

Eigentlich wissen wir seit den 1980er-Jahren, woran unser Bildungswesen krankt. Bildungspsychologe Benjamin Bloom hat in seiner wegweisenden Studie [1] zum „Zwei-Sigma-Problem“ gezeigt, dass Schüler, die im Einzelunterricht unterrichtet werden, durchschnittlich zwei Standardabweichungen besser abschneiden als ihre Mitschüler im traditionellen Klassenzimmer. Diese Erkenntnis unterstreicht das enorme Potenzial individueller Förderung, die im traditionellen Bildungssystem oft nicht realisiert werden kann – es fehlen schlicht die Ressourcen. Einzelunterricht ermöglicht es, auf die spezifischen Bedürfnisse der Schüler einzugehen, sofortiges Feedback zu geben und Lernstrategien anzupassen, was zu erheblichen Leistungssteigerungen führt.

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Caspar David Firedrich: Mondaufgang am Meer

Geplagt von ständiger Hektik und dem unermüdlichen Streben nach Effizienz? Cal Newports Konzept der „Langsamen Produktivität“ und Oliver Burkemans Buch 4000 Wochen sind ein wirksames Mittel dagegen. Newports „Slow Productivity“ darf jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss als Teil einer umfassenderen Kritik an der modernen Produktivitätskultur verstanden werden. Ebenso wirft Burkeman einen kritischen Blick auf das Zeitmanagement und das ständige Streben nach Optimierung. Beide Autoren bieten wertvolle Einsichten, wie wir ein erfüllteres und stressfreieres Leben führen können.

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Brief von Hand schreiben

Heute dominiert die digitale Kommunikation und Nachrichten werden innerhalb von Sekunden versendet. Da geraten Dinge wie das Briefeschreiben beinahe in Vergessenheit. Dennoch birgt das Schreiben mit Stift auf Papier einige Vorteile. Dieser Akt ermöglicht eine tiefere Reflexion und eröffnet einzigartige Wege des Denkens. Obwohl das Briefeschreiben früher alltäglich war, bietet es heute eine willkommene Abwechslung zur Hektik des digitalen Zeitalters und fördert eine intensivere und bedeutsamere Interaktion mit unseren Mitmenschen. Im Folgenden möchte ich drei Vorteile des Briefeschreibens hervorheben, die sich auf aktuelle Studien stützen und die Bedeutung dieser traditionellen Kommunikationsform unterstreichen.

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KI-generierter Text oder doch nicht?

Mit der Verbreitung generativer #KI stellt sich die Frage, wie gut Menschen, insbesondere Lehrende, in der Lage sind, KI-generierte Texte zu erkennen. Eine aktuelle Studie von Fleckenstein et al. (2024) [1] geht dieser Fragestellung nach und beleuchtet die Auswirkungen von KI auf die akademische Integrität und Bewertungspraxis. In diesem Beitrag stelle ich die Methodik und Ergebnisse der Studie vor und diskutiere die daraus resultierenden Implikationen für die #Bildung. [2]

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Online-Kurs

Spätestens die #Corona Pandemie hat zwangsweise viele Aspekte unseres Lebens ins Digitale verlagert, insbesondere auch in der #Bildung. Online-Lehrveranstaltungen haben das Potenzial, Wissen einem breiten Publikum zugänglich zu machen und flexible Lernmöglichkeiten zu bieten. Doch trotz dieser Vorteile kämpfen viele dieser Kurse mit einem gravierenden Problem: Die Abschlussquoten sind erschreckend niedrig. Untersuchungen zeigen, dass lediglich zwischen fünf und 15 Prozent der Teilnehmenden ihre Online-Kurse erfolgreich abschliessen. Bei den Massive Open Online Course (MOOC) liegt diese Quote gar bei nur drei bis sechs Prozent. [1] Dies wirft die Frage auf: Warum sind die Abschlussquoten so niedrig und was kann dagegen unternommen werden?

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