Meine erste 30-Day-Challenge 2024: Tägliche Morning Pages

Mit Feder auf Papier

Eines meiner Ziele für dieses Jahr ist es, verschiedene Methoden und Techniken jeweils im Rahmen einer 30-Day-Challenge auszuprobieren. Die Idee dahinter ist, so einerseits Neues zu entdecken und mir andererseits diese Gewohnheiten (Habits), wenn sie sich bewähren, zu übernehmen. Die erste Challenge sind tägliche „Morning Pages“ (Morgenseiten), wie sie von Julia Cameron, Autorin von The Artist’s Way, empfohlen werden.

Ich mag Cameron nicht. Alles, was ich bisher von ihr zu lesen versucht habe, strotzt für mich nur so von übertrieben künstlerischem und spirituellem Blabla. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, die von ihr so vehement propagierten Morning Pages einmal auszuprobieren. Den Anstoss dazu gab der Journalist und Buchautor Oliver Burkeman, der für seine langjährige Kolumne im Guardian alle möglichen Produktivitätsmethoden ausprobiert hat und in seinem Blog zu dem Schluss kommt, dass keine der von ihm ausprobierten Methoden so gut funktioniert hat wie die Morning Pages. Noch heute, viele Jahre später, füllt er fast jeden Morgen seine drei Seiten. Also habe ich mir selbst eine #30DayChallenge gestellt und will auch einen Monat lang Morning Pages schreiben. Zur Halbzeit ein erster Erfahrungsbericht.

Die Methode: Morning Pages

Die Methode der Morning Pages ist ein zentrales Element des kreativen Selbsthilfe-Programms von Julia Cameron. Es handelt sich hierbei um eine tägliche Schreibpraxis, bei der man jeden Morgen, unmittelbar nach dem Aufstehen, drei Seiten A4 handschriftlich befüllt. Cameron besteht ausdrücklich auf dem Schreiben von Hand: „The computer is fast—too fast for our purposes. Writing by computer gets you speed but not depth. Writing by computer is like driving a car at 85 mph. Everything is a blur.“ [1] Denn Ziel dieser Übung ist es, einen unzensierten und freien Gedankenstrom zu Papier zu bringen, ohne dabei Rücksicht auf grammatische Korrektheit oder Stil zu nehmen. Diese Methode dient nicht der Erstellung literarischer Texte, sondern vielmehr der psychologischen Entlastung und Klarheit. Cameron empfiehlt auch, die geschriebenen Seiten frühestens nach acht Wochen wieder zu lesen.

Das Verfassen der Morning Pages ist denkbar einfach und erfordert lediglich einen Stift und Papier. Empfohlen wird, die Seiten in einem ruhigen Moment am Morgen zu schreiben, um eine direkte Verbindung zu den noch frischen Gedanken und Gefühlen des Unterbewusstseins herzustellen. Die Praxis zielt darauf ab, mentale Blockaden zu überwinden und den Zugang zur eigenen Kreativität zu erleichtern. Anwender berichten von einer Vielzahl positiver Effekte, wie gesteigerter Klarheit, reduziertem Stress und einer allgemeinen Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens.

Obwohl die Methode der Morning Pages in erster Linie auf anekdotischen Berichten basiert, findet sie zunehmend auch Beachtung in der Wissenschaft, die sich mit den positiven Auswirkungen des Schreibens auf das psychische Wohlbefinden befasst. Studien bestätigen, dass regelmäßiges Schreiben dazu beiträgt, das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. [2] Diese Forschungsergebnisse untermauern die These, dass die Morning Pages eine wertvolle Übung für jeden sind, der seine mentale Klarheit und Kreativität steigern möchte. Morning Pages sind eine einfache Praxis zur Förderung des geistigen und emotionalen Gleichgewichts.

Zwischenstand meiner 30-Tage-Challenge

Also kaufte ich mir Ende März einen dieser Collegeblöcke im A4-Format und begann am 1. April, jeden Morgen meine drei Morning Pages zu schreiben. Bekanntlich bin ich ein Verfechter des Schreibens und Denkens mit Stift auf Papier und ein Liebhaber alter Füllfederhalter. Ausserdem führe ich seit Jahren jeden Abend ein kurzes Tagebuch. So fiel mir der Einstieg nicht schwer, in etwa 20 Minuten waren die ersten Seiten gefüllt. Ich habe die Zeit nie bewusst gemessen, aber zwischen 20 und 30 Minuten brauche ich jeden Morgen für diese Übung. Diese halbe Stunde sollte man sich also freihalten – oder, wie ich es oft mache, eine halbe Stunde früher aufstehen. In den ersten zwei Wochen habe ich das auch geschafft. Ausser sonntags, da lasse ich die Morgenseiten aus. Das frühe Aufstehen war bisher die grösste Herausforderung für mich, zumal ich im Moment dreimal die Woche um 6 Uhr morgens aus dem Haus muss, um rechtzeitig mit meinem Unterricht beginnen zu können. Das Schreiben selbst fällt mir leicht, ich bringe einfach meinen Gedankenfluss zu Papier. Ohne auf Satzbau und Rechtschreibung zu achten.

Writing in bed

Das von Cameron gepriesene „Wunder“ ist zwar noch nicht eingetreten, aber immerhin kann ich jetzt meine vielen Füllfederhalter regelmässig benutzen. Aber Spass beiseite, einen positiven Effekt konnte ich schon an mir selbst beobachten: Ich mache jeden Morgen eine Planung meiner Tagesaufgaben, indem ich meine drei bis fünf Aufgaben für den Tag von meiner elektronischen To-do-Liste in meinen Reporterblock übertrage (mehr dazu hier). Darin bin ich schneller geworden, weil ich mir auf den Morgenseiten schon überlegt habe, was ich alles erledigen möchte. Ausserdem beginne ich den Tag nun klarer und konzentrierter. Bis jetzt zeigt die Challenge also eine erste Wirkung.

Übrigens habe ich, wie von Cameron empfohlen, noch keine meiner Seiten gelesen. In etwa zwei Monaten, wenn die acht Wochen vorbei sind, werde ich das tun und in einem weiteren Beitrag über meine Challenge abschliessend berichten.


Fussnoten [1] Julia Cameron: The Miracle of Morning Pages, S.9. [2] mehr dazu hier: https://theconversation.com/writing-can-improve-mental-health-heres-how-162205

Bildquellen 1. Aaron Burden auf Unsplash. 2. Ketut Subiyanto auf Pexels.

Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet.

Topic #Erwachsenenbildung


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