Breitband zum Greifen nah

und leider auch nur das.

Einige Flugblätter schauen aus einem kleinen Mülleimer heraus. Sie rufen dazu auf den Glasfaseranschluss zu beantragen

Tl;dr: Bedauerlicherweise ist der Anschluss keineswegs verfügbar. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft verweigert diesen.

Es geht mir in diesem Beitrag darum, die Mißsituation der Mieterinnen aufzuzeigen, den Unsinn und den Ablauf zu dokumentieren. Ziel ist, das Problem aus der Welt zu schaffen.

Vorgeschichte

Im vergangenen Jahr wurden in der nächsten Querstraße die Gehwege aufgerissen, Glasfaser verlegt und weitere Schaltschränke gesetzt. Die Entfernung des neuen Schaltschranks bis zur Haustüre des Wohnhauses beträgt 93 Meter.

Aktualisierung vom 26.04.2023: In der Zwischenzeit wurde in der Straße die Glasfaserleitung bis vor die Haustüre gelegt. Die Entfernung zwischen Hauswand und Kabel beträgt 11 Meter.

Baustelle mit Glasfaserleitung, in der Straße, in der ich wohne. Glasfaser wurde heute in der gesamten Straße verlegt. An den einzelnen Häusern gibt es nun Markierungen, wo der Anschluss liegt.

Vergangene Woche habe ich sowohl eine E-Mail, als auch ein Flugblatt von der Telekom im Postkasten gefunden. Darin stand der Aufruf, sich nun für den Breitbandanschluss via Glasfaser anzumelden:

„Voraussichtlich erfolgt der Glasfaser-Ausbau von Heidelberg im Zeitraum vom 01.02.2023 bis zum 31.12.2023.“ „Beauftragen Sie jetzt Ihren Glasfaser-Hausanschluss für 0 €* und sparen Sie die Anschlussgebühr in Höhe von 799,95 €!“.

Der Anbieter 1und1 wirbt aktuell ebenso mit großen Plakaten in Handschuhsheim für das Internet via Glasfaser:

Werbung von 1und1 zur Bestellung eines Glasfaseranschlusses

Kleingedrucktes: „* Glasfaser in vielen Regionen möglich. Sofern keine Glasfaserleitung vorhanden ist, Ausbau und Eigentümergenehmigung erforderlich. Aktion: Baumaßnahmen aktuell kostenfrei. Keine Baukosten, bis zur Glasfaserdose nach dem Hausübergabepunkt. Je nach Wohnsituation sind ggf. Leitungswege durch den Eigentümer vorzubereiten. [...]“ 1und1.de/heidelberg

Kosten bei Abschluss eines Glasfaseranschlusses

Welche Kosten fallen für Mieterinnen bei Beauftragung an?

Die Bereitstellungskosten für Neuanschluss betragen, bei der Telekom einmalig 69,95 €. Dazu kommen noch Kosten für ein Modem oder einen glasfasertauglichen Router, Versandkosten und die Gebühren für den entsprechenden Tarif.

Gegenwärtig gibt es Tarife für monatlich 44,95 € bis 79,95 €. Die Mindestvertragslaufzeit liegt bei 24 Monaten. Die ersten sechs Monate werden vergünstigt berechnet.

Du bist hier nicht auf die Telekom beschränkt. Andere Anbieter, wie 1und1, Vodafone und O2 bieten ebenso Glasfasertarife und Anschlüsse an. Hier lohnt eventuell vorab ein Vergleich der Tarife und Kosten.

Glasfaserabsage

in drei E-Mails (Telekom, 04.02.2023)

  1. Ich habe mich nach der Aufforderung und der Prüfung der Adresse auf Verfügbarkeit direkt angemeldet. Es kam sofort eine Bestätigung, dass bis Ende 2023 der Ausbau erfolgen soll.

  2. Drei Tage später bekam ich eine Mitteilung, dass sich der Ausbau verzögert: „Unser Ausbaupartner vor Ort hat uns mitgeteilt, dass sich die Fortsetzung des Ausbaus aufgrund externer Einflüsse verzögert. Wir melden uns bei Ihnen, sobald der Ausbau fortgesetzt werden kann.“

  3. Wieder drei Tage später wurde der Auftrag storniert: „Leider kann das Gebäude vorerst nicht an das Glasfaser-Netz angeschlossen werden. Der Eigentümer des Gebäudes stimmt dem Glasfaser-Ausbau nicht zu.“

in zwei E-Mails (1und1, 26.04.2023)

Ende April habe ich die Beantragung eines Anschlusses erneut angestoßen, nachdem das Glasfaserkabel in den Gehweg, direkt vor den Eingang gelegt wurde:

„Wir prüfen die Verfügbarkeit Ihres gewünschten 1&1 Internet-Anschlusses an der von Ihnen angegebenen Anschrift. Nach erfolgreicher Prüfung teilen wir Ihnen den Schaltungstermin mit.“

Am Tag danach kam die Absage:

„Der Eigentümer des Gebäudes hat den Ausbau abgelehnt. Bitte wenden Sie sich an den Eigentümer und klären Sie, ob der Ausbau eventuell doch noch durchgeführt werden kann.“

In der Zwischenzeit bekomme ich monatlich Briefe von 1und1, dass ich mich mit der Vermieterin auseinandersetzen und mich dann bei der Telekom, wegen des Hausanschlusses melden solle.

Wohnungsbaugesellschaft

Meine Vermieterin ist eine städtische Wohnungsbaugesellschaft. Die Gesellschaft für Grund und Hausbesitz (GGH) ist ein Tochterunternehmen der Stadt Heidelberg, welche sich für den Breitband-Ausbau in Heidelberg einsetzt. Der Ausbau wird mit städtischen Mitteln unterstützt und gefördert.

Nach Gesprächen mit Nachbarn in anderen Häusern der Straße, stellte sich heraus, dass dies noch viele weitere Häuser der GGH im Stadtgebiet betrifft. Wie viele das betrifft, ist unklar.

Die Ablehnung der Wohnungsbaugesellschaft GGH konterkariert die Bemühungen der Stadtverwaltung und die Ausgaben für die Bürgerinnen und Bürger.

Für meine Nachbarinnen und mich ist das völlig unverständlich.

Vermutlich beruft sich die GGH darauf, dass in den Wohnungen schon ein Breitbandanschluss über das Fernsehkabel liegt. Leider ist dies kein zukunftsfähiger Anschluss, da hier auch nur Kupferkabel verbaut wurden und es ein shared Medium ist.

Nachfrage an die Wohnungsbaugesellschaft

Datum: 16. Juli 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Telekom hat sehr aufwendig und mit Steuermitteln, durch die Stadt Heidelberg gefördert, Glasfaser bis vor das Grundstück verlegen lassen. Ich habe das zukunftssichere und zuverlässige Breitbandinternet bestellt. Bedauerlicherweise haben Sie als mein Vermieter, dem Anbieter keine Zustimmung zum Anschluss des Hauses und der Nachbarhäuser gegeben.

Dies verwundert mich sehr, da Sie damit die Bemühungen der Stadt Heidelberg konterkarieren. Das vorhandene Internet, mittels Fernsehkabel basiert auf Kupferleitungen und ist ein geteiltes Medium.

Schon heute ist die Bandbreite von 400 Mbit Download und 12 Mbit nicht mehr ausreichend. Zudem ist die Verbindung nicht zuverlässig. Ich habe im letzten Jahr zahlreiche Geschwindigkeitsmessungen gemacht und festgestellt, dass die Anbindung vielfach von den angegebenen Werten abweicht.

Ich bitte, dem Hausanschluss mit einem verlässlichen Breitbandinternet zuzustimmen.

Mit freundlichen Grüßen

Rückmeldung der Wohnungsbaugesellschaft

„wir haben unsere eigene Netzebene, die mit Glasfaser ausgestattet ist. Der Anbieter ist die Firma Pyur Tele Columbus Vertriebs GmbH. Es ist möglich, einen separaten Vertrag für die Internetleistung abzuschließen. Wenden Sie sich bitte hierzu direkt an Firma Pyur. Aus vorgenannten Gründen werden wir mit anderen Anbietern keine Verträge bezüglich des Glasfaser-Ausbaus eingehen. Derzeit prüfen wir die Glasfaserversorgung in unseren Objekten und sind bemüht, eventuelle Versorgungslücken zu schließen. Da dies allerdings mit einem hohen Aufwand verbunden ist, bitten wir Sie noch um Geduld. Wir werden in dieser Angelegenheit unaufgefordert auf Sie zukommen.“

„Breitbandsituation“ in meiner Mietwohnung

Kabelanbieter nicht frei wählbar

In den Häusern der GGH gibt es einen Vertrag mit der Firma Pÿur. Diese bietet über das Fernsehkabel (Koaxial) einen Anschluss mit derzeit maximal 400 Mbit Geschwindigkeit an.

Ich habe 400 Mbit gebucht. Regelmäßige Breitbandmessungen zeigten, dass der Durchsatz hier sehr stark schwankt. Die Messungen bewegen sich zwischen 150 und 400 Mbit. Wobei die 400 Mbit selten erreicht werden. Das Fernsehkabel ist ein geteiltes Medium. Geteilt mit den Nachbarinnen.

Die Wahl des Anbieters ist hier verpflichtend bei Pÿur.

Eigene Erfahrungen, in der Vergangenheit haben gezeigt, dass die Kundenhotline und der -service förmlich nicht existent sind.

Ich hatte in zwei Jahren vier Komplettausfälle über mehrere Tage. Die Hotline war jeweils nicht erreichbar und das Kontaktformular auf deren Website nicht versendbar.

Aktuell verspricht die Anbieterin, auf ihrer Website, eine Verbesserung des Kundenservice. Daher kann sich das heute gebessert haben.

DSL ist keine Alternative

Als Alternative mit freier Anbieterwahl gibt es den normalen DSL-Anschluss (Kupfer). Hier ist für das Wohnhaus, in dem ich wohne, maximal 16 Mbit buchbar.

Es kommen jedoch nur 8 Mbit beim Router an. Dies ist also nicht nutzbar unter heutigen Geschwindigkeitsanforderungen eines Heimarbeitsplatzes.

Welche Möglichkeiten bestehen nun

Aus Erfahrungen in der Vergangenheit bewegt sich die Wohnungsbaugesellschaft nur, wenn Druck von außen/oben kommt oder die Arbeitsbelastung aufgrund der Anfragen der Mieterinnen unerträglich wird.

Daraus ergeben sich logisch die folgenden Möglichkeiten für Mieterinnen. (Dies ist kein Aufruf dazu tätig zu werden. Es ist eine Auflistung der Möglichkeiten):

Valentin Veröffentlicht unter Creative-Commons-Lizenz: CC BY 4.0

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