Grenzen und Sicherheit
Ich verlasse die Europäische Union und reise nach Großbritannien. Bevor ich in Brüssel in den Zug einsteigen darf, verbringe ich anderthalb Stunden mit Warten und Kontrollen. (Diesmal wusste ich vorher, dass ich mein Küchen-Messer zu Hause lassen muss.) Alles wird durchleuchtet und kontrolliert.
Eine Frau, die aus Gewohnheit nur den Personalausweis eingepackt hat, muss zurück nach Deutschland, um ihren Pass zu holen. Immerhin hat sie einen. Aber zwei Tage Urlaub und viel Geld gehen verloren.
In meinen Gefühlen werden viele Erlebnisse an den Grenzen zu Osteuropa wach: von meinen Reisen vor 1989, aber auch danach noch. Die wiederholte Unsicherheit, ob ich wirklich an alles gedacht habe. Ob nicht plötzlich ein Dokument zusätzlich gefordert wird, von dem ich nichts wusste. Ob es nicht plötzlich einen Vorwand gibt, mich abzuweisen. Die Erinnerung an mehrere Stunden in einem kahlen Abschieberaum im Bahnhof Brest, bevor wir in den Zug zurück nach Polen gesetzt wurden, weil man uns in der Sowjetunion nicht wollte...
Und ich träume von einer Welt ohne Grenzkontrollen und ohne Angst. Und ich weiß, was wir an der EU haben.