Resonanz
In dem Buch Melancholie erzählt Jon Fosse, wie der Schriftsteller Vidme in der Nationalgalerie Oslo das Gemälde “Die Insel Borgøja” von Lars Hertervig sieht:
Ja, das dachte er: 'Das größte Erlebnis seines Lebens.' Wenn er beschreiben soll, wie das war, kann er nur sagen, dass er Gänsehaut bekam und feuchte Augen.
Und der Schriftsteller Vidme geht über den Bürgersteig im Dunkeln, im Regen. Und er denkt, das er heute seinen neuen Roman hat anfangen wollen, den er schreiben will, um auf seine Weise, mit seiner Kunst ein paar von den menschlichen Geheimnissen aufzuspüren, die sich in den Wolken verbergen, die der Maler Lars Hertervig gemalt hat.
Vidme geht durch Regen und Wind und er denkt, dass die langjährige Arbeit als Schriftsteller ihn etwas Wichtiges gelehrt hat, etwas, von dem nur wenige wissen. Und das, was er da gesehen hat, meint Vidme, wie er da geht in Regen und Wind, ist das wichtigste, das er in all den vielen Jahren, die er da sitzt und schreibt, herausbekommen hat. Vidme meint, seine Arbeit als Schriftsteller hat ihn weiter in etwas hineingeführt, tiefer in etwas hineingeführt, was er in manchen Augenblicken, in glücklichen Stunden der Klarsicht als Aufschimmern des Göttlichen erkannt hat. Aber sowohl Aufschimmern als auch das Göttliche sind Begriffe, die Widmer nicht leiden kann. Wenn er diese Begriffe nicht so ablehnen würde, könnte er sagen, dass hier und da einmal etwas aufgeschimmert hat. Ein Erlebnis, das durchaus lächerlich wirken mag. Es ist lächerlich, sowohl in Vidmes Augen als auch in denen der meisten anderen. Aber hier und da einmal hat er etwas erlebt. Ein Aufschimmern, wenn er diesen Begriff denn verwenden könnte, er, Vidme, was ihn in die Nähe von etwas geführt hat, das er mit einem Begriff, den zu schreiben er für undenkbar hält, als das Göttliche bezeichnen muss.