Sicherheit und Reisen
“Es ist doch wohltuend, zwischendurch einmal zu fühlen, dass man in Gottes Hand ist, und nicht immer und ewig sich durch die Winkel einer wohlbekannten Stadt zu schleichen, wo man immer einen Ausweg weiß.“
(Sören Kierkegaard)
“Es ist doch wohltuend, zwischendurch einmal zu fühlen, dass man in Gottes Hand ist, und nicht immer und ewig sich durch die Winkel einer wohlbekannten Stadt zu schleichen, wo man immer einen Ausweg weiß.“
(Sören Kierkegaard)
Mir fällt auf, dass die zurückliegende Woche für mich (mehr oder weniger zufällig) stark jüdisch geprägt war:
Auf jeden Fall alles eine großartige Bereicherung. Und eine gute Ergänzung zu Bradford, wo ich gerade dem jüdischen Glauben nicht begegnet bin.
Nimm dir Zeit zu arbeiten – das ist der Preis des Erfolges
Nimm dir Zeit zu denken – das ist die Quelle der Macht
Nimm dir Zeit zu spielen – das ist das Geheimnis der ewigen Jugend
Nimm dir Zeit zu lesen – das ist die Grundlage der Weisheit
Nimm dir Zeit freundlich zu sein – das ist der Weg zum Glück
Nimm dir Zeit zu träumen – sie bewegt dein Gefährt zu einem Stern
Nimm dir Zeit zu lieben und geliebt zu werden – das ist das Vorrecht der Götter
Nimm dir Zeit dich umzusehen – der Tag ist zu kurz, um selbstsüchtig zu sein
Nimm dir Zeit zu lachen – das ist die Musik der Seele.
(Alter irischer Segenswunsch)
In dem Buch Melancholie erzählt Jon Fosse, wie der Schriftsteller Vidme in der Nationalgalerie Oslo das Gemälde “Die Insel Borgøja” von Lars Hertervig sieht:
Ja, das dachte er: 'Das größte Erlebnis seines Lebens.' Wenn er beschreiben soll, wie das war, kann er nur sagen, dass er Gänsehaut bekam und feuchte Augen.
Und der Schriftsteller Vidme geht über den Bürgersteig im Dunkeln, im Regen. Und er denkt, das er heute seinen neuen Roman hat anfangen wollen, den er schreiben will, um auf seine Weise, mit seiner Kunst ein paar von den menschlichen Geheimnissen aufzuspüren, die sich in den Wolken verbergen, die der Maler Lars Hertervig gemalt hat.
Vidme geht durch Regen und Wind und er denkt, dass die langjährige Arbeit als Schriftsteller ihn etwas Wichtiges gelehrt hat, etwas, von dem nur wenige wissen. Und das, was er da gesehen hat, meint Vidme, wie er da geht in Regen und Wind, ist das wichtigste, das er in all den vielen Jahren, die er da sitzt und schreibt, herausbekommen hat. Vidme meint, seine Arbeit als Schriftsteller hat ihn weiter in etwas hineingeführt, tiefer in etwas hineingeführt, was er in manchen Augenblicken, in glücklichen Stunden der Klarsicht als Aufschimmern des Göttlichen erkannt hat. Aber sowohl Aufschimmern als auch das Göttliche sind Begriffe, die Widmer nicht leiden kann. Wenn er diese Begriffe nicht so ablehnen würde, könnte er sagen, dass hier und da einmal etwas aufgeschimmert hat. Ein Erlebnis, das durchaus lächerlich wirken mag. Es ist lächerlich, sowohl in Vidmes Augen als auch in denen der meisten anderen. Aber hier und da einmal hat er etwas erlebt. Ein Aufschimmern, wenn er diesen Begriff denn verwenden könnte, er, Vidme, was ihn in die Nähe von etwas geführt hat, das er mit einem Begriff, den zu schreiben er für undenkbar hält, als das Göttliche bezeichnen muss.
Es ist angemessen, eine Sache dort zu suchen, wo sie sich befindet, und da Gott allüberall ist, findet ihn die Seele überall.
(Marguerite Porete)
Mensch in dem Ursprung
ist das Wasser rein und klar.
Trinkst du nicht aus dem Quell,
so stehst du in Gefahr.
Angelus Silesius
“Jeder Person, die das Licht des Glaubens und die Kraft der Liebe als zwei Sehnen ihres Bogens hat, ist erlaubt alles zu tun, was ihr gefällt. Das bezeugt die Liebe selbst, die zur Seele spricht: Liebt, und tut was ihr wollt.“ (Marguerite Porete mit einem Augustinus-Zitat)
Meister Eckart sagt: “Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht.“
Vertreter*innen der Glaubensgemeinschaften im Stadtbezirk treffen sich hier regelmäßig zum Faith Forum. Mich spricht an, wie sie dabei überlegen, welche Rolle sie konkret miteinander spielen können, um die Probleme der Community in Angriff zu nehmen. Dabei geht es nicht um Fragen des Glaubens, sondern um eher profane Dinge: Vermüllung, Drugdealing, Raser auf den Straßen, Gewalt-Exzesse zur Bonfire Night. Konkrete Aktionen wurden verabredet oder weitergeführt.
Zu dem Forum gehören: die Gemeide der Church of England, verschiedene muslimische Communities, die Böhmische Kirche, die Sikhs, die Unitarier, die Hindus, eine italienische Mission (katholisch), die Quaker. Es wurde darüber gesprochen, wie man auch die Adventisten und die Serbisch-Orthodoxen mit ins Boot bekommt. Was für eine Vielfalt!
Jedes Treffen beginnt und endet mit einer gemeinsamen Zeit der Stille, die jede*r nach Wunsch natürlich fürs stille Gebet, zum Besinnen oder zur Reflexion nutzen kann.
Zwei Menschen stehen beieinander und reden über den Krieg gegen die Ukraine. Es ist ein Gespräch wie viele. Es geht um die Grausamkeit des Krieges, um das Leid der Menschen dort, um die eigene Hilflosigkeit. Als sich das Gespräch erschöpft, sagt einer der Beteiligten: “Lass uns kurz für die Menschen dort beten!” Ein kurzes Gebet schließt sich an, in dem beide ihre Anliegen mit ein oder zwei Sätzen aussprechen. Nach dem “Amen.” geht das Gespräch normal weiter und es kommt zu anderen Themen.
Gott ganz selbstverständlich einbeziehen in das, was passiert, in das, was uns bewegt...
Und sie sammelten von dem Brot, das in der Wüste lag, einer viel, der andere wenig. Aber als man’s nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, so viel er zum Essen brauchte. Und Mose sprach zu ihnen: Niemand lasse etwas davon übrig bis zum nächsten Morgen. Aber sie gehorchten Mose nicht. Und etliche ließen davon übrig bis zum nächsten Morgen; da wurde es voller Würmer und stinkend. (2. Mose 16, 17-19)
Das ist die Geschichte davon, wie Gott die Israeliten sättigte, die lieber wieder in die Sklaverei wollten, als in der offenen Unsicherheit zu leben. Was Gott hier gibt: Keinen Überfluss. Keinen Reichtum. Nur genug für heute. Das gleiche für alle. Gewissheit für den jetzigen Tag. Mehr nicht.
Wie ist es mit dem Vertrauen in den morgigen Tag? Kann und will ich auf Vorräte verzichten? Wird es wieder in der Wüste liegen – das Brot? Wird Gott da sein? Wir sind Vorratswirtschaft und Sicherheitsdenken gewöhnt. Und die Unterschiede zwischen denen, die viel, und denen, die wenig haben. Was macht das geistlich mit mir?