Lichtstrahlen – C. Becht[h]old

Lichtstrahlen.

[H[err?]. C. Bechtold in der „Michigan Arbeiter-Zeitung.“]

Ich bin mir der Unzulänglichkeit des Einzelnen im Lebenskampf wohl bewusst, muss ich aber darum in der Herde aufgehen?

Zu seinem durch Arbeit selbst erworbenen Eigentum hat der Mensch ein unbestrittenes Recht, aber nicht zum Fremdtum, das er durch Nichtbezahlung oder ungenügende Bezahlung fremder Arbeit „erworben“ hat.

Ich fürchte weder Kanonen noch Bann, weder scharfe Federn noch giftige Zungen; ich trotze dem Hunger und der vielgestaltigen Lebensnot; aber vor der souveränen Dummheit habe ich schon oft die Waffen strecken müssen. Sie ist eine Grossmacht. Das wissen alle Tyrannen.

Ob die Anarchisten den Stein der Weisen gefunden haben, weiss ich nicht; aber so viel ist gewiss, dass kein Mensch über einen anderen herrschen sollte. Zeige mir einen Mann, der die politische Gewalt nicht missbraucht, und ich zeige dir einen Mann, der keine Anstrengungen macht, sie zu erlangen.

Wenn wir uns das Getreibe in den Parteien anschauen und ihre Verheissungen mit ihren Erfolgen vergleichen, dann überkommt uns ein tiefes Mitleid mit den Armen, die innerhalb der Parteigrenzen auf Erlösung hoffen. Wir halten nichts von Plattformen, gleichviel, ob sie aus einer handvoll Typen oder einer ganzen Lumberyard konstruiert sind. Als Köter der Dummen mögen sie dem Demagogentum dienen, für freie Menschen sind sie wertlos.

(Libertas 5, Samstag, 19. Mai 1888, S. 8.)

Anmerkungen