Trampen

Im Alter von 16 bis 26 habe ich rund 60.000 km per Anhalter zurückgelegt: vor allem auf dem Balkan, in Polen und in Ostdeutschland. Die vielen Wochen unterwegs – quasi in allen Ferien und oft an verlängerten Wochenenden – betrachte ich noch immer als meine nachhaltigste Bildungserfahrung.

Wenn ich jetzt in Armenien unterwegs bin – oft auf Strecken, auf denen es kaum Busverkehr gibt – und mich darauf verlasse, dass mich jemand mitnimmt, dann kommt all das sofort wieder. Die Überzeugung, dass die, die anhalten genau die richtigen sind, zum Beispiel. Mag es (wie heute) der blitzneue E-SUV von VW sein, der 42 Jahre alte Shiguli, der Uralt-Laster, bei dem ich auf der Ladefläche sitze, der Lada, der mit 120 über die Schlaglöcher brettert, oder der Kleinwagen, in dem schon vier sitzen und ich mit meinem Rucksack nur noch ziemlich gequetscht Platz habe.

Was sich auch sofort wieder einstellt: Die Freude an der Vielfalt der Menschen in den fremden Autos: Schweigsame, von denen ich kein Wort höre. Gesprächige, die mir ihre halbe Lebensgeschichte erzählen. Touristen, die für 2 Tage aus Moskau geflogen kommen und kaum älter als 25 sein können. Der alte Mann, der 120 km fährt, um nach seinen Bienen auf dem Bergpass zu schauen. Menschen, die viel über mich und mein Land wissen wollen. Und solche, die keine einzige Frage stellen.

Jedenfalls liebe ich es. Zumal ich hier zumindest bislang noch nicht länger als maximal 5 min warten musste (und das war eher eine Ausnahme).