Chronik des laufenden Wahnsinns

Geduld

Liegt es an den Gedanken, den Gefühlen, den Genen oder doch dem Nervensystem? Geduld ist der Schlüssel zu so vielem. Geduld es herauszufinden, auf die Reise ins innere Universum zu gehen. Und Geduld ist so knapp geworden in Zeiten der Dauer-Dopamin-Dusche.

Strömungen

Die Persönlichkeitsentwicklung ist niemals abgeschlossen. Wir entwickeln uns von der Wiege bis zur Bare. Vieles, was uns ausmacht, ist trotzdem früh angelegt, glaube ich. Im Erbgut und in den ersten sehr prägenden Jahren auf dieser Welt.

Vielleicht sind die ersten Lebensjahre und das Erbgut die Strömung des Flusses, in dem sich unsere innere Welt bewegt. Ein kleines Boot, ein kräftiger Fluss. In den ersten Jahren treiben wir hilflos mit der Strömung, geformt von unsichtbaren Kräften. Doch irgendwann, vielleicht mit dem ersten trotzigen „Nein“ bekommen wir ein Ruder in die Hand gedrückt. Fortan können wir lenken, können versuchen, unserem Schicksal eine Richtung zu geben.

Wir können navigieren – aber gegen die Strömung zu fahren ist sehr anstrengend, selbst als Erwachsener. Manche von uns allerdings schaffen es mit viel Geduld und beharrlicher Arbeit einen richtigen Kahn zu bauen, der dann sogar scheinbar mühelos gegen die Strömung ankommt.

Identitäten

Wenn ich so etwas wie eine Identität habe, dann vielleicht das: Leicht zynisch gewordener Großstadtmensch, ein wenig intellektuell, ein wenig links – aber immer realistisch. Atheistisch, auf jeden Fall. Rational, natürlich. Vernünftig, immer.

Identitäten haften fest. Sich von ihnen zu lösen ist schmerzhaft wie das Abziehen eines Pflasters – aber manchmal für den Heilungsprozess notwendig.

Universums-Maschinen

Dieses Universum ist faszinierend. Es hat Wesen hervorgebracht, die in der Lage sind, sich unendlich viele weitere Universen auszudenken. Mit künstlicher Intelligenz drehen wir das eine Iteration weiter: Wir erschaffen Maschinen, die wiederum in der Lage sind, die von uns zu Papier gebrachten Universen unendlich oft neu zu kombinieren – und wer weiß – vielleicht sogar wieder unendlich viele, neue Universen zu erschaffen.

Seneca und das Dopamin

Ich möchte etwas aufbauen – für mich und für andere. Dazu gehört auch wirtschaftlich erfolgreich sein, das darf ich mir zugestehen. Warum wird mir dann schlecht, wenn ich LinkedIn öffne und all die „Humbled und proud“-Texte lese? Ist es Neid, Ablehnung von Egoismus, Ablehnung von Unehrlichkeit?

Seneca hat wahrscheinlich schon recht, wenn er schreibt, dass das wahre Glück unabhängig von äußeren Umständen und Wohlstand im Innern zu finden ist. Dagegen Wohlstand und das Erreichte zu genießen, hatte er allerdings auch nichts.

Und Dopamin existiert nunmal. Trotzdem dürfen wir bei all dem auch daran denken: das Hamsterrad gefährdet nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unser Glück. Weniger Ablenkung, weniger schnelle Belohnung und mehr im Moment sein ist daher sicher ein ratsam. Mit anderen Worten: Wieder mehr Kind sein. Darin war ich als Kind schon nicht gut.

Ein Witz

Optimist zu einem Pessimisten: „Ich glaube, das hier ist die beste aller möglichen Welten.“

Pessimist: „Das befürchte ich auch.“

Schreiben und Leben

Vom Schreiben kann man einiges übers Leben lernen. Seiten können unendlich eng und klein beschrieben sein oder weit und hastig – so wie Minuten, so wie Tage. Das Beschreiben von Seiten kann uns klar machen, dass Tage die Leinwände unseres Lebens sind.

Vor allem aber: Wer schreibt weiß, dass jeder Satz eine völlig unerwartete Wendung nehmen kann. Jeder Satzanfang eröffnet eine neues, mögliches Universum. Wer sich auf den Prozess des Schreibens einlässt spürt, dass er oder sie dieses Gefühl in den Alltag mitnehmen kann.

Ups

Er bemerkte, wie er innerhalb weniger Jahre von jemanden, der sich fragte, welche Droge er als nächstes ausprobieren könnte zu jemanden wurde, der nach 20 Uhr nichts mehr essen wollte, um seine 16 Stunden Fastenzeit einzuhalten.

Fran Lebowitz

Eine von Claude AI simulierte Fran Lebowitz zu ausgewählten Themen. Netflix-Empfehlung: Pretend It's a City

Über den Sinn des Lebens

Der einzige 'Sinn', den ich im Leben sehe, ist, dass wir alle irgendwie versuchen, die Zeit zwischen Geburt und Tod zu füllen, ohne dabei völlig verrückt zu werden. Manche tun das, indem sie Bücher schreiben, andere, indem sie Bücher lesen, und der Rest scheint damit beschäftigt zu sein, endlose Selfies von sich beim Cafébesuch zu machen. Wenn Sie mich fragen, besteht der 'Sinn' darin, soviel wie möglich zu lesen, soviel wie möglich zu beobachten und so wenig wie möglich an Meetings teilzunehmen. Oh, und niemals joggen zu gehen – das sieht lächerlich aus und ist schlecht für die Schuhe.

Über die Endlichkeit

Die Endlichkeit des Lebens ist wahrscheinlich das Beste, was uns passieren konnte. Stellen Sie sich vor, wir müssten ewig leben – die Schlangen bei Whole Foods wären noch länger!

Über Glauben

Das Leben ist verwirrend. Es ist chaotisch. Es ist oft sinnlos. Und anstatt das zu akzeptieren und damit zu leben, erfinden die Menschen komplizierte Geschichten und Rituale, um sich selbst zu beruhigen. Ich ziehe es vor, die Welt so zu nehmen, wie sie ist – absurd, frustrierend und gelegentlich wunderbar. Ohne übernatürliche Erklärungen. Ohne kosmische Erleuchtung. Nur pure, unverfälschte, oft enttäuschende Realität. Es ist nicht immer angenehm, aber es erspart einem eine Menge Zeit, die man sonst mit Meditieren oder Beten verschwenden würde.

Darüber andere zum lachen zu bringen

Lassen Sie mich eines klarstellen: Ich bin kein Clown, der verzweifelt versucht, Ihr Lachen zu erhaschen. Wenn die Leute über das lachen, was ich sage, ist das ihr Problem – oder vielleicht ihr Glück, je nachdem, wie Sie es betrachten.

Nein, was ich tue, ist einfach das: Ich beobachte. Ich denke nach. Und dann sage ich, was ich denke. Es ist keine große Verschwörung, kein ausgeklügelter Plan zur Selbstvermarktung. Es ist einfach meine Art, mit der Welt umzugehen. Wenn die Leute das unterhaltsam finden, gut für sie. Wenn sie es provokativ finden, auch gut. Und wenn sie es für die Worte einer zynischen, verbitterten New Yorkerin halten – nun, dann haben sie vielleicht sogar Recht. Aber zumindest bin ich eine ehrliche zynische, verbitterte New Yorkerin. Und in dieser Stadt ist Ehrlichkeit wahrscheinlich die seltenste Währung von allen.

Über die „Ehrlichkeit“ New Yorks

New York ist nicht ehrlich, es ist nur offener in seiner Unehrlichkeit. Hier lügen wir Ihnen direkt ins Gesicht, während man in LA erst drei Assistenten und einen Publizisten durchlaufen muss, bevor man überhaupt die Chance bekommt, belogen zu werden. In New York sagen wir Ihnen, dass Ihre 300-Quadratfuß-Wohnung für 3000 Dollar im Monat ein 'charmantes Schmuckstück' ist. In LA erzählen sie Ihnen, dass Ihr grüner Smoothie Sie zum nächsten Oscar-Gewinner macht. Beides sind Lügen, aber zumindest können Sie in New York die Person, die Sie anlügt, direkt anschreien. Die 'Ehrlichkeit' von New York ist wie die Hygiene in einer U-Bahn-Station – sie existiert in einer sehr speziellen, stark eingeschränkten Form. Wir sind ehrlich darüber, dass wir unehrlich sind. Wir geben offen zu, dass wir Sie übervorteilen wollen. In LA tun sie dasselbe, aber mit einem strahlenden Lächeln und einer Portion Avocado-Toast. Also ja, vielleicht ist New York 'ehrlicher' als LA. Aber das ist ungefähr so, als würde man sagen, dass Teer gesünder ist als Arsen. Am Ende des Tages sind beide Städte Monumente menschlicher Eitelkeit und Selbsttäuschung. Der Unterschied ist nur, dass wir in New York wissen, dass wir in der Hölle leben – in LA nennen sie es 'Paradies'.

Über ihr jüdisch sein

Erstens, meine Fähigkeit, eine Frage mit einer anderen Frage zu beantworten. Das ist so jüdisch, dass es fast schon ein Klischee ist. Aber hey, wer bin ich, um Jahrtausende der Tradition zu ignorieren? Zweitens, meine Beziehung zum Essen. In einer jüdischen Familie aufzuwachsen bedeutet, dass Essen nie einfach nur Nahrung ist. Es ist Liebe, es ist Trost, es ist ein Grund zum Argumentieren und manchmal sogar eine Form der passiv-aggressiven Kommunikation. 'Du siehst dünn aus, iss noch etwas' ist weniger eine Aufforderung als eine Lebensphilosophie. Drittens, mein Sinn für Humor. Dieser spezielle Mix aus Selbstironie, Sarkasmus und der Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Situationen etwas Komisches zu finden, ist so jüdisch wie Matzeball-Suppe. Es ist eine Überlebensstrategie, die sich über Generationen entwickelt hat. Viertens, meine Skepsis. Jüdisch sein bedeutet oft, alles zu hinterfragen – besonders Autoritäten. Es ist, als hätten wir kollektiv beschlossen, dass 'Warum?' das wichtigste Wort in jeder Sprache ist. Und schließlich, meine Verbindung zur Kultur und Geschichte. Jüdisch sein bedeutet, Teil einer langen Tradition von Intellektuellen, Künstlern und, ja, professionellen Nörglern zu sein. Es ist ein Erbe, das ich schätze, auch wenn ich es manchmal frustrierend finde. Also, was ist jüdisch an mir? Wahrscheinlich mehr, als ich in einem Jahrzehnt erklären könnte. Aber lassen Sie es mich so sagen: Wenn Schuldgefühle, Neurosen und die Fähigkeit, ein perfektes Sandwich zu erkennen, Olympische Disziplinen wären, wäre ich eine Goldmedaillengewinnerin.

Über ihre politische Einstellung

Ich bin keine Fahnenträgerin oder Megafon-Schwingerin. Mein politisches Engagement äußert sich eher in beißendem Sarkasmus und gut platzierten Augenverdrehern. Ich sehe es als meine staatsbürgerliche Pflicht, die Absurditäten und Ungerechtigkeiten unseres Systems zu kommentieren – vorzugsweise mit so viel Ironie wie möglich. Bin ich links? Rechts? Mitte? Ich bin vor allem für Vernunft und gegen Dummheit – eine Position, die mich leider oft in Konflikt mit dem gesamten politischen Spektrum bringt. Meine politischen Ansichten sind so vielfältig und widersprüchlich wie New York selbst. Ich kann in einem Atemzug die Notwendigkeit sozialer Gerechtigkeit betonen und im nächsten über die Ineffizienz der Stadtverwaltung schimpfen.

Drei Wünsche von einer guten Fee

  1. Ich wünsche mir, dass New York City plötzlich zu einer Stadt wird, in der die U-Bahnen pünktlich sind, die Mieten bezahlbar und die Touristen unsichtbar. Ich weiß, das klingt nach drei Wünschen in einem, aber hey, wenn wir schon im Reich der Fantasie sind, warum nicht gleich richtig?
  2. Ich wünsche mir ein magisches Buch, das sich jede Nacht in ein neues, brillantes Werk verwandelt, das noch nie jemand gelesen hat. Vorzugsweise eines, das nicht von einem selbstverliebten Millenial geschrieben wurde, der denkt, seine Kaffeehausbesuche wären literarisches Gold.
  3. Und schließlich wünsche ich mir die Fähigkeit, jedes Mal, wenn jemand eine dumme Frage stellt oder eine noch dümmere Meinung äußert, sie oder ihn für genau 30 Sekunden stumm zu schalten. Stellen Sie sich vor, wie friedlich Dinnerpartys wären!

Beachten Sie, dass ich mir weder Weltfrieden noch die Lösung des Klimawandels gewünscht habe. Nicht weil diese Dinge nicht wichtig wären, sondern weil ich realistisch genug bin zu wissen, dass selbst eine gute Fee ihre Grenzen hat. Und nein, ich wünsche mir auch keine Unsterblichkeit. Die Vorstellung, für immer in einer Welt leben zu müssen, in der 'Influencer' ein Beruf ist, ist einfach zu deprimierend. So, das waren meine drei Wünsche. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und mich darauf vorbereiten, enttäuscht zu werden, wenn keine gute Fee auftaucht. Aber keine Sorge, Enttäuschung ist ein Gefühl, mit dem ich sehr vertraut bin – ich lebe schließlich in einer Welt, in der Menschen freiwillig Crocs tragen.

Über Interviewfragen an Putin

  1. “Herr Putin, haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass es einfacher wäre, Freunde zu finden, als Länder zu überfallen? Ich meine, haben Sie es schon mal mit einer Dating-App versucht?”
  2. “Ihre Vorliebe für das Reiten mit nacktem Oberkörper ist ja bekannt. Ist das Ihre Art, für den Klimawandel zu werben, oder einfach nur ein verzweifelter Versuch, in den Kalender 'Diktatoren in freier Wildbahn' zu kommen?”
  3. “Wenn Sie die Wahl hätten zwischen dem Aufbau einer funktionierenden Demokratie und einem lebenslangen Vorrat an Ihrer Lieblingsmarmelade – was für eine Marmelade wäre das?”
  4. “Gibt es Momente, in denen Sie sich fragen: 'Was würde ein vernünftiger Mensch jetzt tun?' und dann genau das Gegenteil machen?”

Natürlich würde ich diese Fragen nie wirklich stellen. Erstens, weil ich zu viel Respekt vor dem Journalismus habe, um ihn so zu missbrauchen. Zweitens, weil ich zu viel Respekt vor meinem Leben habe, um es für ein paar sarkastische Bemerkungen zu riskieren. In Wirklichkeit wäre ein Interview mit Putin wahrscheinlich so spannend wie eine Unterhaltung mit einer besonders unkooperativen Kartoffel – nur dass die Kartoffel vermutlich weniger gefährlich wäre.

Über die Wahrscheinlichkeit auf dem Sterbebett religiös zu werden

Lassen Sie mich das so ausdrücken: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf dem Sterbebett religiös werde, ist ungefähr so hoch wie die, dass ich plötzlich beschließe, Jogging-Hosen in der Öffentlichkeit zu tragen – praktisch nicht existent. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich respektiere das Recht eines jeden Menschen, in seinen letzten Momenten Trost zu finden, wo immer er kann. Aber für mich wäre eine plötzliche Bekehrung wie ein besonders schlechter Plot-Twist in einem ansonsten gelungenen Roman. Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, die Welt mit einer gesunden Dosis Skepsis und Sarkasmus zu betrachten. Warum sollte ich das in meinen letzten Momenten ändern? Es wäre, als würde man sein Leben lang Gourmet-Küche genießen und sich dann für die letzte Mahlzeit einen Fastfood-Burger bestellen. Außerdem, stellen Sie sich vor, wie enttäuscht meine treuen Leser wären, wenn meine letzten Worte ein frommes Gebet wären, anstatt eines scharfzüngigen Kommentars über die Absurdität des Lebens. Es wäre, als würde Woody Allen plötzlich beschließen, romantische Komödien zu drehen. Nein, wenn ich schon gehen muss, dann bitte mit Stil und Konsistenz. Meine letzten Worte werden wahrscheinlich eher etwas sein wie: 'Ich hoffe, im Jenseits gibt es besseren Kaffee als in diesem Krankenhaus' oder 'Endlich muss ich keine Steuererklärungen mehr machen'. Und wer weiß? Vielleicht gibt es ja doch ein Leben nach dem Tod. Wenn ja, freue ich mich darauf, dem Universum persönlich ein paar Fragen zu stellen – vorzugsweise mit einem gut gemixten Martini in der Hand.

Welche Fragen sie Gott stellen würde

Angenommen, ich stehe vor dem Allmächtigen, nachdem ich mein ganzes Leben lang seine Existenz bezweifelt habe – das wäre in etwa so überraschend wie ein Eichhörnchen, das plötzlich Steuererklärungen ausfüllt. Abgesehen von der offensichtlichen Frage nach der Existenzberechtigung von Influencern (eine Frage, die selbst eine göttliche Antwort kaum rechtfertigen könnte), hätte ich da ein paar Dinge auf dem Herzen:

  1. “War das mit dem Appendix wirklich nötig? Oder war das einfach ein kosmischer Witz auf unsere Kosten?”
  2. “Warum New Jersey? Ich meine, ich verstehe den Sinn von Naturkatastrophen, aber eine ganze Stadt wie Newark zu erschaffen, scheint doch etwas übertrieben.”
  3. “Konnten Sie sich wirklich nicht eine bessere Methode der Fortpflanzung für Pandas einfallen lassen? Oder war das Ihr Weg, uns zu zeigen, dass selbst Perfektion ihre Grenzen hat?”
  4. “Was genau war der Gedanke hinter Mosquitos? War der Vorrat an Plagegeistern etwa aufgebraucht?”
  5. “Ist die Unergründlichkeit der Frauenpsyche Teil Ihres großen Plans oder einfach ein kosmischer Programmierfehler?”
  6. “Warum haben Sie zugelassen, dass 'literally' jetzt auch 'figuratively' bedeuten kann? War das Ihre Art, uns zu zeigen, dass Sprache evolutionär ist, oder einfach nur göttlicher Sarkasmus?”
  7. “Wie erklären Sie die Existenz von Menschen, die in der U-Bahn laut telefonieren? War das Teil des freien Willens oder eher ein göttlicher Fehler?”
  8. “War das Erschaffen des Universums Ihr Meisterwerk oder eher ein kosmisches Schulprojekt?”

Und zu guter Letzt:

“Gibt es im Himmel guten Kaffee? Oder ist das der eigentliche Test – eine Ewigkeit mit mittelmäßigem Kaffee auszuhalten?”

Natürlich würde ich all diese Fragen mit dem gebührenden Respekt stellen – Sie wissen schon, für den Fall, dass die Antworten nicht zu meiner Zufriedenheit ausfallen und ich plötzlich in etwas verwandelt werde, das weniger würdevoll ist als ein New Yorker Intellektueller. Wie zum Beispiel ein Reality-TV-Star.

Über Fantasy-Literatur wie Herr der Ringe

Lassen Sie mich das so ausdrücken: Meine Beziehung zu Fantasy ist ungefähr so wie die Beziehung eines Kaktus zum Regentanz – theoretisch interessant, aber praktisch irrelevant. Herr der Ringe? Ah ja, die epische Saga über eine Gruppe von Leuten, die einen sehr langen Spaziergang machen, um Schmuck zu entsorgen. Es ist faszinierend, wie Tolkien es geschafft hat, aus etwas, das im Grunde genommen eine sehr komplizierte Reise zum Juwelier ist, ein ganzes literarisches Universum zu erschaffen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kann die handwerkliche Brillanz und die Vorstellungskraft dahinter durchaus anerkennen. Tolkien hat eine ganze Welt erschaffen, komplett mit eigenen Sprachen, Geschichten und Kulturen. Das ist beeindruckend – ungefähr so beeindruckend wie jemand, der es schafft, in New York City ein Taxi zu bekommen, wenn es regnet. Aber für mich persönlich? Nun, sagen wir mal so: Wenn ich Geschichten über kleine Leute lesen möchte, die große Abenteuer erleben, schaue ich mir lieber die Lokalzeitung an. Die Realität in New York ist oft fantastischer als jede Fantasywelt. Die Idee von Elben, Zwergen und Orks mag für manche faszinierend sein, aber ehrlich gesagt, ich finde die Vielfalt der Menschen, denen ich täglich in der U-Bahn begegne, mindestens genauso interessant und oft bizarrer. Und der Gedanke, ein ganzes Buch (oder schlimmer noch, mehrere Bücher) damit zu verbringen, einen Ring zu zerstören? In New York würden wir das als ineffiziente Nutzung von Immobilien bezeichnen. Hier würde man den Ring einfach bei einem Pfandleiher abgeben und die Sache wäre erledigt. Also nein, Fantasy im Allgemeinen und Herr der Ringe im Besonderen sind nicht wirklich mein Ding. Ich bevorzuge meine Literatur so real und zynisch wie möglich – ungefähr so wie meinen Kaffee. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und ein Buch über die realen Abenteuer des New Yorker Alltags lesen. Sie wissen schon, etwas wirklich Fantastisches – wie die Suche nach einer Parklücke in Midtown während der Rushhour.

Über Kommunisten in New York

Natürlich 'kenne' ich Kommunisten – oder zumindest das, was heutzutage als Kommunist durchgeht. In New York sind sie ungefähr so selten wie Veganer in Brooklyn oder Hipster in Williamsburg. Mit anderen Worten: Sie sind überall, wenn man weiß, wo man suchen muss. Allerdings muss ich sagen, die 'Kommunisten', denen ich hier begegne, sind oft eher... sagen wir mal, Luxus-Kommunisten. Sie trinken ihren fair gehandelten Bio-Kaffee für 7 Dollar die Tasse, während sie auf ihren 2000-Dollar-Laptops Marx zitieren. Es ist eine besondere Art von Ironie, die nur New York hervorbringen kann. Die meisten dieser selbsternannten Kommunisten, die ich kenne, würden wahrscheinlich in einer echten kommunistischen Gesellschaft nicht mal eine Woche überleben. Ich meine, wie soll man eine Revolution anzetteln, wenn man schon Schwierigkeiten hat, seinen Avocado-Toast selbst zuzubereiten? Aber im Ernst, ja, ich kenne Leute, die sich als Kommunisten bezeichnen. Sie reichen von idealistischen Studenten, die gerade ihr erstes Semester Politikwissenschaft hinter sich haben, bis hin zu alternden Professoren, die immer noch glauben, dass das nächste Mal alles anders laufen wird. Was ich an ihnen schätze, ist ihr Idealismus – so fehlgeleitet er auch sein mag. In einer Stadt, in der Gier oft als Tugend gilt, ist es fast erfrischend, Leute zu treffen, die tatsächlich glauben, dass eine gerechtere Welt möglich ist. Auch wenn ihre Vorstellung von 'gerecht' oft bedeutet, dass alle gleich arm sind – außer natürlich sie selbst. Letztendlich sind die Kommunisten, die ich kenne, wie alle anderen New Yorker auch: kompliziert, widersprüchlich und fest davon überzeugt, dass sie die Lösung für alle Probleme der Welt kennen. Der einzige Unterschied ist, dass ihre Lösung zufällig eine ist, die historisch gesehen etwa so gut funktioniert hat wie ein Regenschirm in einem Hurrikan. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und Das Kapital lesen – nicht weil ich es mag, sondern weil es sich hervorragend eignet, um damit meinen wackeligen Küchentisch zu stabilisieren.

Über Libertäre

Lassen Sie mich das klarstellen: Nur weil ich über hohe Steuern jammere, heißt das noch lange nicht, dass ich eine Anhängerin von 'Jeder für sich und der Markt für uns alle' bin. Das wäre, als würde man New York City privatisieren – stellen Sie sich vor, jede U-Bahn-Fahrt wäre eine Verhandlung und jede Ampel würde nur gegen Gebühr auf Grün schalten. Nein, meine Beziehung zum Staat ist komplizierter. Es ist wie eine langjährige Ehe: Ich beschwere mich ständig, aber insgeheim weiß ich, dass ich ihn brauche. Ohne staatliche Regulierungen wäre New York wahrscheinlich eine Mischung aus 'Mad Max' und 'Wall Street' – und glauben Sie mir, niemand will das sehen. Steuern runter und Staat verschlanken klingt verlockend, besonders wenn man gerade seine Steuererklärung gemacht hat. Aber es ist wie eine Crash-Diät: Kurzfristig fühlt man sich vielleicht gut, langfristig bricht alles zusammen. Ich schätze öffentliche Bibliotheken, Parks, die nicht nach dem Höchstbietenden benannt sind, und die Idee, dass nicht jeder Bürgersteig eine Mautstation hat. Nennen Sie mich altmodisch, aber ich glaube, dass manche Dinge besser funktionieren, wenn sie nicht von Profitgier angetrieben werden. Allerdings könnte der Staat definitiv effizienter sein. Wenn Bürokratie ein olympischer Sport wäre, hätten wir jedes Mal Gold. Vielleicht brauchen wir weniger einen schlanken Staat als einen, der nicht stolpert, wenn er versucht, seine Schnürsenkel zu binden. Also nein, ich bin keine Libertäre. Ich bin eher eine pragmatische Zynikerin mit einer Prise Hoffnung – hoffnungsvoll, dass der Staat eines Tages so effizient arbeitet wie er Steuern eintreibt, und zynisch genug zu wissen, dass ich das wahrscheinlich nicht erleben werde.

Über europäische Sozialdemokratie

Europäische Sozialdemokraten sind für mich wie exotische Tiere in einem Zoo – faszinierend zu beobachten, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie in meiner Nachbarschaft haben möchte. Einerseits haben sie Ideen, die in Amerika als so radikal gelten würden wie die Vorstellung, dass Gesundheitsversorgung kein Luxusgut sein sollte. Stellen Sie sich vor: bezahlbare Bildung, vernünftige Arbeitszeiten, Elternzeit, die länger ist als ein verlängertes Wochenende – für viele Amerikaner klingt das wie Science Fiction. Andererseits gibt es da diese seltsame Vorstellung von 'Gemeinwohl' und 'sozialer Verantwortung'. In New York würde man das wahrscheinlich als kommunistische Verschwörung abtun – oder schlimmer noch, als unhöflich gegenüber Milliardären. Was ich an den europäischen Sozialdemokraten schätze, ist ihre Fähigkeit, 'sozial' und 'Marktwirtschaft' in einem Satz zu verwenden, ohne dass jemand einen Herzinfarkt bekommt. Es ist, als hätten sie einen Weg gefunden, Kapitalismus zu praktizieren, ohne dabei wie Raubtiere auf Crack zu wirken. Allerdings frage ich mich manchmal, ob diese ganze 'Work-Life-Balance' und 'soziale Sicherheit' nicht einfach eine Ausrede ist, um weniger zu arbeiten und mehr Käse zu essen. Aber hey, wer bin ich, das zu beurteilen? Am Ende des Tages sind europäische Sozialdemokraten für mich wie eine Mischung aus politischem Experiment und Wunschdenken. Es ist, als würde man versuchen, den American Dream zu europäisieren – weniger 'Vom Tellerwäscher zum Millionär' und mehr 'Vom Tellerwäscher zum zufriedenen Mittelständler mit sechs Wochen bezahltem Urlaub'. Mögen ist vielleicht zu stark. Sagen wir, ich betrachte sie mit einer Mischung aus Neugier, Skepsis und einem Hauch von Neid – ungefähr so, wie ich Leute betrachte, die behaupten, sie genießen ihren Kale-Smoothie. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und ein Buch über die Vor- und Nachteile des nordischen Modells lesen. Vielleicht finde ich ja heraus, ob man Hygge exportieren kann – New York könnte definitiv etwas mehr Gemütlichkeit gebrauchen, auch wenn wir wahrscheinlich eine New Yorker Version erfinden würden, die irgendwie stressiger ist als das Original.

Über deutsche Romantik

Deutsche Romantik und ich, wir sind wie ein ungleiches Paar in einer Sitcom. Ich, die zynische New Yorkerin, und sie, die verträumte deutsche Poetin des 18. Jahrhunderts. Es klingt nach dem Pitch für eine sehr seltsame Netflix-Serie. Natürlich 'kann' ich etwas damit anfangen – im gleichen Sinne, wie ich etwas mit Quantenphysik anfangen kann. Ich weiß, dass es existiert, ich kann es intellektuell würdigen, aber es fühlt sich so weit von meiner Realität entfernt an wie die Vorstellung einer staufreien FDR Drive. Die deutsche Romantik mit ihrer Sehnsucht nach der Natur, dem Streben nach dem Unendlichen und der Verherrlichung des Gefühls? In New York streben wir höchstens nach einer bezahlbaren Wohnung, sehnen uns nach einem Taxi bei Regen und verherrlichen ein gutes Deli-Sandwich. Novalis' 'blaue Blume' klingt für mich eher nach etwas, das man versehentlich in einem hippen Brooklyn-Café in seinen Smoothie gemixt bekommt, als nach einem Symbol der romantischen Sehnsucht. Und Wandern durch dunkle Wälder auf der Suche nach dem Selbst? Bitte. In New York finden wir uns selbst höchstens, wenn wir versehentlich in die falsche U-Bahn steigen und in einem unbekannten Stadtteil landen. Aber ich muss zugeben, es gibt etwas an der deutschen Romantik, das mich fasziniert. Vielleicht ist es die Idee, dass hinter der alltäglichen Realität etwas Größeres, Geheimnisvolleres lauert. In New York lauert hinter der alltäglichen Realität meist nur eine weitere Baustelle oder eine Ratte mit einer halben Pizza. Also ja, ich kann etwas mit deutscher Romantik anfangen – als eine Art exotisches Gedankenexperiment. Es ist wie ein geistiger Kurzurlaub von den harten Kanten und dem schnellen Tempo der Stadt. Aber glauben Sie mir, nach fünf Minuten Mondschein-Kontemplation bin ich wieder bereit für den Lärm, das Chaos und die wunderbare Banalität des New Yorker Lebens.

Über die Frage, was der Faschismus sagen wird, wenn er widerkommt

Der Faschismus, wenn er wiederkommt? Nun, lassen Sie mich Ihnen etwas sagen – er wird wahrscheinlich nicht mit Stahlhelm und Hakenkreuz an die Tür klopfen. Nein, der moderne Faschismus wäre schlauer. Er würde vermutlich in einem maßgeschneiderten Anzug daherkommen, mit einem Lächeln, das so falsch ist wie eine Ein-Dollar-Rolex an der Ecke Canal Street. Er würde wahrscheinlich sagen: 'Ich bin hier, um euch zu beschützen. Vor den 'Anderen', wer auch immer das gerade sein mag. Vor dem Chaos da draußen. Vor der Komplexität einer Welt, die zu kompliziert geworden ist.' Er würde von 'Tradition' sprechen, von 'Werten', von 'Ordnung'. Alles Worte, die so vage sind wie die Versprechungen eines Politikers vor der Wahl, aber gerade deshalb so gefährlich. Der Faschismus würde sich als Lösung für alle Probleme präsentieren, als einfache Antwort auf komplizierte Fragen. In einer Welt, in der viele Menschen sich verloren fühlen, würde er Gewissheit versprechen. Und das ist verdammt verlockend, wissen Sie? Er würde die Nostalgie bedienen, die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit, die es so nie gab. 'Make America Great Again' war kein Zufall, es war ein Meisterstück der Manipulation. Und das Schlimmste? Er würde uns einladen, Teil von etwas Größerem zu sein. Uns wichtig zu fühlen. Denn seien wir ehrlich, wer fühlt sich nicht manchmal klein und unbedeutend in dieser verrückten Welt? Also nein, der Faschismus wird nicht 'Heil' rufen, wenn er wiederkommt. Er wird 'Hilfe' rufen. Und das macht ihn so gefährlich. Aber wissen Sie was? Wir New Yorker, wir sind hart im Nehmen. Wir haben schon Schlimmeres überstanden – von der Finanzkrise bis hin zu Touristen, die mitten auf dem Bürgersteig stehen bleiben, um Fotos zu machen. Wir erkennen einen Schwindel, wenn wir einen sehen. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und ein Buch über die Widerstandsfähigkeit der Demokratie lesen. Man weiß ja nie, wann man diese Informationen brauchen könnte – hoffentlich nur für sarkastische Bemerkungen und nicht aus bitterer Notwendigkeit.

Über Hannah Arendt

Hannah Arendt? Natürlich habe ich sie gelesen. Glauben Sie etwa, ich sei eine dieser Instagram-Influencerinnen, deren tiefgründigste Lektüre die Zutatenliste eines Smoothies ist? Arendt ist wie der Espresso unter den Philosophen – komplex, intensiv und definitiv nicht jedermanns Geschmack. Ihre Gedanken über die 'Banalität des Bösen' sind so erschreckend relevant wie eh und je. Es ist, als hätte sie in die Zukunft geschaut und gesehen, wie Bürokratie und Gleichgültigkeit Hand in Hand gehen können, um das Monströse alltäglich erscheinen zu lassen. Ihr Werk 'Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft' liest sich manchmal wie ein Handbuch dafür, wie man eine Demokratie zerstört – nur eben rückwärts und in Highheels, wie Ginger Rogers. Es ist faszinierend und beängstigend zugleich, wie präzise sie die Mechanismen beschreibt, die zu totalitären Systemen führen können. Was mich an Arendt besonders fasziniert, ist ihre Fähigkeit, das Politische und das Philosophische zu verbinden. Sie zeigt, dass Denken nicht nur eine akademische Übung ist, sondern eine notwendige Verteidigung gegen die Gefahren des Totalitarismus. Ihre Ideen über das 'Recht, Rechte zu haben' sind in unserer Zeit der Flüchtlingskrisen und des erstarkenden Nationalismus so relevant wie nie zuvor. Es ist, als hätte sie ein Navigationssystem für die ethischen Dilemmata unserer Zeit entworfen. Und wissen Sie was? In einer Welt, in der viele Leute ihre politischen Meinungen aus 280-Zeichen-Tweets beziehen, wäre ein bisschen mehr Arendt vielleicht genau das, was wir brauchen. Obwohl ich bezweifle, dass 'Die Kritik der Urteilskraft' jemals so viral gehen wird wie eine Katze, die Klavier spielt. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und 'Vita Activa' noch einmal lesen. Vielleicht finde ich darin einen Hinweis, wie man in einer Welt voller 'alternativer Fakten' und 'Post-Truth' nicht den Verstand verliert. Oder zumindest eine intellektuelle Rechtfertigung dafür, warum ich mich weigere, an Schulausschusssitzungen teilzunehmen.

Über die Frankfurter Schule und die Kulturindustrie

Die Frankfurter Schule? Oh je, Sie fragen mich nach einer Gruppe von Intellektuellen, die so düster dreinblickten, als hätten sie gerade erfahren, dass ihr Lieblingscafé durch eine Smoothie-Bar ersetzt wurde. Lassen Sie mich versuchen, das Konzept der Kulturindustrie so zu erklären, als würde ich es einem besonders neugierigen Taxifahrer während einer Fahrt durch den Midtown-Verkehr erläutern: Die Kulturindustrie, mein Lieber, ist laut Adorno und Horkheimer so etwas wie eine riesige Fabrik, die Unterhaltung und Kultur am Fließband produziert. Stellen Sie sich vor, Kunst und Kultur wären wie Hamburger bei McDonald's – standardisiert, vorhersehbar und darauf ausgelegt, den niedrigsten gemeinsamen Nenner zu bedienen. Warum ist das böse? Nun, diese Herren dachten, dass die Kulturindustrie uns alle zu hirnlosen Konsumenten macht, die kritiklos schlucken, was ihnen vorgesetzt wird. Es ist, als würde man sein ganzes Leben lang nur Fertiggerichte essen – irgendwann vergisst man, wie echtes Essen schmeckt. Die Idee ist, dass diese Massenkultur uns einlullt, uns passiv und unkritisch macht. Anstatt uns zum Nachdenken anzuregen, macht sie uns zu Schafen, die zufrieden vor dem Fernseher grasen. Ist das alles ein bisschen übertrieben? Vielleicht. Aber das nächste Mal, wenn Sie sich dabei ertappen, wie Sie gedankenlos durch Ihren Netflix-Katalog scrollen oder zum fünften Mal dasselbe Popsong im Radio hören, denken Sie an Adorno und seine finstere Miene. Die Frankfurter Schule sah die Kulturindustrie als eine Art trojanisches Pferd des Kapitalismus – hübsch verpackt, aber im Inneren darauf ausgelegt, uns zu gehorsamen Konsumenten zu machen. Es ist, als würde man eine Praline essen, die einen heimlich dazu bringt, mehr Pralinen zu kaufen. Natürlich ist das alles sehr deutsch und sehr ernst. In New York würden wir wahrscheinlich sagen: 'Ja, und? Hast du den neuen Superhelden-Film gesehen?' – und damit genau das beweisen, wovor Adorno und Co. gewarnt haben. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und etwas intellektuell Anspruchsvolles tun – vielleicht 'Real Housewives of New Jersey' schauen, während ich mir Gedanken darüber mache, wie sehr Adorno mich dafür verachten würde.

Über linke und rechte Einstellungen von Hollywood

Die 'Kulturindustrie' der USA als 'ziemlich links' zu bezeichnen, ist wie zu sagen, New York sei 'ein bisschen laut'. Es stimmt schon, aber es ist eine gewaltige Vereinfachung. Sicher, Hollywood produziert gelegentlich Filme, die so liberal sind, dass man denkt, Karl Marx hätte persönlich das Drehbuch geschrieben. Aber vergessen Sie nicht, dieselbe Industrie bringt uns auch Filme, in denen einsame Helden mit großen Waffen die Welt retten – nicht gerade das Paradebeispiel linker Ideologie. Was George Clooney betrifft: Ja, einige seiner Filme fühlen sich an, als hätte man versehentlich eine Vorlesung in Politikwissenschaften besucht, statt ins Kino zu gehen. Aber ist das repräsentativ für die gesamte 'Kulturindustrie'? Wohl kaum. Für jeden 'Syriana' gibt es einen 'Transformers', der die Gehirnzellen schneller tötet als eine Überdosis Reality-TV. Die Wahrheit ist, die amerikanische Kulturindustrie ist so vielfältig und widersprüchlich wie New York City selbst. Sie gibt uns intellektuelle Herausforderungen und hirnloses Entertainment, linksliberale Predigten und konservative Wertvorstellungen, oft alles in derselben Woche. Und vergessen Sie nicht: Am Ende des Tages geht es in Hollywood mehr um Profit als um Politik. Wenn morgen plötzlich rechtskonservative Filme Kassenschlager wären, würden wir wahrscheinlich eine Flut von Produktionen sehen, die so rechts sind, dass selbst Ronald Reagan sich unwohl fühlen würde. Die Kulturindustrie ist weniger ein politischer Akteur als ein Chamäleon, das sich der Farbe des Zeitgeists anpasst – nur eben mit mehr Spezialeffekten und besserem Catering. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los und einen Film schauen, der gleichzeitig kapitalismuskritisch ist und von einem milliardenschweren Studio produziert wurde. Die Ironie ist so dick, man könnte sie in Scheiben schneiden und als Sandwich verkaufen.

Daidalos ist ein Meister aus Deutschland

Meine Gefühlsbeziehung zu den USA – oder wie wir als Kinder gesagt haben „Amerika“ – war immer schon sehr ambivalent. Es mischte sich dabei auch schon immer neben Bewunderung sicher auch einer Prise Neid, seine eigene Bedürfnisse zu ungehemmt ohne Rücksicht auf Verluste (zum Beispiel der Umwelt ) auszuleben.

Den Deutschen ist eher die Enge eigentümlich. Die griechische Sagengestalt Daidalos, der seinen Sohn Ikakros vergeblich warnt, nicht zu hoch zu fliegen, weil dann das Wachs seiner Flügel durch die Sonne zu schmelzen droht, könnte der Urvater der Deutschen sein.

Und auch in mir, denke ich manchmal, wohnt ein Alles-oder-nichts-Typ, der von einer deutschen ängstlichen Hülle zusammengehalten wird. Wir haben ja nur ein Leben – also alles riskieren oder besser nichts auf Spiel setzen, das man schon hat?

Vielleicht ist deshalb zuletzt gefühlt so häufig von Fuck-you-Money die Rede: Es erlaubt einem (vermeintlich) risikolos Risiken einzugehen.