WAS BRAUCHT ES EIGENTLICH NOCH?
Mehr als 100 (!) Kinder waren wohl an Bord des Fischerboots, das jüngst vor Kalamata gesunken ist und Hunderten von Flüchtlingen den Tod gebracht hat. WAS braucht es eigentlich noch, um die Mainstream-Gesellschaft aufzurütteln? Solange wir nicht massenhaft gegen die menschenverachtenden Szenarien im Umgang mit Flüchtlingen protestieren, werden wir ganz sicher auch keinen Erfolg damit haben, die weltweite Klimakrise konstruktiv und zukunftsweisend zu lösen. Ich wünsche mir eine entschiedene Zusammenarbeit zwischen Gruppen wie Pro Asyl und Gen Z/ #LetzteGeneration. Ich wünsche mir bundesweite Protestmärsche gegen jedwede Politik, die über Leichen geht. Denn genau das ist gerade der gemeinsame Nenner, ob beim Thema Asyl, Armut, Naturzerstörung oder wirtschaftliche Profitgier mit den fossilen Erdzerstörern an der Spitze. Nur durch gesellschaftsübergreifende Bündnisse, die solidarisch über unsere unmittelbare Betroffenheit hinausgehen, können und werden wir erfolgreich sein.
Schon in den neunziger Jahren war das Grauen der letztlich faschistoiden Unmenschlichkeit an der Tagesordnung. Es war die Zeit, in der sprachmagisch in der Öffentlichkeit aus “Asylsuchenden” plötzlich “Asylbewerber” wurden und aus politischen Flüchtlingen vielmehr deutsches Land 'überflutende Wirtschaftsflüchtlinge'.
Statt menschlicher Grundgesetz-Würde also nunmehr verächtliche Geringschätzung – ganz im Sinne des Neoliberalismus, der bodenlose Raffgier bei den Milliardären, den Top Bankern und Managern erfolgsdusselig schönredet, um sie stattdessen feindselig auf “Habenichtse” zu projizieren und hier kompromisslos zu bekämpfen (dito für Hartz4).
Die massenmedialen Projektionsflächen, unter denen die Einzelschicksale verschwinden, werden mit allen propagandistischen Mitteln des rechtsmittigen Mainstreams angeheizt. Die Rolle behäbiger, gediegen-bürgerlicher Selbstgerechtigkeit überschreitet seit jeher allzu oft die feine Grenze zum Faschistoiden. Die realen Menschen auf der Flucht, mit ihrem Mut, ohne Rückendeckung ein gänzlich neues Leben zu wagen, sind seit den Neunzigern zunehmend gladiatorenhaft einem existenziellen “Bewerbungsverfahren” um Leib und Leben, auf Gedeih und Verderb ausgesetzt.
Mein Fazit war schon damals, als insbesondere auf Druck der wüst rechten Partei Republikaner wie auch der BILD-Zeitung nicht nur die CDU/CSU, sondern auch die SPD das #Asylrecht mehr und mehr aufweichten: Es ging fast nie darum, was einem Flüchtling wirklich geschehen war, sondern ob sie oder er rechtzeitig den Tipp bekommen hatte, sich die richtige Hilfe zu holen, um trotz Fangfragen und nicht selten hinterhältiger Auslegung des Gesagten von asylamtlicher Seite die bürokratischen Kategorien zu treffen, die juristisch erfolgversprechend waren. Das klappte ohne juristische Expertise so gut wie nie.
Als Tochter eines zum Ende des Zweiten Weltkriegs jugendlichen Schlesiendeutschen, der im Familienverband vor den einmarschierenden Russen gen Westen flüchtete, trage ich jenseits von Worten einen elementaren Bezug zu dem existenziellen Drama von Flucht und damit einhergehendem Trauma in mir. Mit dem plötzlichen Verlust des heimatlichen Umfelds und der stabilen, vertrauten Sicherheitsnetze dort, mit der schon damals oft abweisenden Einstellung hierzulande auch gegenüber deutschen Flüchtlingen aus dem Osten, hatte mein Vater die Marotte entwickelt, bei jedem Familienausflug nicht nur die Haustür, sondern jede einzelne Zimmertür doppelt abzuschließen, die Zimmerschlüssel extra (leicht versteckt) zu deponieren, sich garantiert drei Mal rückzuversichern, dass der Herd auch wirklich ausgeschaltet war und natürlich sämtliche Rolläden ganz herunterzulassen.
Die unter Zwangshandlungen versteckte Panik, das eigene Heim zu verlieren, hat sich auf mich zwar nicht im Sinne eines befürchteten Diebstahls von Hab und Gut übertragen, wohl aber im Sinne einer ebenfalls übertriebenen Rückversicherung, ob ich auch wirklich (wirklich?) vor dem täglichen Verlassen meiner Wohnung den Herd ausgemacht habe oder die Frühstücks- Kerze tatsächlich nicht mehr brennt. Zuweilen kehre ich nach ein paar hundert Metern mit dem Rad lieber noch Mal um, um mich definitiv zu vergewissern, so dass ich mit innerer Seelenruhe weiterfahren kann...
Schon allein die grundlegenden Erfahrungen existenziellen Verlusts können bis in die nächste Generation Folgen hinterlassen. Was aber passiert erst, wenn Flüchtlinge Folter und/oder sexuelle Gewalt erlebt haben?
Und wie sieht es mit der psychosozialen Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen aus? Noch dazu: Wie können in einem Status andauernder existenzieller Unsicherheit Traumata, selbst mit expliziter psychotherapeutischer Hilfe, aufgelöst werden?
Ein Ende der Grausamkeit ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil! Durch die neue EU-Regelung des Asylrechts werden Aufnahmezentren an den EU-Grenzen quasi als Hochsicherheits-Gefängnisse konzipiert und zwar mit privaten Sicherheitsdiensten, so dass einem kaum noch kontrollierbaren Machtmissbrauch Tür und Tor weit geöffnet wird...
Wenn wir jetzt nicht solidarisch zusammenstehen, laden wir den #Faschismus förmlich ein, sich immer noch weiter auszudehnen. Passivität macht uns letztendlich zu Mittäter*innen.
Ein #ökosozialer Aufstand lässt keine Minderheit außen vor, sondern bündelt solidarisch alle Kräfte. Das wünsche ich mir für den Herbst und erst recht für 2024. Wir sind in unserem massenhaften Zusammenschluss die Brücke zwischen einer Zeit der ebenso inkompetenten wie (selbst-) zerstörerischen Ausbeutung und der Initialphase einer neuen Weltkultur, die auf vielfältige Einheit, Kooperation und harmonieorientierte Interdependenz setzt. Ob #Solarpunk oder #NewAge, #Quantenheilung oder #MotherEarth Orientierung: Das Wissen um die Möglichkeit eines kollektiven Quantensprungs ist tief in uns verankert. Je entschiedener wir jetzt gemeinschaftlich die Weichen stellen, um so leichter wird die Zeit des #Systemwechsels. Let's go!
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