Johannes Leutenegger

Blog über Fussball, Kaffee, Populärkultur, Magic: The Gathering, Politik, Veganismus...

Die Schaffhauser sind in der vergangenen Saison in die drittklassige Promotion League abgestiegen, Kreuzlingen wiederum in die gleiche Liga aufgestiegen. Eine spannende Partie für die erste Runde.

Die Schaffhausen-Fans sind mit dem Schiff von der Munotstadt in die Grenzstadt gereist. Was nach einer super Idee tönt, war dann in der Praxis – was ich gehört habe – immer noch gut, aber mit Problemen, die man sich vielleicht nicht so bewusst war. Immerhin dauerte die Fahrt vier Stunden. Ausgestattet mit gelben Fischerhüten ging es in das Stadion nahe der deutschen Grenze.

Schaffhausen spielte enttäuschend. Der Kader wurde nochmals stark aufgestockt, nachdem mittlerweile Investoren aus Singapur den Club übernommen haben. Der sofortige Wiederaufstieg wurde als Ziel ausgerufen. Was sonst, soweit verständlich.

Diesen Ansprüchen wurde der FCS nicht gerecht. Sie spielten sehr ungenau. Sinnbildlich waren dafür die vielen Abseits, die die Schaffhauser Stürmer sammelten.

Kreuzlingen spielte frech, fair und forsch nach vorne, verteidigte aber weiterhin sehr diszipliniert. Das 1:0 für die Heimmannschaft in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit kam etwas überraschend, passte aber zum Gesamtbild.

Nach der Pause erhöhten die Mannen des FCK auf 2:0. Das Spiel schien gelaufen zu sein, die Schaffhauser hatten einen Schuss am Bug zum Beginn der neuen Saison. Und dies verdient wie ich fand.

In der Nachspielzeit zeigten aber die Schaffhauser mentale Stärke, gaben nicht auf. Während die Kreuzlinger den Eindruck hinterliessen, dass sie den Sieg schon auf sicher hatten.

In de 92. Minute erzielten die Gelbschwarzen das 2:1. Man dachte an einen versöhnlichen Anschlusstreffer, dass man dann eben nicht ganz mit leeren Händen zurück nach Hause fährt. Die Schaffhauser blieben aber dran, so wie man das kennt bei Profimannschaften, meistens wird das bekanntlich nicht mit einem Erfolg belohnt. Dieses Mal war es aber anders: In der 98. (!) Minute erzielten die Schaffhauser den Ausgleich.

Die Kreuzlinger Fans haderten mit dem Schiedsrichter über die lange Nachspielzeit. Das Unentschieden war alles in allem unverdient für Schaffhausen.

Für mich begann das Spiel schon einmal blöd. Der FC Wil hatte offenbar noch stärker auf Onlinetickets gesetzt und dementsprechend weniger Kassen geöffnet. Das hatte zur Folge, dass ich 20 Minuten auf mein Billett warten musste. Als Schiedsrichter mit SFV-Ausweis hatte ich keine andere Wahl als mein Ticket am Schalter abzuholen.

Naja, habe ich die ersten fünf Minuten verpasst. Halb so wild. Viel ist nicht passiert. Die Wiler hielten grundsätzlich gut mit, die Aarauer waren auch alles andere als zwingend.

Dann vor der Pause zwei kapitale Fehler der Wiler Hintermannschaft. Zuerst verschenkt Bunjaku einen Ball. Elias Filet machte das so, wie man es von einem Stürmer erwartet: Tor. Muslija chancenlos.

Dann nochmals eine dämliche Szene kurz darauf: Muslija geht – eigentlich gute Idee – raus um den Ball abzufangen, hält ihn nicht. Elias Filet wieder knallhart, muss eigentlich nur noch sein Köpfchen richtig hinhalten und es steht 0:2.

Simon Dudle gibt noch in der Pause über die Lautsprecher bekannt, dass Aarau noch nie gegen Wil nach einem 0:2-Rückstand gewinnen konnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt, ein Spruch, den man in Wil viel zu häufig sagen muss.

Die Wiler aber sehr willig, den Rückstand noch einzuholen. Aarau steht hinten aber sehr dicht, Wil zu wenig konsequent. Schliesslich gelingt per Penalty noch der Anschlusstreffer von Ndau, der übrigens schon wieder eine gelbe Karte holt. Die zweite im zweiten Spiel, er macht genau da weiter, wo er letzte Saison aufgehört hat. Als sicherer Penaltyschütze und Gelbspieler.

Irgendwann nach dem Penalty fängt es nochmals wie verrückt an zu Regnen. Auf den Rängen, zumindest im Sektor D, fast schon Rausch. Die Wiler spielen eigentlich recht gut. Ausgleich fällt trotzdem nicht.

In der Nachspielzeit nochmals extrem offensiv, muss man wohl. Und da passiert wieder ein Missgeschick. Aarau wäre nicht Aarau, wenn man den nicht machen würde, schliesslich ist ja nicht Barrage, und es steht am Schluss 1:3.

Was bleibt vom Spiel? Ratlosigkeit. Es ist in jeder Saison das gleiche, dann werden wieder Floskeln rausgeholt wie “Die sind halt jung und müssen sich halt noch finden”. Schauen wir mal. Aber so kann es nicht weitergehen.

Ich wünsche mir die Zeiten zurück, als ich richtig angefangen habe, Wil-Spiele zu schauen. 2007, damals war die Wiler Verteidigung noch die beste der Liga. Lange ist es her...

Ich war heute in Lausanne, das Ziel war ein Spiel des FC Wil gegen den FC SLO, aber ich bin extra etwas früher los, um noch etwas von Lausanne zu entdecken.

Kaffee im Bel-Air Coffee

Eigentlich wollte ich das Bistro Racines besuchen, da es gemäss HappyCow das einzige (!) rein vegane Lokal in Lausanne ist. Es hatte allerdings Sommerferien. Nicht das ich das auf ihrer Website vorher nachgeschaut hätte, aber es steht offenbar nach nachträglicher Kontrolle nicht dort.

Also habe ich mir im Coop etwas geholt. Und bin dann weiter ins Bel-Air Coffee. Das Café ist etwas versteckt, an einem – aus meiner Sicht – schönsten Orten in Lausanne, beim Bel-Air Hochhaus.

Bild vom Eingang aus

Gestossen bin ich auf das Café via European Coffee Trip. Eindruck war sehr gut. Löbliche Ausnahme war, dass pflanzliche Milch ohne Aufpreis erhältlich war.

Ich habe natürlich – ich komme mir dabei etwas wie ein Afficionado vor – eine Kanne V60 bestellt. Ich konnte aus vier Röstungen aussuchen, alle kamen aus richtig lässigen Röstereien aus Skandinavien. Nur schon die Verpackungen haben mich fast in Wallungen versetzt.

Mein Kaffee

Ich glaube, – ich kann mich nicht mehr gut erinnern – ich habe mich für eine Röstung aus Stockholm entschieden – very light, wurde versprochen. Und so kam es auch. Das wäre sogar für Teefreund:innen eine eher sanfte Sache gewesen. Aber war gut. Dazu habe ich etwas Standart und habe mich da noch mehr wie eine weird coffee person gefühlt.

Besuch im Mudac, Photo Elysée, Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne

Dann habe ich mich über Schleichwege zur Platforme 10 begeben. Interessant wie anders man zu Fuss auch nochmals eine Stadt erlebt!

Die Platforme 10 befindet sich unweit des Bahnhofs und umfasst drei Museen:

  • Das Mudac, ein Designmuseum;
  • Die kantonale Fotosammlung Photo Elysée;
  • Das Kunstmuseum Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne

Beim Mudac war ich mir etwas unsicher, was sie genau zeigen. Ihre Hauptaustellung war Soleil·s. Es ging um das Thema Sonne, wie wurde die Sonne genutzt, wie werden wir sie vielleicht auch in Zukunft nutzen? Wie haben wir die Sonne wahrgenommen.

Das wird erstaunlich breit angeschaut. Es geht um Solarenergie, verschiedene technische Themen werden angeschaut. Es gibt interessante Rückblicke in die Geschichte, wie Leute die Energie der Sonne genutzt haben, zum Beispiel zum Kochen und oder dann auch mit elektrischer Energie gearbeitet haben.

Sony Walkman WM-F107

Mein Highlight waren ein Sony Walkman, der mit Solar angetrieben wird oder ein Bluetooth Kopfhörer mit Solarpanels im Kopfband.

Im Photo Elysée gab es drei Ausstellungen. Eine Ausstellung zu African Americans in den USA. Ich fand die Fotos sehr intim und berührend. Die jungen schwarzen Männer, die oft als Bedrohung dargestellt und wahrgenommen werden in der Öffentlichkeit, wirken hier sehr nahbar und verletzlich.

Die zweite Ausstellung widmete sich dem Thema der Sportfotografie. Natürlich ein interessantes Thema für mich als Sportfan. Die Ausstellung wollte irgendwie alles und hat den roten Faden komplett verloren. Wirklich geblieben sind mir auch keine Fotos. Vielleicht lag das auch am starken Koffeinkonsum.

Die dritte Ausstellung hatte kantonale Themen im Fokus. Zu sehen war unter anderem Feste der Landjugend in der Waadt. Beispielsweise wird dort Seilziehen und andere archaische Spiele veranstaltet.

Im Kunstmuseum hat man einen guten Einblick in die Sammlung bekommen, die sich vor allem mit waadtländer Künstler:innen beschäftigt. Besonders geblieben ist für mich das Bild Les Romains passant sous le joug von Charles Gleyre (1806-1874). Das Bild habe ich selber einmal im Unterricht verwendet, um den Einsatz der Helvetier als Gründungsmythos der Schweiz zu illustrieren.

Kaffee im ÇA PASSE CRÈME

50 Rappen was für eine Abzocke!!!!!!!!!! ;-)

Im zweiten Lokal ÇA PASSE CRÈME muss ich leider anmerken, dass hier die veganen Optionen 50 Rappen Aufpreis kosteten. Finde ich erstens grundsätzlich daneben und zweitens sowieso viel zu teuer.

Immerhin Wasser gabs dazu

Ich habe einen brasilianischen Espresso geröstet von Bonanza Coffee aus Berlin-Kreuzberg bekommen. Leider habe ich den Kaffee unter dem sehr süssen Oatly kaum geschmeckt. Aber gespürt habe ich das Koffein auf jeden Fall, ich wurde schon etwas zittrig. Und das nach dem zweiten Kaffee. Peinlich!

Mutter Teresa besucht

Der Teufel von Kalkutta

Mutter Teresa ist meine Lieblingsheilige. Kurzer Witz zum Einstieg.

Nein, also Mutter Teresa lehne ich aus verschiedenen Gründen ab. So ist ihre Arbeit in Kalkutta zum Teil katastrophal. Das fängt schon mit der Einstellung zu Leid und Krankheit an. Das sind vor allem Prüfungen Gottes. Das erklärt den teilweise dilettantischen Umgang in den Spitälern.

Die Frau war und ist bis heute das Postergirl für den sehr konservativen bis reaktionären Teil des Katholizismus. Erinnern wir uns nur an die Aussagen, wo sie Abtreibungen als schlimmstes Verbrechen der Menschheit bezeichnet.

"Ich bin kein Usländer. Ich bin Albaner."

Da Mutter Teresa ja albanische Wurzeln hat, hat sie für albanische Katholik:innen auch in der Schweiz eine enorme Bedeutung. So gibt es in der Schweiz Stand jetzt vier Statuen (Wil, Uznach, Winterthur und Lausanne).

Entsprechend habe ich die Statue in Lausanne besucht und fotografiert.

FC Stade-Lausanne Ouchy – FC Wil (26.07.2025, Meisterschaft)

Ah shit, here we go again.

Meisterschaftsauftakt. Mit einem höheren Sieg könnte man mal auf Platz 1 stehen. Die Wiler spielen gegen das – aus meiner Sicht – unterlegene SLO in den ersten 15 Minuten gross auf. Hajij macht in der 5. Minute irgendwie das Tor. Die Härte beim Abschluss, die schon so lange zu fehlen scheint, haben die Wiler plötzlich. In der 33. Minute können die Lausanner ausgleichen. Aus grosser Entfernung sah der Wiler Schlussmann Muslija dabei nicht gut aus.

Unmittelbar vor der Pause keimt nochmals Hoffnung auf. Jacovic sucht regelrecht den Kontakt, als der Lausanner Warren Caddy das Bein viel zu hoch hebt. Der Aadorfer Schiedsrichter Nico Gianforte muss gelb zeigen. Nur blöd hat Caddy bereits gelb. Die Wiler nun in der gesamten zweiten Halbzeit in Überzahl.

Meiner Einschätzung nach wird Überzahl im Fussball massiv überschätzt. Ja, es kann einen kleinen Unterschied machen. Im Gegenteil: Viele unterlegene Teams rappeln sich nochmals auf und wissen genau, dass sie jetzt hinten definitiv zumachen müssen und vielleicht mal auf einen Konter hoffen können. Genau das hat SLO gemacht.

Allerdings hat Wil dann auch schlecht gespielt. Von der Spritzigkeit und vom Willen der ersten 15. Minuten war nichts mehr zu sehen. Keine besonders gute zweite Halbzeit, auch ziemlich langweilig. Es blieb beim 1:1. Wil bleibt heute mal auf Platz 3, aber auch nur, weil noch nicht alle gespielt haben.

Lobenswert muss man die Präsenz der Wil-Fans hervorheben. Es waren 16 Leute anwesend, bei den insgesamt wohl kaum über 100 Zuschauern in Lausanne eine gute Quote. Hoffen wir, dass es so weitergeht für die Wiler auswärts.

Ich habe gestern das volle Programm Fussball absolviert. Ich habe zuerst um 13 Uhr das Spiel zwischen Wil und Bregenz geschaut und dann noch weiter nach Altach ans Testspiel gegen Luzern. Hier also ein paar kurze Eindrücke davon.

SW Bregenz – FC Wil (12.07.2025, Testspiel)

Bild vom Spiel

Der Eindruck des Bregenzer Stadions war überraschend gut. Eine interessante Konstruktion aus Glas und Holz für die Haupttribüne.

Der Auftritt der Bregenzer war enttäuschend. Die Wiler waren klar überlegen und gingen in der 11. Minute bereits früh in Führung. Schöne Kiste von Borges, von dem ich hoffe, dass er diese Saison durchspielen und richtig überzeugen kann. Vor der Pause dann noch ein Tor von Abazi. Auch ihm würde ich eine gute Saison wünschen. Es wurde lange über Abseits diskutiert. Sogar in der Pause noch war der adrett gekleidete Bregenz-Trainer unglaublich empört über den Schiri beziehungsweise den Assistenten, der das angebliche Offside nicht gesehen habe. Fand ich albern, da Bregenz massiv unterlegen war.

Zugegeben, die Wiler Stürmer Abazi, Borges und Hajij waren ständig im Abseits und zum Teil überdeutlich. Hier muss auf jeden Fall nachjustiert werden.

Nach der Pause dann ein peinlicher Patzer vom Wiler Muslija, der sich den Ball vom Fuss abluchsen liess. Der Bregenzer Spieler schob den Ball eiskalt ins Tor. 1:2. Bytiqi stellte schliesslich wieder auf zwei Tore Vorsprung mit einem hübschen Tor. 1:3.

Muslija wurde in der 60. Minute ausgewechselt. Für ihn kam der dritte Torhüter Bujard, den ich – glaube ich – noch nie spielen gesehen habe. Er machte einen guten Eindruck.

Besonders gut gefallen hat mir wieder der Kapitän der ersten Halbzeit, Kastrijot Ndau, aber auch Borges machte wieder einen guten Eindruck. In der Verteidigung gefiel mir vor allem Schmid.

SCR Altach – FC Luzern (12.07.2025, Testspiel)

Bild vom Spiel

Es war mein drittes Spiel, das ich in Altach gesehen habe. (Dortmund gegen Chievo Verona im Jahr 2014 und zuletzt Wil gegen Altach.) Das Stadion gefällt mir sehr gut.

Überraschenderweise tauchten sogar noch ein paar ultraorientierte Luzernfans, was bei den Altachfans für eine gewisse Nervosität sorgte, so wurde sicherheitshalber mal der Fanartikelstand der Ultras mal zusammengebaut.

Das Spiel war richtig gut. Besonders Altach war zu Beginn des Spiels klar überlegen. Trotz einem frühen Tor der Luzerner. Nur stolperten die Altacher Stürmer mehrmals (!) im Rasen, kurz bevor sie in die Box gelangten. Vor der Pause fiel dann aber noch der Ausgleich.

Nach der Pause schlief das Spiel ziemlich ein. Erst gut zehn Minuten vor Schluss fällte FCL-Goalie Vaso Vasić einen Altach-Stürmer vor dem Strafraum. Es gab eine milde gelbe Karte, allerdings gelb-rot, weil Vasić schon wegen Meckern verwarnt war – er hatte nach dem Tor der Altacher lauthals beim Schiri reklamiert, obwohl dieser das Handzeichen für die “Captain only”-Regel sofort gezeigt hatte. Kurioserweise wurde Vasić einfach durch den dritten Torhüter des FCL ersetzt, nach einer Intervention des Altach-Trainers. Dieser konnte dem anschliessend wunderschön getretenen Freistoss nur noch beim in die Maschen fliegen zuschauen. Die Altacher erhöhten schliesslich noch auf 3:1.

(Dieser Text wurde ohne KI geschrieben.)

Die Frauen-EM in der Schweiz steht bevor. Alle schreiben momentan über Fussball von Frauen. Historische Rückblicke, Kommentare und so weiter kann man überall lesen. Man kann sich dem kaum entziehen.

Und immer wenn es um Frauenfussball geht, sind auch die zynischen Kommentare nicht weit, meistens wohl von Männern. Zuletzt gab es wieder viele Witze, da die Schweizer Frauen bei einem “geheimen Testspiel” gegen die U15 des FC Luzern (Jungs!) hochaus untergegangen sind.

Offensichtlich sind die Verantwortlichen beim SFV nicht die Allerschlausten. 1. Was wurde erwartet bei einem solchen Spiel? Es war zu erwarten, dass die Frauen untergehen werden. Warum überhaupt ansetzen? 2. Warum das ganze noch heimlich machen? Das hat der Aussenwahrnehmung noch mehr geschadet.

Aber stellen wir diese dämlichen Entscheide einmal zur Seite. Schauen wir uns einmal ein paar Kommentare an, exemplarisch beim SRF auf YouTube zum Test gegen Tschechien und Norwegen

Handelt es sich hier wirklich um zwei Profiteams? Sorry, selbst Junioren-Amateure zeigen mehr Technik und Spielintelligenz als das, was da gerade über den Platz stolperten.

Nicht mal gratis würde ich das schauen gehen

Das tuet de Auge weh..

Und das sind erst die harmlosen Kommentare.

Ich gebe zu, dass ich Mühe habe mir Spielzusammenfassungen der Schweizer Frauennati anzuschauen, aber da geht es mir ähnlich bei Champions League Zusammenfassungen.

Seien wir ehrlich: Frauenfussball liegt körperlich und technisch weit hinter den Männern zurück. Aber wer darauf herumhackt, hat es meiner Meinung nach trotzdem nicht verstanden. Fussball wird in ganz unterschiedlichen Weisen gespielt, von den Junioren, über die tiefsten Ligen, Senioren, Profis, Amateure, Männer und eben Frauen.

Ich habe es nie verstanden, wie alle immer und überall irgendwie Fussball auf dem Niveau von Profimännern erwarten. Man kann sich doch durchaus auch ein grottiges Juniorenspiel geben. Ein Frauenspiel ist da gegenüber gewissen Juniorenspielen eine echte Augenweide und oft deutlich fairer noch dazu.

Ich bin etwas skeptisch wenn Frauenfussballerinnen über gleiche Behandlung gegenüber den Männern sprechen. Ja, es stimmt, dass viele Fussballvereine noch in einem Zeitalter feststecken, das praktisch nur auf Männer und Jungs ausgerichtet ist. Garderoben, WCs und Plätze für Frauenteams oder auch nur einzelne Mädchen im Juniorenbereich sind teilweise katastrophal ausgestattet. Wie viele Male musste ich als Schiedsrichter meine Garderobe verlassen, nur damit das einzige Mädchen eines Juniorenteams sich in der Schirigarderobe noch schnell duschen konnte? In Basel haben sich mehrere Frauenteams zum FFV Basel zusammengeschlossen, weil die Männerteams immer Vorzug hatten bei den Trainingsplätzen. Das muss sich schleunigst ändern.

Dass es auch bei den Frauen ein Profitum mit einem gewissen Mindeststandard an Annehmlichkeiten braucht, ist ebenfalls klar. Aber auch hier müssen wir ehrlich sein. Warum gibt es diesen riesigen gender pay gap im Fussball? Männerfussball lässt sich schlichtweg besser vermarkten. Und wenn ich hier von Männerfussball spreche, meine ich vor allem der Profifussball in den höchsten Ligen und nicht mal unbedingt der Schweizer Liga.

Ich gehöre definitiv nicht zu denen, die sich nur noch Amateurfussball wünschen, sicher nicht für die besten Frauen. Aber hier ein breites Profitum zu finanzieren, ohne dass da noch anteilsmässig etwas angemessenes zurückkommt, kann nicht die Lösung sein.

Wer nur Champions League schauen möchte, weil er sonst nur enttäuscht wird, über angeblich mangelhaftes Niveau, kann das gerne tun. Nur haben diese Menschen den Fussball in seiner Vielfalt offensichtlich nie geliebt.

In den Wiler Nachrichten jammert Roland P. Poschung, der mir immer schon suspekt war, wie wichtig ihm sein Zweitinitial und sein Titel als Botschafter der Stadt Wil von 2019 ist, dass Frauen und Männer in der Sauna nicht gleichgestellt werden.

Nicht jede Ungleichbehandlung ist eine Diskriminierung. Es stimmt, dass es in Wil – und vielen anderen Orten – Zeitpunkte gibt, in denen nur Frauen die Sauna besuchen können. Viele Frauen fühlen sich offensichtlich nicht wohl, zusammen mit Männern eine Sauna zu besuchen. Das ist der Grund für Frauensaunen. Es gibt also gute Gründe für diese Ungleichbehandlung und es handelt sich hier nicht um eine Diskriminierung, geschweige denn widerspricht diese Institution “ganz und gar der gesetzlichen Gleichstellung”, wie Poschung behauptet.

Poschung schiebt noch einen Pseudokompromissvorschlag vor, dass es ja einfach einen Halbtag nur für Männer und einen nur für Frauen geben soll. Dass Männer unter sich die Sauna besuchen wollen, ist mir neu. Das ist für mich kein echter Kompromiss.

Spannender wäre die Frage, wie die Sportanlage Bergholz zu trans Frauen in der Frauensauna stehen würde. Aber das wäre einen eigenen Text wert.

***

Interessant fand ich übrigens die Stellungnahme des Deutschen Sauna-Bunds.

Der Streit

In Wil öffnet sich ein Graben, also kein echter zum Reinfallen, sondern ein politischer. Und das eigentlich seit Jahrzehnten. Für Aussenstehende verwende ich dabei oft die Analogie: “Das ist wie der Nahostkonflikt, nur auf Ebene Stadt Wil.”

Angesichts der Toten, die dieser Konflikt schon gefordert hat, zuletzt auch ausserhalb des eigentlichen Krisengebiets, trotzdem ist der Streit um das Kathi, ein Konflikt der für Aussenstehende befremdlich wirkt und stark polarisiert.

Beim Streit um das Kathi geht es um eine Privatschule, die allerdings einen Leistungsauftrag der Stadt Wil hat. Diese Schule ist religiös geprägt und steht nur Mädchen zur Verfügung, die die Sekundarschule besuchen. Realschülerinnen dürfen die Schule also auch nicht besuchen.

Ich werde die Frage mit der Koedukation hier nicht behandeln, sondern mich vor allem auf die religiöse Diskussion einlassen. Dazu möchte ich einen kurzen historischen Abriss machen.

Historischer Abriss

Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Wil hat eine lange Vorgeschichte. Die Schule St. Katharina entstand allerdings erst 1809. Es war eine besondere Zeit, gerade auch für den sechs Jahre zuvor gebildeten Kanton St. Gallen. Bildung war damals im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung zwischen Staat, Konfession und Parteien. Die Kantone hatten mit der Auflösung der Helvetischen Republik plötzlich mit der Bildung eine neue Aufgabe bekommen. Bildung war damals – insbesondere für Frauen – gerade in auf dem Land und kleineren Städtchen wie Wil vergleichweise wenig vorhanden.

Ich kann nur vermuten, dass der Entscheid des damaligen Präsidenten der Erziehungsrates Martin Gresser, der auch Pfarrer war, auch der Versuch war die Bildung auf “katholische Füsse” zu stellen. Vielleicht war es aber auch schlicht eine Notwendigkeit, Angesichts mangelnder Lehrpersonen auf ein Kloster zurückzugreifen.

Konfessionell neutrale Schulen waren im Kanton St. Gallen noch lange hoch umstritten. Die Kantonsschule St. Gallen (seit 1994: Kantonsschule am Burggraben) konnte erst 1856 gegründet werden. Verglichen mit dem Kanton Zürich, wo die heutige Kantonsschule Rämibühl bereits 1832 gegründet wurde, ist das deutlich später.

Seit 1993 ist das Kathi praktisch und seit 2012 formal nicht mehr in den Händen der Dominikanerinnen. Der Unterricht ist dort weiterhin religiös unterfüttert.

Die Klage

Trotzdem erhielt das Kathi von der Stadt Wil einen Leistungsauftrag. Dagegen wurde geklagt. Das Bundesgericht hat im Januar schliesslich gegen die Schule entschieden.

Das Bundesgericht verweist beispielsweise auf ein Zitat in der Strategie der Stiftung die die Schule betreibt:

“Die befreiende Botschaft des Evangeliums ist die Grundlage unseres Glaubens, der uns auf dem Weg zur personalen Beziehung zu Christus führt. Die Erziehung, die mit den Inhalten des christlichen Glauben[s] vertraut macht, gibt den Schülerinnen und Schülern Impulse ihren persönlichen Lebensweg zu finden”.

Hier könnte man einwenden, dass die Schule dies – wie andere Schulen auch – als freiwilligen konfessionellen Unterricht anbietet, was ich persönlich auch nicht für unproblematisch halte. Aber selbst das lässt das Bundesgericht nicht als Ausrede zu:

Die “zusätzlichen Akzente” des Kathis, die gemäss Schulvertrag gesetzt bzw. übernommen werden sollen, kommen gemäss der Vorinstanz im Schulalltag in der sog. christlichen Werteschule zum Ausdruck: Diese umfasst zahlreiche religiöse Aktivitäten wie etwa die Wallfahrt, die Gottesdienste (Eröffnungs-, Schluss- und Jugend- und St. Katharina-Gottesdienst, Rorate, Aschenfeier), die Adventseinstiege, die Meditationen, der Besuch der Klosterinsel Werd und die Assisiwoche, wobei diese Aufzählung nicht abschliessend ist. Die genannten religiösen Aktivitäten finden zusätzlich zum Wahlfach Religion der Landeskirche statt.

Diese Aktivitäten sind zwar formal freiwillig, es braucht dafür nur eine schriftliche Abmeldung, nur gäbe es hier einen latenten Druck.

Ich halte die Argumentation des Bundesgerichtet für stichhaltig, würde sogar noch darüber hinaus gehen: Religiöse Unterweisungen gehören generell nicht an öffentliche Schulen.

Kathi, eine gute Schule?

Hier noch meine Entgegnung zu einem sehr beliebten Einwand. Von Befürworterinnen des Kathis wird gerne in den Ring geworfen, dass damit eine ausgezeichnete Schule zerstört wird. Dagegen gibt es zwei Punkte.

  1. Das Kathi soll einfach keine religiösen Anlässe in den Schulalltag aufnehmen und die Koedukation ermöglichen. Die Schule kann weitergeführt werden.
  2. Wie wird festgestellt, ob das Kathi eine “gute Schule” ist? Die Messung von Schulqualität ist sehr schwierig. Es gibt enorm wichtige externe Faktoren, die bei der Messung reinspielen. Und vor allem, was will man genau messen? Ist es die Anzahl der Kanti-Übertritte, die gerne von Kathi-Befürworterinnen herangezogen wird?

Eiertanz im Kantonsrat

Im Kantonsrat möchte jetzt ein Bündnis des Schreckens aus SVP und CVP – Pardon: Die Mitte – die Kantonsverfassung ändern, damit konfessionelle und geschlechtergetrennte Schulen weiterhin möglich sind.

Einmal abgesehen davon, dass die Hürden für eine solche Verfassungsänderung sehr hoch sind, die Tatsache, dass hier ad hoc die rechtlichen Grundlagen angepasst werden und schliesslich mit der Bundesverfassung (z.B. Art. 15)in Widerspruch stehen, das finde ich unglaublich. Sogar Kantonsrat Sascha Schmid (SVP), den ich – mal abgesehen von den klassischen SVP-Themen wie Ausländer:innen – schätze, ist an vorderster Front dabei, Grundwerte der modernen Schweiz zu untergraben. Schade!

Dass da am Ende von einer angeblich christlich-humanistischen Prägung schwadroniert wird, ist nur noch das Sahnehäubchen auf dem Unsinn.

Dieser Text erschien erstmals im Juli 2023 auf einem anderen Blog von mir. Da dieser Text immer noch aktuell ist, poste ich ihn hier nochmals. Ich habe dabei die Formulierung gemäss der Anleitung des TGNS angepasst und schreibe hier konsequent beispielsweise von trans Frauen oder trans Männern.

In den USA, glücklicherweise etwas weniger in Europa wird momentan eine heftige Debatte darüber geführt, ob trans Personen im Leistungssport in ihrem Geschlecht antreten dürfen. Es scheint in den USA so, als ob Transphobie unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten eines der wichtigsten Themen zu werden scheint. Dass das eines der grössten Probleme der Vereinigten Staaten sein soll, ist natürlich lachhaft. Nichtsdestrotrotz kommen viele politische Diskussionen aus den USA quasi zu uns nach Europa. Der Backlash ist bei uns auch schon zu spüren. Ich versuche deswegen in diesem kurzen Essay ein paar dieser Argumente zu untersuchen.

Eine Untersuchung in den USA prüfte den Einfluss einer feminisierenden Hormontherapie auf die körperliche Leistungsfähigkeit von trans Frauen. Nach gut zwei Jahren waren zwischen trans und cis Frauen bei Liegesstützen und Rumpfbeugen keine Unterschiede mehr zu bemerken, nur beim anderthalb Meilenlauf gab es noch einen Unterschied von ca. 12 Prozent.

Eine andere Studie die Trans- und cis Frauen verglich, die nicht Leistungssportlerinnen waren, kam zu einem uneindeutigen Ergebnis. Trans Frauen waren zwar leicht stärker, allerdings nur, wenn auf das Herausrechnen der fettfreien Körpermasse verzichtet wird.

Extrem deutlich sind diese Effekte also keineswegs. Und ja: Manche Menschen haben einfach körperlich andere Vorraussetzungen als andere. Das kann man ungerecht finden, wie dies beispielsweise Peter Singer tut und dagegen mit Doping nachhelfen, oder diese “natürlichen” Unterschiede als Teil des Sports ansehen.

Ausserdem gilt es zu bedenken, dass es beim Sport nicht nur auf die Kraft ankommt. Es gibt andere körperliche Fähigkeiten, die nicht nur von der Kraft abhängen, die je nach Sportart wichtig sind. Neben körperlichen Fähigkeiten kommt es in vielen Sportarten auch auf Taktik, Technik und mentale Fähigkeiten an. Interessant wird es dann, wenn man sich überlegt, dass vielleicht auch gerade cis Frauen in gewissen Disziplinen einen Vorteil haben. So sind cis Frauen aufgrund ihres Fettstoffwechsels Männer im Ultra-Ausdauerssport mindestens ebenbürtig, häufig werden Männer sogar von Frauen geschlagen.

Ich habe mich in der Vorbereitung zu diesem Text mit einem trans Mann unterhalten, dessen Karriereplanung durch seine Transition ziemlich durcheinander gekommen ist. Mit der Transition verlor er seinen Verbandsausweis und musste sich ein neues Team suchen. Und dies alles in seinen Jugendjahren die für eine allfällige Leistungssportkarriere entscheidend sind. Er musste seinen Wunsch nach einer Sportlerkarriere aufgeben.

Dass es trans Personen gibt, die es schaffen trotz dieser Widerstände auf höchsten Niveau Sport zu treiben, sollten unseren Respekt verdienen.

Was bei der ganzen Debatte rund um trans Menschen im Sport oft vergessen wird sind die trans Männer. Die scheinen in der Debatte keine Rolle zu spielen. Diese sollten ja, gemäss konservativer Lesart, stark im Nachteil sein. Das sind sie aber nicht. Einige trans Männer gewinnen in ihren Disziplinen. Ebenfalls unter den Tisch fallen bei der Diskussion nonbinäre Personen, die in vielen Sportarten gar keine Kategorie haben, um zu starten.

Ich würde zum Schluss zur Gelassenheit raten. Gerade im Breitensport habe ich einmal eine trans Frau als Fussballgoalie erlebt. Gerade an diesem Beispiel wird uns doch gezeigt, wie absurd eine generelle Ablehnung gegen Transathlet:innen ist. Die Teilnahme an Leistungssport ist ein Menschenrecht. Nichtsdestotrotz mag es vereinzelt Sportarten geben, bei denen man vielleicht über Hormongrenzen oder ähnliche Massnahmen, auch für cis Menschen, diskutieren könnte.

Die Konferenz an der Berufsfachschule Uster war hochkarätig besetzt, so war nicht nur Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) anwesend, sondern auch der Amtschef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts Niklaus Schatzmann. Den anwesenden Spitzenkräften wurde von der Vertretung der BFSU und der ZHAW auch kräftig Honig um den Bart geschmiert.

Gemeinsamer Teil in der Aula

In den Grusswörtern wurde die Berufsmaturität als eine der grössten Innovationen des dualen Bildungssystems der Schweiz gepriesen. Durchaus berechtig. Allerdings wies Miriam Hänni vom EHB in ihrem Referat darauf hin, dass die Berufsmaturität nicht unbedingt alle Hoffnungen erfüllt.

  • So wird zum einen die BM als wichtiges Mittel für Chancengerechtigkeit bezeichnet. In der Statistik zeigt sich aber, dass eine Mehrheit der BM-Absolvent:innen selber bereits Eltern mit Tertiärbildung haben
  • Die BM wird als Tor zur Tertiärbildung verkauft, was es ja effektiv auch ist. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist allerdings, dass viele nach ihrer BM gar nicht an einer Hochschule studieren

Ein weiteres Thema das vielen BM-Lehrpersonen momentan unter den Nägel brennt ist das Aufnahmeprozedere. Interessant war es, dass die Situation – wie könnte es anders sein – je nach Kanton verschieden ist. Einige Kantone haben immer noch Aufnahmeprüfungen, andere Anforderungen an Schnitte, wieder andere verlangen eine Empfehlung der abgegebenden Schule, andere Kantone wiederum verpflichten die potenziellen BM-Lernenden vor dem BM2-Start zu einem Vorbereitungskurs, der Kanton Tessin führt jeweils Aufnahmegespräche durch.

Doch wie verhält es sich mit der Abschlussquote je nach Aufnahmeprozedere. Erstaunlicherweise ist die Abschlussquote bei Kantonen mit Aufnahmeprüfung tiefer als bei fast allen anderen Prozessen. Über die genauen Gründe kann man nur spekulieren, ausserdem ist völlig unklar wie gut diese Abschlüsse effektiv waren und die Gegebenheiten im Kanton, wie die gymnasiale Quote, die Branchenverteilung und so weiter sind nicht berücksichtigt.

Ich wäre vorsichtig, daraus direkte Schlüsse zu ziehen. Was auf jeden Fall klar ist: Aufnahmeprüfungen sind/waren in vielen Kantonen schon vor Corona nicht üblich und diese Verfahren sind nicht grundsätzlich schlechter als die Aufnahmeprüfung.

Was auch interessant war ist, dass die BM-Quote je nach Beruf sehr unterschiedlich war. Im Grunde genommen ist die Erkenntnis relativ banal, aber dass Köchinnen und Köche selten bis nie eine BM absolvieren und Elektrotechniker:innen fast zu zwei Dritteln (BM1 und BM2) zusammengerechnet, scheint naheliegend.

Fachgruppe Deutsch: Digitales Lesen / #BookTok

Ich unterrichte kein Deutsch, allerdings muss bei mir im Geschichtsunterricht und auch in der Philosophie, wenn ich das irgendwann wieder einmal unterrichten darf, auch viel gelesen werden.

Dass das Lesen auf Bildschirmen, was ich als “digitales Lesen” verstanden habe, eher schlechter und mindestens anders funktioniert als das Lesen auf Papier, habe ich mich für diesen Workshop eingeschrieben. Einen Workshop für Geschichte gab es nicht, wahrscheinlich weil das Fach nicht zu den sogenannte “Basiskompetenzen” gehört.

Jedenfalls war der Workshop ganz anders als gedacht. Es ging um die Lesemotivation junger Leute. Dazu hat ein Dozent der ZHAW die junge Buchhändlerlin und Booktokerin Arwen Rose eingeladen, die erzählt hat, wie Booktok funktioniert. Hier ein paar Dinge, die mir geblieben sind.

  • “Emotionen vor Qualität” sei bei den New Adult Geschichten wichtig, die auf Booktok besprochen werden. Im Schulzimmer konnte man den Deutschlehrpersonen beim innerlichen Sterben zusehen, als diese Aussage fiel.
  • Booktok ist erstaunlich bibliophil. Bücher sollen schön aussehen, spezielle Auflagen, aber auch Erstauflagen, Goodies wie Charakterkarten sind begehrte Sammlerobjekte. Das finde ich als bescheiden Bibliophiler natürlich schön.
  • “Spice” also eine gewisse erotische Stimmung ist wichtig. Dem Vernehmen nach ist das ein running gab bei Leuten die über Booktok berichten. Alle Berichte die ich dazu gestern noch gesehen haben, machen sich über das Thema der Erotik in solchen Büchern lustig.
  • Sachbücher spielen bei Booktok offenbar nur am Rande ein Thema. Höchstens Selbsthilfebücher wie “Das Kind in dir” werden rezipiert.
  • Männer sind auf Booktok gemäss Auskunft der Vortragenden praktisch nicht vorhanden. Das scheint eher ein Phänomen von weiblichen “Content Creators” im Alter von ca. 20 bis 30 Jahren zu sein.
  • Junge Menschen wollen lesen, aber vielleicht nicht unbedingt den Schulkanon.

Ich war heute Freitag am Swiss Coffee Festival. Hier ein paar kleinere Highlights:

Latte Art bei Beleaf von Emmi

Hatte ein gutes Gespräch mit einer Angestellten vom Emmi über Beleaf. Der Haferdrink – in veganen Kreisen wegen seines besonders haferigen Geschmacks und braunen Farbe in der Vergangenheit etwas umstritten – wurde rundum erneuert. Die Milch ist jetzt sehr weiss, der Geschmack ziemlich neutral. Die Aufschaumfähigkeit ist fantastisch, sogar ein Anfänger kriegt es hin – zugegeben mit einer leistungsfähigen La Marzocco GS3 – in kurzer Zeit mit wenig Wissen aufzuschäumen. Oatly hat offenbar ähnliches Feedback wie Emmi bekommen. Auch Oatly hat neu eine “Light” Variante im Angebot, die weniger süss sein soll und mehr den Kaffee Raum lassen soll. Nach einem Cappuccino kann ich diese Behauptung persönlich bestätigen.

Erfreulich ist es, dass vegane Milchalternativen und insbesondere Hafermilch für viele Firmen eine klare Priorität ist. Kuhmilch war zwar am Swiss Coffee Festival zu finden, aber es gab gleich vier Anbieter, die Hafermilch beworben haben. Neben Emmi Beleaf waren dies die üblichen Verdächtigen Oatly und Alpro und die Hipster von Minor Figures aus dem Vereinigten Königreich.

Über Oatly als Firma wurde viel schlechtes geschrieben in den vergangenen drei Jahren, der Aktienkurs ist deutlich zusammengebrochen. Doch gemessen an der Stimmung am Swiss Coffee Festival sind pflanzliche Alternativen bei Baristas mehr als eine blosse Alternative, sondern fast Standard.

Jedenfalls durfte ich bei Beleaf einmal meinen ersten Gehversuch mit Latte Art machen. Ich erspare hier meinem Publikum ein Bild davon. Auf jeden Fall verbesserungswürdig.

Maschinen, Maschinen, Maschinen

Ich war mit einem Arbeitskollegen vor Ort und der war vor allem an Maschinen interessiert und hat den Ausstellern regelrecht Löcher in den Bauch gefragt. Das ist auch völlig richtig so, immerhin wollen die ja auch etwas verkaufen.

Was es hier aber für verschiedene Maschinen gab, meine Güte. Hier mal ein paar Höhepunkte. Die Ligre, die zu grossen Teilen im Tirol und in Bayern produziert wird. Ein richtig mutiger Designentscheid. Eine Espressomaschine, die wirklich mit dem – seien wir ehrlich sehr konservativen – Konzept einer klassischen Espressomaschine bricht. Sie sieht mehr aus wie eine Stereoanlage von Bang & Olufsen, jetzt mal abgesehen vom Siebträger. Wer klassische Hebel und Steuerelemente bei dieser Maschine sucht, wird enttäuscht werden. Auch da geht die Maschine andere Wege. Auch technisch haben die Entwickler andere Wege gewählt als die klassischen italienischen Modelle, mit einem eigens entwickelten Heizsystem, das ich ehrlich gesagt nicht ganz verstanden habe. Irgendwie Thermoblock, aber irgendwie doch nicht. Kosten: Stolze 4000 europäische Pesos.

Angeschaut haben wir auch die Unica. Eine Schweizer Maschine, die in zwei Minuten heiss sein soll, spannende Extraktionsdaten anzeigen und nutzbar machen kann und ziemlich klein ist. Der Preis ist allerdings auch ziemlich happig, nämlich etwa 7000 schweizerische Drachmen.

Auch bei den manuellen Kaffeemachern gab es etwas zu bestaunen. Der Bird von Weber Workshop. Das Gerät ist wie man es sich von Weber Workshop gewohnt ist: Wahnsinnig ästhetisch, verdammt overengineered und saumässig teuer. Der Bird, der aussieht wie eine Stempelkanne (unredlich: Frenchpress), aber irgendetwas zwischen Aeropress und Siphonkaffee (so der Verkäufer am Stand) produzieren soll, kostet nämlich stolze 314 schweizerische Sesterzen. Ach ja und spezielle Filterpapiere muss man dafür auch noch kaufen. Die Filter werden übrigens von Cafec in Japan produziert. Jesses Maria. Allerdings gibt es für die 314 schweizerischen Dollars auch noch ein “stainless mesh reusable filter” inbegriffen, den aber der Verkäufer nach eigener Aussage selber nicht nutzen möchte.

“Modern-moderner” Espresso bei Turm Kaffee

Zum Abschluss wollte ich noch einen Espresso trinken. Der Barista des Turm Kaffee aus St. Gallen fragte mich, was für ein Espresso mich interessieren würde. “Eher klassisch, oder...” Ich sagte von mir selber überzeugt, wahrscheinlich angetrieben von zu viel Koffein: “Eher modern.” – “Also modern, oder modern-modern?” – “Modern-modern.” Was ich da trank, war irgendetwas zwischen Filterkaffee und Espresso, serviert als Espresso. “Funky” ist ein Ausdruck, den man in den Spezialitätenkaffeekreisen gerne dafür verwendet, was ich natürlich auch sagte. Es handelte sich um einen “Blueberry fermented” Kaffee. Also es wurden zuerst Blaubeeren fermentiert und dann die Hefe oder was auch immer daraus verwendet um damit die Kaffeebohnen zu fermentieren. Also keine Infusion, aber wirklich “sehr funky”.

Ich muss zugeben, ich bin auch mit der Erwartung dort hin gegangen, genau solchen “funky” Kaffee zu trinken. Aber der Nachgeschmack ist mir dann echt etwas zu viel geworden. Offenbar hat Turm Kaffee nur 10 Kilo dieses Kaffees bekommen und die Hälfte ist bereits am Freitag an der Messe regelrecht weggekauft worden. Es hat etwas FOMO eingesetzt bei mir, aber ganz ehrlich, so einen Kaffee muss ich echt nicht zuhause trinken.