Hinter dem Unscheinbaren
Auf einem Weg durch die Dörfer in Svanetien komme ich an einer unscheinbaren Kirche vorbei. Davon gibt es hier sehr viele. Jeder Clan hat nicht nur seinen Wohnturm, sondern eben auch seine kleine Kirche gebaut. In der Regel sehr schlicht.
Zwei Dinge erregen meine Aufmerksamkeit. Zum einen sehe ich den blassen Rest einer Wandmalerei an der Nordseite. Zum anderen ist die Kirche verschlossen. Das habe ich hier sonst nicht erlebt. Also frage ich drei oder vier Leute, bis ich einen finde, der weiß, in welchen Haus der Schlüssel ist. Dort klopfe ich an und die Familie schickt den ca. 10jährigen Sohn, der mir die Kirche aufschließt, sich davor setzt und ein Fußballspiel auf dem Handy schaut.
Was ich in der Kirche erlebe, ist unwerfend: ein ganzes Programm wunderbar erhaltener Fresken aus dem (wie ich inzwischen weiß) 14./15. Jahrhundert. Ich bin überwältigt und freue mich, dass der Junge sein Fußballspiel hat – so habe ich Zeit für den Genuss.