Mal bin ich stet wie der Monsun, mal eine Bö. Sanft steiche ich über das, was ich durchziehe; vieles lasse ich hoch hinaufwirbeln. Ich helfe Drachen beim Steigen und Bäumen beim Brechen. Ich decke Dächer ab und treibe Schiffe voran. Meine Kraft gebe ich den Windmühlen im Vorüberziehen. So manche Flamme laß ich flackern und Funken weit fliegen.
Immer bin ich spürbar, immer bin ich überall. Nur festhalten kann mich niemand mehr.
Ich war Soldat, drei Jahre lang im Kalten Krieg. Nur ein einziges Mal gab es völlig unvorbereitet einen Alarm, zu dem die Einheit mit scharfer Munition und scharfem Waffensystem ausrückte, woandershin als in das übliche Übungsgelände (es war 1983 zu „Able Archer”).
Doch selbst in diesen zwei oder drei Tagen war die Angst vor der Zukunft nicht so groß, wie sie heute bei mir ist.
Vielleicht liegt das daran, daß viele Gewißheiten einfach keine mehr sind (wir glaubten fest an die Vernunft aller Menschen). Daß selbst mein eigenes kleines Leben in der sogenannten „sozialen” Marktwirtschaft immer unsicherer, immer prekärer, immer armseliger wurde mit der Zeit. Weil es eben (zum Beispiel) nicht so sehr viele (kulturelle) Veranstaltungen gibt, die ich eintrittsgeldlos besuchen kann oder zu einem Preis, der im Regelbedarf abgebildet ist … Außerdem sorgt schon seit einigen Jahren mein Alter für sinkenden Wert meiner Person und meiner Fähigkeiten und Fertigkeiten „auf dem Arbeitsmarkt” (der in meinen Augen noch nie ein Markt war, nebenbei bemerkt).
Die verschwundenen Gewißheiten in meinem Leben wurden durch immer mehr immer größere Unsicherheiten ersetzt; und mir scheint bei denen ein guter Ausgang für mich der wesentlich unwahrscheinlichere Fall zu sein.
Nein, es ist nicht nur das, nicht nur ein Gefühl. Es ist eine mehr als beschissene Welt, die ich gerade erlebe. Gut und Böse sind nicht mehr klar voneinander zu unterscheiden. Die Vernunft scheint eine lange, sehr lange Pause zu machen (ich hoffe, daß sie noch nicht in der Notaufnahme oder Intensivstation gelandet ist). Nie im Leben hätte ich mir vorstellen, geschweige denn glauben können, daß ein paar sogenannte Politiker (aber Politik macht ja keiner mehr von denen, zumindest nicht mehr zum Wohle des Gemeinwesens) die Welt zugrundezurichten drohen. Und den Kann-Nicht-Kanzler zähle ich zu genau denen.
Was tun? Zumindest gegen mein ungutes Gefühl? Ich kann mich ja nicht einfach aus der Welt verabschieden, nicht dauerhaft, ich möchte schon noch eine Weile leben. Die Rückzüge in die Welten, die ich in Büchern finde, reichen mir nicht mehr aus, all den Scheiß zu kompensieren. Was ich dagegen tun kann, gegen den vorhersehbaren Weltuntergang, das tu ich; aber meine Mittel und Kräfte sind begrenzt. Wo ich mich mit anderen Menschen zusammentun kann dafür, da tu ich das; doch auch ich habe nur 24 Stunden täglich zur Verfügung, um etwas zu tun.
Ich hoffe, daß mich meine Angst – ja, ich habe Angst vor dem, was #Trump, #Putin, #Merz und all die anderen umsetzen wollen – nicht verstummen läßt. Nicht verzweifeln und erstarren läßt. Die ganze Welt, wie ich sie kenne, droht unterzugehen, diesmal in viel größerem Umfang als 1989/90. Und das, was dann vor uns liegt, wird dem ähneln, was meine Großeltern ertragen mußten.
Ich sehe einen (unter anderem sozialen) Kataklysmus auf mich, auf uns zukommen …
Es wird in meinem Leben einen zweiten Umbruch geben, dessen bin ich mir sicher. Der erste ließ sich für viele Menschen noch schönreden, ich konnte mich irgendwann mit den Verlusten abfinden.
Der jetzt drohende allerdings …
Selbst, wenn die Bundestagswahlen glimpflich ausgehen und weiterhin Demokraten (ohne C oder F, und die Nicht-Demokraten sowieso nicht) das Land regieren werden: Die internationale Lage gerät wegen eines Hamsters gerade aus den Fugen. Jetzt fehlen die Fachleute zur Überwachung, Kontrolle und Wartung von Kernwaffen in diesem einen Land. Die Kommunikation, auch unsere, ist tatsächlich zu einem Teil abhängig von Sympathiesanten faschistoider Politiker bzw. faschistischer Politiker. Es ist unerheblich, ob diese ihr Faschistsein verleugnen; ihre Taten zeigen deutlich, wes Geistes Kind sie sind.
Ich gestehe: Ich habe Angst vor den nächsten fünf Jahren …
Advent: Vorbei. Weihnachten: Vorbei. Das Jahr 2024: Fast vorbei.
Es bleibt mir das Gefühl von viel zu vielen unerledigten Dingen. Ja, zu vielem hatte ich keine Gelegenheit, zu anderem war ich nicht gesund genug, zu manchem fehlte einfach das Geld, die Lust, der innere Drang.
Aber Weihnachten, Weihnachten, das war doch, das gab es doch, es sah doch bei mir danach aus, es roch und schmeckte nach Weihnachten? Ja, stimmt. Aber … Aber füher war mehr Lametta, um diesen Gemeinplatz einmal hier unterzubringen. Und es gab da eine Hoffnung auf ein anderes Fest. EIne Hoffnung, die sich leider nicht bzw. nur in ganz winzigen Teilen erfüllte. Zumindest bleibt die Hoffnung auf ein ganz anderes Weihnachtsfest im nächsten Jahr … Ja …
Und so bleiben mir noch dreieinhalb nachdenkliche Tage, ehe das Jahr 2024 endet, eines, von dem ich wirklich nichts Gutes erwartete. Und das mir doch etwas Gutes brachte, nämlich diese unsinnige, schöne, sehnsüchtige Hoffnung.
Es kommt eben manchmal ganz anders als geplant, erträumt, erhofft. Weil es nicht so einfach ist, etwas aufzugeben, weil da eine Angst vor „Endgültigkeit” existiert, die nicht so einfach auszuräumen ist.
Ja, die Angst vor dem ersten Schritt ist übergroß. Aber wenn er getan ist, dann braucht es diese Angst nicht mehr, dann ist jeder weitere Schritt einfacher, viel einfacher als jener ominöse erste Schritt. Ich hoffe, wir können das bald, sehr bald gemeinsam feststellen.
Ein Leben ohne Dich ist nicht mehr lebenswert, unvorstellbar für mich.
Die Umstellung der Uhrzeit führt nicht zu den erhofften Effekten, sondern ist sogar für einen negativen gesundheitlichen Effekt, für höhere Unfallzahlen u. v. m. ursächlich. Daher wird
1) ab 2025 keine Verschiebung in die OstEuropäische Zeitzone mehr erfolgen, nicht mehr auf MESZ umgestellt.
2) allen Institutionen, Untenehmen, Organisationen, Behörden, Ämtern, Anstalten usw. usf. die Verschiebung der bei ihnen üblichen Arbeits-, Öffnungs- und ähnlichen Zeiten freigestellt.
§ 2
Grenzüberschreitende Zeitvereinbarungen und -abgleiche, Termine usw. usf. werden ab 2025 ausschließlich in UTC getroffen. Die Verwaltung, die Justiz, die Polizei des Bundes und der Länder, Betreiber und Ersteller von Systemen der Informationstechnik, der Kommunikationstechnik, des Verkehrswesens usw. haben ihre Technik dahingehend anzupassen bis zum 01.03.2025.
§ 3
Dieses Gesetz wurde beschlossen und verkündet am 31.10.2024 und tritt am 01.02.2025 im Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland in Kraft.
Schuld daran hat niemand. Denn niemand wird absichtlich krank, um etwas, auf das große Vorfreude herrscht, absagen zu können. Ja, eine Infektion versaut zwei Menschen dieses Wochenende. (Aber Corona ist ja vorbei …)
Andererseits: Etwas, auf das wir so lange gewartet haben, verschiebt sich jetzt um irgendeine Zeitpanne. Es verschiebt sich nur … (Und fühlt sich dennoch echt beschissen an, siehe oben.)
sage ich zu mir und stecke einmal mehr im Spalt zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt fest. Immer dann, wenn mir etwas nicht schnell genug geht, kommen Ängste dazu, deren Überwindung mich viel mehr Kraft kostet, als ich dafür auzuwenden dachte. Und dann die jubelnde, hoch hinauftragende Hoffnung, wenn etwas dem entspricht, in etwa dem entspricht, das ich mir ausgemalt hatte in leuchtenden Grautönen (Farben sind dann doch eher nicht meines). Ja, das Leben ist nicht mittelmäßig, es ist mittelschön (und mittelschlecht kenne ich auch). Das heißt, die schönen Momente überwiegen um eine Winzigkeit die schlechten Momente. Und wenn ich erst begriffen haben werde, daß die Ängste vollkommen irrational und überflüssig sind, dann …
Ich gestehe, ich habe seit langem wieder einmal eine Ahnung davon, wie ein (für mich) gutes Leben aussehen kann; und daß es so wird, ist nicht mehr absolut unwahrscheinlich.
Kryptisch? Naja, es ist nicht einfach, auf diesem Gebiet alle Tarnungen und Schutzmechanismen fallenzulassen.
… hat sich tatsächlich einiges in den letzten zehn Wochen. Davor notierte ich mir noch: „Was soll denn aus mir werden, wenn Du mich für immer unbedeutender hältst für Dich und Dein Leben.” Ja, kein Fragezeichen am Ende, sondern nur ein lakonischer Punkt. Der paßte damals dazu, daß ich auch kaum noch Verzweiflung und nur noch ganz winzige Reste von Hoffnung hatte, mir erlaubte.
Ja, ich war abhängig, hatte mich zum Teil abhängig gemacht von einem anderen Menschen und von dem, was ich zu seinem Verhalten mir zusammensponn. Ja, und dann änderte sich etwas. Dann las ich etwas, dann hörte ich etwas. Und ich lese und höre und sehe noch immer. Genauer möchte ich mich aber auch hier nicht dazu äußern.