Den eigenen Weg finden: Wie Harry Frankfurt uns helfen kann, Ziele im Leben zu setzen
Manchmal lohnt es sich, über den Tellerrand zu schauen und die Perspektive eines Philosophen einzunehmen. Harry G. Frankfurts 2004 an der Standfort University gehaltenen Tanner Lectures über die Bedingungen des Menschseins, welche unter dem Titel Sich selbst ernst nehmen [1] auf Deutsch erschienen, bieten überraschende Inspirationen für das Setzen von Zielen im #Selbstmanagement und im Selbstcoaching. Die uralte, tief philosophische Frage nach dem guten Leben und danach, wie wir leben sollen oder wollen, findet auch im persönlichen Zielsetzungsprozess ihre Entsprechung. Auch wenn diese Fragen in diesem Kontext in einer vereinfachten Form auftreten, bleibt ihr philosophischer Kern bestehen und bietet wertvolle Einsichten für eine lebensbejahende Praxis.
Sich selbst ernst nehmen und den eigenen Willen erkennen
Sich selbst ernst zu nehmen, bedeutet nicht, sich einfach so hinzunehmen, wie man ist. „Um zu wissen, wie man leben soll, muss man sich fragen, um wen oder was man sich sorgen soll und wie man die Wichtigkeit der Dinge, die einem wichtig sind, zueinander bestimmen kann“ [S. 38]. Es geht darum, herauszufinden, welche Werte und Ziele deinem Leben Sinn und Richtung geben. Dabei sind Lebensziele wichtig, die nicht nur instrumentellen Wert haben.
Die Bedeutung des Willens
Die Frage nach dem „Wie“ des Lebens ist eng mit dem eigenen Willen verknüpft. „Die Quelle praktischer normativer Autorität ist nicht die Vernunft, sondern der Wille“ [S. 14]. Vernunft spielt zwar eine Rolle bei der Zielfindung, letztendlich ist es jedoch der Wille, der die Ziele bestimmt und uns antreibt. Es ist wichtig, „etwas zu finden, mit dem man sich von ganzem Herzen identifizieren kann“ [S. 7].
Ziele mit Herz und Verstand setzen
Dabei geht es nicht darum, wahllos irgendwelchen Zielen hinterherzujagen. Vielmehr „muss man ein Gefüge von Endzwecken finden, um die herum man sein Leben organisieren kann“ [S. 7]. Diese Endzwecke bilden den Kompass, der uns durchs Leben leitet. Die bewusste Akzeptanz dieser Ziele ist essenziell: „Die Akzeptanz dieser Ziele ist für einen selbst unabdingbar“ [S. 7].
Bewusste Planung und Reflexion
Um die eigenen Ziele zu erreichen, ist es unerlässlich, sich über die eigene Situation klar zu werden. Planung und Zielsetzung sollten nicht auf Zufall basieren, sondern auf bewussten Entscheidungen. Vertraute Verfahren und Massstäbe können dabei helfen, den Überblick zu behalten und fokussiert zu bleiben. „Die praktische Vernunft ist unter anderem ein Verfahren zur Beantwortung der Frage, für welches Vorgehen zum Erreichen unserer Ziele die besten Gründe sprechen“ [S. 23].
Vergangenheit und Gegenwart in Einklang bringen
Vergangenheit und Gegenwart spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des eigenen Lebens. „Es ist wichtig, sich nicht von der Geschichte einschränken zu lassen, sondern die gegenwärtige Situation zu bewältigen“ [S. 17]. #Selbstreflexion und das Nachdenken über die eigenen Wünsche ist dabei zentral: Will man sich mit ihnen identifizieren oder sich von ihnen distanzieren?
Wer war Harry G. Frankfurt? |
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Harry Gordon Frankfurt (1929–2023) war ein einflussreicher US-amerikanischer Philosoph. Geboren in Pennsylvania, erlangte er 1954 seinen Doktortitel an der Johns Hopkins University. Seine akademische Laufbahn führte ihn an renommierte Institutionen wie die Yale University und die Princeton University, wo er bis zu seiner Emeritierung 2002 lehrte. Frankfurts Forschung konzentrierte sich auf Ethik, Philosophie des Geistes und Handlungstheorie. Er wurde besonders für seine Arbeiten zur Willensfreiheit und sein populäres Werk On Bullshit bekannt. Als Mitglied der American Academy of Arts and Sciences hinterliess Frankfurt ein bedeutendes philosophisches Erbe, das über akademische Kreise hinaus Beachtung fand. |
Diskrepanz zwischen Wunsch und Motivation
Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Motivation ist ein weiterer wichtiger Aspekt: „Es wird Situationen geben, in denen der Wunsch, der das Handeln motiviert, nicht der Wunsch ist, von dem man motiviert werden möchte“ [S. 25]. Sich seiner Motive und Dispositionen bewusst zu werden, ist daher unerlässlich, um ein authentisches Leben im Einklang mit sich selbst zu führen.
Die Rolle der Liebe
Liebe spielt eine besondere Rolle bei der Frage, wie man leben soll. „Liebe ist ein wichtiges Element, um herauszufinden, wie man leben soll“ [S. 51]. Sie zeigt uns, was uns wirklich wichtig ist und welche Menschen und Dinge unserem Leben Sinn verleihen. Dabei gilt es, zwischen fundamentalen und personenspezifischen Notwendigkeiten des Willens zu unterscheiden. „Die von der Liebe geschaffenen Notwendigkeiten sind Notwendigkeiten des Willens“ [S. 51].
Liebe als unkontrollierbare Kraft
Liebe ist dabei keine rationale Entscheidung, die man einfach treffen kann. „Liebe ist keine Entscheidung, sondern schafft Gründe“ [S. 35]. Man kann sich weder zwingen, zu lieben, noch die Liebe einfach abstellen. Sie entspringt oft vielschichtigen Ursachen und entzieht sich unserer bewussten Kontrolle.
Wie kann ich das konkret umsetzen?
Beginne damit, regelmässig Zeit für Selbstreflexion und die Frage nach dem „Wie“ des Lebens einzuplanen. Nutze einen festen wöchentlichen Termin, an dem du dich mit deinen Wünschen, Zielen und der Art und Weise, wie du dein Leben führen möchtest, auseinandersetzt. Stelle dir dabei Fragen wie: „Welche Ziele sind mir wirklich wichtig?“, „Identifiziere ich mich von ganzem Herzen mit diesen Zielen?“, und „Wie möchte ich mein Leben gestalten, um diesen Zielen gerecht zu werden?“ Nutze ein Tagebuch oder ein Journal, um deine Gedanken und Fortschritte festzuhalten. Versuche ausserdem, Entscheidungen bewusst zu treffen und dir deiner inneren Motive klar zu werden. Führe nach Möglichkeit auch regelmässige Gespräche mit einer dir vertrauten Person, um Feedback und neue Perspektiven zu erhalten. Indem du diese Praktiken integrierst, stellst du sicher, dass deine Ziele authentisch und im Einklang mit deinem wahren Selbst sind, und du einen klaren, bewussten Weg findest, dein Leben zu gestalten.
Zusammenfassung
Frankfurts Vorlesungen bieten tiefgehende Einsichten, die weit über die #Philosophie hinausreichen und praktische Anwendungen im Alltag finden können. Seine Überlegungen zum Willen, zur Bedeutung von Zielen und zur Rolle der Liebe geben wertvolle Impulse auch für das Setzen persönlicher Ziele. Hier sind die wichtigsten Punkte, die du aus den Vorlesungen mitnehmen kannst:
- Eigenen Willen als Antriebskraft nutzen: Dein Wille, nicht die Vernunft, ist die treibende Kraft hinter deinen Entscheidungen und Zielen.
- Lebensziele bewusst und authentisch setzen: Entwickle ein Gefüge von Endzwecken, die deinem Leben echte Bedeutung und Richtung verleihen.
- Liebe als Wegweiser verstehen: Erkenne, dass Liebe entscheidend dafür ist, was dir wirklich wichtig ist und dein Handeln leitet.
Fussnote [1] Harry G. Frankfurt (2016): Sich selbst ernst nehmen, Berlin: Suhrkamp.
Bildquelle John William Godward (1861–1922): When the Heart is Young, Privatsammlung, Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet, die Kurzbiografie hat Perplexity.ai aufgrund des Wikipedia-Eintrags erstellt.
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