Der Morgen macht’s? Eine kritische Betrachtung von Morgenroutinen
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist es kein Wunder, dass immer mehr von uns nach Wegen suchen, den Alltag zu optimieren. Ein Trend, der dabei in den letzten Jahren besonders an Popularität gewonnen hat, ist die Etablierung einer sog. Morgenroutine. Doch was ist dran an dem Hype um Yoga vor dem Frühstück und Tagebuch schreiben vor dem ersten Kaffee? In diesem Beitrag möchte ich das Phänomen der Morgenroutine beleuchten und aufzeigen, was die Wissenschaft über ihre potenziellen Vorteile sagt – ohne dabei die Schattenseiten zu vernachlässigen.
Was sind Morgenroutinen?
Eine Morgenroutine umfasst eine Reihe von Handlungen, die du jeden Morgen regelmässig und in derselben Abfolge durchführst. Ziel ist es, den Tag strukturiert zu beginnen und damit die Grundlage für Produktivität und Wohlbefinden zu legen. Ob meditative Übungen, Sport oder kreatives Schreiben – die Routine sollte deinen persönlichen Bedürfnissen gerecht werden. Morgenroutinen bieten laut aktuellen Erkenntnissen der Psychologie mehrere Vorteile. Sie vermitteln dir ein Gefühl der Kontrolle über den Tag, was die Selbstwirksamkeit und damit auch die allgemeine Zufriedenheit steigern kann.[1] Ebenso tragen sie dazu bei, die Zahl der Entscheidungen, die du im Laufe eines Tages treffen musst, zu reduzieren. Diese Reduktion des Entscheidungsspielraums schont deine mentale Energie, die du dann für komplexere Aufgaben nutzen kannst.[2] Darüber hinaus zeigen Studien, dass bestimmte morgendliche Aktivitäten, wie z. B. körperliche Bewegung oder Meditation, deine Stimmung verbessern und die #Resilienz gegenüber #Stress erhöhen können.[3][4] Eine regelmässige Morgenroutine kann zudem deinen Schlafrhythmus stabilisieren und dadurch die Schlafqualität verbessern, was wiederum zu einem erholsameren Start in den Tag beiträgt.[5]
Mit diesem Fundament möchte ich nun zu einer kritischen Betrachtung übergehen, die die potenziellen Nachteile von Morgenroutinen beleuchtet.
Kritik an Morgenroutinen
Obwohl Morgenroutinen viele Vorteile bieten können, gibt es auch kritische Stimmen, die vor potenziellen Nachteilen warnen. Ein zentraler Kritikpunkt ist der Stress, den eine allzu strikte Routine verursachen kann. Wenn wir uns zu sehr auf eine perfekte Abfolge von Aktivitäten fokussieren, kann das leicht zu einem weiteren Stressfaktor im ohnehin hektischen Alltag werden. Anstatt den Tag entspannt zu beginnen, kann der Druck, eine umfangreiche Routine „abzuarbeiten“, das Gegenteil bewirken und den Morgen in eine stressige Zeit verwandeln.
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist der gesellschaftliche Druck, der durch den Hype um Morgenroutinen entsteht. Besonders in sozialen Medien werden Morgenrituale häufig idealisiert dargestellt, was bei vielen Menschen das Gefühl hervorrufen kann, sie müssten ebenfalls eine aufwendige Routine etablieren, um erfolgreich zu sein. Dieser Vergleich mit vermeintlich perfekten Morgenroutinen anderer kann zu Frustration und einem Gefühl des Versagens führen, wenn die eigene Routine nicht denselben Standards entspricht.
Ein weiterer, wenn auch weniger zentraler Kritikpunkt betrifft die mögliche Einschränkung der Kreativität. Einige Expertinnen und Experten argumentieren, dass starre Morgenroutinen die kreativen Prozesse hemmen können. Gerade die morgendliche Schläfrigkeit, die wir oft als Hindernis betrachten, könnte in Wahrheit ein wertvoller Moment für kreative Gedanken sein. Studien zeigen,[6] dass unser Gehirn in diesen Phasen der Müdigkeit eher unkonventionelle Verbindungen herstellt und somit kreative Lösungen für Probleme findet.
Zusammengefasst ist es wichtig, dass du eine Morgenroutine wählst, die zu dir passt und dich unterstützt, anstatt dich unter Druck zu setzen. Die Routine sollte flexibel genug sein, um sich an deine individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände anzupassen, ohne dabei zur zusätzlichen Belastung zu werden.
Tipps für eine erfolgreiche Morgenroutine
Wenn du dich entscheidest, eine Morgenroutine in deinen Alltag zu integrieren, ist es wichtig, diese so zu gestalten, dass sie dich wirklich unterstützt und nicht zur zusätzlichen Belastung wird. Hier sind einige allgemeine Tipps, die dir helfen können, eine sinnvolle Morgenroutine zu entwickeln:
1. Klein anfangen: Anstatt deine gesamte Morgenroutine radikal umzustellen, starte mit kleinen Veränderungen. Neue Gewohnheiten brauchen Zeit, um sich zu festigen. Beginne vielleicht mit einer kurzen Meditation oder einem Spaziergang und erweitere deine Routine Schritt für Schritt.
2. Auf den eigenen Körper hören: Nicht jeder Mensch ist morgens gleich leistungsfähig. Es ist wichtig, dass du deine Routine an deinen individuellen Chronotypen anpasst. Wenn du eher ein „Nachtmensch“ bist, ist es vielleicht sinnvoller, ruhigere Aktivitäten in den Morgen zu integrieren und auf kreative oder intensive Aufgaben später am Tag zu verschieben.
3. Flexibilität bewahren: Eine Morgenroutine sollte dich unterstützen, aber nicht in ein starres Korsett zwängen. Wenn du merkst, dass eine bestimmte Aktivität dir nicht guttut oder an einem bestimmten Tag nicht passt, erlaube dir, Anpassungen vorzunehmen. Es geht darum, eine Routine zu schaffen, die dich stärkt und nicht belastet.
4. Realistische Ziele setzen: Überambitionierte Routinen sind schwer durchzuhalten und können schnell zu Frustration führen. Setze dir deshalb realistische Ziele, die du auch langfristig einhalten kannst. Eine einfache, konsistente Routine ist oft effektiver als eine überladene.
5. Offline starten: In der heutigen digitalen Welt ist es verlockend, den Tag mit dem Checken von Nachrichten oder sozialen Medien zu beginnen. Allerdings kann dies schnell zu Stress und Ablenkung führen. Versuche stattdessen, den Tag bewusst ohne digitale Geräte zu beginnen, um eine ruhigere und fokussiertere Morgenstimmung zu schaffen.
Indem du diese Tipps berücksichtigst, kannst du eine Morgenroutine entwickeln, die dir wirklich guttut und dich optimal auf den Tag vorbereitet. Denke daran, dass es keine „perfekte“ Routine gibt – es geht darum, das zu finden, was für dich funktioniert und dich in deinem Alltag unterstützt.
Schlussfolgerung
Ob eine Morgenroutine sinnvoll ist, musst du für dich selbst entscheiden. Wichtig ist, dass die Routine zu deinen Bedürfnissen passt und dir hilft, den Tag mit Energie und Klarheit zu beginnen. Anstatt starr einem Idealbild zu folgen, solltest du auf deinen Körper hören und die Routine so gestalten, dass sie dir guttut und den Start in den Tag erleichtert.
Fussnoten [1] https://doi.org/10.1037%2Fa0038029 [2] https://doi.org/10.1287/orsc.2014.0899 [3] https://doi.org/10.1098/rsfs.2014.0040 [4] https://doi.org/10.22271/yogic.2023.v8.i1d.1407 [5] https://doi.org/10.1080/07420520600650695 [6] https://doi.org/10.1152/jn.00651.2012
Bildquelle Edvard Munch (1863–1944): Der Tag danach, Nationalmuseum Oslo, Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in meinen Notizen und Links wurde NotebookLM von Google verwendet.
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