Advent-Gedanken

Was der Mensch liebt, das wird er in der Liebe.
Das klingt verwunderlich, dass der Mensch in solcher Weise Gott zu werden vermag in der Liebe; jedoch ist es wahr in der ewigen Wahrheit.

So sagt #MeisterEckhart mit Verweis auf Augustinus.

Es kommt nur darauf an, was du liebst. Willst du göttlich werden, so musst du ganz zur Liebe zu Gott werden. Dann, so der Meister wird uns Gott zu eigen und der #Mensch kann ganz aus Gott wirken.

(Predigt 5)

Jacob Biazza hat in der SZ geschrieben: “Es gibt Untersuchungen, denen zufolge die Zukunft für die Identität eines Menschen etwa genauso wichtig ist wie seine Vergangenheit. Vorstellungen davon, was man sein könnte, beeinflussen das Selbstverständnis also ebenso wie das, was man tatsächlich erlebt hat. Man wird zu dem, was man denkt.” Und er hat geschrieben, dass es Geschichten braucht von einer positiven Zukunft, um der persönlichen und gesellschaftlichen Depression zu entgehen.

Diese Geschichten haben wir doch in der Kirche. Der Glaube ist doch genau das: Die Geschichte einer positiven Zukunft. Einer Zukunft, auf die wir nicht mal warten warten müssen. Die auf uns zukommt. Die manchmal schon da ist. Einer Geschichte vom Heil.

So werden wir es singen, heute, am Zweiten #Advent: “O Heiland reiß die Himmel auf!” Und ich sehe den Himmel offen. Und ich sehe eine Zukunft anbrechen, in der Gott seine Hütte bei den Menschen hat, wie es die Bibel sagt. In der Poitiker nicht mehr mit Angst punkten, in der wir im Grünen sitzen und nicht zwischen Autos. In der ich dir gern begegne... Lasst uns diese Geschichten erzählen!

Der Himmel bricht auf. Foto von <a href="https://unsplash.com/de/@wandervisions?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash">Arto Marttinen</a> auf <a href="https://unsplash.com/de/fotos/wolkenmeer-fHXP17AxOEk?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash">Unsplash</a>

#Foto

Mir gefällt das Bild, der Sohn Gottes sei der Glanz oder das Herz Gottes. Wenn es Gottes Herz ist — sein Innerstes — was #Gott zu Weihnachten in die Welt schickt und im Osterfestkreis bis ins Todesreich gehen und wieder auferstehen lässt, dann ist uns Gott doch besonders nah. In allen Freuden, vor allem aber im Leiden.

#JacobBöhme

Für #MeisterEckhart ist ganz klar: Wenn du dich #Gott überlässt, so ist alles, was dir geschieht das beste für dich, sei es Armut und Leiden. Auch wenn du keine Innerlichkeit und Andacht fühlst: Es ist das beste, denn es ist dir von Gott zugedacht. “Mag es auch sein, dass doch etwas anderes besser scheine, so wäre es für dich doch nicht so gut; denn Gott will eben diese Weise und nicht eine andere, und diese Weise muß notwendig für dich die beste Weise sein.

Ich kämfe damit.

Einerseits: Ja, der Friede kommt damit, dass ich mich fallen lasse in das Göttliche und nicht zage mit dem, was ist.

Andererseits: Soll ich mich wirklich abfinden mit all dem Leiden? Mit der Ungerechtigkeit? Ist innerer Friede wirklich genug? Sicher nicht. Ich will Allmacht Gottes nicht so verstehen, als sei alles, was ist, der Wille Gottes. Dazu ist viel zu viel, was der Liebe widerstrebt...

Ich finde bei #JacobBöhme ein schönes Bild für den Ausgang mit dem Bösen:

  • Luzifer hat in seinem Königreiche “den göttlichen Salitter, daraus er gemacht war, angezündet und brennend gemacht”.
  • Am Ende der Zeiten wird er in eine Höhle, Gruft oder Loch kommen, und zwar zusammen mit seiner angezündeten Qualität. Und ewig dort bleiben.

Für mich ist es tröstlich, wenn die “Strafe” des Bösen ist, dass es mit sich selbst und den Konseuenzen zurecht kommen muss.

#MeisterEckhart sagt:

Was immer zu #Gott kommt, das wird verwandelt; so geringwertig es auch sei, wenn wir es zu Gott bringen, so entfällt es sich selbst. Nun vernehmt mit Staunen! Da Gott so geringwertige Dinge in sich verwandelt, was glaubt ihr wohl, daß er mit der Seele tue, die er mit dem Bild seiner selbst ausgezeichnet hat? (Predigt 3)

Wenn die Seele aber in Gott verwandelt wird, wie nahe ist uns Gott dann!

In #Gott gibt es nur das Gute, nicht das Böse. In Gott ist nur erhebende, quellende, triumphierende Freude. – So sagt es #JacobBöhme. Andererseits gibt es nichts, was nicht von Gott käme.

Das ist ein Dilemma, wenn man denn die Exitenz des Bösen nicht grundweg bestreiten will. Eine interssante Idee dazu gibt es im Neuplatonismus: Danach hat das Böse tatsächlich keine eigene Existenz. Da, wo es sich zeigt, ist lediglich ein Mangel an Gutem. Das Böse ist also gewissermaßen ein Ausdruck von Leere.

Ja mehr wir die Welt mit Gutem füllen, desto weniger kann sie uns böse erscheinen...

Ich bin im Streit mit dem Satz “Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse.” (Genesis 8,21). Ich bin aber auch im Streit mit der Ansicht, im Grunde sei jeder #Mensch gut.

#JacobBöhme sagt:

Die böse und die gute Qualität sind “in allen Kräften , in Sternen und Elementen, sowohl in allen Kreaturen ineinander [...] wie ein Ding, und bestehet auch keine Kreatur im Fleische in dem natürlichen Leben, sie habe denn beide Qualtiäten an sich.

Das ist's, was ich wahrnehme. Wir Menschen haben immer beides in uns. Wir können es wahrnehmen und wir können entscheiden, welchen Weg wir gehen. Heute ist der Tag der Entscheidung.

In der Adventszeit 2024 soll dieser Blog weitergeführt werden. Ich habe mir vorgenommen, an jedem Morgen bis zum Weihnachtsfest ca. eine Stunde für geistliche Lektüre zu reservieren. Ich denke an Meister Eckhart, an Jacob Böhme, an biblische Texte... Vielleicht begegnet mir auch etwas, von dem ich heute noch gar nicht ahne, dass ich es lesen will.

Und ich nehme mir vor, am Ende dieser Morgenlektüre jeweils einen Gedanken, der mich beschäftigt hat, hier kurz anzureißen.

Heute ist Sonntag. Der Vierte Advent. Und es ist der 24.12. – Heilig Abend. Ich freue mich, wenn der Vierte Advent nicht schon im Weihnachtstrubel untergeht.

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