Alleine, aber nicht einsam
Ich stehe kurz vor meinem fünfzigsten Geburtstag. Eine Zahl, die nüchtern betrachtet nichts anderes bedeutet, als ein weiteres volles Lebensjahrzehnt. Und doch lädt sie zum Innehalten ein. Vielleicht ist es das langsame Abklingen des Tatendrangs, das leise Umordnen der Prioritäten, oder auch nur die schlichte Tatsache, dass meine Wochenenden anders aussehen als früher. Nicht schlechter, aber stiller.
Dabei drängt sich mir eine Beobachtung auf, die ich lange mit einem gewissen Unbehagen betrachtet habe: Ich bin heute öfter alleine als früher. Nicht immer, nicht ausschliesslich – aber doch merklich häufiger. Und noch vor einigen Jahren hätte ich das für ein Warnsignal gehalten. Einsamkeit, so heisst es, sei die neue Volkskrankheit. Rückzug wird rasch mit Mangel gleichgesetzt. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto weniger überzeugt mich diese Gleichung.