Die 2-7-30-Regel: Eine einfache Methode, Spaced Repetition umzusetzen
Wer sich intensiv mit evidenzbasierten Lernmethoden beschäftigt, wird früher oder später auf das Konzept der Spaced Repetition stossen. Ich habe bereits über diese Technik geschrieben und darüber, wie sie die langfristige Speicherung von Wissen unterstützt. Doch immer wieder werde ich gefragt: „Wie kann ich das konkret umsetzen?“ Eine einfache, aber effektive Antwort darauf liefert die 2-7-30-Regel. Diese Methode strukturiert das Wiederholen von Lernstoff in genau festgelegten Intervallen und hilft Dir so, neu erworbenes Wissen langfristig zu behalten. Durch die Wiederholung in optimalen Abständen wird das Vergessen aktiv verhindert, da das Gehirn das Wissen bei jedem Abruf als relevanter einstuft und es dadurch nachhaltiger speichert.[1]
Exkurs: Die Vergessenskurve nach Ebbinghaus
Bevor wir uns der praktischen Anwendung widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die wissenschaftliche Grundlage. Der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus formulierte im 19. Jahrhundert die sogenannte Vergessenskurve. Seine Forschung zeigte, dass Menschen einen erheblichen Teil neu gelernter Informationen bereits innerhalb weniger Stunden wieder vergessen. Konkret sinkt die Erinnerungsfähigkeit innerhalb von 20 Minuten auf etwa 60 %, nach einer Stunde auf 45 % und nach 24 Stunden bleiben nur noch etwa 34 % der Informationen abrufbar. Ohne gezielte Wiederholung fällt die Rate nach sechs Tagen auf 23 % und langfristig verbleiben lediglich 15 % im Gedächtnis.[2]
Vergessenskurve nach Ebbinghaus (Quelle: agolution.com)
Diese Erkenntnis legte den Grundstein für das Konzept der Spaced Repetition, das darauf basiert, Informationen in regelmässigen Abständen erneut abzurufen, um sie im Langzeitgedächtnis zu verankern.
Spaced Repetition mit der 2-7-30-Regel
Wie aber setzt man dieses Wissen praktisch um? Hier kommt die 2-7-30-Regel ins Spiel. Die Methode basiert auf der Idee, dass ein bestimmter Lerninhalt genau dreimal wiederholt wird:
- Nach zwei Tagen
- Nach sieben Tagen
- Nach dreissig Tagen
Diese Zeitpunkte sind strategisch gewählt, um den natürlichen Vergessensprozess auszugleichen und das Gelernte immer wieder bewusst ins Gedächtnis zu rufen.
Ein konkretes Beispiel:
Angenommen, Du möchtest Dir eine Liste mit neuen Vokabeln merken oder einen komplexen Sachverhalt verstehen. Dann könntest Du folgende Vorgehensweise anwenden:
- Tag 0: Du liest oder lernst den neuen Stoff zum ersten Mal und machst Dir Notizen. Setze dabei auch auf Mental Replay unmittelbar nach dem #Lernen.
- Tag 2: Du wiederholst den Inhalt, indem Du ihn Dir selbst erklärst oder eine Zusammenfassung schreibst, ohne auf Deine Notizen zu schauen.
- Tag 7: Eine weitere Wiederholung. Du testest Dein Wissen aktiv, indem Du Dich beispielsweise an Kernpunkte erinnerst oder Quizfragen dazu beantwortest.
- Tag 30: Die letzte Wiederholung dient der langfristigen Verankerung. Hier kannst Du erneut einen Test durchführen oder die wichtigsten Inhalte aus dem Gedächtnis rekonstruieren.
Besonders praktisch ist, dass sich diese Methode leicht in den Alltag integrieren lässt. Studierende können sie beispielsweise nutzen, um Prüfungsstoff effizienter zu behalten, während Berufstätige Fachwissen oder neue Fähigkeiten gezielt verankern können. Auch im persönlichen Bereich, etwa beim Erlernen einer Sprache oder neuer Hobbys, erweist sich diese Methode als hilfreich. Erinnerungen in einem Kalender oder einer App können dabei helfen, die Wiederholungen systematisch einzuplanen.
Fazit: Spaced Repetition ganz einfach
Die 2-7-30-Regel ist eine einfache, aber effektive Technik, um neu erlerntes Wissen dauerhaft zu speichern. Sie basiert auf den Erkenntnissen der Vergessenskurve nach Ebbinghaus und macht sich den Mechanismus der Spaced Repetition zunutze. Statt auf kurzfristiges Bulimielernen zu setzen, werden Informationen in regelmässigen Abständen wiederholt, um sie langfristig im Gedächtnis zu verankern.
Falls Du in der Vergangenheit Schwierigkeiten hattest, Dir komplexe Inhalte zu merken, probiere die 2-7-30-Regel aus. Setze Dir Erinnerungen, erstelle Wiederholungspläne und erlebe selbst, wie effektiv diese Methode Dein Lernen verbessern kann. Wissenschaftlich fundiert und dennoch leicht umsetzbar – ein einfacher Gamechanger für alle, die Wissen nicht nur aufnehmen, sondern auch behalten wollen.
Fussnoten [1] Pashler, H., Rohrer, D., Cepeda, N. J. & Carpenter, S. K. (2007). Enhancing Learning and Retarding Forgetting: Choices and Consequences. Psychonomic Bulletin & Review, 14(2), 187–193. https://doi.org/10.3758/BF03194050.
[2] Murre, Jaap & Dros, Joeri. (2015). Replication and Analysis of Ebbinghaus' Forgetting Curve. PloS one. http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0120644.
Bildquelle Jean Geoffroy (1853–1924): En classe, le travail des petits, Ministère de l’Éducation Nationale, Paris, Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken/Quellen und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet.
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