Michael Gisiger

Lernen

Caravaggio: Die Falschspieler

Sam Altman, Bill Gates und Richard Branson haben die digitale Welt geformt wie kaum andere. Doch wenn es um ihre wichtigsten Entscheidungen geht, greifen sie ausgerechnet zu Stift und Papier. Das ist kein nostalgischer Tick, sondern kalkulierte Notwendigkeit. Handschrift ist für sie ein Werkzeug des Denkens, das Klarheit erzwingt und Ideen verankert. Dabei liegt hier eine bemerkenswerte Ironie verborgen: Die „Tech-Gurus“ zerstören genau jene Kulturtechnik, auf die sie selbst angewiesen sind. Während sie ihre Gedanken von Hand entwickeln, schaffen ihre Produkte eine Welt, in der kommende Generationen diese Erfahrung nie mehr machen werden.

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Petiet: Liseuse endormie

Manchmal genügt ein einziger Satz, um alles wieder zu vergessen: „Dies ist nicht prüfungsrelevant.“ Was vorher konzentriert gelesen oder sogar verstanden wurde, ist plötzlich wie weggeblasen. Wissen, das keine Anwendung findet, verflüchtigt sich erstaunlich schnell. Umgekehrt ist es gar nicht so schwer, neue Informationen länger im Gedächtnis zu behalten, sofern Du weisst, wie. Drei kurze Schritte reichen oft aus. Alle basieren auf neurowissenschaftlichen Studien und lassen sich in weniger als fünf Minuten umsetzen. Ergänzt Du sie noch mit einem guten Schlaf, so wird daraus ein erstaunlich wirksames #Lernen.

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Kirchner: Bogenschützen

Ziele begegnen uns überall: im Sport, in der Schule, im Beruf. Wir setzen sie uns selbst oder bekommen sie von anderen vorgegeben. Doch obwohl Zielsetzung als Erfolgsrezept gilt, wirken nicht alle Ziele gleich. Manche motivieren, andere frustrieren. Manche fördern Leistung, andere behindern sie sogar. Normalerweise bin ich zurückhaltend, wenn Befunde aus anderen Disziplinen auf #Bildung oder Beruf übertragen werden. Die Kontexte unterscheiden sich zu stark: in Struktur, Zielrichtung und Dynamik. Doch die sportpsychologischen Erkenntnisse aus dem systematischen Review von Williamson et al. (2024) [1] lassen sich schwer ignorieren. Zu deutlich zeigen sie, wie unterschiedlich Ziele wirken können und werfen wichtige Fragen für andere Lebensbereiche auf.

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Lego-Skulptur auf dem Legocampus in Billund

Kaum eine Kindheit kommt ohne sie aus: bunte LEGO-Steine, aus denen sich ganze Welten erschaffen lassen. Dass diese Bausteine aber nicht nur in Kinderzimmern Wirkung entfalten, zeigt eine neue Studie der University of Surrey: Bereits sechs Wochen LEGO-gestützter Unterricht führten bei Sechs- bis Siebenjährigen zu signifikanten Verbesserungen in räumlicher Vorstellungskraft und Mathematikleistung.

Das hat mich hellhörig gemacht. Denn als zertifizierter LEGO® SERIOUS PLAY® Facilitator und Erwachsenenbildner setze ich LEGO seit einigen Jahren punktuell auch in Workshops und im Unterricht ein – mit durchwegs positiven Erfahrungen. Was die Forschung jetzt im Primarschulalter aufzeigt, hat durchaus auch Relevanz für die höhere Berufsbildung und Weiterbildung. Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche Rolle LEGO in der Erwachsenenbildung und Hochschuldidaktik spielen kann – und weshalb spielerisches Lernen auch für Erwachsene ein ernstzunehmender Weg des Verstehens ist.

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Sánchez: Boceto para La muerte de Séneca

Viele von uns haben das #Lernen auf eine Weise verinnerlicht, die auf Wiederholung, Auswendiglernen und kurzfristige Leistung abzielt. Wir bereiten uns auf Prüfungen vor, bestehen sie – und vergessen danach vieles wieder. Das Erkennen von Inhalten wird oft mit Verstehen verwechselt, das Reproduzieren mit Wissen. Doch was bedeutet es wirklich, „etwas zu wissen“? Diese Frage beschäftigt mich seit Langem – und besonders eindrücklich beantwortet sie ein römischer Philosoph, der vor rund 2'000 Jahren lebte: Seneca. In seinem 33. Brief an Lucilius formuliert er eine Kritik am oberflächlichen Lernen, die heute aktueller denn je ist.

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Friedrich: Zwei Männer in Betrachtung des Mondes

Was bringt Menschen dazu, ihr Verhalten zu ändern? Wie lässt sich #Lernen fördern, ohne moralischen Zeigefinger? Und wie können wir in Coachingprozessen wirkungsvolle Impulse setzen – ohne komplexe Theorien zu bemühen? In meiner Arbeit als Dozent und Coach bin ich immer wieder auf der Suche nach einfachen, fundierten und praxistauglichen Ansätzen. Einer dieser Ansätze begleitet mich inzwischen seit einiger Zeit: das EAST-Framework.

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Webster: The Frown

Die Frage, ob KI Schülerinnen und Schüler dümmer macht, wirkt auf den ersten Blick reisserisch. Und doch ist sie berechtigt – zumindest, wenn man sich ernsthaft mit den Veränderungen auseinandersetzt, die KI-gestützte Tools wie ChatGPT im schulischen Alltag auslösen. In einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung geht Lisa Becker diesem Thema differenziert nach. Sie beobachtet eine grosse Bandbreite im Umgang mit KI an Schulen: Von Lehrpersonen, die KI gezielt einsetzen, um Lernprozesse zu fördern, bis hin zu jenen, die deren Existenz weitgehend ignorieren.

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Somow: A Sleeping Woman

In meiner Tätigkeit als Dozent spreche ich häufig mit meinen Studierenden darüber, wie sie richtig lernen können. Dabei vermittle ich wissenschaftlich fundierte Methoden, die das #Lernen effizienter und nachhaltiger machen. Eine der zentralen Empfehlungen, die ich regelmässig betone, betrifft den Schlaf: Wer ausreichend schläft, kann das Gelernte besser verarbeiten und behalten. Doch aktuelle Forschungsergebnisse aus Japan zeigen nun, dass Schlaf noch weit mehr bewirkt: Er bereitet das Gehirn aktiv auf zukünftiges Lernen vor.

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Buchstabe R aus dem „The Cubies’ ABC“

Seit über 100 Jahren wird regelmässig behauptet, neue Technologien würden die #Bildung revolutionieren. Ob Radio, Film und Fernsehen, Taschenrechner, Computer oder E-Learning – jede dieser Innovationen wurde als fundamentaler Umbruch angekündigt. Doch in der Praxis blieben die grossen Umwälzungen aus. Der Unterricht in vielen Klassenzimmern sieht auch heute noch überraschend ähnlich aus wie vor Jahrzehnten. Der Grund dafür ist weniger technischer als vielmehr kognitionspsychologischer Natur: Bildung ist ein sozialer und mental anspruchsvoller Prozess, der sich nicht durch technischen Fortschritt allein verbessern lässt.

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Gérôme: Sokrates findet Alkibiades im Haus der Aspasia

Sokrates begegnet uns oft als historische Figur – als unbequemer Fragesteller, der in den Gassen Athens über Tugend, Wissen und das gute Leben diskutierte. Doch jenseits seiner biografischen Umrisse und der dramatischen Erzählung seines Prozesses liegt ein philosophisches Denken, das bis heute als Impulsgeber dienen kann: nicht als fertiges System, sondern als Einladung zur Selbstprüfung, zur Klärung von Begriffen – und zur verantwortungsvollen Führung des eigenen Lebens.

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