Visions of Mana – Ein modernes Abenteuer mit Herz
Einleitung: Nostalgie trifft auf frische Ideen
Visions of Mana steht im Schatten eines Giganten, so wie auch Final Fantasy VII: Rebirth mit dem Vermächtnis seines Originals umgeht. “Secret of Mana” war ein Meilenstein, ein Spiel, das sich in die Herzen einer ganzen Generation eingebrannt hat. Visions of Mana versucht nicht, diesen Giganten zu übertreffen – es sucht vielmehr seinen eigenen Weg. Und genau das macht es so spannend. In diesem Artikel erzähle ich euch, warum mich dieses Spiel trotz einiger Schwächen tief bewegt hat.
Das Kampfsystem: Chaotisch-schöne Perfektion
Ich muss ehrlich sein: Mein erster Kontakt mit dem Kampfsystem war... verwirrend. Zu viele Möglichkeiten, zu viele Tasten, zu viele Effekte. Doch dann, nach ein paar Stunden, klickte etwas. Plötzlich hatte ich den Flow. Und was für ein Flow das war! Jede Klasse bietet einzigartige Fähigkeiten, die auf subtile Weise zum Experimentieren einladen. Besonders die Kombos aus Hinna’s Feuermagie und Val’s Nahkampfangriffen fühlten sich wie kleine, perfekt getimte Choreografien an.
Der Moment, als ich zum ersten Mal einen Bosskampf ohne Schaden überstanden habe, bleibt unvergesslich. Die Mischung aus Timing, Strategie und purem Adrenalin – das war pures Gaming-Glück. Und obwohl das Kampfsystem anfangs eine Hürde war, wurde es später mein absoluter Lieblingsteil des Spiels. Diese besondere Freude am Meistern des Kampfes habe ich überraschenderweise auch in Visions of Mana wiedergefunden.
Die Welt von Tianeea: Lebendig und voller Geheimnisse
Tianeea, das Feuerdorf, in dem unsere beiden Protagonisten ihre Reise beginnen, hat einen Charme, der mich sofort gefesselt hat. Es ist nicht nur die lebendige Farbpalette, die das Spiel verwendet – es sind die kleinen Details. Kinder, die am Brunnen spielen. Alte Dorfbewohner, die Geschichten von früher erzählen. Ein Hund, der euch ständig folgt und sich in jeder Situation plötzlich hinsetzt, um ein Nickerchen zu machen.
Doch es sind die offenen Gebiete, die wirklich Eindruck machen. Jedes Gebiet lädt zum Erkunden ein, sei es der verwunschene Nebelwald oder die endlosen Wüstenplateaus. Diese Welt fühlt sich nie leer an – überall gibt es etwas zu entdecken: versteckte Schatztruhen, optionale Quests oder rätselhafte Glyphen, die euch einen Einblick in die Geschichte von Mana geben.
Ein Highlight für mich in Visions of Mana war der Moment, als ich ein riesiges Ruinenareal erforschte, nur um am Ende auf eine verborgene Kammer zu stoßen. In dieser fand ich ein altes Manuskript, das die Verbindung von Hina’s Familie zum Mana-Baum erklärte. Es war dieser Mix aus Storytelling und Gameplay, der mich immer wieder staunen ließ.
Die Protagonisten: Hinna und Val
Hinna und Val könnten auf den ersten Blick klischeehafte JRPG-Charaktere sein. Doch je mehr Zeit ich mit ihnen verbrachte, desto mehr entfalteten sie sich. Hinna ist keine typische Heldin. Sie ist verletzlich, oft unsicher, aber gerade das macht sie so glaubwürdig. Ihre Momente des Zweifels – besonders, wenn sie sich ihrer Rolle als Alm des Feuers nicht gewachsen fühlt – haben mich emotional mitgerissen.
Val hingegen ist die Art von Freund, die man sich im echten Leben wünschen würde. Loyal, aber nicht ohne eigene Kanten. Er hat seine eigenen Konflikte, die ihn zu mehr machen als nur “Hinna’s Beschützer”. Ein Moment, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war eine Szene, in der Val und Hinna mitten in der Nacht am Lagerfeuer über ihre Träume und Ängste sprechen. Keine Action, keine Dramatik – nur zwei Menschen, die sich gegenseitig Mut machen.
Puzzle und Quests: Mehr als nur Lückenfüller
Ein großes Highlight für mich in Visions of Mana waren die Rätsel. Sie sind clever gestaltet, ohne überfordernd zu wirken. Besonders die Umwelt-Rätsel, die Hinas Magie und Vals Kletterfähigkeiten kombinieren, haben mir viel Spaß gemacht. Es gibt nichts Befriedigenderes, als nach langem Nachdenken den letzten Mechanismus eines Puzzles zu aktivieren und eine versteckte Schatztruhe zu finden.
Die Quests im Spiel sind grundsolide. Ja, sie fallen manchmal in bekannte Muster – “Sammle X”, “Besiege Y” – aber es sind die kleinen Geschichten dahinter, die sie auszeichnen. Eine Nebenquest, bei der ich einem alten Alchemisten helfen musste, sein Gedächtnis wiederzuerlangen, war ein emotionaler Höhepunkt. Die Dankbarkeit in seinen Augen, als er sich wieder an seine Familie erinnerte, war ein Moment, der mir wirklich naheging.
Verkaufszahlen und Fanservice
Dass das Spiel in seiner ersten Woche in Japan über 40.000 Mal verkauft wurde, ist ein Erfolg, den ich ihm von Herzen gönne – ein Erfolg, der auch Spieler einschließt, die PC-Spiele kaufen. Besonders die Special Edition, die mit klassischen Mana-Soundtracks und exklusiven Kostümen ausgestattet ist, ist ein liebevoller Fanservice. Es zeigt, dass die Entwickler die Legacy der Serie respektieren, ohne sich nur darauf auszuruhen.
Fazit: Kein Meilenstein, aber ein Abenteuer mit Seele
Visions of Mana wird wohl nicht in die Annalen der Gaming-Geschichte eingehen wie sein großer Bruder “Secret of Mana”. Doch das müssen Spiele auch nicht immer. Manchmal reicht es, ein Abenteuer zu erleben, das einen für ein paar Dutzend Stunden aus dem Alltag entfliehen lässt. Und genau das bietet Visions of Mana. Es ist kein perfektes Spiel, aber es ist eines mit Herz. Und das ist am Ende das Wichtigste.
Trotz seiner zugänglichen Kampfmechaniken schafft es Visions of Mana, fesselnde und spaßige Auseinandersetzungen zu bieten. Es beweist, dass gute Action-Rollenspiele nicht immer einen extrem hohen Schwierigkeitsgrad haben müssen, um zu überzeugen. Das ist eine interessante Entwicklung im Genre, gerade wenn man bedenkt, wie sehr der Soulslike-Trend in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Wer sich fragt, ob dieser Einfluss überall spürbar ist, sollte unseren Artikel Hat Black Myth: Wukong gezeigt, dass Soulslike-Mechaniken überall Einzug halten? lesen. Und für Spieler, die ihr Spielerlebnis vor allem durch die eigene Geschichte und weitreichende Entscheidungen definieren, ist unser Beitrag zu Baldur's Gate 3: Ein Meisterwerk der Entscheidungen eine absolute Pflichtlektüre.