Chronik des laufenden Wahnsinns

Schreiben und KI

Dieses Universum ist schon ein ganz besonderes. Es hat aktuell mindestens rund 8 Milliarden Wesen erschaffen, die in der Lage sind mit Hilfe ihrer Kreativität und Phantasie wieder nahezu unendlich viele Universen hervorzubringen.

Und so wie Steve Jobs Computer einmal Fahrräder für das Gehirn bezeichnet hat, sind heute Large Language Models vielleicht die Überschallflugzeuge für unsere Phantasie. Die KIs können jeglichen Gedanken für eine fixe Idee aufgreifen und binnen Sekundne daraus ein heute kleines und in Zukunft vielleicht großes, eigenes Universum stricken.

Vielleicht wird eines Tages jedes Individuum in der Lage sein, seine eigene Welt in einem virtuellen Raum zu erschaffen, zu betreten und zu teilen. Fantasievolle Kinder, die heute noch mit Bauklötzen spielen, könnten morgen Universen entwerfen, die andere bereisen können. Oder aber das Vorkauen von Phantasie durch KIs beraubt viele von uns künftig schon im Kindesalter der Fähigkeit der Phantasie.

Kürzlich hatte ich im Halbschlaf eine Idee für eine Kurzgeschichte. Statt sie auszuführen, habe ich ChatGPT und Claude einen kurzen Prompt dazu geschrieben und sie ausführen lassen. Es folgt der Prompt und die Ausführungen der Kurzgeschichte im Vergleich von ChatGPT 4o, ChatGPT o1, Claude, Google Gemini Flash 1.5 Flash und Gemini 2.0 Flash Experimental.

„Mache daraus eine ausführliche Kurzgeschichte:

Jemand findet etwas mit einem Porträt drauf. Etwas kleines. Dann immer mehr davon. Daraus wird nach und nach ein ganzer Freizeitpark rund um einen Mann, den niemand kennt. Immer mehr Menschen wollen schließlich wissen, wer dieser Mann ist. Dahinter ist ein dunkles Geheimnis.“

ChatGPT 4o: Der Park der Gesichter

Es begann mit einem winzigen Fund an einem regnerischen Herbsttag. Marie, eine Studentin der Kunstgeschichte, lief auf ihrem üblichen Weg von der Universität nach Hause, als sie in einer Pfütze etwas Glänzendes sah. Neugierig bückte sie sich und hob ein kleines, goldenes Medaillon auf. Darauf war ein Porträt eingraviert – das Gesicht eines Mannes. Er hatte markante Züge: ein kantiges Kinn, durchdringende Augen, und ein Hauch von Traurigkeit schien sich in seinem Blick zu verbergen. Doch Marie erkannte das Gesicht nicht. Der Name des Mannes war nirgends zu finden.

Es hätte leicht ein Zufall sein können, ein unbedeutender Gegenstand, den jemand verloren hatte. Doch am nächsten Tag fand Marie auf einer Parkbank ein weiteres Objekt: Eine kleine Brosche mit demselben Porträt. Die Gravur war identisch, der Gesichtsausdruck genauso eindringlich. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Wer war dieser Mann, dessen Abbild plötzlich überall auftauchte?

In den folgenden Wochen schienen die Funde kein Ende zu nehmen. Immer mehr Gegenstände tauchten auf – Münzen, Anstecknadeln, Spielkarten – alle zeigten dieses geheimnisvolle Porträt. Andere Leute begannen, ebenfalls solche Funde zu melden. Manche glaubten, es sei eine ausgeklügelte Werbeaktion, andere hielten es für ein Kunstprojekt. Doch die Gegenstände waren alt, fast antik, und ihre Herkunft blieb rätselhaft.

Eines Tages, als Marie mit einer kleinen Gruppe Neugieriger diskutierte, wer der Mann sein könnte, trat ein Geschäftsmann namens Richard Stein auf sie zu. Richard hatte eine Vision: „Was wäre, wenn wir all diese Funde an einem Ort sammeln und ausstellen würden? Ein Ort für Neugierige, für Leute, die Geheimnisse lieben!“ Gesagt, getan. Mit einer Mischung aus Spenden und Investitionen kaufte Richard ein altes Grundstück am Stadtrand.

Ein paar Monate später eröffnete „Der Park der Gesichter“ – ein Freizeitpark, in dessen Zentrum alles um das rätselhafte Porträt kreiste. Die Fundstücke wurden ausgestellt, es gab Fahrgeschäfte, die den Namen „Der Unbekannte“ trugen, und sogar eine Achterbahn namens „Das Rätsel der Schatten“. Der Park wurde ein Erfolg. Tausende strömten herbei, um die Geschichte des mysteriösen Mannes zu erleben, dessen Gesicht überall zu sehen war.

Doch während die Menschen Spaß hatten, begann sich eine Frage hartnäckig zu stellen: Wer war dieser Mann wirklich?

Marie ließ die Frage nicht los. Der Park war bunt und fröhlich, aber das Gesicht des Mannes strahlte etwas Düsteres aus. Eines Nachts, als der Park geschlossen war, schlich sie sich mit einer Taschenlampe zu der großen Porträt-Ausstellung. Sie betrachtete die alten Objekte genauer. Da fiel ihr etwas auf: Auf der Rückseite einer Münze war eine unleserliche Gravur, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Mit einem Tuch wischte sie vorsichtig den Staub weg und entzifferte langsam die Worte: „Vergessen für die Ewigkeit.“

Ein eisiger Windstoß zog durch die Halle. Marie spürte, wie ihre Hände zitterten. Was bedeutete das?

Sie begann zu recherchieren und fand schließlich eine Spur in den Archiven der Stadtbibliothek. Das Porträt gehörte einem Mann namens Johannes Velten – einem genialen Erfinder aus dem späten 19. Jahrhundert. Er hatte ein bahnbrechendes Projekt entwickelt: ein Gerät, das Erinnerungen speichern und löschen konnte. Doch seine Erfindung war gefährlich. Ein missglücktes Experiment führte zum Tod mehrerer Menschen, darunter seiner eigenen Familie. Voller Reue und Schmerz versuchte Johannes, sich und seine Arbeit aus dem Gedächtnis der Welt zu löschen. Es war, als wollte er nie existiert haben. Doch die Erinnerung hatte ihren Weg gefunden, sich zu manifestieren – in den Gegenständen, die nach und nach auftauchten.

Der Park war nicht nur ein Freizeitvergnügen. Er war ein Denkmal für ein vergessenes Leben, ein Mahnmal für die Schatten der Vergangenheit. Als Marie Richard mit ihren Entdeckungen konfrontierte, sah er sie lange an und flüsterte: „Manche Geheimnisse sollten verborgen bleiben.“

Doch es war zu spät. Die Wahrheit kam ans Licht. Der „Park der Gesichter“ verwandelte sich von einem Ort des Vergnügens in einen Ort der Reflexion. Menschen kamen nun, um sich an Johannes Velten zu erinnern – den Mann, der so sehr vergessen werden wollte, dass die Welt ihn nicht vergessen konnte.

Und in den stillen Ecken des Parks, dort, wo das Lachen verklang, spürte man noch immer den Schatten eines Mannes, der für immer in den Erinnerungen gefangen war.

ChatGPT o1: Das Geheimnis von Maurice*

Es begann an einem nebligen Herbstmorgen, als Helene beim Spazierengehen etwas Ungewöhnliches am Wegesrand entdeckte. Zwischen welken Blättern, halb unter einem morschen Ast verborgen, lag ein kleines, kartenähnliches Objekt. Es war kaum größer als eine Streichholzschachtel und auf seiner Vorderseite prangte das Porträt eines Mannes: Er hatte ein schmales Gesicht, dunkle Augen, fein geschnittene Lippen und einen akkurat gestutzten Schnurrbart. Das Merkwürdigste an diesem Fund war, dass Helene den Mann nicht erkannte. Er erinnerte nicht an irgendeinen berühmten Schauspieler oder Politiker, und doch war sein Antlitz auf eine seltsame Weise einprägsam.

Neugierig steckte Helene die Karte ein und ging weiter. Am nächsten Tag stieß sie, zu ihrer wachsenden Verwunderung, auf ein weiteres solches Porträt – dieses Mal auf eine winzige Metallplakette, die an einem Straßenschild hing. Wieder zeigte sie dasselbe Gesicht. Als Helene nun bewusster umherblickte, fand sie ein drittes Porträt auf einem Taschentuch, das auf einer Parkbank liegen geblieben war.

In den folgenden Wochen wurde diese Entdeckung zu einem seltsamen Spiel, einem Rätsel, das Helene nicht losließ. Immer mehr Gegenstände mit demselben geheimnisvollen Porträt tauchten auf: Schlüsselanhänger, Bleistifte, Anstecknadeln, T-Shirts, ja sogar bunte Luftballons. Und Helene war nicht die Einzige, der dies auffiel. Andere Spaziergänger, Nachbarn und bald sogar Journalisten berichteten von diesen mysteriösen Funden. Wer war der Mann auf den Bildern?

Dann, eines Morgens, erhob sich auf einer leeren Wiese am Stadtrand plötzlich ein farbenfroher Holzpavillon. Innerhalb weniger Tage wuchs aus ihm ein ganzes Gelände voller Karussells, Achterbahnen und Buden – ein improvisiert wirkender Freizeitpark, dessen Name in geschwungener, altmodischer Schrift an jeder Attraktion prangte: “Freizeitland Maurice”. Der Mann auf den Porträts? Er sollte offenbar dieser „Maurice“ sein, denn sein Gesicht zierte jede Eintrittskarte, jede Werbetafel, jedes Souvenir.

Die Leute strömten ins Freizeitland. Manche waren zunächst nur neugierig oder wollten die spektakulär angepriesene Achterbahn testen. Andere wollten einfach herausfinden, wer dieser Maurice war, über den niemand etwas wusste. Der Freizeitpark war inszeniert wie ein Denkmal für eine große Persönlichkeit, doch in den Archiven der Stadtbibliothek, in den alten Zeitungen, im Internet: Nirgendwo fand sich ein Eintrag, der Maurices Existenz bezeugte.

Während die Menschen ratlos die Attraktionen genossen, spürte Helene, dass hinter diesem geheimnisvollen Park mehr stecken musste. Sie nahm all ihre Funde – die Karte, die Plakette, den Schlüsselanhänger – und begann, sie genauer zu untersuchen. Auffällig war ein kleines Symbol in der unteren Ecke jedes Gegenstands, ein filigranes Wappen mit zwei gekreuzten Fackeln und einem Raben darüber. Niemand wusste, wofür dieses Zeichen stand.

Je mehr Besucher kamen, desto seltsamer schien die Atmosphäre zu werden. Die Karussellmusik klang immer schriller, die Lichter flackerten zuweilen wie trügerische Irrlichter, und auf den Souvenirs tauchten nach und nach winzige, verstörende Details auf: ein schiefes Lächeln, verborgene Symbole unter den Porträts, die wie Warnzeichen wirkten. Bald gab es Gerüchte über verschwundene Besucher, die nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zurückkehrten.

Helene forschte weiter. Eines Nachts schlich sie sich allein auf das Gelände, als alle Lichter schon erloschen waren. Die Fahrgeschäfte ragten im fahlen Mondlicht gespenstisch gen Himmel. In einem abgeschotteten Bereich, hinter Planen und Holzbarrikaden, fand sie schließlich, was sie suchte: Einen verborgenen Raum voller alter Dokumente und Fotografien. Auf vergilbtem Papier erkannte sie den Mann aus den Porträts, doch diesmal trug er andere Kleidung, stand neben Kisten voller Bücher, neben einem schmalen Stehpult aus dunklem Holz. Sie las die handschriftlichen Notizen: Maurice, so hieß es dort, sei einst ein Wanderprediger und Hypnotiseur gewesen, ein Mann, der ganze Dorfbevölkerungen in seinen Bann zog, ihnen ihre Geheimnisse entlockte, sie manipulierte und dann spurlos verschwand. Unter einigen Aufzeichnungen stand: „Nach seinem letzten Auftritt verscholl er ohne Spur. Angeblich starb er auf mysteriöse Weise. Doch sein Geist… er ist nicht zur Ruhe gekommen.“

Helene begriff entsetzt: Dieser „Freizeitpark“ war kein gewöhnlicher Ort des Vergnügens, sondern eine Falle, eine Manifestation von Maurices unruhiger Seele, der sich in den Besitz der Besucher schleichen wollte. Durch die Objekte mit seinem Porträt, die in der Stadt verteilt waren, lockte er die Menschen an – wie Motten zum Licht. Die spurlos Verschwundenen? Wahrscheinlich gefangen in einer albtraumhaften Illusion, in der Maurice ihre Gedanken beherrschte.

Als Helene diese Erkenntnis gewann, hörte sie ein leises Flüstern, ein Wispern, das aus den Dunkelheiten des Parks herüberwehte. Sie wusste, sie musste fliehen, die Menschen warnen und die Behörden informieren. Doch wer würde ihr glauben? Sicher war nur, dass diese Stadt, die einst ruhig und unschuldig gewesen war, nun von einem Fluch heimgesucht wurde – einem Fluch in Gestalt eines unbekannten Mannes, dessen Porträt überall auftauchte, als Mahnmal einer dunklen, vergessenen Macht.

Mit zitternden Händen schlich Helene zurück, vorbei an den verlassenen Attraktionen, und nahm sich vor, alles zu tun, um das Geheimnis um Maurice zu lüften und die Menschen vor seiner unsichtbaren Kontrolle zu retten. Denn wenn er einst nur ein Name gewesen war, so war er jetzt eine allgegenwärtige Präsenz. Und wer weiß, ob nicht bald in einer anderen Stadt, an einem anderen Ort, erneut diese rätselhaften Porträts auftauchen würden, um neue Opfer in einen scheinbar harmlosen, aber höchst unheimlichen Freizeitpark zu locken.

*ChatGPT o1 hat der Geschichte selbst keinen Titel gegeben aber so hat es den entsprechenden Tab genannt.

Claude AI: Der Mann auf dem Medaillon

Es begann mit einem kleinen Medaillon, das Sarah beim Frühjahrsputz hinter einer lockeren Bodendiele fand. Das ovale Schmuckstück aus vergilbtem Silber zeigte das Porträt eines Mannes mittleren Alters mit markanten Gesichtszügen, dichten Augenbrauen und einem leicht melancholischen Lächeln. Sie konnte sich nicht erklären, wie es dort hingekommen war – das Haus hatte sie erst vor einem Jahr gekauft.

Eine Woche später entdeckte ihre Nachbarin beim Umgraben ihres Gartens eine alte Blechdose. Darin befand sich eine verwitterte Postkarte mit demselben Gesicht, diesmal als Zeichnung. Der Mann trug einen altmodischen Anzug und stand vor einem Gebäude, das wie ein Karussell aussah.

Im Laufe der nächsten Monate tauchten in der kleinen Stadt immer mehr Gegenstände auf: Anstecknadeln in Dachböden, Plakate in zugemauerten Kellern, sogar eine kleine Statue im ausgetrockneten Brunnen des Marktplatzes. Alle zeigten denselben Mann. Niemand wusste, wer er war, aber sein Gesicht wurde zum Stadtgespräch.

Ein findiger Geschäftsmann namens Frank Weber witterte seine Chance. Er kaufte ein brachliegendes Grundstück am Stadtrand und begann mit dem Bau eines Freizeitparks. „Mysteryland“ nannte er ihn, mit dem unbekannten Mann als Maskottchen. Überall prangten Reproduktionen seines Porträts: auf Fahnen, T-Shirts, Tassen. Die Attraktionen trugen Namen wie „Der geheimnisvolle Express“ oder „Die Rätselbahn“.

Der Park wurde ein überraschender Erfolg. Touristen strömten in die Stadt, angezogen von der Geschichte des mysteriösen Mannes. Blogger und Amateur-Historiker begannen zu recherchieren. Wer war er? Warum fanden sich seine Bildnisse überall in der Stadt?

Sarah konnte nicht anders, als weiterzusuchen. Das Medaillon hatte sie nicht mehr losgelassen. In der Stadtbibliothek verbrachte sie ihre Abende damit, alte Zeitungen durchzusehen. Eines Nachts stieß sie auf einen vergilbten Artikel von 1932: „Tragödie im Wanderzirkus – Artistenfamilie bei Brand ums Leben gekommen“.

Das Foto zum Artikel zeigte einen Mann, der ihrem Unbekannten verblüffend ähnlich sah: Viktor Salzmann, Schausteller und Zirkusdirektor. Laut dem Artikel kam seine Familie bei einem Brand ums Leben, während er auf Geschäftsreise war. Er selbst verschwand kurz darauf spurlos.

Je tiefer Sarah grub, desto düsterer wurde die Geschichte. In den Polizeiakten fand sie Hinweise darauf, dass der Brand kein Unfall gewesen war. Viktor Salzmann hatte hohe Spielschulden und seine Familie war hochversichert. Doch bevor die Ermittlungen abgeschlossen werden konnten, verschwand er.

Eines Abends klopfte es an ihrer Tür. Ein alter Mann stand davor, in der Hand einen abgegriffenen Umschlag. „Ich bin Herbert Salzmann“, sagte er leise. „Viktor war mein Großvater. Es wird Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kommt.“

Der Umschlag enthielt einen Brief, geschrieben von Viktor kurz vor seinem Tod 1980. Darin gestand er, den Brand nicht gelegt zu haben – aber er hatte davon gewusst. Sein Geschäftspartner hatte ihn erpresst und die Familie getötet, als Viktor nicht zahlen konnte. Von Schuldgefühlen zerfressen, hatte Viktor sein restliches Leben damit verbracht, Erinnerungen an sich in der Stadt zu verstecken. Es war seine Art der Buße, sein Gesicht für die Nachwelt zu bewahren, als stille Mahnung an seine größte Niederlage: dass er seine Familie nicht hatte beschützen können.

Sarah starrte auf das Medaillon in ihrer Hand. Der melancholische Blick des Mannes erschien ihr nun in einem völlig anderen Licht. Sie dachte an die lachenden Kinder im „Mysteryland“, die ahnungslos auf den Karussells fuhren, geschmückt mit dem Bildnis eines Mannes, dessen wahre Geschichte eine Tragödie war.

Frank Weber weigerte sich, den Park zu schließen, als die Geschichte publik wurde. „Es ist jetzt Teil unserer Stadtgeschichte“, sagte er. „Außerdem wollte Viktor doch, dass man sich an ihn erinnert.“ Sarah war sich da nicht so sicher. Manchmal, wenn sie spätabends am Park vorbeiging und die beleuchteten Fahrgeschäfte sah, meinte sie in den Schatten eine Gestalt zu erkennen – einen Mann mit dichten Augenbrauen und einem traurigen Lächeln, der zusah, wie sein Gesicht zu einer Touristenattraktion geworden war.

Das Medaillon behielt sie. Nicht als Souvenir, sondern als Erinnerung daran, dass hinter jedem Geheimnis eine Geschichte steckt, die vielleicht besser verborgen geblieben wäre.

Google Gemini 1.5 Flash: Das Geheimnis des Unbekannten

Gemini versteht den Prompt zunächst falsch, versucht mehrfach ein Bild zu generieren und bricht dann mit dieser Meldung ab: Die Bildgenerierung von Personen wird demnächst in Gemini Advanced verfügbar sein. Erst nachdem ich Gemini erkläre, dass ich gar kein Bild in Auftrag gegeben habe, folgt die folgende Geschichte.

Es begann mit einem einzigen Porträt. Ein kleines, unscheinbares Bild, das ein Antiquitätenhändler in einer vergessenen Kiste fand. Das Gesicht des Mannes war vertraut und fremd zugleich, ein Lächeln, das sowohl einlud als auch Distanz signalisierte. Der Händler, fasziniert von dem geheimnisvollen Ausdruck, erwarb das Bild.

Bald darauf tauchten weitere Porträts auf. Malereien, Fotografien, Skulpturen – alle zeigten denselben Mann in unterschiedlichen Posen und Szenarien. Der Händler begann eine Sammlung, die schnell wuchs. Mit jedem neuen Fund stieg auch sein Interesse an dem Unbekannten.

Die Nachricht von der einzigartigen Sammlung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Kunstliebhaber und Neugierige pilgerten zu dem Händler, um einen Blick auf die Porträts zu werfen. Die Faszination für den unbekannten Mann wuchs ins Unermessliche.

Schließlich entschied sich der Händler, einen Freizeitpark zu errichten, der ganz dem Leben des mysteriösen Mannes gewidmet sein sollte. Die Attraktionen spiegelten verschiedene Stationen seines vermeintlichen Lebens wider: ein viktorianisches Herrenhaus, ein exotischer Garten, ein verlassenes Forschungslabor.

Immer mehr Menschen strömten in den Park, um mehr über den Mann zu erfahren. Doch je mehr man über ihn zu wissen glaubte, desto rätselhafter wurde er. Es gab keine offiziellen Aufzeichnungen, keine Geburtsurkunden, keine Hinweise auf seine Familie.

Dann tauchten die ersten Verschwörungstheorien auf. Einige behaupteten, der Mann sei ein berühmter Künstler, der sein Leben unter falschem Namen gelebt habe. Andere meinten, er sei ein Wissenschaftler, der bahnbrechende Entdeckungen gemacht habe, die die Welt verändern könnten. Wieder andere sahen in ihm einen Betrüger oder sogar einen gefährlichen Verbrecher.

Je tiefer die Menschen in die Geschichte des Unbekannten eintauchten, desto mehr dunkle Schatten zeichneten sich ab. Es gab Hinweise auf Experimente, die an der Grenze zum Moralischen lagen, auf Beziehungen, die in Tragödien endeten, auf Geheimnisse, die besser verborgen geblieben wären.

Und so blieb das Geheimnis des Unbekannten ungelöst. Der Freizeitpark wurde zu einem Ort der Pilgerfahrt für alle, die nach Antworten suchten, aber letztendlich nur neue Fragen fanden. Denn manchmal ist es gerade die Unvollkommenheit, die eine Geschichte so faszinierend macht.

Möchtest du, dass ich die Geschichte in eine bestimmte Richtung weiterentwickle?

Google Gemini 2.0 Flash Experimental: Geheimnis im Freizeitpark*

Auch Gemini 2.0 versteht den Prompt zunächst falsch und versucht ebenfalls ein Bild zu generieren.

Es begann mit einer Kleinigkeit. Einem abgewetzten, messingfarbenen Medaillon, das Elara zwischen den Pflastersteinen einer verlassenen Gasse fand. Darin verborgen: das Miniaturporträt eines Mannes mit ernstem Blick und einem Hauch von Melancholie um die Mundwinkel. Sie steckte es ein, vergaß es fast. Bis sie Wochen später auf einem Flohmarkt eine alte Postkarte entdeckte. Wieder dieses Gesicht, diesmal auf einer vergilbten Fotografie, die ihn vor einem unbekannten Herrenhaus zeigte. Eine seltsame Faszination packte Elara.

Fortan suchte sie. Und fand. Immer mehr Relikte dieses unbekannten Mannes tauchten auf: alte Zeitungsartikel, die seinen Namen nicht nannten, Fragmente eines Tagebuchs in einer schwer lesbaren Handschrift, ein verblasstes Fotoalbum mit Bildern von ihm in verschiedenen Lebensabschnitten. Jedes Fundstück war ein Puzzleteil, das sich jedoch zu keinem klaren Bild zusammenfügen wollte.

Dann die Initialzündung: Ein kleiner Imbisswagen mit dem Konterfei des Mannes tauchte am Stadtrand auf. „Peters Paninis“ stand in verschnörkelter Schrift darunter. Kurz darauf folgte ein Karussell, dann eine Hüpfburg, allesamt mit dem immer gleichen Gesicht verziert. Innerhalb weniger Monate wuchs daraus ein ganzer Freizeitpark: „Peters Wunderland“.

Die Neugier der Menschen war geweckt. Wer war dieser Peter, dessen Antlitz nun Achterbahnen zierte, auf Zuckerwatte prangte und als lebensgroße Statue im Zentrum des Parks thronte? Die Betreiber des Parks hüllten sich in Schweigen. „Peter ist unser Gründer“, war die einzige Auskunft. Doch niemand konntete etwas über diesen mysteriösen Gründer herausfinden. Es gab keine Geburtsurkunde, keinen Eintrag im Handelsregister, keine bekannten Verwandten. Peter schien aus dem Nichts gekommen zu sein.

Elara, deren anfängliche Faszination in Besessenheit übergegangen war, tauchte immer tiefer in die Vergangenheit ein. Sie durchforstete Archive, sprach mit alten Anwohnern, reiste an die Orte, die auf den gefundenen Fotografien abgebildet waren. Langsam setzte sich das Bild zusammen, ein dunkles Bild.

Peter war kein fröhlicher Gründer, sondern ein Mann mit einer tragischen Geschichte. Er war besessen von einer unerfüllten Liebe, einer Frau, die ihn verlassen hatte. Diese Zurückweisung hatte ihn innerlich zerbrochen. Die wenigen Einträge in seinem Tagebuch, die Elara entziffern konnte, zeugten von tiefster Verzweiflung und einem wachsenden Wahn.

Schließlich stieß Elara auf eine alte Zeitungsnotiz. Ein kurzer Artikel über einen ungeklärten Todesfall vor vielen Jahrzehnten. Ein Mann war spurlos verschwunden, seine Identität unbekannt. Einziges Indiz: ein Medaillon mit seinem Porträt. Genau das Medaillon, das Elara als erstes gefunden hatte.

Die Wahrheit war erschütternd: „Peters Wunderland“ war nicht die Hommage an einen visionären Gründer, sondern das verzerrte Denkmal eines gebrochenen Herzens. Peter hatte sich das Leben genommen, und seine Geschichte war in Vergessenheit geraten. Bis seine Hinterlassenschaften nach und nach wieder auftauchten und unwissentlich diesen bizarren Freizeitpark entstehen ließen.

Elara stand vor der Statue von Peter im Zentrum des Parks, der nun im hellen Schein der Lichter und dem Lachen der Besucher pulsierte. Niemand ahnte die dunkle Geschichte hinter dem freundlichen Gesicht. Sie berührte das kalte Metall und flüsterte seinen Namen. Endlich wusste jemand, wer er war. Aber das Wissen brachte keine Erlösung, nur die traurige Gewissheit, dass manchmal die Suche nach der Wahrheit tiefer in die Dunkelheit führt, als man es sich jemals vorstellen könnte.

*Google Gemini 2.0 Flash Experimental hat der Geschichte selbst keinen Titel gegeben aber so den entsprechenden Tab genannt.

Kommune II

Langsam aber sicher, tröpfelte meine Begeisterung für die 60er Jahre dann doch noch nach außen. Der Hebel, den ich gegenüber meinen Freunden nutze, um ihnen meine Begeisterung für eine politische Rebellion längst vergangener Tage doch noch irgendwie schmackhaft zu machen, ist schnell gefunden: Drogenkonsum.

Ich weiß nicht mehr, wie wir es mit 14 oder 15 schafften, an Haschisch und Gras zu kommen – aber auf jeden Fall schafften wir es. Für den Konsum nutzten wir zu Beginn nicht etwa Joints, sondern gleich eine Bong – denn zunächst kann keiner von uns drehen.

Mein Sehnsuchtsort hat einen Namen: die Kommune I in Berlin. Ich baue sie mit zwei Freunden im Keller von Christoph nach, auf der Kyffhäuserstraße in Düsseldorf-Oberkassel. Christoph ist ein lässiger Typ, immer in weiten Jeans, immer Cappi, schlaksig. Er kommt merklich besser bei Mädchen an als ich.

Im Keller seiner Eltern entrollen wir eine Che-Guevara-Flagge, lesen marxistische Literatur und aus irgendeinem Grund die Verfassung der untergegangenen DDR. Die Eltern, sowohl von Philipp als auch von Christoph, sind zumindest Alt-68er-angehaucht und haben daher so etwas wie die Mao-Bibel einfach herumliegen. Die Begeisterung für politische Texte will sich bei meinen Freunden nicht so recht einstellen – die Begeisterung für Cannabis dagegen schon. Kiffen ist jetzt ein Hobby.

Einmal kommt der Vater von Christoph in den Keller hinunter und fragt, was wir dort treiben. „Das ist die Kommune II”, verkündete ich in einem Anflug von jugendlichem aufgesetzten Selbstbewusstsein. „Wenn das die Kommune II sein soll“, sagt er amüsiert, „dann frage ich mich: Wo sind die Frauen?”

Weitere autobiografische Texte:

Pink Floyd und Helmut Kohl

Ich bin 15 und es ist noch kein Tag seit meiner Geburt vergangen, an dem Helmut Kohl nicht Bundeskanzler war. Das „Argument“ eines Mitschülers aus der Grundschule hat sich bei mir eingebrannt: Bundeskanzler und Kohl – das gehört einfach zusammen, auf Bundeskanzler folgt Kohl, das sei ja wohl klar. Für mich ist damals klar: Kohl muss weg! Das war schon in meiner Kindheit die von meinen Eltern kritiklos übernommene politische Meinung.

Auf einem alten der Familie meiner Mutter aus den 1970ern in Monheim am Rhein prangt ein großer, roter Aufkleber: SPD, was sonst? Einmal fragte ich meinen Vater, ich war noch sehr klein: „Über Helmut Kohl werden im Fernsehen ständig Witze gemacht, gerade wieder. Ich frage mich: Wer wählt den denn überhaupt noch?” Mein Vater überlegte kurz, antwortete dann: „Die, die die Witze nicht verstehen.”

Die Aussicht auf Rot-Grün machte mir mit 15 Hoffnung. Es sind die Parteien, die meine Eltern immer wählten: Meist Erststimme SPD, Zweitstimme Grüne. Einmal, als ich meinem Vater bei der Bundestagswahl 1994 über die Schultern schaue, bemerke ich, dass er nicht wie vorher angekündigt mit der Erststimme SPD und Zweitstimme Grüne wählt, sondern mit beiden Stimmen grün. Ja, sagt er danach, „Ich finde diesen Scharping einfach zu unsympathisch.“

Um mich herum interessiert die herannahende Bundestagswahl 1998 so gut wie niemanden. Wählen darf sowieso noch keiner meiner Freunde. Mein Freund Philipp würde die CDU wählen, wenn er könnte, denn: „Es geht uns doch gut.“ Tatsächlich fällt mir das passende Gegenargument erst später ein, als das Gespräch schon vorbei ist: „Ja, uns vielleicht – aber vielen Millionen anderen?“

Als ich bei einer Verabredung erwähne, dass ich den kommenden Sonntag abends gerne den Ausgang der Wahl im Fernsehen verfolgen möchte, schauen mich die anderen verdutzt an: „Mich interessiert das gar nicht”, sagt einer. „Ja, wäre ganz schön, wenn auch mal die SPD regiert, aber was würde sich schon ändern?“ Mit meinem Entgegenfiebern auf die Bundestagswahl bin ich also allein.

Vielleicht ist es auch diese Einsamkeit in Dingen, die mir wichtig sind, die meine Art des Eskapismus befeuern. Genau 30 Jahre zuvor war 1968. Was für eine Zeit: Die Jugend politisiert, Studenten auf der Straße. Später in einer Dokumentation über die Zeit – ich glaube es war „Pop 2000“ und ich glaube es war Hugo Egon-Balder, der das sagt – höre ich das Zitat: „Über Politik reden war damals die einfachste Art eine Frau ins Bett zu kriegen.“ Ich bin einfach in der falschen Zeit geboren, denke ich.

Von den Eltern meines Freundes Philipp habe ich mir das Pink-Floyd-Album „The Wall“ auf Kassette überspielen lassen. Es ist zwar 1979 erschienen, aber für mich atmet es damals den Geist der 60er. Ich höre die Kassette rauf und runter – mit Kopfhörern. Keinem meiner Freunde erzähle ich davon. Wenn sie über die damals angesagte Musik reden, der aufkommende deutsche Hip Hop oder die harte elektronische Musik des Mayday, fühle ich mich wie ein Zeitreisender, der im falschen Jahrzehnt gestrandet ist.

An meinem wuchtigen Holztisch in meinem lange Kinder-, jetzt Jugendzimmer ist eine kleine, billige Kompaktanlage aufgebaut. Der CD-Ständer im kubischen 90er-Jahre-Pyramiden-Design und ein paar Audio-CDs mit aktuellen Charthits, die mir meine Mutter von Zeit zu Zeit mitgebracht hat (zum Beispiel eine „What is love”-Single von Haddaway) verstaubt. Stattdessen läuft die Pink-Floyd-Kassette. Ich imaginiere ein anderes Leben.

Ein weißer VW Käfer fährt 1967 zu einer Demo. Das Bild erzeugt in mir einen wohligen und zugleich melancholischen Schauer. Ich spüre Nostalgie für eine Zeit, die ich nie erlebt habe. Für eine Zeit vor meiner Geburt. Ich sitze vor meiner Kompaktanlage, die Kopfhörer auf – allein.

Weitere autobiografische Texte:

Schmerz-Radio auf 104,6

Er stellt die Frequenz des Schmerz-Radios auf 104,6. Die Emotionslautstärke etwas höher als gestern, er fühlt sich bereit. Die Melancholie breitet sich langsam aus, süßer Schmerz, umarme mich.

Die Ein-Zimmer-Wohnung im Quadranten E67 ist nur fahl beleuchtet. Layard ist es wichtig, dass seine am Fenster montierte Solaranlage mit Batterie im Zweifel, bei Stromausfall, reicht, den Kühlschrank weiter zu betreiben, die Funkverbindung zum E67-Netz zu halten und eine fahles LED-Notbeleuchtung bereitzustellen. Damit kann er, wenn es mal sein müsste – aber so lange hat es noch nie gedauert – 48 Stunden durchhalten.

Bittersüßer Schmerz. Früher hatte Layard wenige Gefühle gehabt. Wahrscheinlich waren es meistens Gedanken gewesen – und dann überwiegend negative. Das Gefühl, das er noch am besten kannte, am klarsten trennen konnte von dem Klumpen seines Inneren, war Angst.

Als er vor fünf Jahren das alte, längst aus der Mode gekommene Schmerz-Radio auf dem Dachboden seiner Mutter gefunden hatte, änderte sich das. Schmerz war anders. Schmerz war tief, traurige Schönheit – das Gefühl den Schmerz der anderen zu spüren war für ihn berauschender als das Excelsior, das er einmal ausprobierte. E machte Spaß, das Schmerz-Radio machte traurig, ehrfürchtig – die intensiven Gefühle der anderen war das Tor zu einem inneren Universum..

Er hat Urlaub und mehrere Abende am Stück bereits mit dem Schmerz-Radio verbracht. Die Gefühle waren vielleicht auch deshalb so intensiv, so körperlich – weil es auch viele Gefühle von Frauen waren, auf jeden Fall von anderen, die er empfang, so tief, fein schattiert, so ausdifferenziert wie er von alleine nie in der Lage gewesen war zu fühlen. Es war so echt, die wahre Essenz des Lebens – ein spirituelles Erlebnis ohne Gott. Schmerz-Radios sind ja noch legal, denkt er sich, weil sie eben nicht süchtig machen. Nur noch in dieser Welt des Schmerzes, das hält ja schließlich niemand aus, nicht täglich, nicht über mehrere Stunden.

Heute ist da wieder dieses tiefe Gefühl auf dieser Frequenz, das ihn nicht loslässt. Ein abgrundtiefer Schmerz, da er klar empfangbar ist, von ganz besonderer Reinheit. Sehr ausdifferenziert. Ob da jemand über sein verlorenes Kind trauert? Es musste eine ganz besondere Trauer sein.

Er dreht die Gefühlslautstärke auf Maximum.

Es wird schwärzer, vielleicht doch zu viel? Nein, da ist noch etwas anderes, hinter dem Schmerz. Warum fühlt sich diese Trauer so schön an? Er hatte den Verdacht schon länger: Wenn ein Gefühl besonders intensiv ist, dann trägt es immer auch Fetzen anderer Gefühle mit sich. Normalerweise kommt nicht viel mit bei Schmerz und Trauer, das Gefühl überlagert alles. Dieses Gefühl aber – er taufte es spontan Engel-Trauer auf 104,6 – transportierte etwas mit. Ehrfurcht. Trost. Weisheit über das Leben. Wer auch immer dieses Gefühl sendet, er sollte diese Person treffen, schießt es Layard durch den Kopf.

Losing my religion

Ich war ein seltsames Kind. Das stärkste Gefühl, an das ich mich aus meiner frühkindlichen Zeit erinnern kann, ist ein intensiver Gänsehautzustand, den ich zuverlässig reproduzieren konnte. Ich musste nichts anderes tun als mich irgendwo hinzusetzen – gerne wählte ich dafür die Toilette – und mir selbst, still nur in meinem Kopf zu sagen: Ich bin ein Mensch.

Ich bin ein Mensch, der sterben wird. Das Gefühl war so furchteinflößend intensiv, dass ich mich regelmäßig danach selbst beruhigen musste. „Es ist doch eigentlich ganz schön, ein Mensch zu sein“, sage ich mir dann zum Beispiel. Ich denke wahnsinnig viel über den Tod nach für ein vielleicht vierjährigen Jungen und habe das Glück, das meine Mutter behauptet, es gäbe einen Gott und einen Himmel für das Leben nach dem Tod. Ich glaube das, sie wird es schon wissen. Schließlich weiß sie ja auch sonst alles, was mir unerklärlich bleibt – beispielsweise wie Kleidung gewaschen wird oder Geld funktioniert.

Erst als ich in der Grundschule bin, vielleicht aber der dritten oder vierten Klasse, kommt mir der Gedanke: Was, wenn es Gott doch nicht gibt? Eine Schulfreundin von mir, Annika, glaubt nicht an Gott. Sie kommt aus einer atheistischen Familie. Als wir die Pflastersteine-Straße in Düsseldorf-Oberkassel am Steffenspielplatz entlang gehen, sagt sie: „Es gibt keinen Gott im Himmel, da fliegen die Flugzeuge.“ Das Argument finde ich so empörend doof, dass es meinen Glauben bestärkt. Umgeworfen hat mich nie der Zweifel der anderen, sondern letztlich mein eigener.

Für andere Kinder meines Alters spielt aber Religion meist ohnehin kaum eine Rolle. Für mich ist sie ein Fundament. Obwohl meine Eltern nie beten und das einzige Bild aus meiner frühen Kindheit einer Kirche die überfüllte Auferstehungskirche zu Weihnachten ist, wenn sich alle evangelischen Oberkasseler Familien für ihren jährlichen Kirchenbesuch herausputzen. Mein Vater, im Gegensatz zu allen anderen in unserer Kleinfamilie Katholik, bleibt dann zu Hause und kümmerte sich schon mal um die Geschenke, den Baum und das Essen. „Wenn beten helfen würde“, sagte er einmal, „dann sähe die Welt ganz anders aus, so viel wie die Katholiken beten.“

Kurzgesagt: Die Frömmigkeit war mir alles andere als in die Wiege gelegt und bis heute weiß ich nicht, ob mein Vater überhaupt an Gott glaubte. Aber mit folgenden einfachen Gedanken trieb ich mich selbst in eine für ein Kind der 1980er Jahren in einer westdeutschen Großstadt merkwürdige Frömmigkeit: Was sind schon 60 bis 90 Jahre hier auf Erden im Angesicht der Ewigkeit?

Also richte ich mein Leben nach Gott aus – unsichtbar für die Welt der Erwachsenen, die ihrem für mich unverständlichen Alltag nachgehen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass ich bete. Aber ich möchte gut sein, Gutes tun und schlechte Taten vermeiden. Ich lüge zum Beispiel nie. Und ich fragte meine Tante, die Pastorin ist, all die Fragen, die ich mir selbst nicht beantworten kann. Warum, zum Beispiel, frage ich sie, gibt es schlechte Menschen, wenn Gott allmächtig ist? Gott möchte, so lautet ihre Antwort, dass die Menschen selbst darauf kommen, was gut ist. Ich finde die Antwort nicht überzeugend. Aber Zweifel an der Existenz von Gott löst das bei mir zunächst nicht aus.

Der neue Gedanke in der Grundschule, dass meinem Fundament ein Irrtum zugrunde liegen könnte, ängstigte mich. Und doch konnte ich ihn nicht verdrängen. Was, wenn Gott auch nur eine Version des Weihnachtsmanns für Erwachsene ist? Bei genauer, logischer und rationaler Betrachtung spricht doch einiges dafür, dachte ich immer häufiger. Zu Beginn noch zaghaft mit angezogener innerer Handbremse, später auf dem Gymnasium immer deutlicher.

Und irgendwann kam sie dann, die Gretchenfrage – ich weiß noch, wo und von wem sie mir gestellt wird: In der achten Klasse, nachdem ich das erste Mal sitzengeblieben bin, auf dem Weg vom Cecilien-Gymnasium zur Bahnhaltestelle. Von einem Schulfreund, Daniel, der von allen nur Arnuld genannt wird, weil er von einem Schulfotografen, der sich für alle Schüler Namen ausgedacht hat, so getauft wurde.

„Glaubst du eigentlich an Gott?” Ich weiß nichts von diesem Tag – nicht das Wetter, nicht was in der Schule passiert ist oder was er oder ich anhabe. Aber ich kann mich noch ziemlich genau an meine Antwort erinnern. Es ist eine sehr ehrliche Antwort, die sehr lange in mir gereift ist und die – so erinnere ich mich selbst daran – erst im Moment der Aussprach gegenüber einem Dritten fortan ganz und gar zu meiner Wahrheit wird, im Grunde bis heute:

„Ich wünschte, es gäbe einen Gott“, sage ich. „Ich glaube aber nicht daran.“

Noch nenne ich mich nicht Atheist, sondern Agnostiker und erkläre auch gleich in meiner etwas klugscheißerischen Art den Unterschied. Natürlich halte ich mir noch ein Hintertürchen offen.

Ich hatte mir also mein Fundament unter den Füßen weggerissen und stand inmitten der Pubertät ohne Wurzeln da. Was also blieb noch? Liebe natürlich! Von Liebe wusste ich allerdings nichts und das sollte noch scherzhaft lange so bleiben. Stattdessen suchte ich – unbewusst – das Nächstbeste.

Auch meine Biografie erschließt sich mir wie so viele in der Rückschau, als in der Zeit, als ich mittendrin stecke. Ohne es zu wissen, so glaube ich heute, eine Ersatzreligion. In der Spaßgesellschaft um mich herum beschäftigten sich alle mit purem Hedonismus, meist phantasiertem Sex, Party, Auschweifungen, Bravo-Foto-Lovestorys, Mode.

Als Ersatzreligion suchte ich mir das Uncoolste, das meine Position als Außenseiter sicher zementierte, einbetonierte. Es begann ganz harmlos, ich glaube in der siebten Klasse. Die linke Seite eines Schulheftes, es mag das Deutsch-Heft gewesen sein, die für Korrekturen vorgesehen war, kritzelte ich voll. Überschrift: „Zum Thema links liegen gelassen.“ Darunter Symbole des recht frisch untergegangenen Kommunismus: Hammer und Sichel, roter Stern, aber beispielsweise auch das Logo der PDS.

Rund sieben Jahre nach der deutschen Einheit und während Helmut Kohl ein zumindest im Westen immer noch satt-gemütliches Land regiert, beginne ich den damals unwahrscheinlichsten Flirt eines 14-jährigen Jungen aus Düsseldorf-Oberkassel: den Flirt mit dem Kommunismus.

Max

Max war Teil des Möbiliars meines Kinderzimmers. Immer schon da, so lange ich mich erinnern konnte. Ich weiß nicht mehr, wie er dorthin gekommen war. Wahrscheinlich hatten ihn meine Eltern gekauft. Max war ein Pferd aus Stroh. Ich mochte es mich auf Max zu setzen und die Beine fest an den Körper zu pressen. Mein Kinderzimmer in einer Düsseldorfer Altbauwohnung war wenig bemerkenswert – außer, dass es recht groß war. Hohe Decken, hohe weiß gestrichene Holztüren mit milchigen Fensterglas, sodass Licht hinein schien, sobald jemand im Flur das Licht anknipste. Der Teppich ist grau und flauschig, der Heizkörper unter dem Fenster massiv und aus Metall.

Durch die doppelflügel Fenster kann ich auf die Hauptstraße herunterblicken. Abends nimmt mich mein Vater auf den Arm und wir sagen zwei Linienbussen gute Nacht: dem 834er und dem 835er. Sind beide vorbeigefahren, weiß ich, dass es Zeit ist, ins Bett zu gehen.

Irgendwann kamen meine Eltern auf die Idee, dass es Zeit sein könnte, mich von Max zu trennen. Der Gedanke daran löste bei mir kein Gefühl aus. Erst als mein Vater erwähnte, dass wir dann gemeinsam zur Müllverbrennungsanlage fahre würden, bin ich plötzlich Feuer und Flamme für die Idee. Eine Müllverbrennungsanlage, riesige Maschinen, wie aufregend!

Mein Vater war ein eher schmächtiger Mann – müdes, schmales Gesicht, die Jahre des Büro- und Alltagsstress waren schon in seinen 30ern sichtbar. Mit seiner üblichen Kombination aus Alltagsjeans und Hemd wirkte er wie jemand, der immer halb im Büro war – technischer Angestellter bei PKL, die Papier- und Kunststoffwerke in Linnich. Er war – ganz im Gegensatz zu meiner Mutter – schüchtern, wortkarg und sensibel.

Wir fahren mit unserem schon damals in die Jahre gekommenen weißen Audi 80, Max im Kofferraum, zur Müllverbrennungsanlage. Ich mag das Auto – die Gemütlichkeit, wie „technisch“ die Tachos aussehen, der künstliche Geruch nach Stoffbezug. Später werden meine Eltern das Auto für 100 Mark verkaufen.

Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist eine der erste Erinnerungen, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt haben: Ich stehe – glaube ich – rechts neben meinem Vater, wir schieben Max gemeinsam (?) herunter auf ein Laufband, das sich in Richtung Müllverbrennungsanlage bewegt. Das hat sich noch nicht eingebrannt, wohl aber das Bild, das dann folgt: Max liegt auf dem Laufband, davor und danach anderer Müll, den die Düsseldorfer damals so hinunterwerfen.

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag: Max wird nicht wiederkommen. Da unten liegt er, unerreichbar für mich, unüberbrückbar weit weg, unumkehrbar fährt er in Richtung Müllverbrennung. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag, ein Gefühl wie ein Schlag in die Magengrube, ohne dass ich damals gewusst hätte, wie sich das anfühlt. Ich kann nicht weinen.

Plötzlich erinnere mich daran, dass mich meine Eltern immer wieder gefragt hatten, ob es wirklich in Ordnung ist, wenn wir uns von Max trennen und ich mehrfach bejahte. Ich fühle mich schuldig, vielleicht das erste Mal in meinem Leben. An die Rückfahrt kann ich mich nicht erinnern, aber ich stelle mir vor, dass ich nichts oder fast nichts sagte. Schweigen konnte ich schon immer gut – mein Vater ebenfalls. Meiner Erinnerung nach werde ich kein Wort mehr über Max verlieren.

Wenn Besuch kommt und fragt: „Wo ist Max?” bin ich froh, dass meine Mutter oder mein Vater antwortet. „Den haben wir weggeworfen“, sagen sie unbekümmert.

Typische „good news“ 2024 Style:

Russland ist nicht mehr in der Lage Assad zu stützen und Aleppo steht kurz vor dem Fall und zwar in die Hände des IS.

Gedankensumpf

Zieht man eine Erinnerung aus dem Sumpf der Gedanken hoch – also wirklich konzentriert, mit allen Details – kommen andere mit. Das passiert fast automatisch.

Dafür alleine lohnt es sich, finde ich, sich mit der eigene Biografie auseinanderzusetzen und sie aufschreiben. Das Universum der eigenen Erinnerungen ganz neu zu entdecken.

Dings

Oft glaube ich, dass mein Kopf voller Gedanken ist. Doch wann immer ich mich auf einen konzentrieren möchte, zerbröselt er oft wieder wie Sand zwischen meinen Fingern. Das bringt mich zu dem Gedanken: Vielleicht sind es gar keine echten Gedanken, vielleicht ist es vielmehr Gedankenmüll. Gedankenfetzen, grie­seliges Gedankenrauschen im Hintergrund, mehr Störgeräusch als zielgerichtetes Denken.

Und was ist eigentlich mit Gefühlen? Gefühle jenseits des tauben, dumpfen, alles überlagendernden ... Dings. Was ist es? Eine Mischung aus dumpfer Angst und Traurigkeit? Das Dings hat meine innere Gefühlsleinwand durchtränkt, jeden Winkel. Es klebt an allen anderen Gefühlen. Freude wird zu einem klebrigen Gefühl der Freude. Es hängt Dings dran.

Teil von etwas Größerem

Menschen haben das natürliche Bedürfnis, Teil von etwas Größerem zu sein, Teil einer Gemeinschaft. Doch die Angebote im Supermarkt des Lebens aus der Kategorie „Größeres“ haben sich um Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts immer weiter ausgedünnt.

Religionen und (Groß)familien sind vielleicht die ältesten Formen dieser Gemeinschaften, doch seit über hundert Jahren befinden sie sich auf dem Rückzug.

Das 19. und 20. Jahrhundert boten uns Ideologien als große Ersatzfamilien und Ersatzreligionen an. Die Idee der Großfamilie Nation aus dem 19. Jahrhundert, der Patriotismus, wurde durch den Nationalsozialismus und andere nationalchauvinistische Bewegungen so pervertiert, dass sie stark an Attraktivität verlor. Die andere große Ersatz-Familie und -Religion, den Sozialismus, hat es durch den Stalinismus und die anderen Pervertierungen ebenso hart getroffen.

Blieb noch der sich ebenfalls im 19. und 20. Jahrhundert zur vollen Blüte entwickelte liberale Fortschrittsglaube: Der Menschheit zu technischem und gesellschaftlichem Fortschritt zu verhelfen durch mehr Wohlstand – höher, schneller, weiter. Auch diese Ideologie bekommt deutliche Kratzer, weil sie zu lange verfolgt wurde, ohne auf unsere planetaren Grenzen zu achten – von natürlichen Ressourcen über Biodiversität bis zu klimaerhitzenden Emissionen. Das einst erhabene Gefühl, im Überschallflugzeug oder dem schnellen Sportwagen zu sitzen, kann für fühlende und denkende Wesen heute nur noch von einem schlechten Gewissen getrübt werden.

Was bleibt? Das, was schon immer da war: Die anstrengendste und zugleich bereicherndste Form der Verbindung – die authentische von Mensch zu Mensch, über Wahrhaftigkeit im direkten Gespräch. Echte Gemeinschaft. Der Weg dahin ist simpel und zugleich schwer: sich zunächst mit sich selbst (wieder) zu verbinden, ehrlich und furchtlos, um sich dann mit anderen verbinden zu können. Mit Offenheit, Verletzlichkeit, dem ganzen Paket der condicio humana – dem ganzen Paket existentieller Ängste.