Es gibt Tage, da fühle ich mich wie ein Gefangener meines Kalenders. Erinnerungen blinken auf, Meetings reihen sich aneinander, und selbst die Mittagspause fällt zugunsten eines „Lunch Meetings“ aus. In solchen Momenten frage ich mich: Ist das wirklich Zeit – oder bloss ein Abspulen von Takteinheiten? Und dann gibt es die seltenen Augenblicke, in denen alles stillzustehen scheint: ein unerwartet tiefes Gespräch oder das plötzliche Aufblitzen einer Idee. Diese Erfahrung führt mitten hinein in einen alten Gegensatz, den die Griechen schon kannten: Chronos und Kairos.
Der preisgekrönte Dokumentarfilm Echte Schweizer, der derzeit in der 3sat-Mediathek verfügbar ist, hat mich erneut daran erinnert, wie prägend der Militärdienst sein kann. Regisseur Samir Popadić, selbst Schweizer Offizier mit serbischen Wurzeln, erzählt von erlebtem Zusammenhalt und davon, wie der Militärdienst Integration ermöglicht – über Herkunft und Sprache hinweg. Für ihn wurde die Armee nach dem frühen Tod seiner Eltern sogar zur Ersatzfamilie. Diese doppelte Perspektive als Filmemacher und Offizier macht deutlich: Militär bedeutet nicht nur Verteidigung, sondern stiftet auch gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auch ich habe als Offizier erlebt, wie militärische Erfahrung Führungskräfte formt und ihnen hilft, Teams im Zivilen zu führen.
Neulich in einem meiner Leadership-Kurse im Thema mündliche Kommunikation entspann sich eine unerwartet lebhafte Diskussion. Eigentlich ging es um das Thema Auftritt und Wirkung. Doch ein Teilnehmer meldete sich zu Wort und meinte mit hörbarer Frustration: „Ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, die Hälfte meiner Zeit geht für Meetings drauf, die kaum etwas bringen.“ Sofort nickten mehrere andere, und schon bald tauschten wir Beispiele aus: endlose Online-Sitzungen ohne klare Agenda, spontane Ad-hoc-Meetings im Büro, bei denen am Schluss niemand wusste, was nun eigentlich entschieden wurde.
Als Alexander der Grosse dem Diogenes einen Wunsch erfüllen wollte, verlangte dieser nur, er möge ihm aus der Sonne treten. Der Makedonenkönig soll geantwortet haben: „Wäre ich nicht Alexander, so wäre ich Diogenes.“ Was uns heute nur noch als weltfremd erscheint, war damals eine revolutionäre Glücksphilosophie – und hat mit unserem heutigen Verständnis von Zynismus nichts gemein. Die antiken Kyniker suchten nicht Misstrauen oder Härte, sondern Freiheit durch radikale Einfachheit.
Manchmal geschieht es mitten in einem spannenden Buch oder während eines inspirierenden Vortrags: Ein Gedanke fasziniert, doch kaum habe ich ihn erfasst, scheint er schon wieder zu entgleiten. Dieses paradox wirkende Phänomen ist nicht neu, aber es hat inzwischen einen Namen. Der Philosoph und Autor Jonny Thomson schlug dafür den Begriff lethomanthia vor – das Vergessen im Moment des Lernens. Ich erkenne mich darin wieder: Oft wünsche ich mir, die Fülle von Eindrücken und Informationen so ordnen zu können, dass sie mir auch später noch zugänglich bleibt. Genau an diesem Punkt setzt die sogenannte Nexus-Methode an.
Sam Altman, Bill Gates und Richard Branson haben die digitale Welt geformt wie kaum andere. Doch wenn es um ihre wichtigsten Entscheidungen geht, greifen sie ausgerechnet zu Stift und Papier. Das ist kein nostalgischer Tick, sondern kalkulierte Notwendigkeit. Handschrift ist für sie ein Werkzeug des Denkens, das Klarheit erzwingt und Ideen verankert. Dabei liegt hier eine bemerkenswerte Ironie verborgen: Die „Tech-Gurus“ zerstören genau jene Kulturtechnik, auf die sie selbst angewiesen sind. Während sie ihre Gedanken von Hand entwickeln, schaffen ihre Produkte eine Welt, in der kommende Generationen diese Erfahrung nie mehr machen werden.
Manchmal genügt ein einziger Satz, um alles wieder zu vergessen: „Dies ist nicht prüfungsrelevant.“ Was vorher konzentriert gelesen oder sogar verstanden wurde, ist plötzlich wie weggeblasen. Wissen, das keine Anwendung findet, verflüchtigt sich erstaunlich schnell. Umgekehrt ist es gar nicht so schwer, neue Informationen länger im Gedächtnis zu behalten, sofern Du weisst, wie. Drei kurze Schritte reichen oft aus. Alle basieren auf neurowissenschaftlichen Studien und lassen sich in weniger als fünf Minuten umsetzen. Ergänzt Du sie noch mit einem guten Schlaf, so wird daraus ein erstaunlich wirksames #Lernen.
Ziele begegnen uns überall: im Sport, in der Schule, im Beruf. Wir setzen sie uns selbst oder bekommen sie von anderen vorgegeben. Doch obwohl Zielsetzung als Erfolgsrezept gilt, wirken nicht alle Ziele gleich. Manche motivieren, andere frustrieren. Manche fördern Leistung, andere behindern sie sogar. Normalerweise bin ich zurückhaltend, wenn Befunde aus anderen Disziplinen auf #Bildung oder Beruf übertragen werden. Die Kontexte unterscheiden sich zu stark: in Struktur, Zielrichtung und Dynamik. Doch die sportpsychologischen Erkenntnisse aus dem systematischen Review von Williamson et al. (2024) [1] lassen sich schwer ignorieren. Zu deutlich zeigen sie, wie unterschiedlich Ziele wirken können und werfen wichtige Fragen für andere Lebensbereiche auf.
Ich habe lange geglaubt, dass gute Ideen aus dem Nichts auftauchen. Beim Zähneputzen, auf einem Spaziergang, in der Dusche. Dieses magische „Heureka!“ – und plötzlich ist die Lösung da. Aber irgendwann merkte ich: So einfach ist es nicht. Der Geistesblitz ist nur der sichtbare Höhepunkt eines unsichtbaren Prozesses. Und je komplexer das Problem, desto weniger reicht er allein. Wer Lösungen für anspruchsvolle Fragen finden will – ob im Beruf, im Studium oder im Alltag –, muss wissen, wie dieser Denkprozess funktioniert. Dabei geholfen hat mir ein Denker, der schon vor fast hundert Jahren genau das beschrieben hat: Graham Wallas. Sein Modell der kreativen Problemlösung hat mich beeindruckt – und vielleicht geht es dir nach der Lektüre ähnlich.