Michael Gisiger

lernen

Buchstabe R aus dem „The Cubies’ ABC“

Seit über 100 Jahren wird regelmässig behauptet, neue Technologien würden die #Bildung revolutionieren. Ob Radio, Film und Fernsehen, Taschenrechner, Computer oder E-Learning – jede dieser Innovationen wurde als fundamentaler Umbruch angekündigt. Doch in der Praxis blieben die grossen Umwälzungen aus. Der Unterricht in vielen Klassenzimmern sieht auch heute noch überraschend ähnlich aus wie vor Jahrzehnten. Der Grund dafür ist weniger technischer als vielmehr kognitionspsychologischer Natur: Bildung ist ein sozialer und mental anspruchsvoller Prozess, der sich nicht durch technischen Fortschritt allein verbessern lässt.

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Gérôme: Sokrates findet Alkibiades im Haus der Aspasia

Sokrates begegnet uns oft als historische Figur – als unbequemer Fragesteller, der in den Gassen Athens über Tugend, Wissen und das gute Leben diskutierte. Doch jenseits seiner biografischen Umrisse und der dramatischen Erzählung seines Prozesses liegt ein philosophisches Denken, das bis heute als Impulsgeber dienen kann: nicht als fertiges System, sondern als Einladung zur Selbstprüfung, zur Klärung von Begriffen – und zur verantwortungsvollen Führung des eigenen Lebens.

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Edelfelt: Dam som skriver brev

Anfang des Jahres machten alarmierende Schlagzeilen die Runde: Die „Generation Z“ verliere angeblich die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben – ein Verlust einer 5'500 Jahre alten Kulturtechnik, verursacht durch die Digitalisierung. „40 Prozent der Schüler haben die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben eingebüsst“, hiess es etwa in Berichten von 20 Minuten oder MSN. Die Berichte zeichneten das Bild einer verlorenen Generation, die ohne Stift und Papier in eine düstere Zukunft blicke.

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Geoffroy: En classe, le travail des petits

Wer sich intensiv mit evidenzbasierten Lernmethoden beschäftigt, wird früher oder später auf das Konzept der Spaced Repetition stossen. Ich habe bereits über diese Technik geschrieben und darüber, wie sie die langfristige Speicherung von Wissen unterstützt. Doch immer wieder werde ich gefragt: „Wie kann ich das konkret umsetzen?“ Eine einfache, aber effektive Antwort darauf liefert die 2-7-30-Regel. Diese Methode strukturiert das Wiederholen von Lernstoff in genau festgelegten Intervallen und hilft Dir so, neu erworbenes Wissen langfristig zu behalten. Durch die Wiederholung in optimalen Abständen wird das Vergessen aktiv verhindert, da das Gehirn das Wissen bei jedem Abruf als relevanter einstuft und es dadurch nachhaltiger speichert.[1]

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Ferdinand Hodler: Der Lesende

Vor gut einem Jahr habe ich in einem Blogbeitrag vier wissenschaftlich fundierte Lernstrategien vorgestellt, die sich als besonders effektiv und nachhaltig erwiesen haben. Der Artikel hat viele Leserinnen und Leser dazu inspiriert, sich intensiver mit Methoden wie Spaced Practice oder Retrieval Practice auseinanderzusetzen, um ihr #Lernen gezielt zu verbessern.

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Robert Lewis Reid: Wisdom

Die Arbeitswelt steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Digitalisierung, Automatisierung und der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) stellen sowohl Unternehmen als auch uns als Arbeitnehmende vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig erleben wir einen demografischen Wandel: Die Menschen werden älter, arbeiten länger und treffen auf eine jüngere Generation, die mit digitalem Know-how aufwächst und vermehrt Führungspositionen übernimmt.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Kompetenzen in Zukunft entscheidend sein werden. Reicht das Wissen, das heute durch Technologie und das Internet leicht zugänglich ist, aus? Oder brauchen wir etwas Tiefergehendes, das uns und unsere Unternehmen langfristig erfolgreich macht?

In meiner Auseinandersetzung mit dem Thema bin ich auf einen Artikel von Chip Conley im Harvard Business Manager gestossen. Conley stellt darin den Ansatz der „Weisheitsarbeit“ vor – ein Konzept, das spannende Antworten auf diese Frage liefert. Weisheitsarbeit könnte der Schlüssel sein, um die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu meistern. Was genau dahinter steckt, versuche ich in diesem Beitrag aufzuzeigen.

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Domenico Fetti: Archimedes Pensativo

Erinnerst Du Dich daran, wie oft Du in der Schule oder im Studium Dinge gelernt hast, die erst Jahre später an Bedeutung gewannen? Vielleicht war es ein Roman, den Du damals nicht ganz verstanden hast, oder ein Konzept, das Dir unnötig erschien – bis das Leben Dich plötzlich daran erinnerte. Diese Fähigkeit, Wissen aufzunehmen und es irgendwann flexibel anzuwenden, beschreibt Leslie Valiant in seinem neuen Buch The Importance of Being Educable: A New Theory of Human Uniqueness als „Bildungsfähigkeit“ (educability).

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Gerard Dou: Ein Gelehrter spitzt seine Feder

Wenn ich etwas Neues lerne oder mich für ein Thema interessiere, greife ich auf eine Methode zurück, die sich über die Jahre bewährt hat: Ich mache Notizen in meiner Notizbuch-App, und oft entstehen daraus Mini-Essays. Diese Mini-Essays sind nicht nur eine Art, meine Gedanken zu ordnen, sondern dienen mir auch als Grundlage für spätere Blogbeiträge. Sie helfen mir, meine Ideen zu strukturieren und mein Verständnis zu vertiefen. Doch was passiert, wenn man diese Methode mit einer der effektivsten Lerntechniken kombiniert, die es gibt – der Feynman-Methode? Die Verbindung dieser beiden Ansätze eröffnet ein effizientes Werkzeug für persönliches Wissensmanagement (#PKM) und vertiefteres Wissen.

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Claude Lefèbvre: Un précepteur et son élève

Aktuelle Studien zeigen ein alarmierendes Bild: Laut dem Gallup 2023 Report zur globalen Arbeitsplatzsituation fühlen sich nur 23 % der Mitarbeitenden weltweit wirklich engagiert bei ihrer Arbeit. Die Mehrheit hingegen ist innerlich längst abgesprungen oder sogar aktiv dabei, ihrer Firma zu schaden. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist die Art und Weise, wie Feedback gegeben wird. Statt Mitarbeitende zu motivieren, führt Feedback häufig zu Frustration und Resignation.

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Albert Anker: Die Dorfschule von 1848

Eigentlich wissen wir seit den 1980er-Jahren, woran unser Bildungswesen krankt. Bildungspsychologe Benjamin Bloom hat in seiner wegweisenden Studie [1] zum „Zwei-Sigma-Problem“ gezeigt, dass Schüler, die im Einzelunterricht unterrichtet werden, durchschnittlich zwei Standardabweichungen besser abschneiden als ihre Mitschüler im traditionellen Klassenzimmer. Diese Erkenntnis unterstreicht das enorme Potenzial individueller Förderung, die im traditionellen Bildungssystem oft nicht realisiert werden kann – es fehlen schlicht die Ressourcen. Einzelunterricht ermöglicht es, auf die spezifischen Bedürfnisse der Schüler einzugehen, sofortiges Feedback zu geben und Lernstrategien anzupassen, was zu erheblichen Leistungssteigerungen führt.

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