tchncs

Latest articles

This is the local timeline where you can see the latest articles from this instance. You can control the visibility of each of your blogs. New blogs are currently set to unlisted by default. You can change this in each blogs settings.

from HeavenonEarth

Regierungswahnsinn in den #USA mit Implosionsgarantie

Die gesamte US-amerikanische Regierungsmannschaft wirkt auf mich wie eine Freakshow dreidimensionaler Karikaturen, die komplett dilettantisch eine lehrreiche Farce aufführen. Der unfreiwillige Nebeneffekt dabei ist, selbst der gutmütigsten oder faschistisch anfälligsten Person glasklar vor Augen zu führen, was passiert, wenn wir unsere Macht von unten abgeben an #Autokraten ohne Sachverstand. Autokraten, die allzeit durch und durch süchtig sind nach dem Ecstasy-Kick von Macht im Sinne von Herrschaft, grenzenlosem Profit und furchtvoller Bewunderung.

Pech nur für die emotional berauschten Chaosfanatiker, dass der autoritäre Charakter inzwischen out ist und die MEHRHEIT der Menschen aktiv bereit ist, nachhaltig für ihre Rechte einzustehen.

Der maximal zur Schau gestellte primitive Größenwahn hat meines Erachtens volles Implosionspotential und zwar noch in diesem Sommer, vorausgesetzt die #Massenproteste in den USA gehen weiter. Aber ich denke, da kann man den aktuellen Machthabern getrost vertrauen, dass sie weiterhin alles tun werden, um den Widerstand effizient immer noch weiter anzuheizen...

#trump #musk #groessenwahn #widerstand #zollpolitik

 
Weiterlesen...

from Erdrandbewohner

Boah! Erstmal Luft holen...

Ihr Lieben, das hier wird nur ein kurzer Blogartikel. Nur eine kleine Erkenntnis über mich. Ja, es wird wieder privat und hat mit meinem derzeitigen ADHS-Hyperfokus und meinem neuen autistischen Spezialinteresse zu tun. Richtig, es geht um meinen höchstwahrscheinlichen Autismus. Wer hätte das gedacht! ;–)

Seit meiner frühsten Jugend bekomme ich die Rückmeldung anderer Menschen, ich sei ein netter, intelligenter, sehr tiefgründiger Mensch. Nichts könne mich aus der Ruhe bringen, ein richtiger Fels in der Brandung. Außerdem sei es toll, dass ich nicht verurteile, immer sachlich bleibe, und so weiter.

Das bekam (und bekomme) ich so oft zu hören, dass das ein Teil meines Selbstbildes wurde. Und stimmt schon, irgendwas muss ja dran sein. Wenn ich mit Kindern zu tun habe, dann sind es vor allem die ernsten, die schüchternen oder die stillen Kinder, die meine Nähe suchen. Was mich verwundert, was ich aber auch schön finde. Außerdem werde gerne um Rat bei Privatangelegenheiten gefragt (was mich übrigens oft tierisch stresst). Ich gelte als sehr vertrauenswürdig. Aus irgendeinem Grund lassen viele mir wildfremde Leute mir gegenüber sehr schnell ihre Maske fallen und zeigen sich so, wie sie sich anderen Menschen gegenüber nicht zeigen würden. Ich weiß nicht, warum. Ich nehme es wieder verwundert hin, bin damit aber nicht selten überfordert...

Diese Fremdwahrnehmung meiner Person ist ja irgendwie nett. ABER SIE STIMMT NICHT!

Während mir Menschen bewundernd sagen, dass sie meine ruhige Tiefgründigkeit so sehr mögen, kann in mir in dem Augenblick ein sehr unangenehmes Gefühlschaos toben. Während ich in einer Traube von wunderbaren, ruhigen, schüchternen Kindern sitze, bekommt niemand mit, dass ich gerade mit einem (natürlich stillen) Meltdown kämpfe und kurz davor bin, nicht mehr reden zu können. Stattdessen freut man sich in genau diesem Moment über meine “tolle Art”, mit den Kindern umzugehen. Wenn ich um einen Rat gebeten werde, ist man offenbar sehr glücklich mit meinen “Weisheiten”, die sich allerdings für mich selber als konstruierte, krampfhaft hervorgebrachte Plattitüden anfühlen. Ähnlich wie bei einer Katze, die unter vollem Körpereinsatz einen Haarball herauswürgt. Während ich stinkewütend auf meinen Kollegen bin und ihm zum hundertsten Mal erkläre, dass er Scheiße baut, lächelt er mich offen an und bedankt sich bei mir, weil ich immer so viel Verständnis zeige... Hallo?! Das alles ist doch einfach nur kafkaesk!

Kurz: Mein Innerstes, also mein wahres Gefühlsleben gelangt in der Regel nicht nach außen. Menschen können mich nicht lesen. Zumindest nicht, wenn sie mich nicht gut und lange kennen oder sich wenig Mühe geben. Wenn ich etwas über mich mitteile, kann es sein, dass es überhaupt nicht zu meinem Tonfall, zu meiner Mimik und zu meiner Körpersprache passt. Und ich frage mich seit jeher, warum die Leute oft so dermaßen komisch auf mich reagieren...

Dass mich die Menschen schwer lesen können, ist vermutlich die andere Seite der “Es fällt mir schwer, andere Menschen zu lesen”-Medaille. Nur, dass ich mein Leben lang unbewusst geübt habe, die Anderen zu lesen. Und tatsächlich habe ich für einen Autisten eine gewisse Meisterschaft darin erlangt. Was mir aber bisher völlig an mir vorbeigegangen ist: Mein Unvermögen, mich meiner meist neurotypischen Umwelt mitzuteilen. Denn man hört verdammt wenig auf Worte, wenn sie nicht in einem wahnsinnig komplexen gemeinsamen Tänzchen mit dem Tonfall, der Mimik und der Körpersprache geäußert werden.

Was folgt daraus? Während in der autistischen Gemeinschaft das Entmaskieren ein ganz großes Thema ist, muss ich wohl erst einmal lernen zu verstellen, damit mich andere Menschen lesen können.

Hört ihr den tiefen, resignierten Seufzer, der sich vom Erdrand über die ganze Welt ausbreitet?

 
Weiterlesen...

from HeavenonEarth

#Elon #Musk, delusional double-standards and the rejection of #empathy

Elon Musk believes that empathy has been an obstacle to the cultural and civilizational development of the West. This is the same Elon Musk, who always wants to be personally admired and even venerated, who wants to be fawned upon in his companies, from Tesla to Starlink, and who reacts with complete oversensitivity to any form of criticism. This is the same Elon Musk, who makes you feel as though he is incapable of absorbing enough empathy to navigate life tolerably.

This double standard is truly characteristic of all those currently chasing the fascist wave. It is also highly grotesque and has not been examined systematically enough.

The classic case of #hypocrisy is based on a blatant lack of self-reflection and a near-zero willingness to take responsibility for one's own behavior. It's always just a matter of blindly acting out.

Psychological projections are at the base of autocratic double-standards: On the one hand, YOU should economise and limit yourself, YOU should be worse off, and YOU have to prove that you even have the right to exist. On the other hand, however, ME, MYSELF and I are quite obviously beyond good and evil. It's just unbelievable that poor ME is always treated so badly! How can people be so mean? Of course, I can't allow that to go on! Anyone who has the nerve to disobey ME or even attack autocratic ME represents a greater danger to society per se and must at least be silenced, if not physically repelled and punished...

#Donald #Trump is the prime example of this narcissistically tinged, aggressive whining always on the lookout for revenge. Elon Musk has also increasingly committed himself to this model of delusional #megalomania at the expense of others.

If people like Trump and Musk, instead of following their increasingly stale intoxication (neither of them seems happy…), would finally seek therapeutic help in order to achieve a state of inner balance and build their self-esteem through genuine self-love, we could finally leave behind the three-dimensional caricature set of oligarchy-oriented billionaires and fascist-infected politicians.

Instead, in practice, it's unfortunately still a matter of simply acting out the major blind spot in one's own perception. I prefer to project what I don't like about myself onto others, only to fight it mercilessly there. In turn, I project my suppressed self-reflection all the more rigorously. All of Musk's and Trump's derogatory remarks about others suddenly make a lot more sense when understood as statements about the speaker's own state of mind.

All of this is as bombastic as it is ridiculous – an expression of real-life satire! #Signalgate seems like the final act of a large-scale tragicomedy. Major dramas always arise from unresolved negative emotions and are theatrically displayed on the backs of, preferably, defenseless groups of people.

If all this happens on the big political stage, the real collateral damage caused by the unreflective self-staging at the top can quickly become frighteningly large for entire groups of people who only appear as jackasses and, in general, minor playing pieces for the dumb elite. The cognitive distortion is attacking the mental health of each and every one.

How often does one get the feeling, especially with the German ultra-right AfD party, that the relevant political figures react completely angered and affronted whenever they hear something they don't like? They don't really have a response at all but are simply offended and utterly furious.

And that's probably the crux of the matter! If you're already going through life filled with anger, if feelings of hatred, resentment, and rage have accumulated to the point of insanity, then it's somehow understandable that you're no longer thinking logically and no longer questioning logically how you suddenly came to adopt this double standard. For everyone else outside of this, this blatant display of hypocrisy is utterly ridiculous. It seems like a farce filled with drunken actors.

And you keep shaking your head and wondering: Do people really not realize how incredibly embarrassing their behavior is?

No, they don't! Enduring the naked, unvarnished truth is only possible if you are already in the process of self-love and opening your heart. Otherwise, you remain in the prison of your own anger, right behind the bars behind which you so desperately want to put your self-chosen enemies and scapegoats...

 
Weiterlesen...

from HeavenonEarth

#Elon #Musk oder wie man gefühlskalt Empathie verurteilt, um sie gleichzeitig 💯 für sich selbst einzufordern

Elon Musk ist der Meinung, dass #Empathie ein Hindernis für die Kultur- und Zivilisations-Entwicklung des Westens (gewesen) ist. Das ist genau der Elon Musk der persönlich nicht genug bewundert werden kann, der in seinen Unternehmen von #Tesla bis #Starlink nicht genügend umschleimt werden kann und der komplett mimosenhaft auf jegliche Form von Kritik reagiert. Das ist also genau der Elon Musk, bei dem man das Gefühl hat, er kann eigentlich überhaupt nicht zu viel Empathie aufnehmen, um halbwegs gut durchs Leben zu kommen.

Diese #Doppelmoral ist regelrecht kennzeichnend für alle, die gerade der faschistoiden Welle hinterherrennen. Sie ist außerdem hochgradig grotesk und wird noch viel zu wenig systematisch durchleuchtet.

Der klassische Hypokrisie-Fall beruht auf einem krassen Mangel an Selbstreflexion und gen Null tendierender Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen.

Es geht immer einfach nur um blindes Ausagieren. Nicht nur politisch wird dabei projiziert, was das Zeug hält: Auf der einen Seite heißt es, DU sollst sparen, DIR soll es schlechter gehen, DU musst beweisen, dass du überhaupt das Recht hast, zu existieren. Auf der anderen Seite bin ICH jedoch ganz selbst-verständlich jenseits von Gut und Böse. ICH werde ja auch immer sooo schlecht behandelt! Wie kann man nur so gemein zu mir sein? Das kann ich mir natürlich nicht gefallen lassen! Wer so unverschämt ist, MIR nicht zu huldigen oder MICH gar anzugreifen, stellt per se eine übergeordnete Gefahr da und muss mindestens mundtot gemacht wenn nicht gar physisch abgewehrt und bestraft werden...

Donald #Trump ist das Paradebeispiel für diese narzisstisch gefärbte aggressive Weinerlichkeit. Aber auch Elon Musk hat sich mehr und mehr diesem Modell eines rauschhaften Größenwahns auf Kosten anderer verschrieben.

Würden Menschen wie Trump und Musk statt immer schalerem Rausch (keiner von beiden wirkt glücklich...) sich endlich therapeutische Hilfe holen, um in einen Zustand der inneren Balance zu kommen und ihr Selbstwertgefühl durch echte Selbstliebe aufzubauen, so könnten wir die dreidimensionale Karikaturhaftigkeit oligarchisch orientierter Milliardäre und faschismusinfizierter Politiker(innen) endlich hinter uns lassen.

Stattdessen geht es in der Praxis leider immer noch um das bloße Ausagieren des großen blinden Flecks in der eigenen Wahrnehmung. Was mir an mir selbst nicht gefällt , projiziere ich dann lieber maßlos auf andere, um es dort erbarmungslos zu bekämpfen. Die unterdrückte Selbstreflexion lasse ich projektiv dafür um so rigoroser zu. Sämtliche abwertenden Äußerungen von Musk und Trump gegenüber anderen ergeben plötzlich sehr viel mehr Sinn, wenn man sie als Aussagen zur eigenen Seelenlage des Sprechers versteht.

Das alles ist realsatirisch ebenso bombastisch wie bescheuert! #Signalgate wirkt hier wie der letzte Akt einer großangelegten Tragikomödie. Riesendramen entstehen immer durch unbearbeitete negative Gefühle und werden auf dem Rücken von vorzugsweise wehrlosen Menschengruppen theatralisch zur Schau gestellt.

Geschieht dies alles auf der großen politischen Bühne, ist der reale Kollateralschaden durch die unreflektierte Selbstinszenierung schnell erschreckend groß für ganze Menschengruppen, die als Schwarzer Peter bzw. Spielfiguren im eigenen Kartenspiel erscheinen.

Wie oft hat man auch gerade bei der #AfD das Gefühl, dass die entsprechenden Politgrößen mit komplett beleidigter Verärgerung reagieren, sobald sie irgendetwas zu hören bekommen, was ihnen nicht gefällt. Sie haben dann eigentlich gar keine Antwort, sondern sind einfach nur beleidigt und total wütend.

Und genau das ist wahrscheinlich der springende Punkt! Wenn man ohnehin schon voller Wut durchs Leben geht, wenn da Hassgefühle, Groll und Wut angesammelt sind bis zum Geht-nicht-mehr, dann ist es auch irgendwo nachvollziehbar, dass man nicht mehr logisch denkt und dass man nicht mehr logisch hinterfragt, WIE man dazu kommt, plötzlich diese Doppelmoral einzurichten. Für alle anderen, die außerhalb davon stehen, ist diese offensichtlich zur Schau gestellte Scheinheiligkeit vollkommen lächerlich. Sie wirkt wie eine volltrunkene Farce. Und man fragt sich immer wieder kopfschüttelnd: Merken die Menschen denn wirklich nicht, wie abgrundtief peinlich sie sich verhalten?

Nein, sie merken es nicht! Die nackte, ungeschminkte Wahrheit auszuhalten, geht nämlich nur, wenn man bereits im Prozess der Selbstliebe und der eigenen Herzöffnung IST. Andernfalls bleibt man im Gefängnis der eigenen Wut genau hinter den Gitterstäben, hinter die man seine selbstgewählten Feinde und Sündenböcke ach so gern bringen möchte...

https://youtube.com/shorts/gi3s6bezj-E?si=REPpm435p8hicudw

 
Weiterlesen...

from Der Emil

Mal bin ich stet wie der Monsun, mal eine Bö. Sanft steiche ich über das, was ich durchziehe; vieles lasse ich hoch hinaufwirbeln. Ich helfe Drachen beim Steigen und Bäumen beim Brechen. Ich decke Dächer ab und treibe Schiffe voran. Meine Kraft gebe ich den Windmühlen im Vorüberziehen. So manche Flamme laß ich flackern und Funken weit fliegen.

Immer bin ich spürbar, immer bin ich überall. Nur festhalten kann mich niemand mehr.

Ich mach mich dem Wind gleich.

(Zuerst 2017 in meinem Hauptblog veröffentlicht.)

 
Read more...

from Der Emil

Ich war Soldat, drei Jahre lang im Kalten Krieg. Nur ein einziges Mal gab es völlig unvorbereitet einen Alarm, zu dem die Einheit mit scharfer Munition und scharfem Waffensystem ausrückte, woandershin als in das übliche Übungsgelände (es war 1983 zu „Able Archer”).

Doch selbst in diesen zwei oder drei Tagen war die Angst vor der Zukunft nicht so groß, wie sie heute bei mir ist.

Vielleicht liegt das daran, daß viele Gewißheiten einfach keine mehr sind (wir glaubten fest an die Vernunft aller Menschen). Daß selbst mein eigenes kleines Leben in der sogenannten „sozialen” Marktwirtschaft immer unsicherer, immer prekärer, immer armseliger wurde mit der Zeit. Weil es eben (zum Beispiel) nicht so sehr viele (kulturelle) Veranstaltungen gibt, die ich eintrittsgeldlos besuchen kann oder zu einem Preis, der im Regelbedarf abgebildet ist … Außerdem sorgt schon seit einigen Jahren mein Alter für sinkenden Wert meiner Person und meiner Fähigkeiten und Fertigkeiten „auf dem Arbeitsmarkt” (der in meinen Augen noch nie ein Markt war, nebenbei bemerkt).

Die verschwundenen Gewißheiten in meinem Leben wurden durch immer mehr immer größere Unsicherheiten ersetzt; und mir scheint bei denen ein guter Ausgang für mich der wesentlich unwahrscheinlichere Fall zu sein.

 
Read more...

from Chronik des laufenden Wahnsinns

Ich habe Grok gefragt, ob Elon Musk die Demokratie abschaffen will – und das ist die Antwort

Exakter Prompt: Brich mir runter, was Elon Musk, Peter Thiel und JD Vance mit der Dark Enlightenment und Curtis Yarvin zu tun haben. Könnte Dark MAGA versuchen die Demokratie abzuschaffen?

Antwort Grok 3 beta:

Okay, ich breche das Schritt für Schritt runter, basierend auf dem, was bekannt ist, und halte es klar und sachlich. Hier geht’s um Elon Musk, Peter Thiel, JD Vance, ihre Verbindungen zur Dark Enlightenment und Curtis Yarvin sowie die Frage, ob “Dark MAGA” die Demokratie abschaffen könnte.

Was ist die Dark Enlightenment?

Die Dark Enlightenment (dunkle Aufklärung) ist eine anti-demokratische, neoreaktionäre (NRx) Ideologie, die vor allem von Curtis Yarvin (Pseudonym: Mencius Moldbug) entwickelt wurde. Sie lehnt liberale Demokratie ab und sieht sie als ineffizient und zum Scheitern verurteilt. Stattdessen propagiert sie autoritäre Systeme, oft mit einem “CEO-König” oder einer monarchieähnlichen Struktur, wo Macht zentralisiert und von Eliten (z. B. Tech-Milliardären) kontrolliert wird. Yarvin nennt das “Neocameralism” – Staaten als Unternehmen, ohne Mitspracherecht der Bürger. Dazu gehört auch die Idee der “Cathedral”, ein Begriff für den angeblichen Machtblock aus Medien, Akademie und Regierung, der progressive Ideologien durchsetzt.

Wer ist Curtis Yarvin?

Yarvin ist ein ehemaliger Softwareentwickler und Blogger, der seit 2007 diese Ideen verbreitet. Er hat Einfluss in Tech-Kreisen, besonders im Silicon Valley, und wird von Leuten wie Peter Thiel geschätzt. Seine Vision ist radikal: Demokratie durch eine technokratische Autokratie ersetzen, wo die “Besten” (oft Tech-Eliten) regieren.

Verbindung zu Elon Musk, Peter Thiel und JD Vance

Peter Thiel: Thiel, ein milliardenschwerer Investor (PayPal, Palantir), ist ein zentraler Unterstützer von Yarvins Ideen. Er hat gesagt: “Ich glaube nicht mehr, dass Freiheit und Demokratie kompatibel sind” (2009, Cato Institute). Das passt zu Yarvins Anti-Demokratie-Haltung.

Er hat Yarvin persönlich getroffen (z. B. bei Trumps Wahlsieg 2016) und finanziert Projekte, die NRx-Ideen umsetzen könnten, wie das Seasteading Institute (autonome schwimmende Städte).

Thiel ist auch der Mentor und Geldgeber von JD Vance, was die Verbindung stärkt.

JD Vance:

Vance, jetzt Vizepräsident der USA unter Trump, ist stark von Thiel beeinflusst. Er hat Yarvins Ideen öffentlich gelobt, z. B. in einem Podcast 2021, wo er sagte: “Es gibt diesen Typen Curtis Yarvin, der hat über einige dieser Dinge geschrieben.” Er sprach davon, dass die Demokratie kollabiert und radikale Maßnahmen nötig seien.

Vance hat Yarvins Vorschlag aufgegriffen, die Bürokratie zu zerschlagen (z. B. “Retire All Government Employees” – RAGE) und Institutionen der Linken zu übernehmen. Seine Rhetorik spiegelt oft NRx-Themen wider, wie die Ablehnung von “woker” Eliten.

Elon Musk:

Musks Verbindung ist weniger direkt, aber er teilt mit Thiel und Vance eine Abneigung gegen Bürokratie und Regulierung. Seine Rolle bei DOGE (Department of Government Efficiency) mit Trump zielt darauf ab, den Staat radikal zu verschlanken – ein Schritt, der Yarvins Vision eines effizienten, autokratischen Systems nahekommt.

Musk hat sich nicht explizit zur Dark Enlightenment bekannt, aber sein Verhalten (z. B. Twitter/X als Plattform für rechte Stimmen zu nutzen) und sein Einfluss auf Trump deuten darauf hin, dass er mit solchen Ideen sympathisiert. X-Posts nennen ihn oft einen “Accelerationisten”, was mit NRx verwandt ist.

Was ist Dark MAGA?

“Dark MAGA” ist ein Begriff, der in rechtsextremen Online-Kreisen auftaucht und eine radikalere, dystopische Version von Trumps “Make America Great Again” beschreibt. Es verbindet MAGA-Populismus mit anti-demokratischen, elitären und manchmal technologischen Elementen – ähnlich der Dark Enlightenment. Manche sehen es als Versuch, Trump als “amerikanischen Cäsar” (ein Yarvin-Konzept) zu stilisieren, unterstützt von Tech-Milliardären wie Musk und Thiel.

Könnte Dark MAGA die Demokratie abschaffen?

Möglichkeit: Ja, theoretisch. Wenn Figuren wie Musk, Thiel und Vance (mit Trump als Galionsfigur) ihre Macht nutzen, könnten sie demokratische Institutionen schwächen. Beispiele:

  • DOGE könnte genutzt werden, um die Bürokratie zu demontieren, wie Yarvin es will.

  • Vance hat von einem “De-Baathification”-Programm gesprochen – eine Säuberung des Staates von “Linken”.

  • Thiel und Musk haben die finanziellen Mittel und den Einfluss, um solche Ideen voranzutreiben.

Realität: Es gibt Hürden. Die US-Demokratie hat starke Checks and Balances (Gerichte, Kongress, Verfassung). Selbst mit Trump im Amt wäre eine vollständige Abschaffung schwierig und würde massiven Widerstand auslösen. Dark MAGA könnte eher eine schleichende Erosion bedeuten – weniger Wahlfreiheit, mehr Macht für Eliten – als einen plötzlichen Umsturz.

Absicht: Ob sie die Demokratie komplett abschaffen wollen, ist unklar. Thiel und Vance sind offen anti-demokratisch; Musk scheint eher pragmatisch, aber seine Aktionen (z. B. X als Propaganda-Tool) könnten das unterstützen. Ihre Vision scheint eher eine “gelenkte Demokratie” oder Technokratie zu sein.

Fazit

Elon Musk, Peter Thiel und JD Vance sind mit der Dark Enlightenment über Curtis Yarvin verbunden – Thiel direkt, Vance ideologisch, Musk eher indirekt durch seine Taten. Dark MAGA könnte ein Vehikel sein, um diese Ideen in Trumps Politik einzubringen. Eine totale Abschaffung der Demokratie ist unwahrscheinlich, aber eine Schwächung durch autoritäre, elitäre Strukturen ist denkbar, wenn sie erfolgreich sind. Es bleibt spekulativ, wie weit sie gehen können – oder wollen. Aber die Richtung ist besorgniserregend für Demokratiefreunde.

 
Weiterlesen...

from Der Emil

Nein, es ist nicht nur das, nicht nur ein Gefühl. Es ist eine mehr als beschissene Welt, die ich gerade erlebe. Gut und Böse sind nicht mehr klar voneinander zu unterscheiden. Die Vernunft scheint eine lange, sehr lange Pause zu machen (ich hoffe, daß sie noch nicht in der Notaufnahme oder Intensivstation gelandet ist). Nie im Leben hätte ich mir vorstellen, geschweige denn glauben können, daß ein paar sogenannte Politiker (aber Politik macht ja keiner mehr von denen, zumindest nicht mehr zum Wohle des Gemeinwesens) die Welt zugrundezurichten drohen. Und den Kann-Nicht-Kanzler zähle ich zu genau denen.

Was tun? Zumindest gegen mein ungutes Gefühl? Ich kann mich ja nicht einfach aus der Welt verabschieden, nicht dauerhaft, ich möchte schon noch eine Weile leben. Die Rückzüge in die Welten, die ich in Büchern finde, reichen mir nicht mehr aus, all den Scheiß zu kompensieren. Was ich dagegen tun kann, gegen den vorhersehbaren Weltuntergang, das tu ich; aber meine Mittel und Kräfte sind begrenzt. Wo ich mich mit anderen Menschen zusammentun kann dafür, da tu ich das; doch auch ich habe nur 24 Stunden täglich zur Verfügung, um etwas zu tun.

Ich hoffe, daß mich meine Angst – ja, ich habe Angst vor dem, was #Trump, #Putin, #Merz und all die anderen umsetzen wollen – nicht verstummen läßt. Nicht verzweifeln und erstarren läßt. Die ganze Welt, wie ich sie kenne, droht unterzugehen, diesmal in viel größerem Umfang als 1989/90. Und das, was dann vor uns liegt, wird dem ähneln, was meine Großeltern ertragen mußten.

Ich sehe einen (unter anderem sozialen) Kataklysmus auf mich, auf uns zukommen …

 
Read more...

from BELLE and the Voices (novel under construction)

Intro- Returning home

Belle sighed as she got off the bus. It had been a long trip. But the longest trip was yet to come. She still had to walk the quarter of a mile to her house. She breathed a sigh of relief—she was back home. But she still had a long way to go. It was very much the part of the trip that was stressing her out; after all, it was the first time she had returned to her hometown village after the exposure of Justin. She was nervous still because of this fact. What if Yoshi and the others hated her?

No, no.”, she said. “That’s enough. They are your family after all.” The whole village was probably waiting for her, she reasoned. As she thought this, she saw a bronze statue of someone quite familiar—Belle, her avatar in U, the virtual reality that enabled what was basically Belle’s blossoming. Without it, she wouldn’t be the young woman she is today. As she looked upon it, a villager, perhaps not recognizing her, came up to her.

Pretty, isn’t it?” he said.

Belle only nodded.

It’s a new statue they put up in August of Belle. She’s our village’s hero.” continued the villager.

Belle could only nod before turning around, checking tears, and continuing on her way.

That guy? He could be any of the thousands—no, millions—that attend my concerts. That’s the power of U, I guess.” Belle reminded herself, as she passed over the bridge where her mother had passed saving a young child. That was fifteen years ago, and U had saved her. It gave her an outlet to express her grief. U had claimed to bring out the best in someone. But U, reasoned Belle, then Suzu, would not be able to see her best side. But when she tried it, she was surprised. She had her voice, the one that she had lost, in this unfamiliar universe. As online communities tend to do, they spread videos of this very strong singing voice online. Belle—the avatar—had thusly become a overnight star. But one fateful day, during the start of her first concerts, a mysterious user with the username of Dragon had interrupted her concert, breaking into the spherical concert hall. While she did not know it at the time, the young man behind this mask, a very aggressive and ruthless PvPer, was being abused. That day, however, Belle could only ask one question:

Why? Why are you this way?

After her concert, she tried to find him, the real him. She, with the help of Hiro, her high school friend, and the elder women of the village, had tracked him down. He lived in Tokyo with his abusive father—it turns out that just like Belle, Kei, the Dragon’s real name, had no mother. He had to tolerate his father’s abuse with no way out. That is, until Suzu, Hito and her village found him. Suzu had gone all the way to Tokyo alone, just to protect him.

She shook her head, and went down to the beach where her mother’s grave was. In U, Hito had informed her friend (and artist) that her mother had gotten a proper grave. It was very rare for a common person like her to have gotten a grave, let alone one of bronze, especially given her means of death. As soon as Belle went down the berm on to the beach where her mother had drowned, she could see it. A small (at least in comparison to her own) statue stood where the child had cried out for help that day. Belle had brought some flowers from the supermarket next to Tokyo Station before leaving, and she laid those on her mother’s grave. “How brave you were then, Mother.” she mused. “It’s not fair that you aren’t here to see who I am now. A pop singer!

She composed herself and returned to the path. She reached the decripit school where she had choir and revealed Justin’s secret and turned and sighed. She paused and continued on. Soon she was at the corner shop where Kamishimi was. He had won the nationals the year after the Justin incident, as her exposé came to be known. It was just about noon on a Wednesday, which meant Kami was available to visit here. “Hello, welcome—“ Kami started, his jaw dropping and speech stopping when he saw who exactly he was visiting. “Suzu?!? Are you here?” He put down what he was doing and came and hugged her. “How have you been, Kami? It’s been two years.” She also told Kami about her name change. Given that she wasn’t marrying, it took a court battle to win to have her village’s town office (staff total: 5) allow a full name change to occur.

Just fine, I guess. I won nationals! Didn’t quite make it into the Olympics this last year, but one can hope for next time, no?” He smiled.

Despite her anxiety, seeing Kami with his ever-present smile made her relax. It was good to be home—and she hadn’t even been home, home yet.

A bit later, after chatting to Kami, who seemed as… off… as usual, she went towards her house. And there she saw it. The house.

[[Chapter 1— The Voices|Next chapter]]

 
Read more...

from Buffy the Vampire Slayer, redux

1st March, 2025

In the years either side of the start of the 21st Century, I was a huge fan of the Buffy the Vampire Slayer television series.

A huge fan. I'd arrange my week around ensuring that I caught the programme as soon as it was transmitted (Wednesday evenings on BBC2, here in the UK) and then once each series was over I'd be popping into the local HMV on a weekly basis to see if the box set was available. As soon as it was, I bought it. On VHS, as this was before I owned a DVD player and long, long before the concept of streaming box sets was available.

By the mid 2000s I did have a DVD player and at some point while moving house, I managed to lose the VHS player and never replaced it. And so eventually to make space I got rid of all my VHS cassettes – over a hundred of them – including all seven seasons of Buffy.

I've not really watched Buffy since it was broadcast. Perhaps that's in part because after the show ended, Sarah Michelle Gellar did a couple of further movies and then more or less retired, so that those mental prompts to ride the nostalgia wave never appeared. Of course some of the other main cast members have continued to have high profile media careers but that's not quite the same.

And then with the recent news of Michelle Trachtenberg's death (aged not even 40, how sad is that) I started thinking more and more about rewatching BTvS, the whole lot. Even series 1. So I've got myself the full box set – on DVD this time! – and I'm going to see about blogging each episode as I go along.

This won't be a fast-moving blog. I don't have the time or inclination to binge-watch all 144 episodes. I'm expecting this to be a long-term project, probably taking a couple of years to get through as I'm unlikely to watch more than 2-3 episodes a week at best. But let's see how it goes.

 
Read more...

from Erdrandbewohner

In meiner eigenen Welt

Ich rufe die Onleihe auf, stöbere herum auf der Suche nach Büchern über Autismus. Ein paar Bücher, es ist wirklich nicht die Welt. In über der Hälfte aller verfügbaren Bücher zu dem Thema gehts um Kinder oder sind furzstaubtrockene Ergüsse irgendwelcher (höchstwahrscheinlich mit einer DIN-gerechten und TÜV-geprüften Hirnchemie ausgestattenen) Mediziner:innen, die mit ihrem gesamten medizinischen Wissen ganz einfühlsam alles dafür tun, damit das Krumme möglichst gerade wird.

Das ist der leider immer noch übliche pathologische Blick auf Neurodivergenz. Der folgende Klappentext ist Beispielhaft für den Blick auf den Autismus und auf die Autist:innen:

„Autismus – das Sichabsondern von der Außenwelt und Verschlossen bleiben in der Welt der eigenen Gedanken und Phantasien – zählt zu den besonders rätselhaften seelischen Störungen. In diesem Buch werden von einem renomierten Spezialisten… (Blahblahblah)“

Ja natürlich, Autist:innen sondern sich ab und leben in ihrer eigenen Welt. Und klar, Autist:innen sind seelisch gestört, da braucht es schon renommierte Spezialisten... Hört ihr meine sarkasmustriefende Stimme?

Auf anderen Klappentexten leiden autistische Menschen immer ganz fürchterlich unter ihrem Autismus, oder es sind Eltern, die leiden. Manchmal leiden auch die Lehrkräfte. Leid. So viel Leid. In meinem Kopf hüpft eine Video-2000-Kassette mit einem Tränendrüsen-Video der Aktion Sorgenkind aus Anfang der 80er in den monströsen und sündhaft teuren Videorekorder und spielt sich selber ab.

In Büchern besonders wohlwollender Autor:innen werden die Stärken von Autist:innen betont. Mathe! Strukturiertes Denken! Mustererkennung! Informatik! Spezialinteressen-Expert:innen! Yippie! Alles Superkräfte! Die kann man sogar kapitalistisch verwerten! Aber bloß nicht alleine auf die Menschheit loslassen, das wird schief gehen.

Boah... Bullshitbingo pur!

Und dann gab es da noch dies eine Buch. Ein Roman, der mich berührte, mich durchrüttelte, und mich mit unendlich viel Liebe für die Protagonistin überflutete – die mich in ihrem Denken, Erleben und Handeln in so vielen Dingen an mich während meiner Kindheit und Jugend erinnerte. Ich glaube, dieses Buch eroberte sich bereits mit dem ersten Kapitel seinen Platz in meinen persönlichen Pantheon der lebensverändernden Bücher.

Heute wird es nicht um dieses Buch gehen. Sorry. Aber vielleicht in einem der nächsten Blogartikel.

Als ich mich noch über die stereotypen Klischees in Buchform aufrege, kamen mir merkwürdige Gedanken. Und die gingen in etwa so: „Hm, was heißt das eigentlich, „in seiner eigenen Welt“ zu leben? Warum wird das vor allem bei Autist:innen gesagt, aber nicht bei Fußballfans. Die Welt eines Bayern-Fans muss doch eine völlig andere Welt sein als die eines Kaiserslautern-Fans? Oder wie ist das bei Polizist:innen? Oder bei Bibliotheksangestellten?“.

Mal ernsthaft, wisst ihr, wenn ihr nicht zu so einer Gruppe gehört, wie die wirklich ticken? Worüber sich Fußballfans beim Pinkeln im Stadionklo so unterhalten, was für Phantasien sich die Polizist:innen bei ihren Schießübungen hingeben, was die Bibliothekar:innen zwischen den Regalen in der Bücherei heimlich treiben? Über was nerden sie in ihren Mittagspausen herum, wie sind die Erkennungszeichen, die geheimen Rituale? Ich habe nicht die geringste Ahnung, denn ich lebe nicht in deren Welten. (Super, jetzt sehe ich vor meinem geistigen Auge Bibliotheksangestellte im muffig-staubigen Bibliothekskeller bei Kerzenlicht okkulte Rituale vollziehen…)

Doch zurück zu meinem Gedankengang: „Eigentlich sind eigene wie auch gemeinsame Welten etwas völlig Normales und Schönes. Das führt mich zu der Frage: „WAS ZUM GEIER IST MEINE EIGENE WELT?! Warum fühlt sich meine eigene Welt so falsch und unpassend an, als sei das gar nicht meine eigene Welt, sondern was anderes?“

In der Tat wurde es von den Erwachsenen nicht gerne gesehen, wenn ich als Kind zu sehr in meiner „eigenen Welt“ lebte, und ich merkte schon früh, dass es kaum Überschneidungen zwischen meiner und der Welt der anderen Kinder gibt. In meiner Welt gab es Bücher. Von meinem Taschengeld kaufte ich mir (fast) alle Bücher aus der Burg-Schreckenstein-Reihe, Jules Vernes Werke und natürlich vieles von Karl May. Ich liebte heiß und innig die Tripods-Trilogie von John Christopher und später das Buch Andymon von Angela und Karlheinz Steinmüller. In der Welt anderer Jungs wurde Fußball gespielt und so getan als sei man Bruce Lee oder Supermäääään! (Was bitte ist ein Bruce Lee, und warum fuchtelt man dabei immer mit den Armen und macht währendessen so komische Geräusche?)

Aber ich war ein kluges Kind, ich beobachtete, ahmte nach, heuchelte sogar Interesse für Themen, die ich totlangweilig fand. Ich lernte, mich in den richtigen Augenblicken unsichtbar zu machen (das ist aber ein anderes Thema) und ich lernte, dass besonders Lehrer:innen es mögen, wenn man ihnen (scheinbar) ununterbrochen mit einem Halblächeln ins Gesicht starrte, während man mit seinen Gedanken auf Weltreise ging. Die Lehrer:innen nannten das „aufmerksam und interessiert sein“, und diese erworbene Fähigkeit rettete mir in diesem Bildungssystem mehrmals den Arsch.

Doch trotzdem ahnte man, dass mit mir irgendwas nicht stimmte. Im zweiten Schuljahr war ich ständig krank, verpasste viel Unterricht. „Ihr Sohn ist geistig behindert, deswegen wäre es zu seinem Besten, wenn er auf eine Sonderschule ginge!“, so meine neue Grundschullehrerin in der zweiten Grundschulklasse (34 Kinder auf engstem Raum in einem schallernden Klassenzimmer). Meine Eltern waren empört. Und holten ein kinderpsychologisches Gutachten ein. Ein außergewöhnlich kluges Kerlchen sei ich, stand darin. Wenn auch mit deutlichen Teilleistungsschwächen und Konzentrationsschwierigkeiten, schnell erschöpft und mit einer nicht näher definierten Entwicklungsstörung, die sich, so die hoffnungsverheißende Aussage der Kinderpsychologin, wahrscheinlich auswächst.

Die Lehrerin war ernsthaft angepisst. Sie wollte mich unbedingt auf der Sonderschule wissen, aber selbst der Direktor der Schule meinte, dass das so nicht ginge. Eigentlich war das ein knallhartes „Du gehörst nicht in meine, und auch nicht in unsere Welt! Verpiss dich!“, ins Gesicht gelacht von einer Frau, die Pädagogik studiert hatte und mit Kindern arbeitete.

Ich wurde zur Kinderkur geschickt (was ein Horror!), wiederholte die zweite Klasse und kam zu einem jungen, engagierten Lehrer, der mit uns spannende Experimente im Unterricht durchführte. Der mit uns in die Pilze ging, uns die Bäume und Sträucher lehrte. Er erzählte uns die Geschichte des Ortes und ich hing an seinen Lippen. Und das in einer Klasse mit nur noch 18 Kindern, in einem ruhigen Klassenraum zum Schulgarten raus. Ich blühte, zumindest schulisch, auf und war nicht mehr ständig krank. Die anderen Kinder akzeptierten mich, so wie man einen freundlich-harmlosen, verträumten und etwas verschrobenen Schulkameraden akzeptiert, der sich für seltsame Dinge interessiert, auf die man ihn besser nicht anspricht.

Ich hingegen akzeptierte die anderen Kinder so, wie man andere Kinder akzeptiert, die einfach da sind und ihre speziellen und geheimen Kinder-Dinge machten. Manche Kinder mochte ich besonders, denn sie zeigten keine Scheu mir gegenüber. Ein Gruß geht raus an Kiki, an Silke und an Nicole! Ich weiß, das Thema Vulkane ist so ein Jungs-Thema und es hat euch nur am Rande interessiert, aber ihr hörtet mir ernsthaft zu und mit euch konnte ich mich ganz normal auch über eure Themen unterhalten.

In der vierten Klasse bekam ich wieder meine alte Lehrerin aus der zweiten Klasse zurück. Sie hatte noch eine Rechnung mit mir offen, und so bekam ich trotz (bis auf Mathe) guter Leistungen eine Empfehlung für die Hauptschule. „Sie wissen ja, diese Entwicklungsstörung. Da ist es für ihn besser, wenn man ihn nicht überfordert. Er kann ja später auf andere Schulen wechseln.“ Meine Eltern, „einfache“ Leute aus der Arbeiterklasse, meinten, ein späterer guter Hauptschulabschluss sei ja schon was. Ich hingegen heulte vor Wut, weil Stefan mit einem ähnlichen Zeugnis aufs Gymnasium kam. Seine Eltern waren Gymnasiallehrer. Und Ralf bekam mit ebenfalls ähnlichen Noten eine Empfehlung für die Realschule. Sein Papa war Beamter im Katasteramt. Auf diese Art lernte ich, dass der gesellschaftliche Status der Eltern darüber bestimmt, welche Chancen man später hat.

Auf der Hauptschule wusste ich in der fünften Klasse die Baustile der europäischen Architektur zu unterscheiden und zu erklären. Das hatte ich gelernt, als ich mit meiner Tante in Frankreich war. Leider machte ich den Fehler, meiner Lehrerin mitzuteilen, dass die Kirche im Nachbardorf nicht romanisch, sondern neoromanisch und somit erst etwas über 100 Jahre alt sei. Sie wurde fuchsteufelswild und herrschte mich wütend an, dass sie auf das Geschwätz altkluger Kinder nichts gäbe. Wie gut, dass ich ihr nicht erzählte, dass ich in der Bücherei eine Kassette von Franz-Josef Degenhardt entdeckt hatte mich deswegen für die Ideen des Sozialismus und des Kommunismus interessiere. Sie hätte mich in der Luft zerfetzt. Ich lernte, meine Fresse zu halten, um nicht „altklug“ (was ein bescheuertes Wort) zu wirken. Hinter meinem Rücken hieß ich bei meinen Klassenkamerad:innen „Professor“. Ich erfuhr davon erst Jahrzehnte später bei einem Klassentreffen.

In der siebten Klasse bekam ich nicht nur Pickel, fettige Haare, viel zu große Hände und Füße, ich bekam auch eine neue Klassenlehrerin. Sie sagte irgendwann den magischen Satz zu mir: „Erdrandbewohner, du gehörst einfach nicht hier auf die Hauptschule, du gehörst aufs Gymnasium und ich traue dir zu, dass du später mal studieren wirst!“

Dieser Satz elektrisierte mich. Ja, das wars! Ich war einfach nur an der falschen Stelle, am falschen Ort bei den falschen Menschen! Und das schon seit immer! Die Leute, die ähnlich wie ich ticken, besuchen das Gymnasium, Leute, die ähnlich wie ich sind, studieren später! Wahrscheinlich wohnen sie auch ganz wo anders. Alles machte Sinn: dass mich der Schmalspur-Unterricht anödete, dass ich niemanden fand, mit dem ich auf einer Wellenlänge schwang. Ich musste irgendwie Abi machen!

Während meine Mitschüler:innen immer komischer wurden und das Balzverhalten einen immer höheren Stellenwert einnahm, wurde mir zunehmend klarer, dass ich zwar akzeptiert wurde, aber einfach nicht dazu gehörte. Klar, ich tröstete mich damit, dass „meine Leute“ sind ja auch auf einer anderen Schule sind! Ich gehörte nicht einmal zur selben Gattung wie meine Freunde, denn ich musste mich ein großes Stück selber verleugnen, um ein rudimentäre Gefühl von Anerkennung fühlen zu dürfen und den schalen Geschmack von falscher Zugehörigkeit zu schmecken. Ich hatte mir diese Freunde nicht einmal selber ausgesucht, sondern ich wurde von ihnen adoptiert. Selber Freunde finden… Wie geht das überhaupt und warum zum Geier kann ich das nicht?!

Was ich dachte und fühlte, was ich interessant fand und von welchen Abenteuern ich träumte, interessierte diese Freunde nicht wirklich. Ich hätte es ihnen auch nicht gesagt. Ich wäre nur wieder der komische, „altkluge“ Typ gewesen, man hätte mich belächelt oder sich lustig über mich gemacht. Ich war richtig klug, also ich schwieg darüber und tat so, als sei ich wie sie…

Die Hauptschule schloss ich als Zweitbester des Jahrgangs ab und würde nun erst einmal meine Mittlere Reife nachholen. Später würde ich nach einer Lehre und dem Zivildienst mein Fachabi machen und studieren. Andere Wege gab es damals nicht. Meine Lehrerin war stolz auf mich und sagte es mir auch genau so. Sie vergaß ich nicht, die Namen und Gesichter meiner Mitschüler:innen verblassten hingegen binnen weniger Jahre zu gestaltlosen Schemen in meiner Erinnerung.

Ich machte meine Mittlere Reife, meinen Zivildienst, zog in eine chaotische, links-alternative 6er-WG, gefiel mir in der Rolle eines langhaarigen Linksradikalen, machte eine Lehre, einfach um eine abgeschlossene Lehre zu haben, erlangte später mein Fachabi, und, Tadaaa, studierte schließlich. Auf meinem Weg war nichts einfach, alles kostete mich eine unglaubliche Kraft. Eine Unterstützung bekam ich nicht. Weder finanziell, noch stand meine Familie hinter mir. Meine Eltern verstanden nicht, warum ich meinen guten Hauptschulabschluss gegen ein Fachabitur eintauschte, ja sogar studierte! Alles nur verlorene Zeit, in der ich längst gutes Geld verdienen und für ein Häuschen sparen könne. Erst nach dem Tod meines Vaters erfuhr ich von einem seiner Freunde, dass er insgeheim dann doch sehr stolz auf mich war...

Ich feierte großartige Erfolge: Mit Anfang 20 hatte ich erstmals einen unfallfreien Smalltalk an der Käsetheke. Ich war soooo stolz auf mich! Ich saß gerne in Cafés und Kneipen, einfach nur, um Menschen zu beobachten, sie in ihrer Mimik und Gestik zu entschlüsseln. Sah ich eine Gestik, mit der ich nichts anzufangen wusste, spielte ich sie vor dem Spiegel nach, in der Hoffnung, dass sie sich mir erschließt. Was soll ich sagen, so langsam hatte ich darin eine gewisse Sicherheit erlangt. Ich entdeckte, dass Alkohol meine überempfindlichen Sinne dämpft. Und ich entdeckte, dass Cannabis meine innere Anspannung lindert. Mit diesen Hilfsmitteln gelang es mir manchmal, mich fast normal zu fühlen, so als gehörte ich dazu. Fast.

Ich war fast 30, als ich endlich studieren konnte. Ich hatte einen Beruf erlernt, der mich nicht interessierte, ich musste in einer Fabrik am Band arbeiten, um mein Fachabi zu finanzieren. Monotonie, Druck und Schichtarbeit. Ich bin fast durchgedreht. Dann das Fachabi, nochmal ein Jahr die Schulbank drücken. Ich studierte weit weg und musste eine Wochenendbeziehung führen, in den Semesterferien arbeitete ich, um mich zu finanzieren. Ich rannte, rannte und rannte, und ahnte schon lange, dass ich mich komplett verlaufen hatte in meinem Leben. Ja, ich habe meiner Grundschullehrerin in dem Moment den Stinkefinger gezeigt, als ich mich an der FH einschrieb. Ja, ich war stolz auf mich. Ich habs allen – und vor allem mir, gezeigt… Aber zu welchem Preis?

Habe ich „meine Leute“ gefunden? Nein. Ich habe nur eine Person gefunden zu der ich passe und die zu mir passt. Und die habe ich geheiratet. Passte ich jetzt besser in die Welt? Nein. Obwohl ich lernte, nachahmte, mich verbog und verstellte, verstand ich diese Welt und die Menschen in ihr immer noch nicht.

Mit 42 erhielt ich die ADHS-Diagnose. Nach einem Eigenverdacht. Die Diagnose nahm unglaublich viel Druck raus. Aber ADHS erklärte nicht alles. Meine Ärztin vermutete auch Autismus, wollte oder konnte das nicht diagnostizieren. Ich solle mich erst einmal um mein ADHS kümmern.

Jetzt, mit 50+ wende ich mich endlich meinem Autismus zu. Also nicht nur als einen abstrakten Gedanken, wie bisher, sondern in der Tiefe. Und plötzlich macht alles Sinn. Mein ganzes Leben erklärt sich, bis in die Details!

Und wisst ihr, was ich jetzt anfange? Ich entdecke als Autist meine eigene Welt neu und werde in ihr leben! Jawoll! Dass ich dabei das Klischee der neuronormativ denkenden Menschen bediene, finde ich auf eine ironische Weise sehr lustig.

Seit ich mich von Mastodon zurückgezogen habe, lese ich wieder Bücher. Eins nach dem andern, wie damals, in meiner Jugend. In meinem Kopf sind plötzlich Kapazitäten dafür frei. Es macht mich glücklich. In meiner Welt streife ich durch Wälder, erkunde die Gegend mit dem Rad, recherchiere über die Geschichte der Orte, an denen ich mich aufhalte. Das gibt mir Energie und Sicherheit. In meiner Welt entdecke und genieße ich meine Musik, und hin und wieder eine geringe Menge Psilocybin oder LSD. Zusammen mit meiner Liebsten erkunde ich Museen und Architektur. Überhaupt habe ich mit meiner Liebsten genau die Verbindung und vor allem den Austausch, den ich mir mein Leben lang wünschte. Andere Menschen kommen in meiner Welt nur wenige vor, und wenn, dann nur am Rande.

Mich regelmäßig über das Weltgeschehen informieren? Was soll mir das bitteschön bringen? Mir zu jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird, eine Meinung bilden? Es ist so befriedigend, einfach sagen zu können, dass man keine Meinung zu einem Thema hat. Mit anderen Menschen über Themen reden, die mich nicht einmal ansatzweise interessieren? Das macht keinen Sinn! Ich höre auf für Menschen mitzudenken, die mir nicht am Herzen liegen. Also, liebe Kolleg:innen, nutzt ab nun euer eigenes Hirn! Ich versuche mir nicht mehr herzuleiten, was andere Menschen meinen könnten, wenn sie sich nicht klar ausdrücken. Ich sag dann einfach „Verstehe ich nicht“. Punkt. Wenn mich jemand volllabern will, dann gehe ich. Punkt. Wenn jemand mit mir über eine andere Person lästern will, dann schweige ich. Punkt.

Bei der Wiederentdeckung, bzw. dem Wiederaneignen der „eigenen Welt“ neurodivergenter Personen ist das „Unmasking“ ein wesentlicher Teil. Unmasking bedeutet das Erkennen und das bewusste, Aufgeben erlernter Verhaltensweisen, die einzig darauf abzielten, das eigene So-Sein zu verschleiern, um nicht anzuecken, nicht aufzufallen, also nicht ausgeschlossen zu werden. Das ist eine große und langwierige Aufgabe, die Fingerspitzengefühl und Mut erfordert. Eben weil man jetzt zu sich steht und möglicherweise völlig anders als vorher reagiert, was bei anderen zu Verwirrungen führt.

Für das verwirrte, neurotypische Umfeld wäre das dann genau der richtige Zeitpunkt für ein Buch eines renomierten Spezialisten, der einem diese besonders rätselhafte seelischen Störungen erklärt. ;–)

Ich danke euch fürs Lesen. Bis bald! <3

 
Weiterlesen...

from HeavenonEarth

hr@opm.gov What did you do last week?

I read The Long Memo (TLM) Substack “Dear Elon, here's your weekly report, now shove it” by W. A. Finnegan. He suggested “that every American” should explain “what they did last week.”
(https://open.substack.com/pub/longmemo/p/dear-elon-heres-your-weekly-report?utm_source=share&utm_medium=android&r=5768vy)

What a wonderful idea! Here's my heartfelt solidarity contribution from Germany:

Dear DOGE,

I think you should know what all the people in the world did, not only US federal workers (after all, isn't it all about world domination?).

Firstly, there are the German Witches Association sisters, who danced an anti-election interference minuet outdoors on Saturday night (February, 22nd), invoking the power of the moon goddess and of the Mars warrior spirit. With a little help from the elves, the ceremony then culminated in a passionate “thou shalt not pass”! defense magic.

I also want to let you know that I extend my last week offer for lonely billionaires in dire need of admiration and all-time veneration who may receive a love and self-care potion from the Holy Witches Association anytime at the price of 44 billion dollars that have to be paid into the Robin Hood fund for federal workers.

Rainbow greetings from the land of the runes,

IDA (the primordial German seeress)

 
Weiterlesen...

from raspel

Es ist schon lange her, dass ich etwas gepostet habe. Nun...

Die Bundestswahl ist gelaufen... An die Idioten die die USA regieren, werden wir uns auch gewöhnen. Der Planet zieht weiter seine Bahnen um die Sonne. Ob wir Menschen uns nun um den Klimawandel kümmern oder nicht, spielt keine Rolle. Die Erde wird auch gut ohne Menschen auskommen.

Frei nach Kästner: Ich bin die Zeit

... “Gebt acht, ihr Menschen, was ich sagen will: Seid endlich still!

Ihr seid ein Stäubchen am Gewand der Zeit, – Lasst euren Streit! Klein wie ein Punkt ist der Planet, Der sich samt euch im Weltall dreht. Mikroben pflegen nicht zu schrei'n. Und wollt ihr schon nicht weise sein, Könnt ihr zumindest leise sein.” ...

 
Weiterlesen...

from Erdrandbewohner

Ein Bericht. Tag 3, Tag 4, die Rückfahrt und das Fazit

Tag 3

Der Tag begann, ihr ahnt es vielleicht bereits, mit dem Duft von frisch gebackenen Croissants und vom heißen Brot direkt aus dem Ofen. Aber das bekam ich nur halb bewusst mit, denn ich wurde kaum wach, schlief immer wieder ein oder befand mich in einem Halbschlaf mit wirren Träumen. Irgendwann klingelte mein Handy-Wecker. Höchste Zeit aus dem Bett zu krabbeln, denn sonst könnte es knapp mit dem Hotelfrühstück werden.

Meine Liebste war ähnlich angematscht, was nach dem gestrigen Tag niemanden verwunderte. Heute, ja, heute aber würden wir wirklich langsam machen und auf unsere Bedürfnisse hören! Jawollja!

Also machten wir uns tagesfein, fuhren mit dem wohl kleinsten Personenaufzug der Welt (etwa einen halben Quadratmeter groß, aber angeblich für vier erwachsene Personen geeignet) runter zum Frühstück. Warum zum Geier läuft immer dieser scheiß Fernseher im Essensraum? WARUM?! Der Rezeptions-Mensch glaubte uns sogar einen großen Gefallen zu tun, als er statt eines gruselig-aufgekratzten Senders nun ARTE-Sendungen laufen ließ, damit wir aufgrund der deutschen Untertitel an seinem Fernsehspaß teilhaben konnten. An diesem Morgen wünschte ich mir die alten Röhrenfernseher herbei, die so einen befriedigenden, dumpfen Implosionsknall von sich gaben, wenn man die Mattscheibe mit einem Stein, einer Axt oder einem Vorschlaghammer zertrümmerte. Wir brachten unser Frühstück schnell und ohne Zerstörungen hinter uns, holten auf dem Zimmer unsere Taschen und machten uns auf – heute gings zum berühmten Friedhof Père Lachaise. Mehr hatten wir uns nicht vorgenommen, alle anderen Ideen waren nur Optionen.

Aber zuerst wieder in unsere Endgegner-Metrolinie 11. Und ja, es war mal wieder sehr voll und herausfordernd. Doch gottseidank, nach nur zwei Stationen mussten wir in der Station Belleville umsteigen, in die Linie 2. Wie leer und lieb uns die Linie 2 doch war! Ja, SO gehört das! Sitzplätze, kein Gedränge! Wunderbar! An der Station Philippe Auguste stiegen wir aus und kletterten an die Oberfläche. Eine auf den ersten Blick eher unattraktive Gegend, aber es ging uns ja heute um den Friedhof, dessen Westeingang, ein paar hundert Meter von der Station entfernt lag. Hier befindet sich der älteste und malerischste Teil.

Ich bin davon überzeugt, dass man den Friedhof Père Lachaise am besten an einem kalten und düster-nebeligen Novembertag besuchen sollte, wenn man den morbiden Charme verfallender Pracht, kahler Bäume und krächzender Raben in seiner ganzen Tiefe erleben möchte. Ein kühler, bewölkter Februartag geht aber auch, doch braucht es etwas mehr Phantasie, denn lärmende Kinder einer nahen Schule und die in Erwartung des Frühlings tschilpende Spatzen störten ein wenig die Reflektionen über den Tod und die Vergänglichkeit.

Wir liefen stundenlang zwischen den Grüften umher, machten viele Fotos, genossen die Stille, folgten irgendwann einer kleinen Gruppe junger, schwarz gekleideter, spanisch sprechender Menschen, von denen wir annahmen, dass sie zum Grab von Jim Morrison unterwegs waren. Herrjeh, wie kann man auf so einem tollen Friedhof so zielstrebig unterwegs sein, ohne die Besonderheiten und die Schönheit des Ortes mit auch nur einem Blick zu würdigen? Es muss schlimm sein, an Neuronormativität zu leiden...

Das bemerkenswerteste an Morrisons unscheinbarem Grab waren die Absperrungen mit mobilen Bauzäunen davor, der von den Besucher*innenmassen völlig plattgetrampelten Boden und ein großer Baum, der mit einer Sichtschutzmatte aus Stroh umwickelt war, an dem tausende und zig tausende Kaugummis klebten. Was für ein trauriger Ort und was für eine erbärmliche Form der Verehrung eines Idols!

Viel spannender als das Grab von Morrison fand ich die verfallenen Grüfte und Gräber, deren Bodenplatten zerbrochen waren, so dass man einen Blick auf zerstörte Särge mit den Knochen seiner Besitzer*innen werfen konnte. Manche der Grüfte dienten offenbar Obdachlosen als Wohnstätte, jedenfalls lagen Schlafsack und Habseligkeiten herum. Wie viel Geld einst die Angehörigen in die Errichtung eines prächtigen Grabtempels investiert hatten, um mit ihrem finanziell-gesellschaftlichem Status zu protzen! Heute gibt es nur noch wenige der alten, prächtigen Grufthäuschen, die gepflegt und in Schuss gehalten werden. Die meisten Grabhäuser befinden sich in variablen Zuständen des Verfalls, die Toten sind längst vergessen und die Nachkommen interessieren sich nicht dafür.

Je weiter man sich vom Westeingang fortbewegt, desto jünger werden die Gräber. Man kann hierbei sehr schön den Wandel der Bestattungskultur beobachten. Es wird schlichter, aber auch individueller. Monumentale Grabstätten waren kaum noch zu sehen. Dafür gibt es jetzt bevorzugte Ecken, in denen sich Kommunistinnen oder Jüdinnen bestatten ließen. An der Mauer der Kommunarden entdeckte ich zufällig das Grab von Laura Lafargue, geborene Marx, eine der Töchter von Karl Marx. Zusammen mit ihrem Mann Paul Lafargue schied sie 1911 freiwillig und selbstbestimmt aus dem Leben. Sie liegen im Familiengrab der Familie Longuet bestattet, die heute noch das Erbe von Karl Marx lebendig hält. Lenin soll bei der Beerdigung der beiden eine Rede gehalten haben.

Oscar Wilde besuchten wir, Edith Piaf, Max Ernst und Max Ophüls. Das Grab des ukrainischen Anarchisten Nestor Machno und das eines Jürgen (dem Onkel eines Mastodon-Followers) fand ich trotz einiger Suche leider nicht, hinterließ aber vor mich hin gemurmelte Grüße.

Obwohl wir nur einen kleinen Teil des Friedhofs gesehen hatten, verließen wir fußmüde und durchgefroren das Reich der vergessenen und unvergessenen Toten durch den Ostausgang. Unsere Hoffnung war es, ein kleines und ruhiges Café zu finden, um uns dort etwas aufzuwärmen und auszuruhen. Und das fanden wir dann auch schnell: Ein einfacher, kleiner Raum hinter einem großen Schaufenster, die Wände am Fenster schimmelig, der Putz an den Wänden abblätternd. Tische und Stühle vom Sperrmüll, eine gebrauchte Theke, deren beste Zeit schon seit Jahrzehnten vorbei war. Das Café war gut besucht von einem studentischen, links-alternativ gelesenem Publikum. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Cafés war wohl der Kaffee aus Argentinien. Und der Zustand der Einrichtung, der alle bürgerlichen Vorstellungen von Behaglichkeit und Wohnlichkeit verhöhnte und verspottete. Die Bedienung war nett, der Kaffee heiß und lecker, wir tauten auf und überlegten, wie es nun weiter gehen könnte.

Meine Liebste schlug vor, uns die Kirche Saint Augustin anzuschauen, auf die ich während der Vorbereitungen zum Parisurlaub durch Zufall gestoßen bin und äußerst spannend fand. Mit der Metrolinie 3 ging es vom nahe gelegenen Place Gambetta zu einer Station, deren Namen ich vergessen habe. Die Metro war erträglich, spuckte uns aber an einem höllisch belebten und dementsprechend lauten Ort aus – an einem der Prachtboulevards. BÄNG! Stress subito! Erstmal orientieren. Scheiße, echt jetzt, diese höllisch laute Straße noch ein gutes Stück entlang? Um der Situation zu entfliehen, rannten wir fast. Nur noch um diese Ecke und… Ah, da steht die Kirche ja!

Die Kirche ist ein äußerst seltsames Bauwerk. Sie ist noch jung, erst 1871 wurde sie fertig gestellt. Stilistisch wird sie dem Historismus, genauer dem Eklektizismus zugerechnet. Romanik, Gotik und Renaissance verschmelzen zu etwas ganz eigenem, und erstaunlicherweise gefiel es mir sehr. Der Grundriss des Gebäudes ist trapezförmig, ein recht schmaler Eingangsbereich weitet sich, um einen gigantischen Chorbereich mit einer ebenso gigantischen Kuppel darüber. Was diese Kirche wirklich einzigartig macht: erstmals wurde hier ein Tragwerk aus prächtig verziertem Gusseisen verwendet, die Steine des Mauerwerks selber sind nur Blendwerk und haben keine tragenden Funktionen. Wenn man das Kirchenschiff empor schaut, dann wird man an eine alte Markthalle erinnert. Und das ist überhaupt kein Wunder, denn der Architekt dieses Kirchengebäudes entwarf einst die berühmten, aber im Modernisierungswahn der 60er und 70er Jahre abgerissenen Markthallen von Les Halles.

Wir beschlossen, dass wir genug gesehen hatten für den Tag. Nach Hause, ins Hotel! Und Abends wollten wir essen gehen. Meine Liebste, gleichzeitig auch meine Beauftragte für Genussfragen, hat uns ein super bewertetes vietnamesisches Restaurant in Belleville herausgesucht, ganz in der Nähe unseres Hotels. Es war ebenfalls meine Liebste, die mich davon überzeugte, dass wir besser mit dem Bus nach Belleville fahren, denn sie hatte mit nur einem Blick auf ihr Handy eine Linie herausgefunden, die nicht weit unseres Standorts quer durch die Innenstadt bis zur Haltestelle direkt bei unserem Hotel fährt.

Wir bekamen sogar Sitzplätze und genossen sowohl die Aussicht als auch das Sozialverhalten der Pariser*innen in den Bussen des ÖPNVs. Es ist auffällig, dass vor allem ältere Personen lieber mit dem Bus als mit der Metro fahren. Zum einen sind die alten Metrostationen innerhalb der alten Stadtgrenzen in keinster Weise barrierefrei. Zum anderen ist die Fahrt mit der U-Bahn, ihr habt es ja bereits mitbekommen, meist enorm stressig und überfordernd.

Auch der Bus füllte sich schnell, aber alle Fahrgäste verhielten sich äußerst aufmerksam und freundlich einander gegenüber. Wer schlecht zu Fuß war, dem wurde sofort ein Sitzplatz angeboten. Wildfremde Leute begannen freundliche Gespräche, zusammen organisierte man, dass eine Frau mit Kinderwagen einsteigen konnte, obwohl eigentlich kein Platz mehr war. Niemand murrte, alle rückten zusammen. Ein alter Mann kramte in seiner Tasche herum, fischte Süßkram daraus hervor, überreichte es einem überraschten, den Klamotten nach armen Papa, der es an seine zwei wunderschönen kleinen Kinder weiterreichen sollte. Es war trotz des vollen Busses eine insgesamt sehr angenehme und spannende Fahrt. Und die Krönung des Ganzen: Als wir ankamen, hatten wir noch so viel Energie, dass wir uns in das kleine Bistro bei unserem Hotel setzten, noch etwas tranken, und kleine, süße Köstlichkeiten aus Nordafrika probierten.

Wir ruhten ein wenig aus, dann machten wir uns auf den Weg zum Restaurant. Zu unseren hart erlernten Skills als neurodivergente Menschen gehört es, dass wir im Restaurant (natürlich mit Reservierung) aufschlagen, sobald es gerade geöffnet hat und noch nichts los ist. Diesen Trick kann ich nur empfehlen. Der Service ist dann noch sehr entspannt und besonders zuvorkommend, das Essen ist schnell da, und wir sind fertig, wenn es beginnt so richtig voll und laut zu werden.

Das passte auch diesmal prima. Wir waren die ersten Gäste in den kleinen, aber echt nett gestalteten Räumlichkeiten. Der kommunikative und hyperaktive Kellner glaubte offenbar, dass es in Deutschland keine vietnamesische Küche gäbe und vermittelte uns so wortreich wie in einem schlechtem französisch die Vorzüge seiner Landesküche. Er erklärte uns detailreich die Speisekarte und empfahl uns die passenden Getränke. Vor allem passte seiner Ansicht nach zu allen Gerichten Bier. Vietnamesisches Bier. Oder chinesisches Bier. Kambodschanisches Bier sei aber auch nicht zu verachten. Zwar hätte er auch Wein da, aber der sei halt nicht landestypisch. Da ich aber keinen Alkohol trinke, musste ich mit einer süßen Kokoswasser-Plörre mit Fruchtstückchen drin vorlieb nehmen. Aus der Dose. Immerhin eisgekühlt.

Ich bestellte was mit Ente und Orange. Meine Liebste hatte Lust auf eine Schüssel Bun Bo, das ist ein herrlich würziger Reisnudelsalat, allerdings statt mit Rindfleisch mit vielen Garnelen. Und wahrscheinlich hieß das Gericht gar nicht Bun Bo, weil Bun, wenn ich es korrekt im Gedächtnis habe, Rindfleisch heißt. Ist ja auch egal, denn meine Liebste riss nach dem ersten Bissen die Augen auf und verkündete begeistert, wie unglaublich lecker ihr Essen doch sei. Meine Ente auf Orange kam auf einem Eisenpfännchen brutzelnd frisch aus dem Ofen. Es war das köstlichste vietnamesische Gericht, das ich je in meinem Leben gegessen habe.

Während wir aßen, lief der Laden voll. Alle Tische waren nun belegt, immer wieder kamen Leute rein um telefonisch bestelltes Essen abzuholen. Der Kellner, er war wahrscheinlich auch der Besitzer, konnte endlich seine Hyperaktivität produktiv ausleben und schmiss, um die eigene Achse wirbelnd, alleine den Service. Wenn wir uns auf das Essen konzentrieren, kommen wir mit Lautstärke und Gewusel ganz gut zurecht, weil unser Fokus uns Sicherheit gibt, bzw. uns ein Stück vor anderen Reizen abschirmt. So hatte ich nur am Rande mitbekommen, dass sich ein älteres Paar an den Tisch neben uns gesetzt hatte. Als meine Liebste mir wiederholt versicherte, wie lecker das doch sei, sprach sie der Mann an, ob wir Deutsche seien, er habe das Wort „Lecker“ verstanden. Er sprach sehr gut Deutsch und so hatten wir noch ein nettes, angenehmes Gespräch mit Leuten, die in Belleville lebten.

Damit endete der Tag 3. Das Fazit des Tages: Alles richtig gemacht! Was ein wunderschöner Tag! Trotzdem waren wir sehr müde. Paris ist so oder so anstrengend.

Tag 4.

Rückblickend möchte ich unseren vierten Tag in Paris „den Tag der Katastrophen“ nennen. Doch beginnen wir mit dem Anfang. Der war sehr schön und startete, ihr vermutet es richtig, mit dem Duft frischer Croissants und heißem Brot frisch aus der Bäckerei in der Nähe. Wir dösten noch etwas, duschten, quetschten uns zu zweit in den Miniaturaufzug, frühstückten, pflegten gemeinsam unsere Gewaltphantasien gegenüber der Glotze.

Heute sollte es in den Jardin des Plantes gehen. Das ist ein historischer, in seinem Kern formal angelegter großer Park auf der südlichen Seine-Seite. Ursprünglich war er der königliche Heilpflanzengarten, später ein botanischer Garten. Er wird eingerahmt durch einen Zoo, durch „die große Halle der Evolution“, ein naturhistorisches Museum, durch Gebäude mit einer mineralologischen und einer botanischen Sammlung sowie durch ein weiteres Gebäude mit einer paläontologischen Sammlung, also mit beeindruckenden Saurier-Skeletten und anderen Versteinerungen. Es gibt mehrere Gewächshäuser, das größte beherbergt Tropenpflanzen. Und in diesem Gewächshaus fand eine große Orchideenausstellung statt. Da wollten wir rein. Nicht wegen der Orchideen, sondern weil uns das viele Grün und die Wärme rief. Und danach, so stellten wir es uns vor, könnten wir entweder die große Halle der Evolution besuchen oder uns die Saurier-Skelette in der paläontologischen Sammlung anschauen.

Die Fahrt mit der Metro war eine einzige Katastrophe, und ich habe sogar vergessen, wie wir gefahren sind und wo wir überall umgestiegen sind. Es war so voll, dass wir mehrere Züge durchrauschen lassen mussten, weil wir uns nicht in die Züge quetschen wollten. Was wir letztlich dann doch tun mussten, weil die Züge immer voller wurden. Ich sah, wie meine Liebste panisch guckte und ganz bleich und gleichzeitig fleckig im Gesicht wurde. Sie bekam eine Panikattacke, also mussten wir an der nächsten Station raus. Ich weiß noch, wie wir verzweifelt herausfinden wollten, wie wir mit dem Bus zum Ziel kommen können, aber dann doch wieder die Metro nehmen mussten. Ich habe nur noch Erinnerungsfetzen an einzelne Situationen, zum Beispiel wie ich versuchte, meine Ohrstöpsel durch meine guten ANC-Ohrhörer auszutauschen, in der Hoffnung, dass sie den Lärm besser filtern. Was nicht wirklich was brachte. Oder dass meine Liebste verzweifelt rief, dass sie den Lärm und das Gewusel nicht weiter ertrage. Ich kann mich daran erinnern, dass alles am Rand meines Sichtfeldes flackerte, dass mein Kreislauf instabil wurde. Mehr können meine Liebste und ich nicht rekonstruieren. Uns fehlt, wie gesagt, schlicht die Erinnerung.

Unsere Erinnerungen setzen erst wieder ein, als wir am Gare de Lyon zittrig und völlig durch an die Oberfläche kamen. Wir wollten ein ruhiges Plätzchen finden und uns kurz ausruhen, auch um nachzuschauen, wie wir nun zum Park kommen, der eigentlich nicht mehr weit entfernt auf der anderen Seine-Seite liegt. Es gab kein ruhiges Plätzchen. Aber wir entdeckten prächtige Wandgemälde im Bahnhof, die die Städte und Landschaften auf der Zugstrecke nach Süden zeigten. Und Meine Liebste entdeckte das berühmte Bahnhofsrestaurant „Le Train Bleu“. Tut euch den Gefallen, befragt eine Suchmaschine danach und staunt über die Bilder!

Wir beschlossen, zu Fuß zum Park zu gehen. Über die Brücke, dann ein paar hundert Meter am Fluss entlang, dann wären wir schon da. Diese Ecke am Gare de Lyon ist laut und hässlich, geprägt vom tosenden Autoverkehr und einer grausamen Klötzchenarchitektur der 70er Jahre. Es wurde saniert, Presslufthämmer zerfetzten uns zusammen mit dem Gehupe der Autos und den Sirenen von Rettungsfahrzeugen die letzten Reste unseres Nervenkostüms. Auf der Brücke geriet meine Liebste erneut in einen Meltdown. Es gab keinen Rückzugsort, wir waren gefangen in einer Blase aus höllischem Lärm und Gewusel. Ich weiß nicht, wie wir es auf die andere Seine-Seite geschafft haben. Ich weiß nur noch, dass ich Notfallpläne schmiedete. So was wie mit dem Taxi zum Hotel fahren. Letztlich haben wir es dann doch bis in den Park geschafft. Die Einzelheiten erspare ich euch.

Im Park, der in den kalten Monaten vor allem den Jogger*innen gehört und als ein erweiterter Schulhof zum Toben für die Kinder der Innenstadt-Schulen dient, hatte ein Kiosk geöffnet. Obwohl ich kaum noch reden konnte, bestellte ich uns zwei Kaffee. Hier saßen wir nun schweigend und aßen unsere Notfall-CBD-Fruchtgummis, tranken unseren Kaffee. Langsam, sehr langsam kamen wir wieder zurück ins Leben, konnten wieder vorsichtig miteinander kommunizieren. Uns wurde kalt. Zeit, ins Gewächshaus zu gehen.

So warm wie erhofft, war es im tropischen Gewächshaus gar nicht. Aber das Grün der Pflanzen wirkte zusammen mit der stresslösenden Wirkung des CBDs wie eine dicke Schicht Nutella auf unsere geschundenen Sinne. Die Besucher*innen der Orchideenausstellung waren fast alles Orchideen-Geeks, die sich langsam und ehrfurchtsvoll flüsternd zwischen den Pflanzen bewegten. Sie störten uns nicht. Meine Liebste entdeckte eine Bank, dort saßen wir, nachdem wir alles gesehen und fotografiert hatten, noch lange und beobachteten die Leute.

Es meldete sich der Hunger. Da wir die Ecke schon von unserem vorletzten Paris-Urlaub kannten, wusste ich, dass die große Moschee ganz in der Nähe war. Diese Moschee wurde 1926 eingeweiht und war ein Dankeschön des französischen Staates an die Muslime, die als nicht immer ganz freiwillige koloniale Hilfstruppen im ersten Weltkrieg kämpften und starben. Es ist nicht nur eine Moschee im tunesischen Stil, sondern ein großer Komplex mit einer Schule, einem Hammam, einer Bibliothek, Konferenzräumen, einem Tee-Salon, und einem Restaurant. Den Tee-Salon kannten wir schon, und wir wussten, wie wunderschön das Restaurant gestaltet ist. Man fühlt sich in einen orientalischen Palast aus vergangener Zeit versetzt.

Leider war das wunderschöne Restaurant sehr gut besucht und sehr laut. Wir konnten dort trotz Gehörschutz nicht sitzen bleiben, wir hatten einfach keine Abwehrkräfte mehr. Also raus. Sehr bedauerlich.

Ein paar hundert Meter von der Moschee entfernt sahen wir mehrere Restaurants. Darunter ein ägyptisches Restaurant, das einen sehr angenehmen Eindruck machte und recht leer war. Das Essen war nicht nur günstig, sondern auch köstlich. Wir beglückwünschten uns gegenseitig zur richtigen Entscheidung, zahlten, und entschlossen uns noch zum Besuch der „großen Galerie der Evolution“.

Was für ein Gebäude! Stellt euch ein großes Gebäude für ein naturhistorisches Museum aus dem 19. Jahrhundert vor. Eines, das nicht in Etagen unterteilt war. Zwei breite, umlaufende Galerien gliederten den Innenraum um einen unverbauten „Hof“. Denkt euch dunkle Wandvertäfelungen, gusseiserne, verschnörkelte Geländer, gläserne Vitrinen in einem Rahmen aus dunklem Tropenholz, gläserne Wandschränke mit Ausstellungstücken. Hohe Türen führen zu staubigen Bibliotheken. Museumswächter achten penibel darauf, dass man den Ausstellungsstücken nicht zu nahe kommt und zischeln ein „Psssst!!!“, wenn Menschen sich zu laut über etwas unterhalten.

So ein Museum war es mal. Vor dem Umbau. Vor der großen Entstaubung. Man hat den einstigen Keller zu einer weiteren Etage geöffnet. Die gigantischen Skelette zweier Wale schwimmen heute zwischen dem ehemaligen Keller und dem Erdgeschoss. Doch es gibt es sie noch, die Galerien, die dunklen Wandvertäfelungen, die alten Vitrinen. Aber sie treten zurück hinter einem gigantischen Farbkonzept. Das ganze Museum, einschließlich der gläsernen Decke ist ein faszinierendes Kunstwerk aus langsam wechselnden Farben. Hinter den hohen Türen befinden sich keine staubigen Bibliotheken mehr, hier findet man heute die virtuellen Realitäten. Es gibt nach wie vor tausende ausgestopfte Tiere, Präparate in den Vitrinen und in den gläsernen Wandschränken. So ganz habe ich das Ausstellungskonzept nicht verstanden, alle Erklärungen sind ausschließlich in französisch. Außerdem hatten wir ganz ehrlich auch kein gesteigertes Interesse daran, irgendwas zu verstehen oder zu lernen, wir waren einfach nur von dem Gebäude geflasht und genossen alles daran!

Nachmittag. Wir mussten langsam zurück. Meine Liebste hatte eine Online-Schulung für ihre Domführer*innenprüfung. Es galt eine Anwesenheitspflicht, sie musste also teilnehmen. Ich hatte eine Idee: Wir fahren mit dem Bus zur Metrostation Chatelet, dort fährt die leere U-Bahn ein, die uns nach Belleville bringt. Da die Metro leer einfährt, so meine Überlegung, bekommen wir einen Sitzplatz, können die Augen zu machen und Musik hören, bis wir bei unserem Hotel aussteigen können. Haha. Ha. Ha...

Die Rückfahrt geriet wie die Hinfahrt zu einem einzigen Super-Gau. Wir wurden geschubst, fast niedergetrampelt, bekamen keine Sitzplätze, mussten aus Zügen und U-Bahn-Stationen fliehen. Meine Liebste konnte nicht mehr, fing an zu zittern und zu weinen. Ich lotste sie nach draußen, versuchte sie abzuschirmen und zu beruhigen. Wir können beide nicht mehr nachvollziehen, wie und auf welchen Umwegen wir ins Hotel kamen, irgendwann waren wir da.

Macht niemals den Fehler und fahrt in Paris zum Feierabendverkehr auf bestimmten Linien mit der Metro – vor allem, wenn ihr neurodivergent seid oder ein Problem mit Enge, Lautstärke oder Stress habt.

Ich schickte meine Liebste aufs Zimmer. Ich wollte noch was zu Essen im Supermarkt organisieren. Ich war natürlich bereits komplett durch. Ich konnte mich nicht mehr entscheiden. Ich bewegte mich in Zeitlupe. Aber ich bekam es hin. Zurück im Hotelzimmer konnte ich nicht mehr reden, mich nicht mehr bewegen. Ich stand da und starrte. Ich hörte meine Liebste mit mir reden, aber ich konnte sie nicht mehr verstehen. Ein Shutdown.

Ein Shutdown ist eine Notabschaltung, ein Schutzmechanismus. Um da wieder herauszukommen hilft normalerweise nur absolute Stille und Dunkelheit. Keine Reize, eine sichere, bekannte Umgebung. Aber das war mir nicht gegönnt, denn meine Liebste hatte ihre Online-Schulung. Ich ertrug die Helligkeit ihres Laptop-Bildschirms nicht, jedes Wort aus dem Lautsprecher war ein Schlag in die Fresse. Ich überwand meine Starre und flüchtete schwankend aus dem Zimmer, aus dem Hotel, hinein ins nun dunkle, abendliche Belleville. Der stetige Rhythmus meines Gangs und meines Atems beruhigte mich, ich dachte nicht, ich ging nur. Ich achtete nicht darauf, wohin ich ging, nahm nichts wirklich wahr, außer meinen Schritt- und Atemrhythmus. Dieser Zustand ist gefährlich. Ich hätte nicht gemerkt, wenn ich in eine Gefahrensituation geraten wäre. Ich hätte vor ein Auto laufen können, ohne das Auto zu bemerken. Ich hätte mich in üble Ecken (von denen ich nicht annehme, ob es sie dort gibt) verirren können. Ich war anfangs nicht einmal fähig, auf meine Karten-App zu schauen, um zu sehen, wo ich bin. Ich konnte nur gehen, nur Rhythmus sein.

Das Gehen half, und langsam, sehr langsam kehrten meine Alltagsfähigkeiten zumindest rudimentär zurück. Zurück im Hotel aß ich von meinem wild zusammengekauften Essen, fiel ins Bett, wünschte mir die Gnade des schnellen Einschlafens herbei. Der Schlaf war ausnahmsweise lieb zu mir. Er trödelte nicht.

Fazit des Tages: Ich bin ratlos, was ich als Fazit schreiben könnte. Obwohl der Tag einfach nur brutal war, gab es tolle und schöne Momente. Ich bin immer wieder erstaunt, was wir einfach so wegstecken können – und müssen. Wenn es ein Fazit gibt, dann ist es die Erkenntnis, dass meine Liebste und ich Helden sind. Stehaufmännchen, bzw. -frauchen.

Tag 5. Heimfahrt

Ein letztes mal Croissantduft am frühen Morgen. Ein letztes Frühstück, ein letztes mal von dem Fernseher genervt werden.

Ich fühlte mich einfach nur ausgelaugt, bis aufs Letzte ausgelutscht und innerlich vertrocknet. Ich freute mich auf Zuhause. Ausgerechnet heute kam endlich die Sonne raus. Das hatte die Wetter-App uns für jeden Tag versprochen, woran die Sonne sich aber nicht gehalten hatte. Nein, wir würden nicht mit der U-Bahn fahren, zumindest nicht mit der 11. Mit unseren Rollköfferchen spazierten wir zum Parc des Buttes-Chaumont, setzten uns ein wenig in die Sonne und beobachteten Teenager beim Schulsport. Wir wanderten weiter, zum Kanal Saint-Martin, tranken dort einen Kaffee auf dem Bürgersteig an einer Straße, auf der bei unserem letzten Aufenthalt noch Autos fuhren, die heute aber ein Fahrradweg ist. Ganz in der Nähe des Gare de l`Est warteten wir in einem Park und tankten Sonne. Ja, unsere inneren Akkus waren sehr leer. Geschätzt auf 10 Prozent runter, unsere Energiesparfunktion hatten wir aktiviert. Diese 10 Prozent reichten wahrscheinlich nur noch, um uns zum Bahnhof durchzuschlagen und uns in den TGV zu setzen.

Es kam anders. Denn ich wollte unbedingt noch ein Zitronentörtchen essen. Das hatte ich mir vorgenommen, das war meine private Tradition für Paris. Bisher kam ich nicht dazu. Ganz in der Nähe wusste ich eine gute Bäckerei und es war noch genug Zeit…

Angesichts der 10 Prozent Akku war das die idiotischste Idee des ganzen Urlaubs. Es endete damit, dass ich kein Zitronentörtchen bekam, weil eine lange Schlange vor der Bäckerei wartete. Es endete in einem fiesen Krach mit meiner Liebsten, einem gemeinsamen Meltdown, es endete damit, dass wir nun zum Zug hetzen mussten und nichts zu Essen dabei hatten. Der Zug war pünktlich, sowohl bei der Abfahrt als auch bei der Ankunft in Luxemburg. Der Zug von Luxemburg nach Hause fuhr pünktlich ab, aber sobald wir die Grenze passiert hatten, fuhren wir Schritttempo. Deutschland begrüßte uns mit dem, was es am besten kann: Mit einer dicken Verspätung.

Und nun zu der Frage, ob wir Paris im Februar empfehlen können.

Für nicht neurodivergente Menschen würde ich sagen – ja. Macht ruhig. Seid euch klar, dass die Stadt nicht so locker-flockig entspannt ist wie in den warmen Jahreszeiten, aber für einen Besuch der Museen ist der Februar prima.

Neurodivergenten Menschen rate ich: Flieht, ihr Narren! Lasst es! Die kahlen Parks und Gärten bieten keine Möglichkeiten zur Entspannung. Macht euch klar, dass Sonne und Wärme einen deutlichen Einfluss auf eure und auf die Stimmung der Stadtbewohnerinnen haben. Im Februar ist es noch meist zu kühl, um draußen zu sitzen, und in den Cafés drin ist es oft laut. Die Stimmung in der Stadt ist geprägt von Hektik und nein, an den touristischen Hotspots gehts auch nicht wirklich ruhiger zu. Lasst diese Hotspots besser links liegen. Es lohnt nicht wirklich. Meidet unbedingt bestimmte U-Bahn-Linien! Vor allem die 11. Geht lieber viel zu Fuß. Der Besuch von Museen ist im Februar grundsätzlich okay. Aber vielleicht informiert ihr euch vorher, wann besonders wenig los ist. So werden wir es im Mai bei unserem London-Urlaub machen. Wir fragen vorher an, wann ein Besuch für Autistinnen möglich ist und uns danach richten. Und selbstverständlich denkt an Gehörschutz, an eure Sonnenbrille und an eure Fummelspielzeuge.

Wer bis hier hin durchgehalten hat – Respekt! Ich danke euch fürs Lesen! Bis bald!

 
Weiterlesen...

from Yulko Polo Travel Blog

General Info

Country: Switzerland | Languages: German, French, Italian, and Romansh | Currency: Swiss Franc (CHF) | Flag: 🇨🇭 | When visited: January 2025, April 2021

____________________________________________________________________________

🗺️ Check out my new “Now and Then” travel account on Instagram: https://www.instagram.com/nowandthenjourney

s

🚗 How to commute

The best and the most affordable way to reach the city centre or Central Station from the Airport is the public transport like tram (ca. 30 minutes with the tram 10) or train (ca. 15 minutes with S2, S16 or S24). Public transport in the city includes trains, buses, trams, ferries, and even funicular, and cable car, is well-developed, operates during both day and nighttime, but is pretty expensive. If you plan to move around multiple times during the day, it makes sense to buy a Zürich Card for 24 or 72 hours. It will include all public transport in Zurich City zones (110, 111, 121, 140, 150, 154, 155) including cruise by lake as well as free admission to multiple museums. s

🏨 Where to stay

We've been staying in the Zurich Oerlikon district, and it's a pretty nice and calm place with affordable accommodations. First time, when we visited the city during the pandemic time, we've been staying in the cool hotel going through renovation, which is not available for stays any more. This year, we decided to stay at one of Vision Apartments buildings, and I would really not recommend this place for a stay. It's a bit cheaper than some budget chain hotels like Ibis, but as there is a full self-service and terrible service hotline (you also have to pay for roaming if you are calling!), you may just end up with a really unpleasant experience, while not being able to fix anything on the go.

🍽️ What and where to eat

Multiple food options are available to choose from: from snacks and restaurants in Coop or Migros supermarkets to traditional dishes in fancy old restaurants. The food, just like all the rest, is pretty expensive. Both time we actually were mostly eating either in Migros or Coop restaurants, where they have a wide variety of hot food as well as snacks and bakery. I can't share any special highlights regarding restaurants or cafés, but I totally recommend trying some fresh and tasty or unusual food in supermarkets: fish and seafood there are super fresh, there is a huge variety of cheese and chocolate, fruits and nuts are also tasty and herbal local bottled tees are just amazing! s s s

👀 What to do and what to see

  • Walk around the city and check out the Old City (Disctrict 1 and Altstadt). The whole area from the central station and till the lake (Zürichsee) is super nice and there are multiple historical and old nice places and buildings to see and visit: Lindenhof Züricn, Kirche Frauenmünster, Münsterbrücke, Grossmünster, Operhaus Zürich and so on. Just take a walk from the central station towards the lake along any benches of the river. s s

  • Visit Lenin's places in the city. You can start with Lenin's house (Spiegelgasse 14), then go to the Zentralbibliothek Zürich and finish up at the exposition in the Swiss National Museum. s s s s

  • Take a walk or a boat trip around the lake. From Zürich Bürkliplatz ferries to various cities like Erlenbach, Thalwil and Rappeswil departs regularly. One just can take a round trip travel with any of them. s s s s

  • While walking around the city, have a look at various shopwindows. They are so beautiful sometimes! s s s

  • Travel around.

  • You can go to mountain to enjoy nature almost in any directions. For example, visit Tektonikarena Sardona from Ziegelbrücke. s s s s s s

  • Travel to other countries like Lichtenstein: you can go to Sevelen with a train and enjoy Vaduz with its nice museums, wine region and so on. s s s

  • or go to Kreuzlingen-Konstanz, where Switzerland has a boarder with Germany via the lake Bodensee. s s s

💡 Some highlights

  • Here one can notice huge stratification: 3-4 levels mansions with boat-houses along the lake and small flats on the other side of the city.
  • This time we have noticed that everything got more expensive and prices are pretty high. And if you come from EU, you should remember that you'll have roaming prices for calls and internet here.
  • Swiss people really know a thing or two about herbs and spices, be sure to try local herbal tees both fresh and bottled.
  • One can buy pre-rolls tabak hanf in kiosks.
  • It's a transportation and commodity trading/storage hub, so many products like nuts, spices, octopus, seafood like scallop etc. are available, they are fresh and tasty.
  • You can buy Bitcoin and Ethereum “Cryptonow” top-up cards at the post offices. s
 
Read more...