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from El blog de Aetherius Eldritch
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from El blog de Aetherius Eldritch
Read more...from Der Emil
Nein, es ist nicht nur das, nicht nur ein Gefühl. Es ist eine mehr als beschissene Welt, die ich gerade erlebe. Gut und Böse sind nicht mehr klar voneinander zu unterscheiden. Die Vernunft scheint eine lange, sehr lange Pause zu machen (ich hoffe, daß sie noch nicht in der Notaufnahme oder Intensivstation gelandet ist). Nie im Leben hätte ich mir vorstellen, geschweige denn glauben können, daß ein paar sogenannte Politiker (aber Politik macht ja keiner mehr von denen, zumindest nicht mehr zum Wohle des Gemeinwesens) die Welt zugrundezurichten drohen. Und den Kann-Nicht-Kanzler zähle ich zu genau denen.
Was tun? Zumindest gegen mein ungutes Gefühl? Ich kann mich ja nicht einfach aus der Welt verabschieden, nicht dauerhaft, ich möchte schon noch eine Weile leben. Die Rückzüge in die Welten, die ich in Büchern finde, reichen mir nicht mehr aus, all den Scheiß zu kompensieren. Was ich dagegen tun kann, gegen den vorhersehbaren Weltuntergang, das tu ich; aber meine Mittel und Kräfte sind begrenzt. Wo ich mich mit anderen Menschen zusammentun kann dafür, da tu ich das; doch auch ich habe nur 24 Stunden täglich zur Verfügung, um etwas zu tun.
Ich hoffe, daß mich meine Angst – ja, ich habe Angst vor dem, was #Trump, #Putin, #Merz und all die anderen umsetzen wollen – nicht verstummen läßt. Nicht verzweifeln und erstarren läßt. Die ganze Welt, wie ich sie kenne, droht unterzugehen, diesmal in viel größerem Umfang als 1989/90. Und das, was dann vor uns liegt, wird dem ähneln, was meine Großeltern ertragen mußten.
Ich sehe einen (unter anderem sozialen) Kataklysmus auf mich, auf uns zukommen …
from Michael Gisiger
Anfang des Jahres machten alarmierende Schlagzeilen die Runde: Die „Generation Z“ verliere angeblich die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben – ein Verlust einer 5'500 Jahre alten Kulturtechnik, verursacht durch die Digitalisierung. „40 Prozent der Schüler haben die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben eingebüsst“, hiess es etwa in Berichten von 20 Minuten oder MSN. Die Berichte zeichneten das Bild einer verlorenen Generation, die ohne Stift und Papier in eine düstere Zukunft blicke.
Doch diese Sensationsmeldungen haben wenig mit der Realität zu tun. Tatsächlich stammen viele dieser Berichte aus Fehlinterpretationen einer wissenschaftlichen Studie – des DigiHand-Projekts der Universität Stavanger und der Hochschule Volda in Norwegen. Zeit also, einen Blick auf die echten Ergebnisse zu werfen – und auf das, was die Medien dabei ignoriert haben.
Das DigiHand-Projekt ist eines der bislang umfassendsten Forschungsprojekte zur Frage, wie sich in der #Bildung das Schreiben von Hand und das Schreiben auf digitalen Geräten* auf die Schreibentwicklung von Schulkindern auswirkt. Durchgeführt wurde es von einem interdisziplinären Team der Universität Stavanger und der Hochschule Volda in Norwegen. Über zwei Schuljahre hinweg wurden mehr als 500 Schülerinnen und Schüler aus 33 norwegischen Grundschulen begleitet und beobachtet.
*Nachtrag, weil ich gefragt wurde und es nicht ganz klar formuliert ist: „Schreiben auf digitalen Geräten“ bedeutet, dass die Schulkinder ein persönliches Tablet nutzten, darauf aber mit Tastatur schrieben; aus dem Studiendesign geht jedoch nicht klar hervor, ob es sich um eine virtuelle Tastatur auf dem Tablet oder eine physische Tastatur am Tablet handelte.
Die Schulen setzten dabei unterschiedliche Schreibmethoden ein:
Ziel war es, herauszufinden, welche Methode die Schreibentwicklung – gemessen an Schreibgeschwindigkeit, Textqualität, Rechtschreibung und Motivation – am besten fördert. Ergänzt wurde die Untersuchung durch die Analyse von Unterrichtsvideos, um die Qualität des Feedbacks durch Lehrpersonen und die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler darauf zu erfassen.
Die tatsächlichen Ergebnisse des DigiHand-Projekts zeichnen ein differenziertes Bild – weit entfernt von den dramatischen Untergangsszenarien der Medien. Die nachfolgende Zusammenfassung basiert auf einer Sichtung aller zugänglichen, im Rahmen des DigiHand-Projekts veröffentlichten wissenschaftlichen Publikationen.
Kinder, die regelmässig von Hand schreiben, entwickeln eine bessere Handschrift und sind in der Lage, lesbarer und flüssiger zu schreiben. Gleichzeitig zeigte sich aber, dass Schülerinnen und Schüler, die hauptsächlich auf Tablets schreiben, oft längere Texte verfassen und dabei schneller sind. Rechtschreibung und Textstruktur profitieren bei digitalen Texten von Funktionen wie der automatischen Korrektur und der besseren Übersichtlichkeit auf dem Bildschirm.
Die Studie konnte keinen Beleg dafür finden, dass Kinder die Handschrift „verlernen“, wenn sie häufiger digitale Geräte nutzen. Vielmehr zeigte sich, dass die Fähigkeit zum Schreiben mit der Hand erhalten bleibt – selbst in Klassen, in denen primär auf Tablets geschrieben wurde. Schülerinnen und Schüler, die hauptsächlich digital schrieben, schnitten in Handschrift-Tests nur geringfügig schlechter ab als jene, die primär von Hand schrieben.
Die Motivation zum Schreiben war in Klassen, die sowohl digitale als auch handschriftliche Methoden kombinierten, am höchsten. Entscheidend für die Schreibqualität war jedoch nicht die Methode selbst, sondern die Qualität des Feedbacks durch die Lehrpersonen. Klassen mit gutem, strukturiertem Feedback – ob mündlich oder schriftlich – zeigten bessere Fortschritte, unabhängig von der Schreibmethode.
Die besten Ergebnisse erzielten Schülerinnen und Schüler, die regelmässig zwischen handschriftlichem und digitalem Schreiben wechselten. Die Handschrift fördert Feinmotorik und visuelle Gedächtnisleistung, während das digitale Schreiben die Textlänge und die Struktur verbessert. Die Studie empfiehlt daher, beide Methoden bewusst zu kombinieren, um die jeweiligen Vorteile zu nutzen.
Die alarmierenden Schlagzeilen zum „Verlust der Handschrift“ basieren auf einer dramatischen Fehlinterpretation der Studienergebnisse. Tatsächlich wurde in der Studie kein „Fähigkeitsverlust“ nachgewiesen – schon gar nicht in der Grössenordnung von 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler. Vielmehr offenbart die Studie eine differenzierte Entwicklung: Die Handschrift bleibt wichtig, aber digitale Schreibmethoden bringen zusätzliche Vorteile.
Die Medienberichte ignorieren dabei die eigentliche Kernbotschaft der Forschung: Es geht nicht um ein Entweder-oder zwischen Handschrift und digitalem Schreiben – sondern um die sinnvolle Kombination beider Ansätze. Wer die Handschrift aufgibt, beraubt die Kinder wichtiger motorischer und kognitiver Fähigkeiten. Wer digitales Schreiben ignoriert, verwehrt ihnen die Möglichkeit, effizient und strukturiert längere Texte zu verfassen.
Das wahre Problem liegt also nicht im angeblichen „Verlernen“ der Handschrift, sondern in einer verengten Sichtweise auf das Schreiben als Kulturtechnik. Die Herausforderung für Schulen und Lehrpersonen besteht darin, beide Schreibformen gezielt zu fördern – und den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, wann welche Methode sinnvoll ist.
Anstatt die Handschrift gegen das digitale Schreiben auszuspielen, sollten wir die Synergien beider Ansätze nutzen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass der Unterricht durch eine gezielte Kombination von Handschrift und digitalen Methoden verbessert werden kann. Schülerinnen und Schüler profitieren sowohl von der motorischen Herausforderung des Handschreibens als auch von den strukturellen Vorteilen des digitalen Schreibens.
Panikmache und Sensationsjournalismus helfen hier nicht weiter – wohl aber ein pragmatischer Ansatz, der die Vorteile beider Methoden vereint. Das Ziel sollte nicht sein, eine Technik durch die andere zu ersetzen – sondern beide gezielt zu nutzen, um die Schreibkompetenz der nächsten Generation zu stärken.
Handschrift stirbt nicht – sie wird durch digitale Werkzeuge ergänzt. Und das ist eine gute Nachricht für das #Lernen.
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie von Beiträgen, die sich mit dem Thema befassen: |
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1. Papier und Digital effizient verbinden (2): Wie das Schreiben von Hand das Lernen und die Gedächtnisleistung fördert |
2. Papier und Digital effizient verbinden (3): Und was ist mit Stift auf Display? |
3. Papier und Digital effizient verbinden (4): aktuelle Studienergebnisse als Nachtrag |
Bildquelle Albert Edelfelt (1854–1905): Dam som skriver brev (Eine Dame schreibt einen Brief), Nationalmuseum, Stockholm, Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken/Quellen und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet.
Topic #Erwachsenenbildung
from BELLE and the Voices (novel under construction)
Belle sighed as she got off the bus. It had been a long trip. But the longest trip was yet to come. She still had to walk the quarter of a mile to her house. She breathed a sigh of relief—she was back home. But she still had a long way to go. It was very much the part of the trip that was stressing her out; after all, it was the first time she had returned to her hometown village after the exposure of Justin. She was nervous still because of this fact. What if Yoshi and the others hated her?
“No, no.”, she said. “That’s enough. They are your family after all.” The whole village was probably waiting for her, she reasoned. As she thought this, she saw a bronze statue of someone quite familiar—Belle, her avatar in U, the virtual reality that enabled what was basically Belle’s blossoming. Without it, she wouldn’t be the young woman she is today. As she looked upon it, a villager, perhaps not recognizing her, came up to her.
“Pretty, isn’t it?” he said.
Belle only nodded.
“It’s a new statue they put up in August of Belle. She’s our village’s hero.” continued the villager.
Belle could only nod before turning around, checking tears, and continuing on her way.
“That guy? He could be any of the thousands—no, millions—that attend my concerts. That’s the power of U, I guess.” Belle reminded herself, as she passed over the bridge where her mother had passed saving a young child. That was fifteen years ago, and U had saved her. It gave her an outlet to express her grief. U had claimed to bring out the best in someone. But U, reasoned Belle, then Suzu, would not be able to see her best side. But when she tried it, she was surprised. She had her voice, the one that she had lost, in this unfamiliar universe. As online communities tend to do, they spread videos of this very strong singing voice online. Belle—the avatar—had thusly become a overnight star. But one fateful day, during the start of her first concerts, a mysterious user with the username of Dragon had interrupted her concert, breaking into the spherical concert hall. While she did not know it at the time, the young man behind this mask, a very aggressive and ruthless PvPer, was being abused. That day, however, Belle could only ask one question:
Why? Why are you this way?
After her concert, she tried to find him, the real him. She, with the help of Hiro, her high school friend, and the elder women of the village, had tracked him down. He lived in Tokyo with his abusive father—it turns out that just like Belle, Kei, the Dragon’s real name, had no mother. He had to tolerate his father’s abuse with no way out. That is, until Suzu, Hito and her village found him. Suzu had gone all the way to Tokyo alone, just to protect him.
She shook her head, and went down to the beach where her mother’s grave was. In U, Hito had informed her friend (and artist) that her mother had gotten a proper grave. It was very rare for a common person like her to have gotten a grave, let alone one of bronze, especially given her means of death. As soon as Belle went down the berm on to the beach where her mother had drowned, she could see it. A small (at least in comparison to her own) statue stood where the child had cried out for help that day. Belle had brought some flowers from the supermarket next to Tokyo Station before leaving, and she laid those on her mother’s grave. “How brave you were then, Mother.” she mused. “It’s not fair that you aren’t here to see who I am now. A pop singer!”
She composed herself and returned to the path. She reached the decripit school where she had choir and revealed Justin’s secret and turned and sighed. She paused and continued on. Soon she was at the corner shop where Kamishimi was. He had won the nationals the year after the Justin incident, as her exposé came to be known. It was just about noon on a Wednesday, which meant Kami was available to visit here. “Hello, welcome—“ Kami started, his jaw dropping and speech stopping when he saw who exactly he was visiting. “Suzu?!? Are you here?” He put down what he was doing and came and hugged her. “How have you been, Kami? It’s been two years.” She also told Kami about her name change. Given that she wasn’t marrying, it took a court battle to win to have her village’s town office (staff total: 5) allow a full name change to occur.
“Just fine, I guess. I won nationals! Didn’t quite make it into the Olympics this last year, but one can hope for next time, no?” He smiled.
Despite her anxiety, seeing Kami with his ever-present smile made her relax. It was good to be home—and she hadn’t even been home, home yet.
A bit later, after chatting to Kami, who seemed as… off… as usual, she went towards her house. And there she saw it. The house.
[[Chapter 1— The Voices|Next chapter]]
from Michael Gisiger
Micro-Habits gelten als einfache, aber wirkungsvolle Strategien, um das Wohlbefinden im Alltag zu verbessern. Es sind minimalistische Gewohnheiten, die so klein sind, dass sie kaum Überwindung kosten, aber langfristig dennoch Veränderungen bewirken sollen. In den letzten Jahren hat sich dieser Ansatz in der Produktivitäts- und Selbstoptimierungsszene etabliert. Die Idee: Wer sich jeden Tag nur wenige Minuten einer positiven Handlung widmet, entwickelt nachhaltige Routinen, die Körper und Geist guttun. Doch wie wirksam sind diese kleinen #Habits wirklich? Während einige von ihnen gut durch wissenschaftliche Studien gestützt werden, fehlt für andere der eindeutige Beleg.
Somatic Pauses bezeichnen Momente, in denen die Aufmerksamkeit gezielt auf körperliche Empfindungen gelenkt wird. Eine kurze Atemübung, das Spüren des eigenen Herzschlags oder eine bewusste Körperhaltung – all dies soll dabei helfen, Stress abzubauen und die Selbstwahrnehmung zu stärken. Das Konzept lehnt sich an das Konzept der #Achtsamkeit an, die insbesondere durch die (nicht unumstrittenen) Arbeiten von Jon Kabat-Zinn bekannt wurden. Studien zeigen, dass Achtsamkeitspraktiken #Stress reduzieren können. So belegt eine Untersuchung von Creswell (2017), dass selbst kurze Achtsamkeitsübungen positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Dennoch bleibt unklar, ob explizit als Somatic Pauses bezeichnete Techniken in ihrer minimalistischen Form den gleichen Effekt erzielen.
Der Blick ins Grüne oder ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft – bereits wenige Minuten Naturkontakt sollen helfen, geistige Erschöpfung zu lindern und die Konzentration zu steigern. Diese Idee ist nicht neu: Die Attention Restoration Theory (ART), die von Rachel und Stephen Kaplan entwickelt wurde, besagt, dass natürliche Umgebungen eine erholsame Wirkung auf den Geist haben. Forschungsergebnisse zeigen, dass längere Aufenthalte in der Natur nachweislich das Stresslevel senken. Kaplan (1995) konnte belegen, dass Menschen in grünen Umgebungen ihre kognitiven Ressourcen schneller regenerieren. Doch während längere Naturaufenthalte gut erforscht sind, gibt es bislang kaum Studien, die sich ausschliesslich mit der Wirkung extrem kurzer Naturpausen beschäftigen. Der theoretische Hintergrund spricht für eine positive Wirkung – der direkte Nachweis steht allerdings noch aus.
Selbstmitgefühl ist ein wichtiger Faktor für emotionales Wohlbefinden. Wer sich in schwierigen Momenten nicht selbst verurteilt, sondern mit Nachsicht begegnet, schützt sich langfristig vor übermässigem Stress und negativen Gedankenspiralen. Kristin Neff, eine führende Forscherin auf diesem Gebiet, beschreibt Self-Compassion als eine Mischung aus Achtsamkeit, Selbstfreundlichkeit und der Erkenntnis, dass Schwierigkeiten zum Menschsein dazugehören. Studien belegen, dass gezielte Selbstmitgefühlsübungen das psychische Wohlbefinden verbessern. So zeigten Neff und Germer (2013) in einer kontrollierten Studie, dass Selbstmitgefühlstrainings das Stressempfinden und depressive Symptome verringern können. Da Self-Compassion sowohl eine Haltung als auch eine Praxis ist, lässt sich die Umsetzung leicht in kleinen Schritten gestalten – sei es durch eine kurze, freundliche Selbstzuwendung oder eine bewusste Reaktion auf herausfordernde Situationen.
Ein aufgeräumtes Umfeld soll für einen klareren Kopf sorgen – so lautet die Grundidee des Two-Minute Tidy. Innerhalb von nur zwei Minuten wird bewusst Ordnung geschaffen, sei es am Schreibtisch oder im Wohnbereich. Die psychologische Annahme dahinter ist, dass visuelle Unordnung die kognitive Verarbeitung beeinträchtigen kann. In der Tat gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass eine strukturierte Umgebung das Wohlbefinden fördern kann. McMains und Kastner (2011) zeigen in ihrer Forschung, dass das Gehirn aufgeräumte visuelle Reize effizienter verarbeitet. Allerdings gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass genau zwei Minuten Aufräumen eine signifikante Veränderung bewirken. Auch wenn der Ansatz plausibel erscheint, bleibt die Wirksamkeit als Micro-Habit spekulativ.
Das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs ist eines der am besten erforschten Self-Care Micro-Habits. Die Idee ist einfach: Jeden Tag werden ein bis drei Dinge notiert, für die man dankbar ist. Zahlreiche Studien aus der positiven Psychologie belegen, dass diese einfache Praxis zu einer gesteigerten Lebenszufriedenheit führen kann. Emmons und McCullough (2003) fanden heraus, dass Menschen, die regelmässig Dankbarkeit dokumentieren, optimistischer sind und weniger Stress empfinden. Wood et al. (2010) bestätigen, dass Dankbarkeitsübungen langfristig das emotionale Wohlbefinden fördern können. Während nicht jede Person gleichermassen von dieser Methode profitiert, ist die wissenschaftliche Evidenz für Gratitude Journalling solide.
Damit eine neue Gewohnheit langfristig Bestand hat, muss sie leicht umsetzbar sein. Die Forschung zur Habit-Formation zeigt, dass Wiederholung in einem stabilen Kontext entscheidend ist. Lally et al. (2010) konnten nachweisen, dass es durchschnittlich 66 Tage dauert, bis eine Handlung automatisiert wird. Der Erfolg von Micro-Habits hängt daher massgeblich davon ab, dass sie mit bereits bestehenden Routinen verknüpft werden. So kann ein Dankbarkeitsjournal vor dem Zubettgehen zur festen Gewohnheit werden oder eine Somatic Pause in den Arbeitsalltag integriert werden, indem sie mit dem morgendlichen Kaffeetrinken gekoppelt wird.
Micro-Habits versprechen, durch kleine Veränderungen im Alltag grosse Effekte zu erzielen. Während einige dieser Interventionen, wie Self-Compassion oder Gratitude Journalling, gut durch wissenschaftliche Studien gestützt sind, gibt es für andere, wie Micro Nature Breaks oder Somatic Pauses, vor allem indirekte Hinweise auf ihre Wirksamkeit. Der Two-Minute Tidy basiert auf einer plausiblen Annahme, aber seine konkrete Effektivität als Micro-Habit wurde bisher kaum erforscht. Insgesamt können Micro-Habits eine sinnvolle Ergänzung für das eigene Wohlbefinden sein – jedoch eher als Teil einer grösseren Strategie, denn als alleinige Massnahme. Ihre Wirkung hängt stark von der individuellen Umsetzung und Regelmässigkeit ab. Wer also kleine, leicht umsetzbare Veränderungen in seinen Alltag integrieren möchte, kann von Micro-Habits profitieren – sollte jedoch keine Wundermittel erwarten.
Literatur
Bildquelle August Macke (1887–1914): Mädchen im Grünen, Neue Pinakothek, München, Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken/Quellen und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet.
Topic #ProductivityPorn
from Buffy the Vampire Slayer, redux
1st March, 2025
In the years either side of the start of the 21st Century, I was a huge fan of the Buffy the Vampire Slayer television series.
A huge fan. I'd arrange my week around ensuring that I caught the programme as soon as it was transmitted (Wednesday evenings on BBC2, here in the UK) and then once each series was over I'd be popping into the local HMV on a weekly basis to see if the box set was available. As soon as it was, I bought it. On VHS, as this was before I owned a DVD player and long, long before the concept of streaming box sets was available.
By the mid 2000s I did have a DVD player and at some point while moving house, I managed to lose the VHS player and never replaced it. And so eventually to make space I got rid of all my VHS cassettes – over a hundred of them – including all seven seasons of Buffy.
I've not really watched Buffy since it was broadcast. Perhaps that's in part because after the show ended, Sarah Michelle Gellar did a couple of further movies and then more or less retired, so that those mental prompts to ride the nostalgia wave never appeared. Of course some of the other main cast members have continued to have high profile media careers but that's not quite the same.
And then with the recent news of Michelle Trachtenberg's death (aged not even 40, how sad is that) I started thinking more and more about rewatching BTvS, the whole lot. Even series 1. So I've got myself the full box set – on DVD this time! – and I'm going to see about blogging each episode as I go along.
This won't be a fast-moving blog. I don't have the time or inclination to binge-watch all 144 episodes. I'm expecting this to be a long-term project, probably taking a couple of years to get through as I'm unlikely to watch more than 2-3 episodes a week at best. But let's see how it goes.
from Erdrandbewohner
Ich rufe die Onleihe auf, stöbere herum auf der Suche nach Büchern über Autismus. Ein paar Bücher, es ist wirklich nicht die Welt. In über der Hälfte aller verfügbaren Bücher zu dem Thema gehts um Kinder oder sind furzstaubtrockene Ergüsse irgendwelcher (höchstwahrscheinlich mit einer DIN-gerechten und TÜV-geprüften Hirnchemie ausgestattenen) Mediziner:innen, die mit ihrem gesamten medizinischen Wissen ganz einfühlsam alles dafür tun, damit das Krumme möglichst gerade wird.
Das ist der leider immer noch übliche pathologische Blick auf Neurodivergenz. Der folgende Klappentext ist Beispielhaft für den Blick auf den Autismus und auf die Autist:innen:
„Autismus – das Sichabsondern von der Außenwelt und Verschlossen bleiben in der Welt der eigenen Gedanken und Phantasien – zählt zu den besonders rätselhaften seelischen Störungen. In diesem Buch werden von einem renomierten Spezialisten… (Blahblahblah)“
Ja natürlich, Autist:innen sondern sich ab und leben in ihrer eigenen Welt. Und klar, Autist:innen sind seelisch gestört, da braucht es schon renommierte Spezialisten... Hört ihr meine sarkasmustriefende Stimme?
Auf anderen Klappentexten leiden autistische Menschen immer ganz fürchterlich unter ihrem Autismus, oder es sind Eltern, die leiden. Manchmal leiden auch die Lehrkräfte. Leid. So viel Leid. In meinem Kopf hüpft eine Video-2000-Kassette mit einem Tränendrüsen-Video der Aktion Sorgenkind aus Anfang der 80er in den monströsen und sündhaft teuren Videorekorder und spielt sich selber ab.
In Büchern besonders wohlwollender Autor:innen werden die Stärken von Autist:innen betont. Mathe! Strukturiertes Denken! Mustererkennung! Informatik! Spezialinteressen-Expert:innen! Yippie! Alles Superkräfte! Die kann man sogar kapitalistisch verwerten! Aber bloß nicht alleine auf die Menschheit loslassen, das wird schief gehen.
Boah... Bullshitbingo pur!
Und dann gab es da noch dies eine Buch. Ein Roman, der mich berührte, mich durchrüttelte, und mich mit unendlich viel Liebe für die Protagonistin überflutete – die mich in ihrem Denken, Erleben und Handeln in so vielen Dingen an mich während meiner Kindheit und Jugend erinnerte. Ich glaube, dieses Buch eroberte sich bereits mit dem ersten Kapitel seinen Platz in meinen persönlichen Pantheon der lebensverändernden Bücher.
Heute wird es nicht um dieses Buch gehen. Sorry. Aber vielleicht in einem der nächsten Blogartikel.
Als ich mich noch über die stereotypen Klischees in Buchform aufrege, kamen mir merkwürdige Gedanken. Und die gingen in etwa so: „Hm, was heißt das eigentlich, „in seiner eigenen Welt“ zu leben? Warum wird das vor allem bei Autist:innen gesagt, aber nicht bei Fußballfans. Die Welt eines Bayern-Fans muss doch eine völlig andere Welt sein als die eines Kaiserslautern-Fans? Oder wie ist das bei Polizist:innen? Oder bei Bibliotheksangestellten?“.
Mal ernsthaft, wisst ihr, wenn ihr nicht zu so einer Gruppe gehört, wie die wirklich ticken? Worüber sich Fußballfans beim Pinkeln im Stadionklo so unterhalten, was für Phantasien sich die Polizist:innen bei ihren Schießübungen hingeben, was die Bibliothekar:innen zwischen den Regalen in der Bücherei heimlich treiben? Über was nerden sie in ihren Mittagspausen herum, wie sind die Erkennungszeichen, die geheimen Rituale? Ich habe nicht die geringste Ahnung, denn ich lebe nicht in deren Welten. (Super, jetzt sehe ich vor meinem geistigen Auge Bibliotheksangestellte im muffig-staubigen Bibliothekskeller bei Kerzenlicht okkulte Rituale vollziehen…)
Doch zurück zu meinem Gedankengang: „Eigentlich sind eigene wie auch gemeinsame Welten etwas völlig Normales und Schönes. Das führt mich zu der Frage: „WAS ZUM GEIER IST MEINE EIGENE WELT?! Warum fühlt sich meine eigene Welt so falsch und unpassend an, als sei das gar nicht meine eigene Welt, sondern was anderes?“
In der Tat wurde es von den Erwachsenen nicht gerne gesehen, wenn ich als Kind zu sehr in meiner „eigenen Welt“ lebte, und ich merkte schon früh, dass es kaum Überschneidungen zwischen meiner und der Welt der anderen Kinder gibt. In meiner Welt gab es Bücher. Von meinem Taschengeld kaufte ich mir (fast) alle Bücher aus der Burg-Schreckenstein-Reihe, Jules Vernes Werke und natürlich vieles von Karl May. Ich liebte heiß und innig die Tripods-Trilogie von John Christopher und später das Buch Andymon von Angela und Karlheinz Steinmüller. In der Welt anderer Jungs wurde Fußball gespielt und so getan als sei man Bruce Lee oder Supermäääään! (Was bitte ist ein Bruce Lee, und warum fuchtelt man dabei immer mit den Armen und macht währendessen so komische Geräusche?)
Aber ich war ein kluges Kind, ich beobachtete, ahmte nach, heuchelte sogar Interesse für Themen, die ich totlangweilig fand. Ich lernte, mich in den richtigen Augenblicken unsichtbar zu machen (das ist aber ein anderes Thema) und ich lernte, dass besonders Lehrer:innen es mögen, wenn man ihnen (scheinbar) ununterbrochen mit einem Halblächeln ins Gesicht starrte, während man mit seinen Gedanken auf Weltreise ging. Die Lehrer:innen nannten das „aufmerksam und interessiert sein“, und diese erworbene Fähigkeit rettete mir in diesem Bildungssystem mehrmals den Arsch.
Doch trotzdem ahnte man, dass mit mir irgendwas nicht stimmte. Im zweiten Schuljahr war ich ständig krank, verpasste viel Unterricht. „Ihr Sohn ist geistig behindert, deswegen wäre es zu seinem Besten, wenn er auf eine Sonderschule ginge!“, so meine neue Grundschullehrerin in der zweiten Grundschulklasse (34 Kinder auf engstem Raum in einem schallernden Klassenzimmer). Meine Eltern waren empört. Und holten ein kinderpsychologisches Gutachten ein. Ein außergewöhnlich kluges Kerlchen sei ich, stand darin. Wenn auch mit deutlichen Teilleistungsschwächen und Konzentrationsschwierigkeiten, schnell erschöpft und mit einer nicht näher definierten Entwicklungsstörung, die sich, so die hoffnungsverheißende Aussage der Kinderpsychologin, wahrscheinlich auswächst.
Die Lehrerin war ernsthaft angepisst. Sie wollte mich unbedingt auf der Sonderschule wissen, aber selbst der Direktor der Schule meinte, dass das so nicht ginge. Eigentlich war das ein knallhartes „Du gehörst nicht in meine, und auch nicht in unsere Welt! Verpiss dich!“, ins Gesicht gelacht von einer Frau, die Pädagogik studiert hatte und mit Kindern arbeitete.
Ich wurde zur Kinderkur geschickt (was ein Horror!), wiederholte die zweite Klasse und kam zu einem jungen, engagierten Lehrer, der mit uns spannende Experimente im Unterricht durchführte. Der mit uns in die Pilze ging, uns die Bäume und Sträucher lehrte. Er erzählte uns die Geschichte des Ortes und ich hing an seinen Lippen. Und das in einer Klasse mit nur noch 18 Kindern, in einem ruhigen Klassenraum zum Schulgarten raus. Ich blühte, zumindest schulisch, auf und war nicht mehr ständig krank. Die anderen Kinder akzeptierten mich, so wie man einen freundlich-harmlosen, verträumten und etwas verschrobenen Schulkameraden akzeptiert, der sich für seltsame Dinge interessiert, auf die man ihn besser nicht anspricht.
Ich hingegen akzeptierte die anderen Kinder so, wie man andere Kinder akzeptiert, die einfach da sind und ihre speziellen und geheimen Kinder-Dinge machten. Manche Kinder mochte ich besonders, denn sie zeigten keine Scheu mir gegenüber. Ein Gruß geht raus an Kiki, an Silke und an Nicole! Ich weiß, das Thema Vulkane ist so ein Jungs-Thema und es hat euch nur am Rande interessiert, aber ihr hörtet mir ernsthaft zu und mit euch konnte ich mich ganz normal auch über eure Themen unterhalten.
In der vierten Klasse bekam ich wieder meine alte Lehrerin aus der zweiten Klasse zurück. Sie hatte noch eine Rechnung mit mir offen, und so bekam ich trotz (bis auf Mathe) guter Leistungen eine Empfehlung für die Hauptschule. „Sie wissen ja, diese Entwicklungsstörung. Da ist es für ihn besser, wenn man ihn nicht überfordert. Er kann ja später auf andere Schulen wechseln.“ Meine Eltern, „einfache“ Leute aus der Arbeiterklasse, meinten, ein späterer guter Hauptschulabschluss sei ja schon was. Ich hingegen heulte vor Wut, weil Stefan mit einem ähnlichen Zeugnis aufs Gymnasium kam. Seine Eltern waren Gymnasiallehrer. Und Ralf bekam mit ebenfalls ähnlichen Noten eine Empfehlung für die Realschule. Sein Papa war Beamter im Katasteramt. Auf diese Art lernte ich, dass der gesellschaftliche Status der Eltern darüber bestimmt, welche Chancen man später hat.
Auf der Hauptschule wusste ich in der fünften Klasse die Baustile der europäischen Architektur zu unterscheiden und zu erklären. Das hatte ich gelernt, als ich mit meiner Tante in Frankreich war. Leider machte ich den Fehler, meiner Lehrerin mitzuteilen, dass die Kirche im Nachbardorf nicht romanisch, sondern neoromanisch und somit erst etwas über 100 Jahre alt sei. Sie wurde fuchsteufelswild und herrschte mich wütend an, dass sie auf das Geschwätz altkluger Kinder nichts gäbe. Wie gut, dass ich ihr nicht erzählte, dass ich in der Bücherei eine Kassette von Franz-Josef Degenhardt entdeckt hatte mich deswegen für die Ideen des Sozialismus und des Kommunismus interessiere. Sie hätte mich in der Luft zerfetzt. Ich lernte, meine Fresse zu halten, um nicht „altklug“ (was ein bescheuertes Wort) zu wirken. Hinter meinem Rücken hieß ich bei meinen Klassenkamerad:innen „Professor“. Ich erfuhr davon erst Jahrzehnte später bei einem Klassentreffen.
In der siebten Klasse bekam ich nicht nur Pickel, fettige Haare, viel zu große Hände und Füße, ich bekam auch eine neue Klassenlehrerin. Sie sagte irgendwann den magischen Satz zu mir: „Erdrandbewohner, du gehörst einfach nicht hier auf die Hauptschule, du gehörst aufs Gymnasium und ich traue dir zu, dass du später mal studieren wirst!“
Dieser Satz elektrisierte mich. Ja, das wars! Ich war einfach nur an der falschen Stelle, am falschen Ort bei den falschen Menschen! Und das schon seit immer! Die Leute, die ähnlich wie ich ticken, besuchen das Gymnasium, Leute, die ähnlich wie ich sind, studieren später! Wahrscheinlich wohnen sie auch ganz wo anders. Alles machte Sinn: dass mich der Schmalspur-Unterricht anödete, dass ich niemanden fand, mit dem ich auf einer Wellenlänge schwang. Ich musste irgendwie Abi machen!
Während meine Mitschüler:innen immer komischer wurden und das Balzverhalten einen immer höheren Stellenwert einnahm, wurde mir zunehmend klarer, dass ich zwar akzeptiert wurde, aber einfach nicht dazu gehörte. Klar, ich tröstete mich damit, dass „meine Leute“ sind ja auch auf einer anderen Schule sind! Ich gehörte nicht einmal zur selben Gattung wie meine Freunde, denn ich musste mich ein großes Stück selber verleugnen, um ein rudimentäre Gefühl von Anerkennung fühlen zu dürfen und den schalen Geschmack von falscher Zugehörigkeit zu schmecken. Ich hatte mir diese Freunde nicht einmal selber ausgesucht, sondern ich wurde von ihnen adoptiert. Selber Freunde finden… Wie geht das überhaupt und warum zum Geier kann ich das nicht?!
Was ich dachte und fühlte, was ich interessant fand und von welchen Abenteuern ich träumte, interessierte diese Freunde nicht wirklich. Ich hätte es ihnen auch nicht gesagt. Ich wäre nur wieder der komische, „altkluge“ Typ gewesen, man hätte mich belächelt oder sich lustig über mich gemacht. Ich war richtig klug, also ich schwieg darüber und tat so, als sei ich wie sie…
Die Hauptschule schloss ich als Zweitbester des Jahrgangs ab und würde nun erst einmal meine Mittlere Reife nachholen. Später würde ich nach einer Lehre und dem Zivildienst mein Fachabi machen und studieren. Andere Wege gab es damals nicht. Meine Lehrerin war stolz auf mich und sagte es mir auch genau so. Sie vergaß ich nicht, die Namen und Gesichter meiner Mitschüler:innen verblassten hingegen binnen weniger Jahre zu gestaltlosen Schemen in meiner Erinnerung.
Ich machte meine Mittlere Reife, meinen Zivildienst, zog in eine chaotische, links-alternative 6er-WG, gefiel mir in der Rolle eines langhaarigen Linksradikalen, machte eine Lehre, einfach um eine abgeschlossene Lehre zu haben, erlangte später mein Fachabi, und, Tadaaa, studierte schließlich. Auf meinem Weg war nichts einfach, alles kostete mich eine unglaubliche Kraft. Eine Unterstützung bekam ich nicht. Weder finanziell, noch stand meine Familie hinter mir. Meine Eltern verstanden nicht, warum ich meinen guten Hauptschulabschluss gegen ein Fachabitur eintauschte, ja sogar studierte! Alles nur verlorene Zeit, in der ich längst gutes Geld verdienen und für ein Häuschen sparen könne. Erst nach dem Tod meines Vaters erfuhr ich von einem seiner Freunde, dass er insgeheim dann doch sehr stolz auf mich war...
Ich feierte großartige Erfolge: Mit Anfang 20 hatte ich erstmals einen unfallfreien Smalltalk an der Käsetheke. Ich war soooo stolz auf mich! Ich saß gerne in Cafés und Kneipen, einfach nur, um Menschen zu beobachten, sie in ihrer Mimik und Gestik zu entschlüsseln. Sah ich eine Gestik, mit der ich nichts anzufangen wusste, spielte ich sie vor dem Spiegel nach, in der Hoffnung, dass sie sich mir erschließt. Was soll ich sagen, so langsam hatte ich darin eine gewisse Sicherheit erlangt. Ich entdeckte, dass Alkohol meine überempfindlichen Sinne dämpft. Und ich entdeckte, dass Cannabis meine innere Anspannung lindert. Mit diesen Hilfsmitteln gelang es mir manchmal, mich fast normal zu fühlen, so als gehörte ich dazu. Fast.
Ich war fast 30, als ich endlich studieren konnte. Ich hatte einen Beruf erlernt, der mich nicht interessierte, ich musste in einer Fabrik am Band arbeiten, um mein Fachabi zu finanzieren. Monotonie, Druck und Schichtarbeit. Ich bin fast durchgedreht. Dann das Fachabi, nochmal ein Jahr die Schulbank drücken. Ich studierte weit weg und musste eine Wochenendbeziehung führen, in den Semesterferien arbeitete ich, um mich zu finanzieren. Ich rannte, rannte und rannte, und ahnte schon lange, dass ich mich komplett verlaufen hatte in meinem Leben. Ja, ich habe meiner Grundschullehrerin in dem Moment den Stinkefinger gezeigt, als ich mich an der FH einschrieb. Ja, ich war stolz auf mich. Ich habs allen – und vor allem mir, gezeigt… Aber zu welchem Preis?
Habe ich „meine Leute“ gefunden? Nein. Ich habe nur eine Person gefunden zu der ich passe und die zu mir passt. Und die habe ich geheiratet. Passte ich jetzt besser in die Welt? Nein. Obwohl ich lernte, nachahmte, mich verbog und verstellte, verstand ich diese Welt und die Menschen in ihr immer noch nicht.
Mit 42 erhielt ich die ADHS-Diagnose. Nach einem Eigenverdacht. Die Diagnose nahm unglaublich viel Druck raus. Aber ADHS erklärte nicht alles. Meine Ärztin vermutete auch Autismus, wollte oder konnte das nicht diagnostizieren. Ich solle mich erst einmal um mein ADHS kümmern.
Jetzt, mit 50+ wende ich mich endlich meinem Autismus zu. Also nicht nur als einen abstrakten Gedanken, wie bisher, sondern in der Tiefe. Und plötzlich macht alles Sinn. Mein ganzes Leben erklärt sich, bis in die Details!
Und wisst ihr, was ich jetzt anfange? Ich entdecke als Autist meine eigene Welt neu und werde in ihr leben! Jawoll! Dass ich dabei das Klischee der neuronormativ denkenden Menschen bediene, finde ich auf eine ironische Weise sehr lustig.
Seit ich mich von Mastodon zurückgezogen habe, lese ich wieder Bücher. Eins nach dem andern, wie damals, in meiner Jugend. In meinem Kopf sind plötzlich Kapazitäten dafür frei. Es macht mich glücklich. In meiner Welt streife ich durch Wälder, erkunde die Gegend mit dem Rad, recherchiere über die Geschichte der Orte, an denen ich mich aufhalte. Das gibt mir Energie und Sicherheit. In meiner Welt entdecke und genieße ich meine Musik, und hin und wieder eine geringe Menge Psilocybin oder LSD. Zusammen mit meiner Liebsten erkunde ich Museen und Architektur. Überhaupt habe ich mit meiner Liebsten genau die Verbindung und vor allem den Austausch, den ich mir mein Leben lang wünschte. Andere Menschen kommen in meiner Welt nur wenige vor, und wenn, dann nur am Rande.
Mich regelmäßig über das Weltgeschehen informieren? Was soll mir das bitteschön bringen? Mir zu jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird, eine Meinung bilden? Es ist so befriedigend, einfach sagen zu können, dass man keine Meinung zu einem Thema hat. Mit anderen Menschen über Themen reden, die mich nicht einmal ansatzweise interessieren? Das macht keinen Sinn! Ich höre auf für Menschen mitzudenken, die mir nicht am Herzen liegen. Also, liebe Kolleg:innen, nutzt ab nun euer eigenes Hirn! Ich versuche mir nicht mehr herzuleiten, was andere Menschen meinen könnten, wenn sie sich nicht klar ausdrücken. Ich sag dann einfach „Verstehe ich nicht“. Punkt. Wenn mich jemand volllabern will, dann gehe ich. Punkt. Wenn jemand mit mir über eine andere Person lästern will, dann schweige ich. Punkt.
Bei der Wiederentdeckung, bzw. dem Wiederaneignen der „eigenen Welt“ neurodivergenter Personen ist das „Unmasking“ ein wesentlicher Teil. Unmasking bedeutet das Erkennen und das bewusste, Aufgeben erlernter Verhaltensweisen, die einzig darauf abzielten, das eigene So-Sein zu verschleiern, um nicht anzuecken, nicht aufzufallen, also nicht ausgeschlossen zu werden. Das ist eine große und langwierige Aufgabe, die Fingerspitzengefühl und Mut erfordert. Eben weil man jetzt zu sich steht und möglicherweise völlig anders als vorher reagiert, was bei anderen zu Verwirrungen führt.
Für das verwirrte, neurotypische Umfeld wäre das dann genau der richtige Zeitpunkt für ein Buch eines renomierten Spezialisten, der einem diese besonders rätselhafte seelischen Störungen erklärt. ;–)
Ich danke euch fürs Lesen. Bis bald! <3
from Michael Gisiger
Wer sich intensiv mit evidenzbasierten Lernmethoden beschäftigt, wird früher oder später auf das Konzept der Spaced Repetition stossen. Ich habe bereits über diese Technik geschrieben und darüber, wie sie die langfristige Speicherung von Wissen unterstützt. Doch immer wieder werde ich gefragt: „Wie kann ich das konkret umsetzen?“ Eine einfache, aber effektive Antwort darauf liefert die 2-7-30-Regel. Diese Methode strukturiert das Wiederholen von Lernstoff in genau festgelegten Intervallen und hilft Dir so, neu erworbenes Wissen langfristig zu behalten. Durch die Wiederholung in optimalen Abständen wird das Vergessen aktiv verhindert, da das Gehirn das Wissen bei jedem Abruf als relevanter einstuft und es dadurch nachhaltiger speichert.[1]
Bevor wir uns der praktischen Anwendung widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die wissenschaftliche Grundlage. Der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus formulierte im 19. Jahrhundert die sogenannte Vergessenskurve. Seine Forschung zeigte, dass Menschen einen erheblichen Teil neu gelernter Informationen bereits innerhalb weniger Stunden wieder vergessen. Konkret sinkt die Erinnerungsfähigkeit innerhalb von 20 Minuten auf etwa 60 %, nach einer Stunde auf 45 % und nach 24 Stunden bleiben nur noch etwa 34 % der Informationen abrufbar. Ohne gezielte Wiederholung fällt die Rate nach sechs Tagen auf 23 % und langfristig verbleiben lediglich 15 % im Gedächtnis.[2]
Vergessenskurve nach Ebbinghaus (Quelle: agolution.com)
Diese Erkenntnis legte den Grundstein für das Konzept der Spaced Repetition, das darauf basiert, Informationen in regelmässigen Abständen erneut abzurufen, um sie im Langzeitgedächtnis zu verankern.
Wie aber setzt man dieses Wissen praktisch um? Hier kommt die 2-7-30-Regel ins Spiel. Die Methode basiert auf der Idee, dass ein bestimmter Lerninhalt genau dreimal wiederholt wird:
Diese Zeitpunkte sind strategisch gewählt, um den natürlichen Vergessensprozess auszugleichen und das Gelernte immer wieder bewusst ins Gedächtnis zu rufen.
Ein konkretes Beispiel:
Angenommen, Du möchtest Dir eine Liste mit neuen Vokabeln merken oder einen komplexen Sachverhalt verstehen. Dann könntest Du folgende Vorgehensweise anwenden:
Besonders praktisch ist, dass sich diese Methode leicht in den Alltag integrieren lässt. Studierende können sie beispielsweise nutzen, um Prüfungsstoff effizienter zu behalten, während Berufstätige Fachwissen oder neue Fähigkeiten gezielt verankern können. Auch im persönlichen Bereich, etwa beim Erlernen einer Sprache oder neuer Hobbys, erweist sich diese Methode als hilfreich. Erinnerungen in einem Kalender oder einer App können dabei helfen, die Wiederholungen systematisch einzuplanen.
Die 2-7-30-Regel ist eine einfache, aber effektive Technik, um neu erlerntes Wissen dauerhaft zu speichern. Sie basiert auf den Erkenntnissen der Vergessenskurve nach Ebbinghaus und macht sich den Mechanismus der Spaced Repetition zunutze. Statt auf kurzfristiges Bulimielernen zu setzen, werden Informationen in regelmässigen Abständen wiederholt, um sie langfristig im Gedächtnis zu verankern.
Falls Du in der Vergangenheit Schwierigkeiten hattest, Dir komplexe Inhalte zu merken, probiere die 2-7-30-Regel aus. Setze Dir Erinnerungen, erstelle Wiederholungspläne und erlebe selbst, wie effektiv diese Methode Dein Lernen verbessern kann. Wissenschaftlich fundiert und dennoch leicht umsetzbar – ein einfacher Gamechanger für alle, die Wissen nicht nur aufnehmen, sondern auch behalten wollen.
Fussnoten [1] Pashler, H., Rohrer, D., Cepeda, N. J. & Carpenter, S. K. (2007). Enhancing Learning and Retarding Forgetting: Choices and Consequences. Psychonomic Bulletin & Review, 14(2), 187–193. https://doi.org/10.3758/BF03194050.
[2] Murre, Jaap & Dros, Joeri. (2015). Replication and Analysis of Ebbinghaus' Forgetting Curve. PloS one. http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0120644.
Bildquelle Jean Geoffroy (1853–1924): En classe, le travail des petits, Ministère de l’Éducation Nationale, Paris, Public Domain.
Disclaimer Teile dieses Texts wurden mit Deepl Write (Korrektorat und Lektorat) überarbeitet. Für die Recherche in den erwähnten Werken/Quellen und in meinen Notizen wurde NotebookLM von Google verwendet.
Topic #Erwachsenenbildung
from HeavenonEarth
hr@opm.gov What did you do last week?
I read The Long
Memo (TLM) Substack “Dear Elon, here's your weekly report, now shove it”
by W. A. Finnegan. He suggested “that every American” should explain “what they did last week.”
(https://open.substack.com/pub/longmemo/p/dear-elon-heres-your-weekly-report?utm_source=share&utm_medium=android&r=5768vy)
What a wonderful idea! Here's my heartfelt solidarity contribution from Germany:
Dear DOGE,
I think you should know what all the people in the world did, not only US federal workers (after all, isn't it all about world domination?).
Firstly, there are the German Witches Association sisters, who danced an anti-election interference minuet outdoors on Saturday night (February, 22nd), invoking the power of the moon goddess and of the Mars warrior spirit. With a little help from the elves, the ceremony then culminated in a passionate “thou shalt not pass”! defense magic.
I also want to let you know that I extend my last week offer for lonely billionaires in dire need of admiration and all-time veneration who may receive a love and self-care potion from the Holy Witches Association anytime at the price of 44 billion dollars that have to be paid into the Robin Hood fund for federal workers.
Rainbow greetings from the land of the runes,
IDA (the primordial German seeress)
from raspel
Es ist schon lange her, dass ich etwas gepostet habe. Nun...
Die Bundestswahl ist gelaufen... An die Idioten die die USA regieren, werden wir uns auch gewöhnen. Der Planet zieht weiter seine Bahnen um die Sonne. Ob wir Menschen uns nun um den Klimawandel kümmern oder nicht, spielt keine Rolle. Die Erde wird auch gut ohne Menschen auskommen.
Frei nach Kästner: Ich bin die Zeit
... “Gebt acht, ihr Menschen, was ich sagen will: Seid endlich still!
Ihr seid ein Stäubchen am Gewand der Zeit, – Lasst euren Streit! Klein wie ein Punkt ist der Planet, Der sich samt euch im Weltall dreht. Mikroben pflegen nicht zu schrei'n. Und wollt ihr schon nicht weise sein, Könnt ihr zumindest leise sein.” ...
from Erdrandbewohner
Tag 3
Der Tag begann, ihr ahnt es vielleicht bereits, mit dem Duft von frisch gebackenen Croissants und vom heißen Brot direkt aus dem Ofen. Aber das bekam ich nur halb bewusst mit, denn ich wurde kaum wach, schlief immer wieder ein oder befand mich in einem Halbschlaf mit wirren Träumen. Irgendwann klingelte mein Handy-Wecker. Höchste Zeit aus dem Bett zu krabbeln, denn sonst könnte es knapp mit dem Hotelfrühstück werden.
Meine Liebste war ähnlich angematscht, was nach dem gestrigen Tag niemanden verwunderte. Heute, ja, heute aber würden wir wirklich langsam machen und auf unsere Bedürfnisse hören! Jawollja!
Also machten wir uns tagesfein, fuhren mit dem wohl kleinsten Personenaufzug der Welt (etwa einen halben Quadratmeter groß, aber angeblich für vier erwachsene Personen geeignet) runter zum Frühstück. Warum zum Geier läuft immer dieser scheiß Fernseher im Essensraum? WARUM?! Der Rezeptions-Mensch glaubte uns sogar einen großen Gefallen zu tun, als er statt eines gruselig-aufgekratzten Senders nun ARTE-Sendungen laufen ließ, damit wir aufgrund der deutschen Untertitel an seinem Fernsehspaß teilhaben konnten. An diesem Morgen wünschte ich mir die alten Röhrenfernseher herbei, die so einen befriedigenden, dumpfen Implosionsknall von sich gaben, wenn man die Mattscheibe mit einem Stein, einer Axt oder einem Vorschlaghammer zertrümmerte. Wir brachten unser Frühstück schnell und ohne Zerstörungen hinter uns, holten auf dem Zimmer unsere Taschen und machten uns auf – heute gings zum berühmten Friedhof Père Lachaise. Mehr hatten wir uns nicht vorgenommen, alle anderen Ideen waren nur Optionen.
Aber zuerst wieder in unsere Endgegner-Metrolinie 11. Und ja, es war mal wieder sehr voll und herausfordernd. Doch gottseidank, nach nur zwei Stationen mussten wir in der Station Belleville umsteigen, in die Linie 2. Wie leer und lieb uns die Linie 2 doch war! Ja, SO gehört das! Sitzplätze, kein Gedränge! Wunderbar! An der Station Philippe Auguste stiegen wir aus und kletterten an die Oberfläche. Eine auf den ersten Blick eher unattraktive Gegend, aber es ging uns ja heute um den Friedhof, dessen Westeingang, ein paar hundert Meter von der Station entfernt lag. Hier befindet sich der älteste und malerischste Teil.
Ich bin davon überzeugt, dass man den Friedhof Père Lachaise am besten an einem kalten und düster-nebeligen Novembertag besuchen sollte, wenn man den morbiden Charme verfallender Pracht, kahler Bäume und krächzender Raben in seiner ganzen Tiefe erleben möchte. Ein kühler, bewölkter Februartag geht aber auch, doch braucht es etwas mehr Phantasie, denn lärmende Kinder einer nahen Schule und die in Erwartung des Frühlings tschilpende Spatzen störten ein wenig die Reflektionen über den Tod und die Vergänglichkeit.
Wir liefen stundenlang zwischen den Grüften umher, machten viele Fotos, genossen die Stille, folgten irgendwann einer kleinen Gruppe junger, schwarz gekleideter, spanisch sprechender Menschen, von denen wir annahmen, dass sie zum Grab von Jim Morrison unterwegs waren. Herrjeh, wie kann man auf so einem tollen Friedhof so zielstrebig unterwegs sein, ohne die Besonderheiten und die Schönheit des Ortes mit auch nur einem Blick zu würdigen? Es muss schlimm sein, an Neuronormativität zu leiden...
Das bemerkenswerteste an Morrisons unscheinbarem Grab waren die Absperrungen mit mobilen Bauzäunen davor, der von den Besucher*innenmassen völlig plattgetrampelten Boden und ein großer Baum, der mit einer Sichtschutzmatte aus Stroh umwickelt war, an dem tausende und zig tausende Kaugummis klebten. Was für ein trauriger Ort und was für eine erbärmliche Form der Verehrung eines Idols!
Viel spannender als das Grab von Morrison fand ich die verfallenen Grüfte und Gräber, deren Bodenplatten zerbrochen waren, so dass man einen Blick auf zerstörte Särge mit den Knochen seiner Besitzer*innen werfen konnte. Manche der Grüfte dienten offenbar Obdachlosen als Wohnstätte, jedenfalls lagen Schlafsack und Habseligkeiten herum. Wie viel Geld einst die Angehörigen in die Errichtung eines prächtigen Grabtempels investiert hatten, um mit ihrem finanziell-gesellschaftlichem Status zu protzen! Heute gibt es nur noch wenige der alten, prächtigen Grufthäuschen, die gepflegt und in Schuss gehalten werden. Die meisten Grabhäuser befinden sich in variablen Zuständen des Verfalls, die Toten sind längst vergessen und die Nachkommen interessieren sich nicht dafür.
Je weiter man sich vom Westeingang fortbewegt, desto jünger werden die Gräber. Man kann hierbei sehr schön den Wandel der Bestattungskultur beobachten. Es wird schlichter, aber auch individueller. Monumentale Grabstätten waren kaum noch zu sehen. Dafür gibt es jetzt bevorzugte Ecken, in denen sich Kommunistinnen oder Jüdinnen bestatten ließen. An der Mauer der Kommunarden entdeckte ich zufällig das Grab von Laura Lafargue, geborene Marx, eine der Töchter von Karl Marx. Zusammen mit ihrem Mann Paul Lafargue schied sie 1911 freiwillig und selbstbestimmt aus dem Leben. Sie liegen im Familiengrab der Familie Longuet bestattet, die heute noch das Erbe von Karl Marx lebendig hält. Lenin soll bei der Beerdigung der beiden eine Rede gehalten haben.
Oscar Wilde besuchten wir, Edith Piaf, Max Ernst und Max Ophüls. Das Grab des ukrainischen Anarchisten Nestor Machno und das eines Jürgen (dem Onkel eines Mastodon-Followers) fand ich trotz einiger Suche leider nicht, hinterließ aber vor mich hin gemurmelte Grüße.
Obwohl wir nur einen kleinen Teil des Friedhofs gesehen hatten, verließen wir fußmüde und durchgefroren das Reich der vergessenen und unvergessenen Toten durch den Ostausgang. Unsere Hoffnung war es, ein kleines und ruhiges Café zu finden, um uns dort etwas aufzuwärmen und auszuruhen. Und das fanden wir dann auch schnell: Ein einfacher, kleiner Raum hinter einem großen Schaufenster, die Wände am Fenster schimmelig, der Putz an den Wänden abblätternd. Tische und Stühle vom Sperrmüll, eine gebrauchte Theke, deren beste Zeit schon seit Jahrzehnten vorbei war. Das Café war gut besucht von einem studentischen, links-alternativ gelesenem Publikum. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Cafés war wohl der Kaffee aus Argentinien. Und der Zustand der Einrichtung, der alle bürgerlichen Vorstellungen von Behaglichkeit und Wohnlichkeit verhöhnte und verspottete. Die Bedienung war nett, der Kaffee heiß und lecker, wir tauten auf und überlegten, wie es nun weiter gehen könnte.
Meine Liebste schlug vor, uns die Kirche Saint Augustin anzuschauen, auf die ich während der Vorbereitungen zum Parisurlaub durch Zufall gestoßen bin und äußerst spannend fand. Mit der Metrolinie 3 ging es vom nahe gelegenen Place Gambetta zu einer Station, deren Namen ich vergessen habe. Die Metro war erträglich, spuckte uns aber an einem höllisch belebten und dementsprechend lauten Ort aus – an einem der Prachtboulevards. BÄNG! Stress subito! Erstmal orientieren. Scheiße, echt jetzt, diese höllisch laute Straße noch ein gutes Stück entlang? Um der Situation zu entfliehen, rannten wir fast. Nur noch um diese Ecke und… Ah, da steht die Kirche ja!
Die Kirche ist ein äußerst seltsames Bauwerk. Sie ist noch jung, erst 1871 wurde sie fertig gestellt. Stilistisch wird sie dem Historismus, genauer dem Eklektizismus zugerechnet. Romanik, Gotik und Renaissance verschmelzen zu etwas ganz eigenem, und erstaunlicherweise gefiel es mir sehr. Der Grundriss des Gebäudes ist trapezförmig, ein recht schmaler Eingangsbereich weitet sich, um einen gigantischen Chorbereich mit einer ebenso gigantischen Kuppel darüber. Was diese Kirche wirklich einzigartig macht: erstmals wurde hier ein Tragwerk aus prächtig verziertem Gusseisen verwendet, die Steine des Mauerwerks selber sind nur Blendwerk und haben keine tragenden Funktionen. Wenn man das Kirchenschiff empor schaut, dann wird man an eine alte Markthalle erinnert. Und das ist überhaupt kein Wunder, denn der Architekt dieses Kirchengebäudes entwarf einst die berühmten, aber im Modernisierungswahn der 60er und 70er Jahre abgerissenen Markthallen von Les Halles.
Wir beschlossen, dass wir genug gesehen hatten für den Tag. Nach Hause, ins Hotel! Und Abends wollten wir essen gehen. Meine Liebste, gleichzeitig auch meine Beauftragte für Genussfragen, hat uns ein super bewertetes vietnamesisches Restaurant in Belleville herausgesucht, ganz in der Nähe unseres Hotels. Es war ebenfalls meine Liebste, die mich davon überzeugte, dass wir besser mit dem Bus nach Belleville fahren, denn sie hatte mit nur einem Blick auf ihr Handy eine Linie herausgefunden, die nicht weit unseres Standorts quer durch die Innenstadt bis zur Haltestelle direkt bei unserem Hotel fährt.
Wir bekamen sogar Sitzplätze und genossen sowohl die Aussicht als auch das Sozialverhalten der Pariser*innen in den Bussen des ÖPNVs. Es ist auffällig, dass vor allem ältere Personen lieber mit dem Bus als mit der Metro fahren. Zum einen sind die alten Metrostationen innerhalb der alten Stadtgrenzen in keinster Weise barrierefrei. Zum anderen ist die Fahrt mit der U-Bahn, ihr habt es ja bereits mitbekommen, meist enorm stressig und überfordernd.
Auch der Bus füllte sich schnell, aber alle Fahrgäste verhielten sich äußerst aufmerksam und freundlich einander gegenüber. Wer schlecht zu Fuß war, dem wurde sofort ein Sitzplatz angeboten. Wildfremde Leute begannen freundliche Gespräche, zusammen organisierte man, dass eine Frau mit Kinderwagen einsteigen konnte, obwohl eigentlich kein Platz mehr war. Niemand murrte, alle rückten zusammen. Ein alter Mann kramte in seiner Tasche herum, fischte Süßkram daraus hervor, überreichte es einem überraschten, den Klamotten nach armen Papa, der es an seine zwei wunderschönen kleinen Kinder weiterreichen sollte. Es war trotz des vollen Busses eine insgesamt sehr angenehme und spannende Fahrt. Und die Krönung des Ganzen: Als wir ankamen, hatten wir noch so viel Energie, dass wir uns in das kleine Bistro bei unserem Hotel setzten, noch etwas tranken, und kleine, süße Köstlichkeiten aus Nordafrika probierten.
Wir ruhten ein wenig aus, dann machten wir uns auf den Weg zum Restaurant. Zu unseren hart erlernten Skills als neurodivergente Menschen gehört es, dass wir im Restaurant (natürlich mit Reservierung) aufschlagen, sobald es gerade geöffnet hat und noch nichts los ist. Diesen Trick kann ich nur empfehlen. Der Service ist dann noch sehr entspannt und besonders zuvorkommend, das Essen ist schnell da, und wir sind fertig, wenn es beginnt so richtig voll und laut zu werden.
Das passte auch diesmal prima. Wir waren die ersten Gäste in den kleinen, aber echt nett gestalteten Räumlichkeiten. Der kommunikative und hyperaktive Kellner glaubte offenbar, dass es in Deutschland keine vietnamesische Küche gäbe und vermittelte uns so wortreich wie in einem schlechtem französisch die Vorzüge seiner Landesküche. Er erklärte uns detailreich die Speisekarte und empfahl uns die passenden Getränke. Vor allem passte seiner Ansicht nach zu allen Gerichten Bier. Vietnamesisches Bier. Oder chinesisches Bier. Kambodschanisches Bier sei aber auch nicht zu verachten. Zwar hätte er auch Wein da, aber der sei halt nicht landestypisch. Da ich aber keinen Alkohol trinke, musste ich mit einer süßen Kokoswasser-Plörre mit Fruchtstückchen drin vorlieb nehmen. Aus der Dose. Immerhin eisgekühlt.
Ich bestellte was mit Ente und Orange. Meine Liebste hatte Lust auf eine Schüssel Bun Bo, das ist ein herrlich würziger Reisnudelsalat, allerdings statt mit Rindfleisch mit vielen Garnelen. Und wahrscheinlich hieß das Gericht gar nicht Bun Bo, weil Bun, wenn ich es korrekt im Gedächtnis habe, Rindfleisch heißt. Ist ja auch egal, denn meine Liebste riss nach dem ersten Bissen die Augen auf und verkündete begeistert, wie unglaublich lecker ihr Essen doch sei. Meine Ente auf Orange kam auf einem Eisenpfännchen brutzelnd frisch aus dem Ofen. Es war das köstlichste vietnamesische Gericht, das ich je in meinem Leben gegessen habe.
Während wir aßen, lief der Laden voll. Alle Tische waren nun belegt, immer wieder kamen Leute rein um telefonisch bestelltes Essen abzuholen. Der Kellner, er war wahrscheinlich auch der Besitzer, konnte endlich seine Hyperaktivität produktiv ausleben und schmiss, um die eigene Achse wirbelnd, alleine den Service. Wenn wir uns auf das Essen konzentrieren, kommen wir mit Lautstärke und Gewusel ganz gut zurecht, weil unser Fokus uns Sicherheit gibt, bzw. uns ein Stück vor anderen Reizen abschirmt. So hatte ich nur am Rande mitbekommen, dass sich ein älteres Paar an den Tisch neben uns gesetzt hatte. Als meine Liebste mir wiederholt versicherte, wie lecker das doch sei, sprach sie der Mann an, ob wir Deutsche seien, er habe das Wort „Lecker“ verstanden. Er sprach sehr gut Deutsch und so hatten wir noch ein nettes, angenehmes Gespräch mit Leuten, die in Belleville lebten.
Damit endete der Tag 3. Das Fazit des Tages: Alles richtig gemacht! Was ein wunderschöner Tag! Trotzdem waren wir sehr müde. Paris ist so oder so anstrengend.
Tag 4.
Rückblickend möchte ich unseren vierten Tag in Paris „den Tag der Katastrophen“ nennen. Doch beginnen wir mit dem Anfang. Der war sehr schön und startete, ihr vermutet es richtig, mit dem Duft frischer Croissants und heißem Brot frisch aus der Bäckerei in der Nähe. Wir dösten noch etwas, duschten, quetschten uns zu zweit in den Miniaturaufzug, frühstückten, pflegten gemeinsam unsere Gewaltphantasien gegenüber der Glotze.
Heute sollte es in den Jardin des Plantes gehen. Das ist ein historischer, in seinem Kern formal angelegter großer Park auf der südlichen Seine-Seite. Ursprünglich war er der königliche Heilpflanzengarten, später ein botanischer Garten. Er wird eingerahmt durch einen Zoo, durch „die große Halle der Evolution“, ein naturhistorisches Museum, durch Gebäude mit einer mineralologischen und einer botanischen Sammlung sowie durch ein weiteres Gebäude mit einer paläontologischen Sammlung, also mit beeindruckenden Saurier-Skeletten und anderen Versteinerungen. Es gibt mehrere Gewächshäuser, das größte beherbergt Tropenpflanzen. Und in diesem Gewächshaus fand eine große Orchideenausstellung statt. Da wollten wir rein. Nicht wegen der Orchideen, sondern weil uns das viele Grün und die Wärme rief. Und danach, so stellten wir es uns vor, könnten wir entweder die große Halle der Evolution besuchen oder uns die Saurier-Skelette in der paläontologischen Sammlung anschauen.
Die Fahrt mit der Metro war eine einzige Katastrophe, und ich habe sogar vergessen, wie wir gefahren sind und wo wir überall umgestiegen sind. Es war so voll, dass wir mehrere Züge durchrauschen lassen mussten, weil wir uns nicht in die Züge quetschen wollten. Was wir letztlich dann doch tun mussten, weil die Züge immer voller wurden. Ich sah, wie meine Liebste panisch guckte und ganz bleich und gleichzeitig fleckig im Gesicht wurde. Sie bekam eine Panikattacke, also mussten wir an der nächsten Station raus. Ich weiß noch, wie wir verzweifelt herausfinden wollten, wie wir mit dem Bus zum Ziel kommen können, aber dann doch wieder die Metro nehmen mussten. Ich habe nur noch Erinnerungsfetzen an einzelne Situationen, zum Beispiel wie ich versuchte, meine Ohrstöpsel durch meine guten ANC-Ohrhörer auszutauschen, in der Hoffnung, dass sie den Lärm besser filtern. Was nicht wirklich was brachte. Oder dass meine Liebste verzweifelt rief, dass sie den Lärm und das Gewusel nicht weiter ertrage. Ich kann mich daran erinnern, dass alles am Rand meines Sichtfeldes flackerte, dass mein Kreislauf instabil wurde. Mehr können meine Liebste und ich nicht rekonstruieren. Uns fehlt, wie gesagt, schlicht die Erinnerung.
Unsere Erinnerungen setzen erst wieder ein, als wir am Gare de Lyon zittrig und völlig durch an die Oberfläche kamen. Wir wollten ein ruhiges Plätzchen finden und uns kurz ausruhen, auch um nachzuschauen, wie wir nun zum Park kommen, der eigentlich nicht mehr weit entfernt auf der anderen Seine-Seite liegt. Es gab kein ruhiges Plätzchen. Aber wir entdeckten prächtige Wandgemälde im Bahnhof, die die Städte und Landschaften auf der Zugstrecke nach Süden zeigten. Und Meine Liebste entdeckte das berühmte Bahnhofsrestaurant „Le Train Bleu“. Tut euch den Gefallen, befragt eine Suchmaschine danach und staunt über die Bilder!
Wir beschlossen, zu Fuß zum Park zu gehen. Über die Brücke, dann ein paar hundert Meter am Fluss entlang, dann wären wir schon da. Diese Ecke am Gare de Lyon ist laut und hässlich, geprägt vom tosenden Autoverkehr und einer grausamen Klötzchenarchitektur der 70er Jahre. Es wurde saniert, Presslufthämmer zerfetzten uns zusammen mit dem Gehupe der Autos und den Sirenen von Rettungsfahrzeugen die letzten Reste unseres Nervenkostüms. Auf der Brücke geriet meine Liebste erneut in einen Meltdown. Es gab keinen Rückzugsort, wir waren gefangen in einer Blase aus höllischem Lärm und Gewusel. Ich weiß nicht, wie wir es auf die andere Seine-Seite geschafft haben. Ich weiß nur noch, dass ich Notfallpläne schmiedete. So was wie mit dem Taxi zum Hotel fahren. Letztlich haben wir es dann doch bis in den Park geschafft. Die Einzelheiten erspare ich euch.
Im Park, der in den kalten Monaten vor allem den Jogger*innen gehört und als ein erweiterter Schulhof zum Toben für die Kinder der Innenstadt-Schulen dient, hatte ein Kiosk geöffnet. Obwohl ich kaum noch reden konnte, bestellte ich uns zwei Kaffee. Hier saßen wir nun schweigend und aßen unsere Notfall-CBD-Fruchtgummis, tranken unseren Kaffee. Langsam, sehr langsam kamen wir wieder zurück ins Leben, konnten wieder vorsichtig miteinander kommunizieren. Uns wurde kalt. Zeit, ins Gewächshaus zu gehen.
So warm wie erhofft, war es im tropischen Gewächshaus gar nicht. Aber das Grün der Pflanzen wirkte zusammen mit der stresslösenden Wirkung des CBDs wie eine dicke Schicht Nutella auf unsere geschundenen Sinne. Die Besucher*innen der Orchideenausstellung waren fast alles Orchideen-Geeks, die sich langsam und ehrfurchtsvoll flüsternd zwischen den Pflanzen bewegten. Sie störten uns nicht. Meine Liebste entdeckte eine Bank, dort saßen wir, nachdem wir alles gesehen und fotografiert hatten, noch lange und beobachteten die Leute.
Es meldete sich der Hunger. Da wir die Ecke schon von unserem vorletzten Paris-Urlaub kannten, wusste ich, dass die große Moschee ganz in der Nähe war. Diese Moschee wurde 1926 eingeweiht und war ein Dankeschön des französischen Staates an die Muslime, die als nicht immer ganz freiwillige koloniale Hilfstruppen im ersten Weltkrieg kämpften und starben. Es ist nicht nur eine Moschee im tunesischen Stil, sondern ein großer Komplex mit einer Schule, einem Hammam, einer Bibliothek, Konferenzräumen, einem Tee-Salon, und einem Restaurant. Den Tee-Salon kannten wir schon, und wir wussten, wie wunderschön das Restaurant gestaltet ist. Man fühlt sich in einen orientalischen Palast aus vergangener Zeit versetzt.
Leider war das wunderschöne Restaurant sehr gut besucht und sehr laut. Wir konnten dort trotz Gehörschutz nicht sitzen bleiben, wir hatten einfach keine Abwehrkräfte mehr. Also raus. Sehr bedauerlich.
Ein paar hundert Meter von der Moschee entfernt sahen wir mehrere Restaurants. Darunter ein ägyptisches Restaurant, das einen sehr angenehmen Eindruck machte und recht leer war. Das Essen war nicht nur günstig, sondern auch köstlich. Wir beglückwünschten uns gegenseitig zur richtigen Entscheidung, zahlten, und entschlossen uns noch zum Besuch der „großen Galerie der Evolution“.
Was für ein Gebäude! Stellt euch ein großes Gebäude für ein naturhistorisches Museum aus dem 19. Jahrhundert vor. Eines, das nicht in Etagen unterteilt war. Zwei breite, umlaufende Galerien gliederten den Innenraum um einen unverbauten „Hof“. Denkt euch dunkle Wandvertäfelungen, gusseiserne, verschnörkelte Geländer, gläserne Vitrinen in einem Rahmen aus dunklem Tropenholz, gläserne Wandschränke mit Ausstellungstücken. Hohe Türen führen zu staubigen Bibliotheken. Museumswächter achten penibel darauf, dass man den Ausstellungsstücken nicht zu nahe kommt und zischeln ein „Psssst!!!“, wenn Menschen sich zu laut über etwas unterhalten.
So ein Museum war es mal. Vor dem Umbau. Vor der großen Entstaubung. Man hat den einstigen Keller zu einer weiteren Etage geöffnet. Die gigantischen Skelette zweier Wale schwimmen heute zwischen dem ehemaligen Keller und dem Erdgeschoss. Doch es gibt es sie noch, die Galerien, die dunklen Wandvertäfelungen, die alten Vitrinen. Aber sie treten zurück hinter einem gigantischen Farbkonzept. Das ganze Museum, einschließlich der gläsernen Decke ist ein faszinierendes Kunstwerk aus langsam wechselnden Farben. Hinter den hohen Türen befinden sich keine staubigen Bibliotheken mehr, hier findet man heute die virtuellen Realitäten. Es gibt nach wie vor tausende ausgestopfte Tiere, Präparate in den Vitrinen und in den gläsernen Wandschränken. So ganz habe ich das Ausstellungskonzept nicht verstanden, alle Erklärungen sind ausschließlich in französisch. Außerdem hatten wir ganz ehrlich auch kein gesteigertes Interesse daran, irgendwas zu verstehen oder zu lernen, wir waren einfach nur von dem Gebäude geflasht und genossen alles daran!
Nachmittag. Wir mussten langsam zurück. Meine Liebste hatte eine Online-Schulung für ihre Domführer*innenprüfung. Es galt eine Anwesenheitspflicht, sie musste also teilnehmen. Ich hatte eine Idee: Wir fahren mit dem Bus zur Metrostation Chatelet, dort fährt die leere U-Bahn ein, die uns nach Belleville bringt. Da die Metro leer einfährt, so meine Überlegung, bekommen wir einen Sitzplatz, können die Augen zu machen und Musik hören, bis wir bei unserem Hotel aussteigen können. Haha. Ha. Ha...
Die Rückfahrt geriet wie die Hinfahrt zu einem einzigen Super-Gau. Wir wurden geschubst, fast niedergetrampelt, bekamen keine Sitzplätze, mussten aus Zügen und U-Bahn-Stationen fliehen. Meine Liebste konnte nicht mehr, fing an zu zittern und zu weinen. Ich lotste sie nach draußen, versuchte sie abzuschirmen und zu beruhigen. Wir können beide nicht mehr nachvollziehen, wie und auf welchen Umwegen wir ins Hotel kamen, irgendwann waren wir da.
Macht niemals den Fehler und fahrt in Paris zum Feierabendverkehr auf bestimmten Linien mit der Metro – vor allem, wenn ihr neurodivergent seid oder ein Problem mit Enge, Lautstärke oder Stress habt.
Ich schickte meine Liebste aufs Zimmer. Ich wollte noch was zu Essen im Supermarkt organisieren. Ich war natürlich bereits komplett durch. Ich konnte mich nicht mehr entscheiden. Ich bewegte mich in Zeitlupe. Aber ich bekam es hin. Zurück im Hotelzimmer konnte ich nicht mehr reden, mich nicht mehr bewegen. Ich stand da und starrte. Ich hörte meine Liebste mit mir reden, aber ich konnte sie nicht mehr verstehen. Ein Shutdown.
Ein Shutdown ist eine Notabschaltung, ein Schutzmechanismus. Um da wieder herauszukommen hilft normalerweise nur absolute Stille und Dunkelheit. Keine Reize, eine sichere, bekannte Umgebung. Aber das war mir nicht gegönnt, denn meine Liebste hatte ihre Online-Schulung. Ich ertrug die Helligkeit ihres Laptop-Bildschirms nicht, jedes Wort aus dem Lautsprecher war ein Schlag in die Fresse. Ich überwand meine Starre und flüchtete schwankend aus dem Zimmer, aus dem Hotel, hinein ins nun dunkle, abendliche Belleville. Der stetige Rhythmus meines Gangs und meines Atems beruhigte mich, ich dachte nicht, ich ging nur. Ich achtete nicht darauf, wohin ich ging, nahm nichts wirklich wahr, außer meinen Schritt- und Atemrhythmus. Dieser Zustand ist gefährlich. Ich hätte nicht gemerkt, wenn ich in eine Gefahrensituation geraten wäre. Ich hätte vor ein Auto laufen können, ohne das Auto zu bemerken. Ich hätte mich in üble Ecken (von denen ich nicht annehme, ob es sie dort gibt) verirren können. Ich war anfangs nicht einmal fähig, auf meine Karten-App zu schauen, um zu sehen, wo ich bin. Ich konnte nur gehen, nur Rhythmus sein.
Das Gehen half, und langsam, sehr langsam kehrten meine Alltagsfähigkeiten zumindest rudimentär zurück. Zurück im Hotel aß ich von meinem wild zusammengekauften Essen, fiel ins Bett, wünschte mir die Gnade des schnellen Einschlafens herbei. Der Schlaf war ausnahmsweise lieb zu mir. Er trödelte nicht.
Fazit des Tages: Ich bin ratlos, was ich als Fazit schreiben könnte. Obwohl der Tag einfach nur brutal war, gab es tolle und schöne Momente. Ich bin immer wieder erstaunt, was wir einfach so wegstecken können – und müssen. Wenn es ein Fazit gibt, dann ist es die Erkenntnis, dass meine Liebste und ich Helden sind. Stehaufmännchen, bzw. -frauchen.
Tag 5. Heimfahrt
Ein letztes mal Croissantduft am frühen Morgen. Ein letztes Frühstück, ein letztes mal von dem Fernseher genervt werden.
Ich fühlte mich einfach nur ausgelaugt, bis aufs Letzte ausgelutscht und innerlich vertrocknet. Ich freute mich auf Zuhause. Ausgerechnet heute kam endlich die Sonne raus. Das hatte die Wetter-App uns für jeden Tag versprochen, woran die Sonne sich aber nicht gehalten hatte. Nein, wir würden nicht mit der U-Bahn fahren, zumindest nicht mit der 11. Mit unseren Rollköfferchen spazierten wir zum Parc des Buttes-Chaumont, setzten uns ein wenig in die Sonne und beobachteten Teenager beim Schulsport. Wir wanderten weiter, zum Kanal Saint-Martin, tranken dort einen Kaffee auf dem Bürgersteig an einer Straße, auf der bei unserem letzten Aufenthalt noch Autos fuhren, die heute aber ein Fahrradweg ist. Ganz in der Nähe des Gare de l`Est warteten wir in einem Park und tankten Sonne. Ja, unsere inneren Akkus waren sehr leer. Geschätzt auf 10 Prozent runter, unsere Energiesparfunktion hatten wir aktiviert. Diese 10 Prozent reichten wahrscheinlich nur noch, um uns zum Bahnhof durchzuschlagen und uns in den TGV zu setzen.
Es kam anders. Denn ich wollte unbedingt noch ein Zitronentörtchen essen. Das hatte ich mir vorgenommen, das war meine private Tradition für Paris. Bisher kam ich nicht dazu. Ganz in der Nähe wusste ich eine gute Bäckerei und es war noch genug Zeit…
Angesichts der 10 Prozent Akku war das die idiotischste Idee des ganzen Urlaubs. Es endete damit, dass ich kein Zitronentörtchen bekam, weil eine lange Schlange vor der Bäckerei wartete. Es endete in einem fiesen Krach mit meiner Liebsten, einem gemeinsamen Meltdown, es endete damit, dass wir nun zum Zug hetzen mussten und nichts zu Essen dabei hatten. Der Zug war pünktlich, sowohl bei der Abfahrt als auch bei der Ankunft in Luxemburg. Der Zug von Luxemburg nach Hause fuhr pünktlich ab, aber sobald wir die Grenze passiert hatten, fuhren wir Schritttempo. Deutschland begrüßte uns mit dem, was es am besten kann: Mit einer dicken Verspätung.
Und nun zu der Frage, ob wir Paris im Februar empfehlen können.
Für nicht neurodivergente Menschen würde ich sagen – ja. Macht ruhig. Seid euch klar, dass die Stadt nicht so locker-flockig entspannt ist wie in den warmen Jahreszeiten, aber für einen Besuch der Museen ist der Februar prima.
Neurodivergenten Menschen rate ich: Flieht, ihr Narren! Lasst es! Die kahlen Parks und Gärten bieten keine Möglichkeiten zur Entspannung. Macht euch klar, dass Sonne und Wärme einen deutlichen Einfluss auf eure und auf die Stimmung der Stadtbewohnerinnen haben. Im Februar ist es noch meist zu kühl, um draußen zu sitzen, und in den Cafés drin ist es oft laut. Die Stimmung in der Stadt ist geprägt von Hektik und nein, an den touristischen Hotspots gehts auch nicht wirklich ruhiger zu. Lasst diese Hotspots besser links liegen. Es lohnt nicht wirklich. Meidet unbedingt bestimmte U-Bahn-Linien! Vor allem die 11. Geht lieber viel zu Fuß. Der Besuch von Museen ist im Februar grundsätzlich okay. Aber vielleicht informiert ihr euch vorher, wann besonders wenig los ist. So werden wir es im Mai bei unserem London-Urlaub machen. Wir fragen vorher an, wann ein Besuch für Autistinnen möglich ist und uns danach richten. Und selbstverständlich denkt an Gehörschutz, an eure Sonnenbrille und an eure Fummelspielzeuge.
Wer bis hier hin durchgehalten hat – Respekt! Ich danke euch fürs Lesen! Bis bald!
Country: Switzerland | Languages: German, French, Italian, and Romansh | Currency: Swiss Franc (CHF) | Flag: 🇨🇭 | When visited: January 2025, April 2021
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🗺️ Check out my new “Now and Then” travel account on Instagram: https://www.instagram.com/nowandthenjourney
The best and the most affordable way to reach the city centre or Central Station from the Airport is the public transport like tram (ca. 30 minutes with the tram 10) or train (ca. 15 minutes with S2, S16 or S24). Public transport in the city includes trains, buses, trams, ferries, and even funicular, and cable car, is well-developed, operates during both day and nighttime, but is pretty expensive. If you plan to move around multiple times during the day, it makes sense to buy a Zürich Card for 24 or 72 hours. It will include all public transport in Zurich City zones (110, 111, 121, 140, 150, 154, 155) including cruise by lake as well as free admission to multiple museums.
We've been staying in the Zurich Oerlikon district, and it's a pretty nice and calm place with affordable accommodations. First time, when we visited the city during the pandemic time, we've been staying in the cool hotel going through renovation, which is not available for stays any more. This year, we decided to stay at one of Vision Apartments buildings, and I would really not recommend this place for a stay. It's a bit cheaper than some budget chain hotels like Ibis, but as there is a full self-service and terrible service hotline (you also have to pay for roaming if you are calling!), you may just end up with a really unpleasant experience, while not being able to fix anything on the go.
Multiple food options are available to choose from: from snacks and restaurants in Coop or Migros supermarkets to traditional dishes in fancy old restaurants. The food, just like all the rest, is pretty expensive.
Both time we actually were mostly eating either in Migros or Coop restaurants, where they have a wide variety of hot food as well as snacks and bakery.
I can't share any special highlights regarding restaurants or cafés, but I totally recommend trying some fresh and tasty or unusual food in supermarkets: fish and seafood there are super fresh, there is a huge variety of cheese and chocolate, fruits and nuts are also tasty and herbal local bottled tees are just amazing!
Walk around the city and check out the Old City (Disctrict 1 and Altstadt). The whole area from the central station and till the lake (Zürichsee) is super nice and there are multiple historical and old nice places and buildings to see and visit: Lindenhof Züricn, Kirche Frauenmünster, Münsterbrücke, Grossmünster, Operhaus Zürich and so on. Just take a walk from the central station towards the lake along any benches of the river.
Visit Lenin's places in the city. You can start with Lenin's house (Spiegelgasse 14), then go to the Zentralbibliothek Zürich and finish up at the exposition in the Swiss National Museum.
Take a walk or a boat trip around the lake. From Zürich Bürkliplatz ferries to various cities like Erlenbach, Thalwil and Rappeswil departs regularly. One just can take a round trip travel with any of them.
While walking around the city, have a look at various shopwindows. They are so beautiful sometimes!
Travel around.
You can go to mountain to enjoy nature almost in any directions. For example, visit Tektonikarena Sardona from Ziegelbrücke.
Travel to other countries like Lichtenstein: you can go to Sevelen with a train and enjoy Vaduz with its nice museums, wine region and so on.
or go to Kreuzlingen-Konstanz, where Switzerland has a boarder with Germany via the lake Bodensee.
from BeiZero
В этой небольшой статье расскажу про прагму REWRITE, с помощью которой можно заставить компилятор считать разные определения одинаковыми, на примере сложения натуральных чисел.
Не путать с конструкцией rewrite
Определим модуль и импортируем модули для работы с равенством типов
{-# OPTIONS --rewriting #-}
module Rewriting where
import Relation.Binary.PropositionalEquality as Eq
open Eq
open Eq.≡-Reasoning
Для примера определим натуральные числа:
data ℕ : Set where
zero : ℕ
suc : ℕ → ℕ
И функцию сложения натуральных чисел
_+_ : ℕ → ℕ → ℕ
zero + b = b
(suc a) + b = suc (a + b)
Теперь можно доказать утверждение о том, что zero
это левый нейтральный элемент
l-unit : ∀ {n} → zero + n ≡ n
l-unit = refl
refl
можно воспринимать как “верно по определению”. Теперь нужно импортировать правило “переписывания” для равенства типов _≡_
:
open import Agda.Builtin.Equality.Rewrite
фактически в этом файле содержится только {-# BUILTIN REWRITE _≡_ #-}
, что “говорит” компилятору о том, что если у нас есть a ≡ b
, то можно заменять a
на b
и наоборот.
Теперь докажем, что zero
это и правый нетрайльный элемент:
r-unit : ∀ {n} → n + zero ≡ n
r-unit {n = zero} = refl
r-unit {n = suc a} = cong suc (r-unit {n = a})
{-# REWRITE r-unit #-}
а так же докажем, что если мы будем выносить suc
не из первого, а из второго аргумента за скобку, то это ничего не поменяет
+suc : ∀ {m n} → m + (suc n) ≡ suc (m + n)
+suc {zero} = refl
+suc {suc m} = cong suc (+suc {m})
{-# REWRITE +suc #-}
т.е. мы фактически доказали, что наше определение сложения эквивалентно следующему:
_+_ : ℕ → ℕ → ℕ
a + zero = a
a + (suc b) = suc (a + b)
и “сказали” компилятору с помощью прагмы rewrite, чтобы он имел это ввиду. Теперь можно очень просто доказать коммутативность сложения:
+comm : ∀ {n m} → m + n ≡ n + m
+comm {m = zero} = refl
+comm {n = a} {m = suc b} = cong suc (+comm {n = a} {m = b})
Если убрать REWRITE будет ошибка компиляции
n != n + zero of type ℕ when checking that the expression refl has type (zero + n) ≡ (n + zero)
без rewrite нам бы пришлось доказывать следующую лемму, которая теперь верна “по определению”:
m+1+n=1+m+n : ∀ {m n} → m + suc n ≡ suc m + n
m+1+n=1+m+n = refl
да и само доказательство выглядело бы сильно сложнее
+-comm` : ∀ {a b} → a + b ≡ b + a
+-comm` {zero} {b} = sym(r-unit {b}) --заменяется на refl
+-comm` {suc a} {b} = begin
suc a + b ≡⟨⟩
suc (a + b) ≡⟨ cong suc (+-comm` {a} {b}) ⟩
suc (b + a) ≡⟨⟩
suc b + a ≡⟨ m+1+n=1+m+n {b} {a} ⟩ --тоже можно заменить на refl
b + suc a ∎
Данная прагма не считается “безопасной” т.е. конфликтует с опцией --safe
и соответственно такие доказательства нельзя использовать в “безопасных” модулях.
Документация объясняет это тем, что это может, например, нарушить сходимость,
т.е. в теории можно придумать пример, когда компилятор бесконечно будет перебирать разные варианты переписывания и ни к чему не придет.
UPD: Вообще не в теории, пишите {-# REWRITE +comm #-}
и наслаждаетесь бесконечной компиляцией.
Еще примеры можно найти тут
from forza4galicia
En un mundo tan convulso y cambiante como el nuestro, las redes sociales se han convertido en el mentidero preferido de mucha clase de gente lo que ha deteriorado el ambiente de las redes comerciales comerciales (esas en las que las personas que las poblamos somos el producto).
Aunque esas mismas redes hacen ver que son las únicas, esto no es cierto en absoluto. Aparte de que la propia tecnología nos puede brindar otras formas de relacionarnos, desde hace más de un lustro han crecido diversas plataformas que se intercomunican entre sí, y en las cuales (salvo que la cuenta o el servidor completo estén vetados en tu servidor, o por tí mism@) todas ven los artículos o mensajes de todas las otras redes.
Para ello, todas las redes federadas deben compartir un protocolo de comunicación,es decir, deben comunicarse de la misma manera entre ellas...
El protocolo principal de estas redes se llamó, originalmente, StatusNet. Años después, evolucionó y cambió su nombre por el que tiene actualmente: ActivityPub .
Dado que estas plataformas están formadas por una cantidad enorme de servidores (virtualmente ilimitada) y que todas las instancias (que así se llama cada plataforma alojada en un servidor) tienen la posibilidad de verse entre ellas, es decir que era una Federación i estaba formada por una universo de servidores, el nombre para llamar a toda esta miríada de diferentes redes sociales fue obvio: Fediverso.
Pues podríamos decir que el fediverso es un conjunto de plataformas de red social, dónde cada plataforma esta formada por un conjunto de servidores (de equipos que tienen instalado el sistema que permite poner en el aire a la red social, y dónde este sistema está activo y funcionando.
Lo primero, es que es descentralizada y federada.
Descentralizada, significa que no dependen de un servidor o estructura centralizada. Por ejemplo, las redes sociales de meta (empresa matriz de facebook, instagram o whatsapp) pueden estar dispersas entre diversos servidores (sistema distribuído) pero, con todo, presentan una interfaz y un funcionamiento como si fuese un sistema único. Es decir, si bien, al ser un sistema distribuído, el procesamiento, el almacenamiento y demás, pueden estar repartidos entre decenas, centenas o miles de ordenadores o equipos semejantes, sin embargo, no se ven diferencias entre el tratamiento de un artículo almacenado en uno de esos equipos informáticos o en otro.
Sin embargo, en un sistema descentralizado, cada equipo informático que da ese servicio (o cada equipo informático virtual -ya explicaremos esto en otro momento-) presenta una instancia diferente de red social.
Pongamos un ejemplo: si un servidor de una de estas plataformas sociales, digamos https://masto.es , tiene unos ciertos usuarios, estos no sólo verán lo que se publica en su servidor, sino de todos los servidores de mastodon y otras redes sociales con el mismo protocolo que usa mastodon (ActivityPub) . De la misma manera, https://social.ferrocarril.net/ (que, como cualquiera se puede imaginar es para personas aficionadas o apasionadas por el mundo del ferrocarril), también podrá hacer lo mismo.
De otra parte, si no te gusta algún contenido, puedes proponer a los administradores de la instancia que la bloqueen o puedes hacer algo tú al respecto (en bastantes instancias). Al menos, en lo que respecta a mastodon, puedes buscar cuentas de una instancia específica, por ejemplo (y recuerda que este nombre de instancia es ficticio): instanciaQueQuieroBloquear.xxx y, mirando en las opciones de cualquier cuenta de esa instancia, buscas en el menú la opción: “Bloquear instancia” y, una vez que le des, ya no te aparecerán más artículos de cuentas que estén alojadas en esa instancia.
De este modo, en una gran proporción de instancias, se han bloqueado instancias de spam, pornográficas, con mensajes de odio, de corte fascista, etnicista (“racista”) o elitista.
En este caso, al ser muchas instancias, has de elegir una, pero, para ello, has de tener en cuenta que cada instancia tiene sus propias reglas y puede que algunas no te convenzan, así que cuando intentes el alta, léete bien las reglas para decidir si te convence esa instancia, o ir a otra u otras.
Por otra parte, podrías encontrarte instancias operadas por empresas o instituciones, y otras (probablemente, la mayoría) operadas por particulares. Ten en cuenta, que cada administrador o grupo de administradores puede tener una idea distinta de lo que se permite o no en el servidor y que, sí, en ocasiones puedes ser censurad@ o echad@ de forma tan arbitraria como en las redes sociales comerciales, con varias diferencias notables:
En estas redes, puedes bajarte tu contenido, hacerte la cuenta en otra instancia, y subir ese contenido a esa misma instancia.
Como ya he dicho en el punto número 1, te lleves o no el contenido, puedes irte a otra instancia.
La gente que hayas conocido en esa otra instancia puedes seguirla desde la nueva e, incluso, puedes subir los contactos de la otra instancia y poder tenerlos añadidos desde ese momento sin tener que hacer esa añadidura manualmente.
Teniendo en cuenta, el punto número 1, esto es totalmente diferente de otras redes (tú no podrías subir a instagram el contenido de tu twitter/X, ni a twitter/X el contenido de tu facebook o linkedin. Pero sí puedes subir el contenido de tu mastodon a otro mastodon, o incluso puede que a misskey (no lo he probado nunca, cuando lo pruebe os comento).
Lo ideal sería leer sobre los tipos de instancias que hay, y hacerse varias cuentas (a poder ser, sólo una en cada tipo de instancia). Por ejemplo, una en mastodon, otra es misskey, otra en hubzilla.
Empiezas a usarlas y decides cual te gusta más,
Para ello, hay distintas webs dónde puedes encontrar instancias del fediverso.
Esto es una buena pregunta, y la respuesta es no. En el fediverso, tanto hay instancias públicas (cualquiera se puede hacer una cuenta), instancias de grupos (no se hacen cuentas, únicamente la persona fundadora o creadora de la instancia, o sus administradores, añaden únicamente a la instancia a las personas de su grupo) e, incluso, instancias individuales (las que hace una persona para añadirse al fediverso, que esa persona gestiona y en la que la única cuenta, aparte de la de administración, es la suya persona (es importante separar la cuenta de administración de la que se va a usar para publicar, tanto por organización como para mayor seguridad).
Pues lo primero es buscar la instancia.
Si lo que quieres es una instancia únicamente de mastodon, puedes ir aqui:
https://joinmastodon.org/es/servers
Dónde podrás encontrar una lista en castellano de instancias de mastodon. También encontrarás herramientas de búsqueda dónde puedes buscar por idioma, por “región” ( aquí llaman región al continente), o incluso por temática (sí, hay instancias temáticas también, como vimos en el caso de la instancia dedicada al ferrocarril).
Por otra parte, si quieres un directorio de más tipos de instancias, una de las opciones a tener en cuenta sería:
Siendo esta una de las opciones más potentes en la búsqueda, puedes buscar por cierto dato en las columnas (por ejemplo, “Yes” en la columna donde dice si está abierta a nuevas altas de cuentas) o “es” para el idioma (“español”), etc. También es posible buscar por el software, es decir, por el tipo de plataforma: mastodon, friendica, akkoma, pleroma, misskey, y muchas otras más.
Bueno, se puede identificar casi (aunque no es tan semejante) a mastodon con twitter -de hecho sus twitts, se llaman toots –. Friendica, por ejemplo, tiene un estilo que algunas personas creen semejante a facebook. Igualmente, hay plataformas que no tienen nada que ver con las comerciales.
Por ejemplo, este artículo lo estás leyendo en una plataforma del fediverso para blogs textuales (no he encontrado ninguna forma de añadirle imágenes (aunque posiblemente pueda tenerla), pero se centra más bien en el texto. También hay plataforma sobre música. Hay otra (en formación) de videos cortos (tipo tiktok) que viene del mismo equipo que pixelfed, la plataforma de fotos del fediverso.
Incluso hay otra plataforma dedicada a los libros (bookwyrm), e incluso otra a los podcasts -en especial de audio- llamada castopod.
Después, para artículos largos pero con imágenes estaría Socialhome en la cual suelo escribir artículos largos sobre política y economía (en breve, voy a poner artículos de otros tipos de contenido).
Incluso hay una plataforma muy prometedora llamada bonfire donde quieren hacer instancias que promuevan cosas como el intercambio científico libre, el cuidado del medio ambiente, y muchas cosas más.
Como se puede ver, el nombre de fediverso no es casualidad. De hecho, hay un enorme universo de opciones de federarse al fediverso, incluso en otros protocolos distintos a ActivityPub, y algunas plataformas tienen varios protocolos (como Friendica que utiliza Zot y ActivityPub).
Por lo tanto, aquí tenéis una gran cantidad de opciones para hacer bitácoras (blogs) de sólo texto o también con elementos multimedia, para tener plataforma de microblogs (tipo twitter) o incluso de blogs (como esta en la que estamos (writefreely), podcasts o, casi, lo que se te ocurra.
Pues Wordpress, el conocido sistema de blogs, también se puede federar, pero esto da problemas con algunas instancias que podrían no querer contenido venido o de esa plataforma o de ciertas bitácoras (blogs) de la misma, como pasa con cualquier otro contenido federado.
Como se puede ver aquí, hay muchísimas opciones para habitar el fediverso, incluso más de una vez, según el tipo de artículos o cortes audiovisuales que quieras compartir.
¿Elegirás el tuyo?
forza4galicia
from BeiZero
В этой статье мы определим тип списков, введем несколько базовых операций над ними и докажем для них пару утверждений(например, что reverse (reverse list) ≡ list
).
Определим модуль и импортируем тип равенства типов ≡ (пишется как \==) вместе с удобным синтаксисом для ведения доказательств, а так же натуральные числа и их свойства
module List where
-- Импорт модулей необходимых для ведения доказательства
import Relation.Binary.PropositionalEquality as Eq
open Eq
open Eq.≡-Reasoning
-- Импорт натуральных чисел и их свойств
open import Data.Nat
open import Data.Nat.Properties
Индуктивно определим тип списка с помощью конструктора пустого списка и конструктора добавляющего элемент в начало списка
infixr 4 _::_
data List(A : Set) : Set where
[] : List A
_::_ : A → List A → List A -- → пишется как `\to`
Определим функцию возвращающую длину списка. Длина пустого списка равна нулю, а длина непустого списка 1 + длина его хвоста
length : {A : Set} → List A → ℕ
length [] = 0
length (_ :: xs) = 1 + (length xs)
В компиляторе Agda присутствует интерактивный режим, которым можно пользоваться для проверки написанного кода
% agda -I src/List.lagda.md
_
____ | |
/ __ \ | |
| |__| |___ __| | ___
| __ / _ \/ _ |/ __\ Agda Interactive
| | |/ /_\ \/_| / /_| \
|_| |\___ /____\_____/ Type :? for help.
__/ /
\__/
The interactive mode is no longer under active development. Use at your own risk.
Main> 1 :: 2 :: []
1 :: 2 :: []
Main> length (1 :: 2 :: [])
2
Определим функции head и tail
но обе функции определены не для всех списков, а только для не пустых
В Haskell, например, определение выглядит так
head :: HasCallStack => [a] -> a
head (x:_) = x
head [] = errorEmptyList "head"
tail :: HasCallStack => [a] -> [a]
tail (_:xs) = xs
tail [] = errorEmptyList "tail"
т.е. в случае пустого списка обе функции выкидывают ошибки
Есть довольно неплохой вариант вместо ошибки возвращать ответ завернутый в тип Maybe, например, в Haskell можно определить эти функции так
safeHead :: [a] -> Maybe a
safeHead (x:_) = Just x
safeHead [] = Nothing
safeTail :: [a] -> Maybe [a]
safeTail (_:xs) = Just xs
safeTail [] = Nothing
В Agda, с помощью зависимых типов, мы просто можем не определять head и tail на пустых списках, и их нельзя будет на них вызвать
head : {A : Set} → (a : List A) → {length a > 0} → A
head (x :: _) = x
tail : {A : Set} → (a : List A) → {length a > 0} → List A
tail (_ :: xs) = xs
ex1 = head (1 :: 2 :: [])
ex2 = head [] -- не может найти доказательство, что length a > 0 и просит его предъявить, при компиляции будет ошибка
ex3 = tail (1 :: 2 :: [])
ex4 = tail [] -- не может найти доказательство, что length a > 0 и просит его предъявить, при компиляции будет ошибка
Не смотря на то, что непосредственно в редакторе отображается не ошибка, а подсказка, что нужно предоставить доказетельство не нулевой длины, во время компиляции действительно будет ошибка
% agda src/List.lagda.md
Checking List (/Users/igorfedorov/Github/agda-pfds/src/List.lagda.md).
Unsolved metas at the following locations:
/Users/igorfedorov/Github/agda-pfds/src/List.lagda.md:96,7-11
/Users/igorfedorov/Github/agda-pfds/src/List.lagda.md:103,7-11
Для удобства ведения доказательств можно использовать операторы
a ≡⟨⟩ b
– a
и b
равны по определениюa ≡⟨ l ⟩ b
– a
и b
равны по утверждению l
∎
– конец доказательстваНаписание символов:
\qed
\==
\<
\>
(f a) ≡⟨ cong f l ⟩ (f b)
– cong
конгруэтность, если аргументы f
равны по l
, т.е. a ≡⟨ l ⟩ b
, то (f a) ≡⟨ cong f l ⟩ (f b)
b ≡⟨ sym l ⟩ a
– sym
симметричность, если a ≡⟨ l ⟩ b
, то b ≡⟨ sym l ⟩ a
Определим функцию добавления элемента в конец списка. Добавление a
в конец пустого списка это список из состоящий из одного элемента a
, а добавление в конец непустого списка это добавление в конец его хвоста.
Обратите внимание, что операция добавления в конец имеет алгоритмическую сложность O(n), где n – длина списка.
append : {A : Set} → List A → A → List A
append [] a = a :: []
append (x :: xs) a = x :: (append xs a)
Докажем с помощью индукции, что длинна списка после применения append
увеличивается на единицу
append-length-lemma : {A : Set} → (l : List A) → (a : A) →
length (append l a) ≡ 1 + (length l)
-- База
append-length-lemma {A} [] a =
length (append [] a) ≡⟨⟩
length (a :: []) ≡⟨⟩
1 + (length {A} []) ∎ --необходимо явно указать тип т.к. [] может не быть типа List A
-- Шаг индукции
append-length-lemma (x :: xs) a =
length (append (x :: xs) a) ≡⟨⟩
length (x :: (append xs a)) ≡⟨⟩
1 + (length (append xs a)) ≡⟨ cong suc (append-length-lemma xs a) ⟩
-- Для (length (append xs a) лемма уже доказана, поэтому используем cong suc
1 + (1 + (length xs)) ∎
Цепочку преобразований в которой есть ≡⟨⟩
можно заменить на refl
, но для наглядности иногда удобнее не сокращать.
Определим конкатенацию двух списков
infixr 5 _++_
_++_ : {A : Set} → List A → List A → List A
[] ++ ys = ys
(x :: xs) ++ ys = x :: (xs ++ ys)
Покажем, что []
является правым нулем относительно конкатенации
[]-rightUnit : {A : Set} → (a : List A) → a ++ [] ≡ a
[]-rightUnit [] = refl
[]-rightUnit (x :: xs) =
(x :: xs) ++ [] ≡⟨⟩
x :: (xs ++ []) ≡⟨ cong (λ l → x :: l) ([]-rightUnit xs) ⟩
x :: xs ∎
Докажем ассоциативность конкатенации
++-assoc : {A : Set} → (a b c : List A) → (a ++ b) ++ c ≡ a ++ (b ++ c)
++-assoc [] b c =
([] ++ b) ++ c ≡⟨⟩
b ++ c ≡⟨⟩
[] ++ (b ++ c) ∎
++-assoc (x :: a) b c =
((x :: a) ++ b) ++ c ≡⟨⟩
(x :: (a ++ b)) ++ c ≡⟨⟩
x :: ((a ++ b) ++ c) ≡⟨ cong (λ y → (x :: y)) (++-assoc a b c ) ⟩
-- для (a ++ b) ++ c ассоциативность доказана, поэтому используем cong
x :: (a ++ (b ++ c)) ≡⟨⟩
(x :: a) ++ (b ++ c) ∎
Докажем, что длина конкатенации двух строк равна сумме длин этих строк
length-concat-sum : {A : Set} → (a b : List A) →
length (a ++ b) ≡ length a + length b
length-concat-sum {A} [] b =
length ([] ++ b) ≡⟨⟩
length b ≡⟨⟩
0 + length b ≡⟨⟩
length {A} [] + length b ∎
length-concat-sum (x :: xs) b =
length (x :: xs ++ b) ≡⟨⟩
length (x :: (xs ++ b)) ≡⟨⟩
suc (length (xs ++ b)) ≡⟨ cong suc (length-concat-sum xs b) ⟩
suc (length xs + length b) ∎
Определим левую свертку
foldLeft : {A B : Set} → List A → B → (B → A → B) → B
foldLeft [] b _ = b
foldLeft (x :: xs) b f = foldLeft xs (f b x) f
Определим функцию reverse
, т.к. существует несколько вариантов имплементации определим их все и сможем подоказывать их эквивалентность(с точки зрения возвращаемого результата)
reverse
можно определить, например, через append
reverse-by-append : {A : Set} -> List A -> List A
reverse-by-append [] = []
reverse-by-append (x :: v) = append (reverse-by-append v) x
проблема этой реализации в сложности, которая будет O(n²)
Можно так же использовать concat
reverse-by-concat : {A : Set} → List A → List A
reverse-by-concat [] = []
reverse-by-concat (x :: xs) = (reverse-by-concat xs) ++ (x :: [])
сложность этой реализации так же O(n²)
Более “хитрое” решение можно написать используя аккумулятор
reverse-by-acc : {A : Set} → List A → List A → List A
reverse-by-acc acc [] = acc
reverse-by-acc acc (x :: xs) = reverse-by-acc (x :: acc) xs
reverse : {A : Set} → List A → List A
reverse = reverse-by-acc []
сложность этой реализации уже O(n), эту реализацию и будем считать каноничной
Аналогичная реализация, но аккумулятор мы перенесем в foldLeft
reverse-by-foldLeft : {A : Set} → List A → List A
reverse-by-foldLeft l = foldLeft l [] (λ b a → a :: b)
так же за O(n)
reverse
Рассмотрим несколько доказательств эквивалентности реализаций reverse
(остальные можно подоказывать самостоятельно)
Докажем эквивалентность reverse
через foldLeft
и через аккумулятор в аргументе.
Для этого представим, что мы находимся в процессе выполнения reverse
'а и аккумулятор уже не пуст
reverses-eq-1' : {A : Set} → (acc : List A) → (a : List A) →
reverse-by-acc acc a ≡ foldLeft a acc (λ b a → a :: b)
reverses-eq-1' _ [] = refl
reverses-eq-1' acc (y :: ys) =
reverse-by-acc acc (y :: ys) ≡⟨⟩
reverse-by-acc (y :: acc) ys ≡⟨ reverses-eq-1' (y :: acc) ys ⟩
foldLeft ys (y :: acc) (λ b a → a :: b) ∎
Предыдущее доказетельство не совсем честное т.к. доказывает эквивалентность на определенном шаге рекурсии, чтобы сделать его “честным” просто подставим вместо аккумулятора пустой список
reverses-eq-1 : {A : Set} → (a : List A) →
reverse-by-acc [] a ≡ reverse-by-foldLeft a
reverses-eq-1 = reverses-eq-1' []
Для доказательства сначала представим, что мы уже находимся на каком-то шаге рекурсии и аккумулятор не пуст, и покажем, что элемент в начале списка переносится в конец
reverses-eq-2' : {A : Set} → (acc : List A) → (l : List A) → (a : A) →
reverse-by-acc acc (a :: l) ≡ reverse-by-acc [] l ++ (a :: acc)
reverses-eq-2' _ [] _ = refl
reverses-eq-2' acc (x :: []) a = refl
reverses-eq-2' acc (x₁ :: x₂ :: xs) a =
reverse-by-acc acc (a :: x₁ :: x₂ :: xs) ≡⟨⟩
reverse-by-acc (a :: acc) (x₁ :: x₂ :: xs) ≡⟨⟩
reverse-by-acc (x₁ :: a :: acc) (x₂ :: xs) ≡⟨⟩
reverse-by-acc (x₁ :: a :: acc) (x₂ :: xs) ≡⟨ reverses-eq-2' (x₁ :: a :: acc) xs x₂ ⟩
reverse-by-acc [] xs ++ (x₂ :: x₁ :: a :: acc) ≡⟨⟩
reverse-by-acc [] xs ++ ((x₂ :: x₁ :: []) ++ (a :: acc))
≡⟨ sym (++-assoc (reverse-by-acc [] xs) (x₂ :: x₁ :: []) (a :: acc))⟩
(reverse-by-acc [] xs ++ (x₂ :: x₁ :: [])) ++ (a :: acc)
≡⟨ cong (λ x → x ++ (a :: acc)) (sym(reverses-eq-2' (x₁ :: []) xs x₂ )) ⟩
(reverse-by-acc (x₁ :: []) (x₂ :: xs)) ++ (a :: acc) ≡⟨⟩
(reverse-by-acc [] (x₁ :: x₂ :: xs)) ++ (a :: acc) ∎
Теперь можем подставить вместо аккумулятора пустой список и завершить доказательство
reverses-eq-2 : {A : Set} → (l : List A) →
reverse-by-acc [] l ≡ reverse-by-concat l
reverses-eq-2 [] = refl
reverses-eq-2 (x :: xs) =
reverse-by-acc [] (x :: xs) ≡⟨ reverses-eq-2' [] xs x ⟩
reverse-by-acc [] xs ++ (x :: [])
≡⟨ cong (λ l → l ++ (x :: [])) (reverses-eq-2 xs) ⟩
reverse-by-concat xs ++ (x :: []) ∎
reverse-length : {A : Set} → (a : List A) → length (reverse a) ≡ length a
reverse-length [] = refl
reverse-length (x :: xs) =
length (reverse (x :: xs)) ≡⟨ cong length (reverses-eq-2' [] xs x) ⟩
length (reverse xs ++ (x :: [])) ≡⟨ length-concat-sum (reverse xs) (x :: []) ⟩
length (reverse xs) + length (x :: [])
≡⟨ cong (λ a → a + length (x :: [])) (reverse-length xs) ⟩
length xs + length (x :: []) ≡⟨⟩
length xs + 1 ≡⟨ +-suc (length xs) 0 ⟩
1 + (length xs) + 0 ≡⟨ +-comm ( 1 + (length xs)) 0 ⟩
1 + (length xs) ∎
reverse
инвертирует конкатенациюreverse-inversion : {A : Set} → (a b : List A) →
reverse (a ++ b) ≡ reverse b ++ reverse a
reverse-inversion [] b =
reverse b ≡⟨ sym ([]-rightUnit (reverse b)) ⟩
reverse b ++ [] ≡⟨⟩
reverse b ++ reverse-by-concat []
≡⟨ cong (λ x → reverse b ++ x) (sym(reverses-eq-2 []))⟩
reverse b ++ reverse [] ∎
reverse-inversion (x :: xs) b =
reverse ((x :: xs) ++ b) ≡⟨⟩
reverse (x :: (xs ++ b)) ≡⟨ reverses-eq-2' [] (xs ++ b) x ⟩
reverse (xs ++ b) ++ (x :: [])
≡⟨ cong (λ l → l ++ (x :: [])) (reverse-inversion xs b) ⟩
(reverse b ++ reverse xs) ++ (x :: [])
≡⟨ ++-assoc (reverse b) (reverse xs) (x :: []) ⟩
reverse b ++ (reverse xs ++ (x :: []))
≡⟨ cong (λ l → reverse b ++ l)(sym (reverses-eq-2' [] xs x)) ⟩
reverse b ++ reverse (x :: xs) ∎
reverse
reverse-involution : {A : Set} → (a : List A) → reverse (reverse a) ≡ a
reverse-involution [] = refl
reverse-involution (x :: xs) =
reverse (reverse (x :: xs)) ≡⟨ cong reverse (reverses-eq-2' [] xs x) ⟩
reverse (reverse xs ++ (x :: [])) ≡⟨⟩
reverse (reverse xs ++ (x :: [])) ≡⟨ reverse-inversion (reverse xs) (x :: []) ⟩
reverse (x :: []) ++ reverse (reverse xs) ≡⟨⟩
(x :: []) ++ reverse (reverse xs)
≡⟨ cong (λ l → (x :: []) ++ l) (reverse-involution xs) ⟩
(x :: []) ++ xs ≡⟨⟩
x :: ([] ++ xs) ≡⟨⟩
x :: xs ∎
from Erdrandbewohner
Eine Reise zweier neurodivergenter Menschen mit sehr kaputten Reizfiltern nach Paris. Im Februar. Kann das gut gehen? Macht das Spaß? Oder floss Blut? Steht Paris noch?
Bevor ich diese Fragen beantworte, erst einmal die Vorgeschichte:
Vor etwa zwei Monaten sagte meine Liebste: „Schau mal, wir müssen nur noch eine Hotelübernachtung bis Februar auf der Plattform „hotelbuchungen.com“ (die Plattform heißt in Wirklichkeit anders) buchen, dann bekommen wir den Supergast-Status Level 3! Wie wäre es, wenn wir für ein paar Tage nach Köln fahren? Museen und so, das wird sicher toll!“
Nun, Köln im Spätwinter entpuppte sich beim nähren Nachdenken als eher unsexy. Aber hey, wir waren schon lange nicht mehr in Paris gewesen! Außerdem ist Paris viel größer, schöner und hat viel tollere Museen! Und es ist schneller und sicherer zu erreichen als Köln, weil wir mit dem TVG fahren. Der ist immer pünktlich. Im Gegensatz zur Deutschen Katastrophenbahn, wo wir wegen Feuchtigkeit auf den Gleisen (nicht wirklich, aber ähnlich albern) schon mal fast sechs Stunden von Köln nach Trier unterwegs waren.
Wie wir in diversen Reiseblogs lasen, wurde eine Reise nach Paris im Februar als super toll angepriesen, denn das sei der Monat mit den wenigsten Touristen, was kaum Warteschlangen vor den touristischen Hotspots bedeute und eine viel entspanntere Atmosphäre garantiere. (Haha. Aber dazu später...)
Meine Liebste ist bei uns die Reiseplanungsbeauftragte, das ist eines ihrer Spezialinteressen und wohl mit ihre überragendste Superkraft. Ich hingegen fuchse mich in die Stadtstruktur ein, finde so verborgene Juwelen, erarbeite die geschichtlichen Hintergründe und bin ansonsten ein angenehmer Reisegenosse. Meine Liebste fand heraus, dass das von uns ausgesuchte Hotel auf dieser Buchungsplattform sehr viel teurer als bei der Direktbuchung, womit sich unser Supergast-Status Level 3 erledigt hatte. Egal, wir waren angefixt und wollten raus, was erleben.
Reisevorbereitungen sind bei uns eine komplizierte Sache. Es gibt zweierlei Reisevorbereitungen: Zum einen die Organisation, also die Reservierungen, das Herausfinden von Öffnungszeiten und die Buchungen von Zeitfenstern zum Besuch von Museen, Denkmälern usw.
Und es gibt die innere Reisevorbereitung. Das beinhaltet das Schwanken zwischen „Das wird alles ganz toll, oh was freue ich mich!“ und „OMG, wir sind doch völlig bescheuert! Wie kamen wir bloß darauf, wegfahren zu wollen! Und das auch noch im Februar! Was ist, wenn das Wetter scheiße ist? Oder wenn irgendwas schief läuft?“. Außerdem ertrage ich es nicht, wenn ich von einer Reise nach Hause komme und das Haus ist unordentlich. Also steht vor dem Abfahrtstermin eine gigantische Putzorgie auf dem Plan. Ja, ich weiß, es klingt vermutlich sehr bescheuert, aber ich brauche die Gewissheit, dass alles in Ordnung ist, wenn ich zurück komme. Je näher der Termin rückt, desto intensiver wird die Anspannung und das Wechselbad der Gefühle – bis... bis wir endlich unterwegs sind und keine Überraschungen mehr befürchten müssen.
Wir haben uns im TGV die erste Klasse gegönnt. Der Aufpreis dafür ist im Vergleich zur Deutschen Katastrophenbahn lächerlich gering, der zusätzliche Komfort aber unbezahlbar. Es ist recht ruhig, man hat Platz und man kann sich zwischen den ganzen Geschäftsfuzzis hinter ihren Laptops wichtig fühlen. Mit 315 km/h durch die Champagne zu donnern ist schon ein tolles Erlebnis!
Als Unterkunft in Paris haben wir uns für ein einfaches Hotel im Zentrum des Stadtteils Belleville entschieden. In Belleville hatten wir in einem früheren Urlaub schon mal gewohnt und wir haben uns in diesen Ort verliebt. Die Gentrifizierung ist noch nicht weit fortgeschritten, hier wohnen also noch „echte“, alteingesessene Menschen, es gibt zwei große Parks, viele kleine tolle Geschäfte, Streetart, Kneipen, Restaurants, Cafés und vor allem: Es gibt hier kaum etwas, was Standard-Touris interessiert. Nur ein paar Meter von unserem Hotel befinden sich eine Bushaltestelle und eine Metrostation. Prima!
Das Hotel war dann wirklich ganz okay, es war wie gesagt einfach, aber sauber, die Matratzen waren perfekt und das Bad war frisch renoviert. Die Heizung funktionierte und ein simples Frühstück mit so viel Kaffee wie man wollte gab es auch. Unser Zimmer ging raus auf die Kirche, ein etwas heruntergekommenes, schmutzig-graues, neogotisches Ding mit zwei Kirchtürmen und einer schepprig klingenden Glocke, die gottseidank die meiste Zeit nicht bimmelte.
Nach dem Einchecken sind wir dann als aller erstes zur frisch sanierten Kathedrale Notre Dame gefahren. Meine Liebste ist Kunsthistorikerin, sie sabberte bereits vor freudiger Erwartung. Bei unseren bisherigen Paris-Aufenthalten hatte wir die Kathedrale nicht besucht, aber nach dem Brand und der Sanierung gab es diesmal keinen Weg daran vorbei.
Also ab in die U-Bahn-Linie 11. War die beim letzten mal auch so höllisch voll? Selbst zu Zeiten außerhalb des Berufsverkehrs? Wie stressig. Ich liebe das Fahren in einer U-Bahn, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, dass es sooo laut war, die Menschen soooo hektisch und die Wägen soooo gerammelt voll waren!
Gestresst kamen wir auf der Ile de la Cité an und hier erlebten wir die ach so ruhige und entspannte Atmosphäre von Paris mit wenigen Touristen im Februar. Polizei. Überall Polizei. Teils schwer bewaffnet, teils die öffentliche Ordnung alleinig durch einen besonders grimmigen Gesichtsausdruck sichernd. Polizist*innen patroullierten in Gruppen, fuhren auf Motorrädern umher, saßen in Mannschaftsbussen oder blockierten die Straßen. Großes Tatütata (auf französisch klingt das Tatütata wie Düddledü-Düddledü). Später wurde klar, warum da so ein Geschiss gemacht wurde. Ein Staatsbesuch.
Die „wenigen“ Februar-Touristen entdeckten wir dann auf dem Kathedralenvorplatz. Eine zig hundert Meter lange Schlange mit zig hunderten, wenn nicht sogar tausenden Menschen wand sich quer über den Platz und wuchs dabei in rasanter Geschwindigkeit. Alle warteten auf ihren Einlass in Notre Dame. Daneben gab es eine deutlich kleinere Schlange. Die war für die Leute, die ein Zeitfenster im Internet ergattern konnten. Also für so Leute wie wir, denn meine Liebste hat in einem heroischen Akt tatsächlich ein üblicherweise ausverkauftes Zeitfenster geschossen. Yippie! Trotzdem mussten wir erst einmal an der Sicherheitskontrolle vorbei. Taschenkontrolle, Schnellabfertigung, in die Kathedrale hineingetrieben, eng an eng mit Menschen aus allen Herren Ländern, als Teil einer amorphen, sich durch die Kirche schiebenden Walze bestehend aus tausenden von Leibern. Habe ich das Wort Stress eigentlich schon geschrieben? Ja? Zurecht. Trotz Ohrenstöpsel, die uns vor dem schlimmsten Lärm abschirmten.
Ich ertrage keine Enge, mit zufälligen Berührungen durch fremde Leute habe ich ein großes Problem. Vor allem, wenn ich eh schon gestresst und überreizt bin. Nach wenigen Minuten, in denen ich einen Blick auf das nun wundervoll in fast weißem Kalkstein erstrahlendem Gebäude werfen konnte, wollte ich nur noch schreien und um mich schlagen. Mein Sichtfeld verengte sich, jeder Muskel in meinem Körper war angespannt und mir wurde schwindelig vor Wut. Ich musste da raus – sofort! Ein beginnender Meltdown. Höllehöllehölle!
Draußen atmete ich erstmal durch, versuchte herunter zu kommen und wartete auf meine Liebste, die dann auch bald eben so gestresst (ja, schon wieder dieses Wort!) aber auch sehr glücklich aus der Kirche kam. Wir beratschlagten kurz, wie es nun weiter ginge und wir beschlossen, so schnell wie möglich dem stressigen Gewusel und der immer noch herumlärmenden Polizei zu entfliehen... (Das wars jetzt erstmal mit dem Wort „gestresst“, versprochen!)
Hunger. Wir entdeckten unseren Hunger. Er war sehr groß. Außerdem begann es zu dämmern und zu schiffen. Wir kamen an einem ruhigen, winzigen asiatischen Restaurant vorbei, in dem ein kleines Buffet aufgebaut war, von dem man so viel essen konnte, wie man wollte. Die Speisen waren nicht warm, dafür standen mehrere Mikrowellengeräte bereit. Sowas habe ich noch nie gesehen, aber ich fand es lustig und das Essen war sogar sehr lecker und günstig.
Etwas im Bauch zu haben und die Ruhe halfen mir, ich fühlte mich bereit noch etwas zu erleben. Wie zufällig stand da das Centre Pompidou in der Nähe herum, dieses auf links gedrehte Museumsgebäude für moderne und zeitgenössische Kunst. Darin war ich erst ein mal in meinem Leben, als Kind, vermutlich etwa 1980. Damals hat mich nicht nur das Gebäude beeindruckt, sondern auch die dadaistischen Kunstwerke, die ich als kopfchaotisches Kind mit eingebauter assoziativer Denkweise offenbar intuitiv verstand und sofort liebte.
Und hier hatten wir den ersten Paris-Moment für diesen Urlaub. Eine Mischung aus Begeisterung, aus Staunen und einem dauerhaften Grinsen im Gesicht. Es begann bereits auf der außerhalb der Fassade entlangführenden Rolltreppe. Je höher wir kamen, desto fantastischer der Blick über die Stadt. In der Ferne, nebelverhangen, strahlte der illumierte Eiffelturm sein Leuchtturmleuchten in die tiefhängenden Wolken, und ganz rechts ragte der Hügel Montmatre mit seiner kitschigen Zuckerbäckerkirche aus der Dunkelheit hervor. Zusammen mit den retrofuturistisch rot beleuchteten Rolltreppenröhren des Kunstmuseums löste dieser Ausblick bei uns eine fast schon surrealistische Stimmung aus. Apropos Surrealismus. Leider haben wir die große Surrealismus-Sonderausstellung um wenige Tage verpasst. Schade. Aber wir hatten trotzdem großen Spaß, sowohl mit den hochkarätigen Kunstwerken (die wir genossen, aber einfach nicht ernst genommen haben) als auch mit dem Beobachten der kulturbegeisterten Besucher*innen (die die Kunstwerke mit sehr gewichtigem Gesichtsausdruck und unangemessenen Ernst betrachteten). Übrigens waren viele Besuchende ihr eigenes (dadaistisches) Kunstwerk. Ich schätze, das waren Angehörige der örtlichen Modeindustrie oder solche, die sich ihr streng verpflichtet fühlen…
Sehr glücklich, aber physisch und psychisch völlig am Ende und bereits wieder mit einem Tunnelblick gings per Metro zurück zum Hotel nach Belleville. Sowohl in der Metro als auch in Belleville pulsierte trotz vorgerückter Stunde noch das Leben. Gehörschutz – so wichtig! Gegen zu viele optische Reize hilft nur Augen zu. Was aber nicht immer machbar oder sinnvoll ist, wenn man sich in einer Großstadt bewegt… Die mitgebrachten CBD-Fruchtgummis sorgten dafür, dass wir innerlich herunterfahren und schlafen konnten.
Fazit Tag 1: Bereits das frühe Aufstehen, die Aufregung, die Anreise kosteten uns einige Löffel. Der Besuch von Notre Dame und mein beginnender Meltdown saugte mir meinen Akku komplett leer. Die Energie für den tollen Museumsbesuch haben meine Liebste und ich uns vom folgenden Tag geliehen. Das geht. Und vor allem geht es grandios in die Hose, wenn man am nächsten Tag was vor hat und nicht ausreichend regenerieren kann oder will.
Tag 2.
Der Tag begann viel zu früh mit dem betörenden Duft von frisch gebackenem Brot und heißen Crossaints. Ganz in der Nähe gibt es eine Bäckerei, die das gesamte Viertel allmorgendlich beduftet. Natürlich konnte ich nicht mehr schlafen (mein Schlaf ist natürlich dann gestört, wenn ich ihn am meisten brauche) und beobachtete und lauschte statt dessen, wie das Viertel langsam erwachte. Das kleine Café hatte bereits vor 6:00 Uhr in der Früh geöffnet und in der Dunkelheit saßen die ersten Gäste an den Tischen an der Straße und tranken ihren Kaffee und rauchten dazu sehr klischeehaft eine Zigarette, bevor sie von dem Loch im Gehweg mit dem Schild „Metro“, verschluckt wurden. Ja, in Frankreich wird immer noch viel geraucht. Lastenradfahrer*innen fuhren Waren aus oder ihre Kinder in die jeweiligen Lehr- oder Verwahranstalten, die Stadtreinigung tat ihr Bestes, und das sogar mehrmals.
So ganz fit war ich nicht, das merkte ich ziemlich schnell. Denn auch die drei Tassen Kaffee beim einfachen Frühstück im eher schlicht und sachlich gehaltenen Frühstücksraum vertrieb nicht die Müdigkeit und auch nicht die Schwere in den Gliedern. Ja, kein Wunder, denn gestern war alles zu viel und der Schlaf war zu wenig.
Auf dem Plan für den Tag stand die Sainte-Chapelle, ein hochgotisches Wunderwerk das vor allem aus bunten Fenstern besteht. Früher war sie die Kapelle der königlichen Residenz auf der Ile de la Cité Aus der königlichen Residenz wurde später nach vielen Umbauten der Justizpalast, ein heute schwer gesicherter, aber auch ein traurig abgeranzt-vergammelter Ort. Doch wir hatten noch Zeit, meine Liebste ergatterte eine Eintrittskarte für um 12:00 Uhr.
Wir beschlossen, durch Belleville zu schweifen, bewunderten die Käseläden, sabberten vor den Fischläden, bestaunten die wirklich schönen Wandmalereien (aka Streetart) und fanden eine Kreuzung, an der man von der Rue de Belleville den Hügel herab über die Stadt bis zum Eifelturm schauen kann, der hinter dem Dunst und dem Morgennebel der Stadt wie eine unwirkliche, fremdartige Landmarke über der Dachlandschaft hervorragte.
Durch kleine Wohnstraßen schlendernd strebten wir zum Parc de Belleville. Bevor die Stadt Paris zu ihrer heutigen Größe explodierte, wurde an den Hängen des Hügels, der heute teilweise bebaut, teilweise der Park ist, Wein und Obst angebaut. Später lebte hier die aufsässige Arbeiterklasse, vom Bürgertum und der reaktionären Regierung argwöhnisch beobachtet, und hier wie im Parc des Buttes Chaumont fand die unvergessene Pariser Kommune, der erste Versuch einer sozialistischen Gemeinschaft, in einem gnadenlosen Gemetzel ihr trauriges Ende. Daran erinnert heute nichts mehr.
Der Park ist hübsch angelegt, wir hatten von der obersten Terrasse eine phantastische Aussicht über die Stadt – und auf eine Gruppe von etwa zehn älteren Damen aus Asien, die zu asiatischen Popsongs eine nur für sie einen Sinn ergebende Choreographie tanzten und uns ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Nicht nur die tanzenden Damen bevölkerten den kahlen, winterschlafenden Park, sondern auch ein paar Grüppchen Jugendliche. Ich vermute, sie repräsentieren die inoffiziellen französischen Freiluft-Coffeeshops, wo man dubiose Kräuter erwerben und gleichzeitig konsumieren kann…
Bis hier hin liest es sich, als hätten wir einen sehr erholsamen und entspannten Vormittag gehabt, nicht wahr? Stimmt. Aber das ändert sich genau jetzt. Achtung, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werde ich wieder sehr oft das Wort „Stress“ in all seinen Formen und Ableitungen benutzen.
Nachdem wir den Park von oben nach unten durchschlendert hatten, trafen wir auf den Boulevard de Belleville, und dort fand gerade der wöchentliche Straßenmarkt statt. Ich liebe Märkte! Laute, bunte, wuselige Märkte, mit Menschen aus allen möglichen Kulturen, die ihre Waren anpreisen, feilschen, oder kaufen. Märkte, auf denen ich Obst, Gemüse oder auch tote Tiere sehe, deren Existenz mir bisher unbekannt war und über deren Eignung als Nahrung ich sehr skeptisch bin. Hier schieben sich alte Männer mit rot gefärbtem Bart aus Bangladesch durch die Menge, neben den in traditionelle Gewänder gehüllten Menschen aus Zentralafrika. Elegant für den Markt herausgeputzte ältere Pariserinnen beratschlagen sich mit jungen Frauen mit Kopftuch über die Qualität der Fische, während am Stand nebendran ein Verkäufer mit lautem Sprech-Singsang für seine Waren wirbt. Herrlich!
Bevor ihr euch nun fragt, wie ich als Mensch ohne nennenswerten Reizfilter eine solche Atombombe an Reizen „herrlich“ finden kann: nun, ich weiß was auf mich zukommt, daher weiß ich, wie ich in diesem Tsunami an Reizen schwimmen muss und ich weiß (meistens), wann ich da raus muss. Ich will es und ich entscheide mich dafür. Das genau macht den Unterschied zu Situationen, die ich nicht will und auch nicht beeinflussen kann. Aber mir ist bewusst, dass mich so ein Markt am Ende enorme Energie kostet. Ein hoffentlich treffendes Gleichnis: Ein Mensch kann unter Wasser nicht lange überleben. Aber man kann mit angehaltener Luft tauchen und die Fische im Wasser beobachten. Wenn die Luft verbraucht ist und die Lunge schmerzt, ist man gezwungen zum Atmen aufzutauchen...
Also habe ich meine Liebste angeschaut, sie nickte. Gehörschutz in die Ohren und los, sich treiben lassen, gucken, riechen und staunen. Mittendrin drehte ich mich nach ihr um. Oh je, sie sah bereits enorm angestrengt und gestresst aus und bald darauf machte sie Zeichen, dass es ihr zu viel wird. Gut, dass wir eh schon fast am Ende des Marktes angekommen waren. Als wir uns etwas abseits ohne Gehörschutz unterhalten konnten, spürte auch ich, dass das auch mir schon fast zu viel war. Ich habe mich überschätzt, vergessen, dass ich mit zu wenig Schlaf und einem Energiedefizit in den Tag gestartet bin. Mist.
Nirgends gab es eine wirklich ruhige Ecke, der Verkehr auf dem Boulevard toste, Presslufthämmer, hupende Autos, Motorräder, überall Menschen. Außerdem meinte meine Liebste, dass wir nun langsam los zur Sainte-Chapelle müssten. Also eine Bushaltestelle finden. Wieder Stress. Wo sind wir überhaupt, und warum funktioniert das scheiß GPS nicht ordentlich? Ah. Hier sind wir. Jetzt links rein in eine belebte Seitenstraße, dort sollte eine Bushaltestelle sein, sagte die Pariser ÖPNV-App. Menschenmassen, blinkende Lichter, Läden, Gesprächsfetzen und laute Musik, und nach hunderten Metern Slalomlauf endlich die Bushaltestelle. Meine Liebste sah inzwischen zutiefst verzweifelt aus, ergatterte einen Sitzplatz im Wartehäuschen und versuchte sich herunterzuregulieren. Ich spürte, wie verspannt meine Schultern waren, atmete bewusst und versuchte meinen Stress und die Anspannung fallen zu lassen. Erfolglos.
Das wäre nun der Punkt, an dem wir dringend einen Park, ein ruhiges Cafe, notfalls eine stille Kirche gebraucht hätten. Statt dessen saßen wir im Bus zur Ile de la Cité. Im Stau. Um uns hupten genervte Menschen in ihren Autos, fest davon überzeugt, dass sich der Stau durch ihre Huperei in Wohlgefallen auflöst.
Auf die Sainte-Chapelle hatte ich mich mit am meisten gefreut. Dummerweise liegt sie unweit der Kathedrale Notre Dame, also im Epizentrum des touristischen Paris. Wie am Tag zuvor war alles voll mit schwerbewaffneter Polizei, Straßenzüge waren abgesperrt, Taschen wurden anlasslos kontrolliert. Blaulicht und „Düddledü-Düddledü, Düddledü-Düddledü, Düddledü-Düddledü“. Wieder ein Staatsbesuch? Kurz vor 12:00 Uhr fanden wir die Schlangen mit Menschen, die ebenfalls in die Saint-Chapelle oder in die Conciergerie wollten. Eine Reihe für Leute ohne gebuchten Timeslot, die andere Reihe für Leute, die wie wir ein Ticket gebucht hatten. Beide Schlangen etwa gleich groß. 12:00 Uhr. Es tat sich nichts. Um 12:15 Uhr standen wir immer noch in der selben Position draußen in der Kälte rum. Genau wie um 12:30 Uhr. Wir waren beide maximal genervt, niemand wusste, was oder ob etwas passiert. Dann endlich wurde die Absperrung für unsere Schlange geöffnet und wir durften zur Sicherheitskontrolle in einen hässlichen, kahlen Raum. Teils unfreundliches, teils gelangweiltes Sicherheitspersonal durchleuchtete unsere Taschen, ein Flughafen-Nacktscanner durchleuchtete uns.
Dann standen wir in einem der Innenhöfe des abgeranzten Justizpalastes und durften uns nun zur Ticketkontrolle anstellen. Das dauerte gottseidank nicht zu lange, und schließlich befanden wir uns im Untergeschoss der Kapelle, stiegen eine enge, steinerne Wendeltreppe hinauf und landeten inmitten einer lärmenden Menschenmasse. Glaubt mir, das war der Moment, an dem ich erneut kurz davor war auszurasten. Ich war eh schon sehr drüber, und nun wieder eingekeilt zwischen fremden Menschen, ohne Ruhe, ohne die Möglichkeit, sich hinzusetzen und die gigantischen Fenster und die Architektur auf sich wirken zu lassen. Ich konnte mich auf nichts mehr fokusieren, mein Sichtfeld verengte sich, mein Puls raste, ein beginnender Meltdown. Ich musste raus. So schnell wie möglich. 13 Euro Eintrittsgeld fürn Arsch. Draußen hätte ich fast angefangen zu heulen. Teils, weil mein Nervensystem komplett dereguliert war, teils aus Enttäuschung über die gesamte Situation.
Ich musste nicht lange auf meine Liebste warten. Auch sie war enttäuscht und völlig drüber, gemeinsam flüchteten wir aus dem Justizpalast, irgendwo hin, wo wir uns weniger Leute und weniger Lärm erhofften. An einen Ort, wo wir uns hinsetzen und runterkommen, vielleicht sogar was trinken und essen können.
Wenn wir beide unterwegs sind und nur eine Person drüber ist oder bereits schon im Meltdown, dann kann die andere Person die Führung und die Verantwortung übernehmen. Das hilft ungemein, so retten wir uns regelmäßig gegenseitig den Arsch. Wenn wir allerdings beide durch sind, kurz vor dem Meltdown stehen oder schon drin sind, dann ist das eine gefährliche Situation, weil niemand mehr einen klaren Kopf hat. Gefährlich, weil es sein kann, dass wir dann einen üblen Krach bekommen, der uns dann noch mehr in den Meltdown hinein reitet. Nicht selten bis zum Shutdown. Aber so weit kam es gottlob nicht. Im Quartier Latin, auf der „Schäl Sick“ von Paris, fanden wir ein nett aussehendes Café, in dem nicht viel los war. Ein sehr freundlicher Kellner begrüßte uns und auf der Sitzbank am Tisch neben uns schlummerte eine wuschelige Katze. Ein guter Ort. Durchatmen. Kaffee trinken. Was essen. Die übrig gebliebenen, verstreuten Lebensgeister zusammenrufen.
Normalerweise wäre das jetzt der Punkt, an dem vernünftige Leute merken, dass es genug ist und herausfinden, wie man am besten zurück zum Hotel kommt. Vernünftige Leute. Also nicht wir.
Denn ich hatte auf dem Weg zum Café eine Ruine gesehen. Aufsteigendes Mauerwerk, das ich als römisch identifizierte. Meine Liebste meinte lapidar, sie vermute, dass es sich um das Musée de Cluny handelt. Dieses ist in einem Palast im Stil der Renaissance, das an die erhaltenen römischen Thermen von Paris angebaut wurde, untergebracht. Das Musée de Cluny ist das nationale Mittelaltermuseum.
Römische Thermen. Renaissancepalast. Mittelalter. Jetzt ratet mal, wie wir uns entschieden haben? Richtig!
Nein, diesmal keine Schlangen. Die Sicherheitskontrolle bestand aus einem Blick in die Taschen. Das Museum war sehr gut besucht, aber nicht überlaufen.
Gute Museen machen uns glücklich. Fast so glücklich wie guter Sex. In diesem Fall strahlten wir vor Glück und hachten ohne Unterlass. Im Frigidarium, dem vollständig erhaltenen Kaltbadesaal der römischen Thermenanlage wurden die bei der Sanierung der Kathedrale Notre Dame aufgefundenen Figurenreste des mittelalterlichen Lettners ausgestellt. Wir hatten eine Doku darüber gesehen und waren äußerst entzückt, diese noch farbig gefassten Architekturreste live bewundern zu dürfen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wunderschöne Kapitelle nicht mehr existierender Kirchen wurden zur Bewunderung präsentiert, so wie frühmittelalterliche Elfenbeinschnitzereien, überlebensgroße, romanische und frühgotische Jesuse aus Holz, die einst an einem Kreuz in Kirchen hingen. Eine Ursula-Reliquienbüste aus Köln. Berühmte, spätmittelalterliche Wandteppiche mit Einhörnern drauf (fragt meine Liebste, sie kennt sich damit aus), Gemälde, wunderschöne Buchmalereien, prächtige Buchdeckel, verziert mit Gold und Edelsteinen. Geht hin, wenn es euch interessiert und ihr in Paris seid! Dieses Museum ist eine großartige Schatzkammer!
Und wer sich jetzt freut und denkt „Ende gut, alles gut“, der hat die Rechnung ohne die Metrostation Chatelet gemacht. Chatelet ist ein Verkehrsknotenpunkt, ein irres Gewirr aus unterirdischen Gängem, aus Laufbändern und plötzlichen Abzweigungen. Hier mussten wir umsteigen. Das Licht ist extrem grell, die Ansagen brutal laut, die Menschenmassen hetzen teilweise im Dauerlauf, als ginge es um ihr Leben. Meine Liebste, bereits am Ende ihrer Kräfte, fing an zu zittern, blieb stehen, war kurz vorm weinen, konnte nicht weiter. Gottseidank, ich weiß nicht woher, hatte ich noch ein Notlöffelchen übrig und konnte sie sanft zur Linie 11 bugsieren, wo direkt ein leerer Zug einfuhr und uns bis kurz vor unser Hotel brachte.
Achja. Abendessen. Wir hatten gehofft, in das kleine, nette Bistro im Erdgeschoss des Hotels gehen zu können. Die Energie dafür hatten wir nicht mehr. Statt dessen habe ich meine Liebste aufs Zimmer geschickt und habe ihr ein hochdosiertes CBD-Fruchtgummi verschrieben. Ich Wahnsinniger bin dann noch in den Supermarkt um die Ecke und habe uns mit letzter Kraft Kleinkram zur Notversorgung organisiert. Ich muss sehr langsam gewesen sein und der Einkauf war skurril, ich kann mich kaum noch daran erinnern. Danach fiel auch ich ins Bett.
Fazit Tag 2: Als ich mir eben meine Sätze durchlas, dachte ich spontan, dass wir eigentlich unglaublich bescheuert sind. Sind wir aber nicht, denn wir pendeln ständig zwischen dem wunderbaren Rausch des intensiven Erlebens und der Hölle der kompletten sensorischen Überreizung. Im Urlaub natürlich mehr als im Alltag. Aber auch Zuhause am Erdrand beschreibt das unser Leben...