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Medienwissenschaft

Heinweis auf die Rezension von Deborah Enzmann: “Handeln mit Emojis. Grundriss einer Linguistik kleiner Bildzeichen in der WhatsApp- Kommunikation” (Michael Beißwenger, Steffen Pappert)

#Medienwissenschaft

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Die “Müller-Sendung” des Schweizer Fernsehens ist zu einem Meilenstein der SRF-Geschichte geworden. Wir verwenden sie übrigens für Lehrzwecke.

Mitten in den Jugendunruhen der 80er Jahre nehmen eine Aktivistin und ein Aktivist der Jugendbewegung an der TV-Diskussion CH teil. Zuvor gab es Ausschreitungen und einen Polizeieinsatz, der unterschiedlich bewertet wurde. Die Auseinandersetzung entbrannte einmal mehr um das AJZ, um das Autonome Jugendzentrum Zürich. Dieses war Kernpunkt der Zürcher Jugendbewegung.

Die Aktivistin und der Aktivist schlüpften in die Rolle der “Müllers” und karikieren die Gegenseite. Die Polizei habe zu kleine Gummigeschosse verwendet, argumentieren sie. “Weshalb nicht einfach Schliessung des AJZ?” Es kommt zu grotesken Szenen während der Sendung. Überfordert ist nicht nur der Moderator, für den man zuweilen Mitleid entwickeln kann.

Die Sendung wird schliesslich “gesprengt”, vorzeitig abgebrochen. Die Boulevard-Zeitung BLICK nennt in der Folge die bürgerlichen Namen der “Müllers” und ermöglicht damit die Hetzjagd auf die beiden. Vor allem die Frau ist davon betroffen.

“Herr Müller”, Fredy Meier, ist in diesen Tagen im Alter von 67 Jahren gestorben. Der eine Medienevent hat seine Biografie geprägt.

Müller-Sendung aus dem Archiv des SRF...

#Medienwissenschaft #Medien #Jugendbewegung

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„Heute kippt das ganze System in die Unbestimmtheit, jegliche Realität wird von der Hyperrealität des Codes und der Simulation aufgesogen.“ (Seite 9)

„Die Moderne ist keine Umwertung aller Werte, sondern eine Austauschbarkeit aller Werte, ihre Kombinatorik und ihre Ambiguität.“ (Seite 162)

Baudrillards Buch Der symbolische Tausch und der Tod ist 1976 erschienen und zählt zu seinen bedeutenden Werken. Es besteht aus Essays, die sich lose aufeinander beziehen. Bereits in seiner Dissertaton 1968 – Das System der Dinge (Le Système des objets) – legte Baudrillard die Basis für seine Konzepte des Hyperrealen. Baudrillard, schillernde Persönlichkeit, streitbar und unerschrocken, ist 2007 in Paris gestorben. Er wurde 78 Jahre alt.

#Medienwissenschaft #Zitat

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In dieser Woche unterrichte ich wieder im Lehrgang Medienpädagogik (CAS, Fachhochschule). Seit rund zehn Jahren bin ich im Dozierendenteam dabei. Im Rahmen meines Seminars führe ich in drei grundlegende medienpädagogische Positionen ein, Jugendliche und Medien, um aktuelle Debatten einordnen zu können:

  • Position 1: Schutzräume errichten
  • Position 2: Resilienz stärken und mit Eigenentwicklung rechnen
  • Position 3: Medienentwicklungen und -ereignisse als pädagogische Anlässe nutzen: dialogisch-mediensensitive Pädagogik.

In politischen Debatten wird oft Position 1 vertreten. Es soll gefiltert werden, wo immer möglich. Diese Position ist deshalb politisch ergiebig, weil sie 1) alltagslogisch umstandslos einzuleuchten scheint und 2) stets “die anderen” adressiert: Plattformen, Messenger-Anbieter usw. Zwei Kriterien, welche den politischen Diskurs als solchen ausweisen. Es soll simpel sein und die anderen mit Handlungserwartungen adressieren.

Doch das Konzept des “Schutzraums” ist allein deshalb oft problematisch, weil es kaum zu verwirklichen ist und den Anforderungen, die sich an Pädagogik stellen, nicht gerecht werden kann. Dabei stehen nicht primär technische Probleme im Vordergrund, obwohl sie nicht zu unterschätzen sind, sondern soziale. In der Schule beispielsweise wird die Unterschiedlichkeit der elterlichen Zugangsregelungen “zum Problem”, sobald versucht wird, Position 1 zu realisieren. Oder wie meine Kollegin sagt, die als Lehrerin tätig ist: Einer/eine in der Klasse hat immer den “Schlüssel” zur Türe in den “Abgrund”.

Dies bedeutet: Es bräuchte eine mediensensitive Pädagogik, die mit Medienmilieus rechnet und mit Kompetenzsymmetrien zwischen Jugendlichen und pädagogischen Akteuren. Vom politischen Personal kann selten Unterstützung erwartet werden, dies zeigen konkrete Erfahrungen der letzten Jahre. Das Anliegen muss meines Erachtens sein, Kompetenzen hin zu einer mediensensitiven Pädagogik zu entwickeln (nicht bloss zu einer “Medienpädagogik”) , die zu mehr fähig ist als zu: “Ich filtere, also bin ich”.

#Medienwissenschaft #Bildung #Lehre #TheseCH > Kommentieren

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“Die Tiefe unserer Ignoranz gegenüber der Technik ist unergründlich.”

”...Auf tausend Werke über Wohltaten der objektiven Erkenntnis (...) gibt es keine zehn über die Techniken und nicht einmal drei, um die tödliche Gefahr anzuzeigen, die man einginge, wenn man sie nicht liebte.”

Bruno Latour starb im letzten Jahr, am 9. Oktober, in Paris. Er wurde 75 Jahre alt. Seine Arbeitsschwerpunkte erstreckten sich über Fragestellungen der Wissenschafts- und Techniksoziologie. Im Zuge der Techniksoziologie sind seine Beiträge zur Akteur-Netzwerk-Theorie wichtig.

Quelle: Latour, Bruno (2018): Existenzweisen. Frankfurt (Suhrkamp)

#Soziologie #Technik #Zitat #Medienwissenschaft > Kommentieren

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